Die Erste Präsidentschaft der Gemeinschaft der Heiligen der Letzten Tage ließ die örtlichen Führer und Mitglieder anweisen, keine HLT-bezogenen Webseiten zu unterhalten und bereits bestehende zu schließen.

Der Brief der Präsidierenden Bischofschaft trägt das Datum vom 15. März 2001, sein Inhalt wurde jedoch erst jetzt bekannt. In einigen Gemeinden wurde er in der Sonntagsversammlung verlesen. Gestern berichtete die HLT-eigene Deseret News darüber, worauf auch die offizielle Webseite der Gemeinschaft hinweist. Weitere Kommentare gibt es dort wie auch vom Pressesprecher der Organisation nicht. Der Brief solle für sich selbst sprechen.

Die Kernaussage des Anschreibens:

The First Presidency has requested that local church units and organizations should not create or sponsor Web sites. They have also determined that existing sites should be discontinued.

Diese Anweisung umfaßt somit Informationswebseiten über die HLT-Gemeinschaft, Webseiten von bzw. für Gemeinden und Pfähle sowie deren angeschlossene Organisationen. Von dieser Anweisung scheinen lediglich kommerzielle HLT-orientierte Webseiten unberührt zu bleiben, bei denen eine konkrete juristische Person – also eine Firma – haftbar gemacht werden kann.

Auch wenn der Brief der Präsidierenden Bischofschaft die deutschsprachigen Gemeinden und Pfähle noch nicht erreicht zu haben scheint, so wird dies sicher in wenigen Tagen geschehen. Sehr wahrscheinlich wird die Anweisung zur Generalkonferenz am 31. März und 1. April bekräftigt werden, sie erreicht spätestens zu diesem Zeitpunkt auch die Mitglieder der restlichen Welt.

Da keine deutschsprachige inoffizielle HLT-Webseite ein eigenes kommerzielles Angebot darstellt, dürfte von der Anweisung jede einzelne davon betroffen sein. Dies stellt einerseits sicherlich einen Verlust dar, man denke nur an hlt-schriften.de der Mission München, andererseits war bislang ohnehin so gut wie keine dieser Seiten geeignet, die Gemeinschaft in ein positives Licht zu rücken, und manche darunter maßte sich sogar die Bezeichnung „offiziell“ an. Der versandte Brief unterstreicht jedoch gerade, wie wichtig es sei,

that information presented to the world be accurate and dignified and that it represent a single, unified Church voice.

Dies traf zugegebenermaßen bis zum letzten Jahr selbst auf die offizielle Webseite der Gemeinschaft unter lds.org nicht zu, doch inzwischen hat man dort eine professionelle Präsentation etabliert. Bitter ist jedoch, daß sich dort fast keine deutschsprachigen Informationen finden. Doch eine zentralistisch kontrollierte Informationsquelle scheint der Führung in Salt Lake City wichtiger zu sein.

The church has developed several official Internet sites containing approved, correlated material that the church has deemed appropriate for the Internet.

Individualismus wird wieder einmal dem korrelierten Auftritt geopfert. Die HLT-Mitglieder sind es jedoch von ihrer Gemeinschaft nicht anders gewohnt, und so werden sie sich sicherlich auch diesmal dem vermeintlichen Willen Gottes fügen.

Doch eine Hoffnung bleibt so manchem bisherigen Betreiber einer solchen Webseite: Der Bann aus Salt Lake City ist nicht für immer. „A policy for the creation, operation, and maintenance of local unit Web sites is being developed and will be sent to priesthood leaders.“ Somit werden die örtlichen Priestertumsführer künftig die Verantwortung dafür tragen, daß HLT-bezogene Webseiten den Richtlinien aus Salt Lake City entsprechen.

Wo eine Richtlinie ist, da ist auch eine Strafe für deren Übertretung. Bestimmt wird dies den Enthusiasmus so manchen Webmasters deutlich zügeln und die HLT-Internetlandschaft wird wieder würdevolle und abgestimmte Züge annehmen. Wir werden sehen.

Quelle: Church wants local Web sites unplugged