Diese Abhandlung enthält die Aussagen von Kirchenautoritäten und Zeitzeugen zu Änderungen im Buch Mormon. Sie soll Licht auf die geschichtliche Entwicklung der Ansichten zu diesem Buch werfen.

Joseph Fielding Smith sagt, es gibt keine Änderungen im Buch Mormon

Es ist sehr interessant, daß der mormonische Historiker Joseph Fielding Smith behauptet hat, daß die Aussage unwahr ist, daß es tausende Änderungen im Buch Mormon gibt. Er sagte auf der Herbstkonferenz 1961:

In den letzten zwei Wochen erhielt ich eine Anzahl Briefe aus verschiedenen Teilen der Vereinigten Staaten, einige waren sehr besorgt, weil sie von Feinden der Kirche und Feinden des Buches Mormon angesprochen wurden, die aussagten, daß es ein- oder zwei- oder mehr tausend Änderungen im Buch Mormon gegeben hat, seit die erste Auflage herausgegeben wurde. Natürlich ist diese Aussage unwahr.

Es ist wahr, daß, als das Buch Mormon gedruckt wurde, der Drucker ein unfreundlicher Mann war. Die Veröffentlichung des Buches erfolgte unter widrigen Umständen und es gab einige Fehler, meist satztechnische – Umstände, die bei fast jedem veröffentlichten Buch entstehen – aber es gab nicht eine Sache im Buch Mormon oder in der zweiten Auflage oder in irgend einer Auflage seither, die in irgend einer Weise der ersten Auflage widerspricht, und die Änderungen, die gemacht wurden, wurden vom Propheten Joseph Smith gemacht, wegen der widrigen Bedingungen, unter denen das Buch Mormon veröffentlicht wurde. Aber es gab keine Änderung in der Lehre.

Nun, diese Söhne Belials, die diese Berichte in Umlauf bringen, wissen es offensichtlich besser. Ich werde das Wort nicht nutzen, das mir auf der Zunge liegt. (The Improvement Era, Dezember 1961, S.924f.)

Roberts sagt, die erste Auflage des Buches Mormon ist frei von Satzfehlern

Diese Abhandlung wird zeigen, daß es tausende Änderungen im Buch Mormon gegeben hat und daß Joseph Fielding Smith derjenige ist, der nicht die Wahrheit sagt. Zu seiner Aussage, daß der Mann, der die erste Auflage druckte, unfreundlich war und zuließ, daß sich Fehler in das Buch einschlichen, sagte der bekannte mormonische Historiker B. H. Roberts bereits aus, daß die Erstausgabe des Buches Mormon „einzigartig frei von Satzfehlern“ war und daß der Drucker nicht für die vielen Fehler verantwortlich gemacht werden kann, die sich im Buch Mormon finden:

Daß Fehler in der Grammatik und Fehler im Diktat im Buch Mormon existieren (und ganz besonders und häufig in der ersten Auflage), muß eingeräumt werden; und weiterhin, während einige der Fehler auf ineffektives Korrekturlesen zurückgeführt werden mögen, wie man es in einer Druckerei auf dem Lande erwarten kann, sind die fraglichen Fehler jedoch solcher Natur, und so durchsetzt durch die Ausdrucksweise des Buches sind sie, daß man sie nicht ausräumen kann, indem man sagt, sie resultieren aus ineffektivem Korrekturlesen, oder indem man sie der boshaften Anordnung der Lettern oder die Unfreundlichkeit des Verlagshauses zuschreibt. Die Fehler sind grundlegend in ihrem Charakter; sie erwachsen aus der Machart des Stiles und sind nicht solche Fehler, die als typographisch klassifiziert werden mögen. In der Tat, die erste Auflage des Buches Mormon ist einzigartig frei von Satzfehlern. (Defense of the Faith, S.280f.)

