Die Wachstums-Statistiken der HLT-Kirche gaben von jeher Anlass zur Diskussion, da es kaum Möglichkeiten gibt, ihre Verlässlichkeit zu prüfen. Doch was jetzt darüber bekannt wird, grenzt an Betrug und stellt ganz sicher unethisches Handeln dar.

Die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“, wie die größte mormonische Gemeinschaft heißt, gibt jedes Frühjahr auf ihrer Generalkonferenz die offiziellen Zahlen über ihre Mitgliederstärke bekannt.

Für das Jahr 2000 war das am 31. März 2001:

MITGLIEDER DER KIRCHE


  • Zuwachs an eingetragenen Kindern: 81.450

  • Bekehrtentaufen: 273.973

  • Mitglieder der Kirche insgesamt: 11.068.861


(Statistischer Bericht 2000, Liahona, Juli 2001, Jg. 127, Heft 7, S. 24.)

Weiterführende Angaben werden nie gemacht, offenbar überlässt man weitere Berechnungen dem Zuhörer bzw. Leser. Eine einfache Bilanzierung unter Verwendung der offiziellen Mitgliederzahl vom Vorjahr

  • 11.068.861 - 10.752.986 = 315.875

  • 273.973 + 81.450 = 355.423


ergibt eine Bilanzdifferenz von 39 548 Personen, was die von offizieller Seite nicht näher beschriebenen Verluste an HLT-Mitgliedern darstellt. Diese Zahl umfasst daher die Todesfälle und weitere statistische Korrekturen.

Aus gut informierten Kreisen wurde jedoch die Zahl der von der Abteilung Membership-Records der HLT-Verwaltungszentrale in Salt Lake City bearbeiteten Austrittsanträge für das Jahr 2000 bekannt: sie beträgt 87 500. Ob in dieser Zahl auch Ausschlüsse oder die europäischen Austritte enthalten sind, ist unbekannt. Die Zahl selbst liegt jedoch weit über dem errechneten Schwund. Aus gleicher Quelle verlautete, dass dieser Personenkreis tatsächlich nach wie vor in der Mitgliederstatistik enthalten ist.

Aussteiger und Exkommunizierte werden weiterhin als HLT-Mitglieder geführt? Das ist nicht nur statistischer Betrug sondern ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die mit dieser Organisation nicht mehr verbunden sein wollen und dafür die ohnehin schon recht kompliziert gestalteten Schritte für einen Austritt durchgeführt haben. Die Mehrheit der betroffenen Personen zeigt sich entsetzt über dieses jeder Ethik entbehrende Vorgehen.

Welches Ausmaß die Fälschung der Statistik inzwischen angenommen haben muss, kann anhand der Anzahl der Gesuche auf Löschung des Namens aus den Mitgliederlisten der HLT-Kirche in den letzten Jahren abgeschätzt werden:

  • 1995: 35.420

  • 1996: 50.177

  • 1997: 55.200

  • 1998: 78.750

  • 1999: 81.200

  • 2000: 87.500


Dass die Statistiken manipuliert werden erkennt man auch daran, dass sich für das Jahr 1999 entsprechend obiger Rechnung ein negativer Mitgliederschwund ergibt, und zwar in Höhe von 8 456 Personen. Es müssen daher neue Mitglieder ohne Taufe hinzugekommen sein, und das in einer Größenordnung, die über die Kompensation der Sterblichkeitsrate hinaus geht.

Unsere Forderungen

Wir, die Unterzeichner, sind ehemalige Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die diese Organisation aus freien Stücken verlassen haben. Wir taten dies mit dem Wunsch und in der Erwartung, dass dann keine Verbindung mehr mit dieser Kirche besteht. Zwar sind wir nun keine „eingetragenen Mitglieder“ mehr, mussten aber trotzdem erfahren, dass wir in den offiziell veröffentlichten Mitgliederstatistiken noch immer als „Mitglieder“ gezählt werden. Wir empfinden diese Aufblähung der Mitgliederzahlen nicht nur als unmoralische Irreführung der Öffentlichkeit, sondern auch als Verletzung unserer Persönlichkeitsrechte. Wir fordern daher von dieser Kirche die Beendigung der Praxis, ehemalige Mitglieder in ihrer Statistik über Mitgliederzahlen zu führen. Wir fordern eine öffentliche Entschuldigung dieser Kirche bei den ehemaligen Mitglieder, die als HLT-Mitglieder gezählt wurden. Wir fordern, dass die Zahl der Todesfälle und die Zahl der Austritte aufgeschlüsselt und in der jährlich veröffentlichten Statistik separat aufgeführt wird.

[28 Unterzeichner am 24. Januar 2002]