In einer Fußnote auf Seite 295 des gleichen Buches sagt Roberts:

Aber auch nach gehöriger Betrachtung aller dieser Umstände sind die Fehler so zahlreich und von solch grundlegender Natur, daß sie nicht durch diese ungünstigen Bedingungen hinwegerklärt werden können, unter denen dieses Werk publiziert wurde. (Defense of the Faith, S.295)

Drucker durfte keine grammatikalischen Korrekturen vornehmen

John H. Gilbert, der Mann, der half, das Buch Mormon zu drucken, behauptete, daß die Mormonen nicht wollten, daß er die grammatikalischen Fehler im Manuskript korrigiert:

Als der Drucker bereit war, mit der Arbeit zu beginnen, wurde Harris benachrichtigt und Hyrum Smith brachte den ersten Teil des Manuskripts ... Am zweiten Tag – Harris und Smith waren im Büro – lenkte ich die Aufmerksamkeit auf die grammatikalischen Fehler und fragte, ob ich sie korrigieren sollte. Harris beriet sich kurz mit Smith und drehte sich zu mir und sagte: „Das Alte Testament ist ungrammatikalisch, setze es, wie es geschrieben ist.“ ...

Cowdery hielt und überflog das Manuskript, als die meiste Korrektur gelesen war, Martin Harris ein- oder zweimal, Hyrum Smith einmal, Grandin nahm an, daß diese Männer ihre eigene Handschrift genauso gut lesen konnten, wenn nicht besser, wie jeder andere; und falls es irgend welche Abweichungen zwischen der Palmyra Auflage und dem Manuskript gibt, sollten diese Männer dafür verantwortlich gemacht werden. (Denkschrift von John H. Gilbert vom 8. September 1892, Palmyra, New York, abgedruckt in Joseph Smith Begins His Work, Band 1, Einleitung)

Ein Foto des Originalmanuskripts des Buches Mormon, das auf Seite 216 des Buches A New Witness For Christ In America, Band 1, veröffentlicht ist, beweist, daß der Drucker nicht für die grammatikalischen Fehler der ersten Auflage verantwortlich war. Ein zweites handgeschriebenes Manuskript, bekannt als das Druckermanuskript, bestätigt dies ebenfalls. Fotos vom Druckermanuskript können in der Spezialsammlung der Bibliothek der University of Utah eingesehen werden. George Reynolds zitiert das folgende aus einem Interview mit John H. Gilbert:

„Hyrum Smith brachte das Manuskript immer ins Büro; er würde es unter seinem Mantel haben, der sorgfältig bis oben zugeknöpft war, als ob es sehr viel Gold wäre. Er sagte damals, daß es von Platten mit der Macht Gottes übersetzt wurde, und darin waren sie sehr eigen. Wir hatten damit große Probleme. Es waren überhaupt keine Satzzeichen enthalten. Sie wußten überhaupt nichts über Satzzeichen und wir mußten das selbst machen.“

„Haben Sie irgend einen Teil davon geändert, als Sie die Lettern gesetzt haben?“

„Nein, wir haben niemals etwas geändert.“

„Warum haben Sie es nicht geändert und korrigiert?“

„Weil sie uns das nicht erlauben wollten; sie waren da sehr eigen. Wir haben nicht das Geringste geändert. Na gut, es könnten ein oder zwei Worte gewesen sein, deren Buchstabierung ich geändert habe. Ich glaube, ich habe die Buchstabierung eines Wortes geändert, und vielleicht von zweien, aber nicht mehr.“

„Haben Sie alle Lettern gesetzt oder hat Ihnen jemand geholfen?“

„Ich habe das Ganze selbst gemacht und half auch beim Korrekturlesen. Außer mir gab es niemanden, der daran gearbeitet hat.“

„Haben Sie je eines der ersten Exemplare gesehen?“

„Ich habe eines hier, das niemals gebunden wurde. Herr Grandin, der Drucker, gab es mir. Falls Sie je ein Buch Mormon sahen, dann werden Sie sehen, daß sie es später geändert haben.“

„Wirklich? Lassen Sie uns Ihr Exemplar sehen, das ist ein guter Punkt. Wie ist es jetzt geändert?“

„Ich werde es Ihnen zeigen (er holt sein Exemplar hervor). Hier auf dem Titelblatt heißt es (lesend) „Joseph Smith Jr., Autor und Eigentümer.“ Später, als weitere Auflagen herauskamen, ließen sie das aus und behaupteten nur noch, daß es Joseph Smith übersetzt hat.“

„Nun, haben sie etwas anderes behauptet, als daß er der Übersetzer ist, als sie das Manuskript zu Ihnen brachten?“

„Oh nein, sie behaupteten, daß er mittels eines Instrumentes übersetzte, das er zur gleichen Zeit wie die Platten erhielt und daß der Herr ihm half.“ (The Myth of the Manuscript Found, Auflage von 1883, S.59)

Joseph Smith. Kein Grund Änderungen vorzunehmen

Entsprechend dem Zeugnis von Joseph Smith sollte es keinen Grund geben, Änderungen am Buch Mormon vorzunehmen. Er beschrieb, daß, als er und die Zeugen hinausgingen, um darüber zu beten, eine Stimme vom Himmel sprach, die ihnen sagte, daß die Übersetzung des Buches Mormon korrekt war:

...Und wir hörten eine Stimme aus dem hellen Licht über uns, die sagte: „Diese Platten wurden durch die Macht Gottes geoffenbart und sie wurden durch die Macht Gottes übersetzt. Deren Übersetzung, die ihr gesehen habt, ist korrekt, und ich gebiete euch, davon zu berichten, was ihr gesehen und gehört habt.“ (Joseph Smith: History of the Church, Band 1, S.54f.)

Zu anderer Gelegenheit äußerte Joseph Smith:

Ich habe den Brüdern gesagt, das Buch Mormon sei das richtigste aller Bücher auf Erden ... (History of the Church, Band 4, S.461)

Die Fehler im Buch Mormon wurden auf den Umstand geschoben, daß es ursprünglich in „reformiertem Ägyptisch“ geschrieben war. Auf Seite 538 der Erstausgabe lesen wir wie folgt:

Sprecht mich nicht schuldig wegen meiner Unvollkommenheit, auch nicht meinen Vater wegen seiner Unvollkommenheit, auch nicht diejenigen, die vor ihm geschrieben haben; sondern dankt vielmehr Gott, daß er euch unsere Unvollkommenheit kundgetan hat, damit ihr lernt, weiser zu sein, als wir es gewesen sind.

Und nun siehe, wir haben diesen Bericht geschrieben gemäß unserer Kenntnis, in der Schrift, die wir unter uns reformiertes Ägyptisch nennen, überliefert und von uns gemäß unserer Sprechweise abgeändert. Und wenn unsere Platten groß genug gewesen wären, so hätten wir hebräisch geschrieben; aber auch das Hebräische ist von uns geändert worden; und wenn wir hebräisch hätten schreiben können, siehe, so hättet ihr in unserem Bericht keine Unvollkommenheit gehabt. Aber der Herr weiß das, was wir geschrieben haben, und auch, daß kein anderes Volk unsere Sprache kennt; und weil kein anderes Volk unsere Sprache kennt, darum hat er für deren Übersetzung Mittel vorbereitet. (Mormon 9:31-34)

Auf Seite 564 der Erstausgabe lesen wir wie folgt:

Und ich sprach zu ihm: Herr, die Andern werden dieses hier wegen unserer Schwäche im Schreiben verspotten: denn, Herr, du hast uns durch den Glauben mächtig im Wort gemacht, aber du hast uns im Schreiben nicht mächtig gemacht: denn du hast all dieses Volk so gemacht, daß sie viel sprechen können wegen des Heiligen Geistes, den du ihnen gibst; und du hast uns so gemacht, daß wir wegen der Unbeholfenheit unserer Hände nur wenig schreiben können ... wenn wir schreiben, sehen wir unsere Schwäche und stolpern, wenn wir unsere Worte setzen sollen; und ich fürchte, die Andern werden unsere Worte verspotten. Und als ich dies gesprochen hatte, redete der Herr zu mir, nämlich: Narren spotten, aber sie werden trauern ... (Ether 12:23-26)

Viele Jahre lang lehrten die Mormonen, daß der Herr Joseph Smith eine perfekte Übersetzung des Buches Mormon gegeben hatte und daß alle Fehler von den Nephiten auf den Originalplatten gemacht wurden. David Whitmer, einer der drei Zeugen des Buches Mormon, machte diese Aussage:

Ich werde jetzt eine Beschreibung der Art und Weise geben, auf die das Buch Mormon übersetzt wurde. Joseph Smith würde den Seherstein in einen Hut tun und sein Gesicht in den Hut stecken, indem er ihn dicht um sein Gesicht zog, um das Licht auszuschließen; und in der Dunkelheit würde das geistige Licht scheinen. Ein Stück Pergament würde erscheinen, auf dem das Geschriebene erschien. Jeweils ein Zeichen würde erscheinen, und darunter war die Übersetzung in Englisch. (David Whitmer: An Address to All Believers in Christ, 1887, S.12)

David Whitmer erzählte, daß Joseph Smith selbst lehrte, daß das Buch Mormon Wort für Wort diktiert wurde, was der Behauptung widerspricht, die drei Zeugen hätten diese Geschichte erfunden:

...ein geistiges Licht würde hervorscheinen und Pergament würde vor Joseph erscheinen, auf dem eine Zeichenzeile von den Platten war und darunter die Übersetzung ins Englische; wenigstens erzählte es Joseph so. (Saints' Herald, 15. November 1962, S.16)

Martin Harris, ein weiterer der drei Zeugen, behauptete, daß Joseph Smith die Übersetzung direkt von Gott erhielt und daß es eine perfekte Übersetzung war. George Reynolds zitiert folgendes aus einem Brief von Edward Stevenson, geschrieben an Deseret News:

„Martin erläuterte die Übersetzung folgendermaßen: Mit Hilfe des Sehersteins würden Sätze erscheinen, die vom Propheten gelesen und von Martin geschrieben wurden, und wenn er fertig war, würde er sagen „Geschrieben“, und falls korrekt geschrieben, würde dieser Satz verschwinden und ein anderer an seiner Stelle erscheinen, aber falls er nicht korrekt geschrieben war, verblieb er, bis er berichtigt war, so daß die Übersetzung genauso war, wie sie auf den Platten eingraviert war, präzise in der Sprache, die damals benutzt wurde.“ (Juvenile Instructor Office: Myth of the Manuscript Found, Auflage von 1883, S.91)

George Reynolds, ein Mitglied des Ersten Rates der Siebzig (1890-1909), machte 1883 diese Aussage:

Aber zu Anfang muß man sich daran erinnern, daß die Übersetzung nicht in der üblichen Methode ausgeführt wurde, nicht durch gewöhnliche Mittel. Sie wurde durch göttliche Hilfe erlangt. Es gab keinerlei Verzögerungen aufgrund merkwürdiger Abschnitte, keine Schwierigkeiten in der Wortwahl, keine Unterbrechungen wegen des Unwissens des Übersetzers; es wurde keine Zeit für Nachforschungen oder Diskussionen über Werte und die Absicht oder Bedeutung bestimmter Zeichen vergeudet, und es gab keine Referenzen zu Autoritäten. Diese Schwierigkeiten in menschlicher Arbeit wurden entfernt. Alles war so einfach, als wenn ein Angestellter ein Diktat abtippt. Die Übersetzung der Zeichen erschien auf dem Urim und Thummim, Satz für Satz, und sobald einer korrekt niedergeschrieben war, würde der nächste erscheinen. (Myth of the Manuscript Found, Auflage von 1883, S.71)

Der Mormonenapostel Orson Hyde behauptete, daß die Worte auf dem Urim und Thummim erschienen. Er schrieb ein Büchlein in deutscher Sprache mit dem Titel Ein Ruf aus der Wüste, eine Stimme aus dem Schoose der Erde. Dieses Büchlein wurde von Justus Ernst vom Kirchengeschichtsbüro in die englische Sprache übersetzt. In diesem Bericht erscheint folgendes:

Die Art, auf welche sie selbe benützten, war folgende: Diese zwei Steine, genannt Urim und Thummim, im Durchmesser einer englischen Krone (Münze) nur etwas dicker, wurden dahin gelegt, wo alles Licht ausgeschlossen war. Die handelnden Personen opferten alsdann ihre Gebete dem Herrn und die Antwort erschien, geschrieben mit Buchstaben des Lichts auf den Urim und Thummim, verschwand aber sehr bald wieder. So: »Kam Licht in Finsterniß, allein die Finsternisse begriffen es nicht.« – Auf diese Art wurden diese geheiligten Urkunden in's Englische übersetzt. (Orson Hyde: Ruf aus der Wüste, 1842, S.27)

Oliver B. Huntington schrieb in sein Tagebuch, daß Joseph F. Smith, der der sechste Präsident der Mormonenkirche wurde, 1881 lehrte, daß der Herr Joseph Smith den exakten englischen Wortlaut und die Buchstabierung gab, die er im Buch Mormon nutzen sollte:

Samstag, 25. Februar 1881. Ich ging nach Provo zur Quartals-Pfahlkonferenz. Hörte Joseph F. Smith die Übersetzungsweise des Buches Mormon vom Propheten und Seher Joseph Smith beschreiben, die wie folgt war, so genau wie ich die Grundaussage seiner Beschreibung wiedergeben kann. Joseph übersetzte nicht die Schrift auf den goldenen Platten in seinem eigenen Sprachstil in die englische Sprache, wie viele Leute glauben, sondern jedes Wort und jeder Buchstabe wurde ihm durch die Gabe und Macht Gottes gegeben. Daher ist es das Werk Gottes und nicht das von Joseph Smith, und es geschah auf diese Weise ... Der Herr ließ jedes Wort, wie es sich in dem Buch liest, auf den Steinen in kurzen Sätzen oder Worten erscheinen, und als Joseph den Satz oder das Wort vor ihm aussprach und der Schreiber es ordnungsgemäß geschrieben hatte, würde der Satz verschwinden und ein anderer erscheinen. Und falls das Wort falsch geschrieben war oder auch nur ein Buchstabe inkorrekt war, würde die Schrift auf dem Stein verbleiben. Dann würde Joseph den Schreiber das zuletzt Gesprochene buchstabieren lassen und so den Fehler herausfinden, und wenn der Satz berichtigt wurde, würde er wie üblich verschwinden. (Tagebuch von Oliver B. Huntington, maschinengeschriebenes Exemplar der Utah State Historical Society, S.168)

Gott macht keine grammatikalischen Fehler

Nichtmormonische Schreiber haben die Grammatik des Buches Mormon mit der Aussage kritisiert, daß Gott die vielen grammatikalischen Fehler im Buch Mormon nicht gemacht haben könnte. Letztlich machte die Grammatik die Führer der Mormonenkirche so verlegen, daß sie beschlossen, die Idee zu verbannen, Gott habe Joseph Smith das Englisch im Buch Mormon vorgegeben; ihre neue Idee war, daß Gott Joseph Smith nur den Entwurf gab und daß er ihn in seinen eigenen Worten ausdrückte. Der mormonische Historiker B. H. Roberts machte diese Aussage:

Fakt ist, daß solche Fehler in Grammatik und Ausdruck, wie sie in der Übersetzung auftreten, genau solche Fehler sind, wie sie vernünftiger Weise im Werk eines in der englischen Sprache Unbewanderten gesucht werden mögen.

Aus diesen Daten erwächst die folgende Argumentation: es ist unmöglich, daß die angebliche Übersetzung, ob durch göttliche oder menschliche Mittel, eine wortwörtliche Übertragung aus der nephitischen Sprache ins Englische sein kann; und wenn die Übersetzung keine solche wortwörtliche Angelegenheit ist, dann kann nicht behauptet werden, daß das nephitische Original für die verbalen Ungenauigkeiten und grammatikalischen Fehler verantwortlich ist. Wenn das Buch Mormon eine wirkliche Übersetzung statt einer wortwörtlichen Übertragung von einer Sprache in eine andere ist und darauf bestanden wird, daß das göttliche Instrument, Urim und Thummim, alles tat und der Prophet gar nichts – wenigstens nicht mehr als die Übersetzung vom Urim und Thummim abzulesen – dann ist das göttliche Instrument verantwortlich für solche Fehler in Grammatik und Ausdruck, wie sie auftraten. Aber das heißt, die Verantwortlichkeit für die Sprachfehler einem göttlichen Instrument zuzuweisen, was in der Zuweisung dieser Fehler zu Gott resultiert. Aber das ist undenkbar, um nicht zu sagen Blasphemie. Wenn daher behauptet wird, daß die Sprache im Buch Mormon Wort für Wort und Buchstabe für Buchstabe dem Propheten durch direkte Inspiration von Gott gegeben wurde, dann wird Gott wiederum für die Sprachfehler im Buch Mormon verantwortlich gemacht – ein undenkbares Ding.

Statt diese Fehler der Göttlichkeit zuzuschreiben, sei es auf direkte oder indirekte Weise, werden die Menschen die Behauptungen des Buches Mormon verwerfen; und da die verbalen Fehler im Buch Mormon solche sind, wie sie ein in der englischen Sprache Unbewanderter machen würde, ist die Versuchung in den Köpfen der bislang nicht zur Wahrheit Bekehrten groß, das Buch Mormon gänzlich menschlicher Herkunft zuzuschreiben ...

Können diese offenkundigen Grammatikfehler dem Herrn zugeschrieben werden? Dies zu sagen hieße Spott zu veranlassen. Die Gedanken, die Lehren, sind gut genug; aber der unbeholfene, ungrammatikalische Ausdruck der Gedanken ist zweifellos das Resultat des ungenügenden Wissens des Übersetzers um die englische Sprache ... diese alte Theorie kann nicht erfolgreich aufrechterhalten werden, die besagt, daß der Urim und Thummim die Übersetzung vornahm, daß der Prophet nicht mehr tat, als zu wiederholen, was er in dem Instrument reflektiert sah, daß Gott direkt oder indirekt verantwortlich für die verbalen und grammatikalischen Fehler der Übersetzung ist. Eine solche Theorie intelligenten und ausgebildeten Leuten vorzutragen hieße unnötig zum Spotten einzuladen, und macht diejenigen, die sie unterstützen, Anwärter für Verachtung ...

Es nützt nichts, dieser Angelegenheit zu widerstehen, die alte Theorie muß verbannt werden. Sie konnte nur entstehen und sich so lange halten und jetzt von einigen so krampfhaft nachgehangen werden, weil unsere Väter und unsere Leute in der Vergangenheit und jetzt unkritisch waren und sind. (B. H. Roberts: Defense of the Faith, Deseret News, 1907-1912, S.278f., 295, 306ff.)

B.H.Roberts behauptete, da Gott das Englisch im Buch Mormon nicht vorgegeben hatte, die Kirchenführer ein Recht hätten, darin Änderungen vorzunehmen:

Viele Fehler, verbale und grammatikalische, wurden bereits in späteren englischen Auflagen ausgemerzt, und es gibt keinen haltbaren Grund, weshalb nicht jeder der noch verbleibenden auch ausgemerzt werden sollte ... Es gibt keinen guten Grund, warum wir kein Buch Mormon in englischer Sprache haben sollen, das genauso gut ist, wie sie es im Französischen, Deutschen, Schwedischen und Dänischen haben ... denn in diesen Übersetzungen wurde es nicht für notwendig befunden, die englischen Fehler beizubehalten; und ich glaube auch nicht, daß es notwendig ist, sie in unseren englischen Ausgaben beizubehalten ... der darlegende Schreiber hofft, daß er die Autorisierung dieser verbalen und grammatikalischen Änderungen erleben darf. (Defense of the Faith, Band 1, S.300f.)

Der mormonische Historiker Joseph Fielding Smith behauptete: „Solche Änderungen, die gemacht wurden, wurden vom Propheten Joseph Smith gemacht.“ Während es wahr ist, daß Joseph Smith die meisten Änderungen vornahm, wurden viele Änderungen nach seinem Tod gemacht. Dr. Sidney B. Sperry von der Brigham Young University gab zu, daß Dr. Talmage 1920 viele Änderungen vornahm:

Der Schreiber weiß zufällig, daß Dr. Talmage ein Verfechter von gutem Englisch war und ein genauer Untersucher des Buch Mormon Textes. Er kannte die Unvollkommenheit der Literaturaufmachung der Erstausgabe der nephitischen Aufzeichnung so gut wie jeder andere und nahm eine Vorreiterrolle in der Korrektur vieler davon in späteren Auflagen des Werkes ein (1920). (The Problems of the Book of Mormon, S.190)

Kirchenhistoriker Joseph Fielding Smith sagte:

Es gibt nicht eine Änderung oder Hinzufügung, die nicht in voller Harmonie mit dem Originaltext ist. Änderungen wurden in den Satzzeichen vorgenommen und in wenigen anderen Dingen, die einer Korrektur bedurften, aber nie hat je eine Veränderung oder Hinzufügung einen einzigen ursprünglichen Gedanken geändert. (Answers to Gospel Questions, Band 2, S.200)

Die Informationen auf dieser Seite wurden von Jerald und Sandra Tanner zusammengetragen.