In der christlichen Welt wird das erwartete Wiedererscheinen von Jesus Christus gemeinhin mit dem Ende der Welt gleichgesetzt. Schon viele haben sich an einer Datierung dieses Ereignisses versucht und sind damit kläglich gescheitert.
Einen besonderen Namen darin haben sich in neuerer Zeit die Zeugen Jehovas gemacht, das Jahr 1914 oder September 1975 sind dafür nur zwei Beispiele. Die HLT-Kirche beteilige sich nicht an derartigen Versuchen, hört man, es werde vielmehr auf die biblische Verheißung vom „Dieb in der Nacht“ verwiesen. Diese Seite widmet sich der Untersuchung der offiziellen Stellungnahmen zu diesem Thema.
Geschichtliche Quellen verraten, dass das Zweite Kommen eine enthusiastisch diskutierte Frage im 19. Jahrhundert war. Dass dies auch bei den Nachfolgern von Joseph Smith der Fall war, steht außer Frage. Das Buch Lehre und Bündnisse enthält entsprechend noch heute eine offizielle Behandlung dieser Thematik. Am 2. April 1843 verzeichnet die Kirchengeschichte:
Ich betete einmal sehr ernstlich, um die Zeit zu erfahren, wann des Menschen Sohn kommen werde; da hörte ich eine Stimme folgendes sagen: „Joseph, mein Sohn, wenn du lebst, bis du fünfundachtzig Jahre alt bist, wirst du das Antlitz des Menschen Sohn sehen; darum lass dir dies genügen, und behellige mich in dieser Sache nicht mehr.“ So hatte dies für mich seine Bewendung, ohne dass ich imstande war zu erkennen, ob dieses Kommen sich auf den Anfang des Milleniums oder auf ein vorhergehendes Erscheinen beziehe oder ob ich sterben und so sein Antlitz sehen würde. Ich glaube aber, des Menschen Sohn wird nicht früher kommen als zur genannten Zeit. (LuB 130:14-17)
Joseph Smiths 85. Geburtstag fiele in das Jahr 1890. Dafür gab er zwei Optionen, nämlich seinen Tod oder die Wiederkunft. Doch sein Tod trat schon erheblich früher ein und nach mormonischer Lehre sah er des Erlösers Antlitz bereits 1844. Auch der Anfang des Millenniums blieb aus, von einem vorherigen Erscheinen ganz zu schweigen.
Vier Tage nach diesen Ausführungen, also am 6. April 1843, prophezeite Joseph Smith in der Nachmittagsversammlung der Generalkonferenz:
Es gibt einige in der heranwachsenden Generation, die den Tod nicht schmecken sollen, bis Christus kommt.
Ich betete einmal ernstlich über dieses Thema; und eine Stimme sprach zu mir: „Joseph, mein Sohn, wenn du lebst, bis du fünfundachtzig Jahre alt bist, sollst du das Antlitz des Menschen Sohnes sehen.“ Die Schlussfolgerungen daraus zu ziehen blieb mir selbst überlassen; und ich nahm mir die Freiheit zu schlussfolgern, dass, wenn ich bis zu dieser Zeit lebte, Er erscheinen würde. Aber ich sage nicht, ob Er erscheinen wird oder ich dorthin gehe, wo Er ist. Ich prophezeihe im Namen Gottes des Herrn, und lasst es geschrieben sein – des Menschen Sohn wird nicht in den Wolken des Himmels kommen, bis ich fünfundachtzig Jahre alt bin, in achtundvierzig Jahren von nun an oder etwa 1890. Dann las ich das 14. Kapitel der Offenbarung, die Verse 6 und 7 – „...“ und Hosea, 6. Kapitel: Nach zwei Tagen, etc., – 2520 Jahre, was uns zu 1890 bringt. (HC 5:336)
Obwohl auch diese Aussage negativ formuliert ist, bringt sie doch keine Verbesserung der Lage, im Gegenteil, hier wird klar im Namen des Herrn gesprochen, es ist also eine offizielle Offenbarung, gegeben auf einer Generalkonferenz. Der Ausspruch wird auch durch das Entfernen der hervorgehobenen Passage in der heutigen Kirchengeschichte durch Historiker der Kirche wenig gelindert, da sie im Tagebuch von Joseph Smith nach wie vor enthalten ist. Eindeutig wird auf das Jahr 1890 hingewiesen. Fatal erscheint heute selbst die Aussage mit der heranwachsenden Generation.*
Doch die Thematik beschäftigte die Gemüter schon lange zuvor. Auf einer Konferenz am 14. Februar 1835 – es war die Konferenz, auf der die Zwölf Apostel ernannt wurden – predigte Joseph Smith:
das Kommen des Herrn ist nahe, es sollen noch sechsundfünfzig Jahre bis dahin vergehen (HC 2:182)
was Anfang 1891 bedeuten würde.
Damit waren die Spekulationen in der HLT-Kirche noch lange nicht erschöpft. Der nachfolgende ausführliche Artikel eines HLT-Apologeten erschien ursprünglich im Millennial Star, dessen Mitherausgeber der Autor war. Von dort hat er seinen Weg in den Stern von 1890 – pünktlich zum Nichteintreten der angekündigten Wiederkunft – und wiederholt 1915 gefunden. Der Autoritätsanspruch ist allgemein und doch ganz HLT-spezifisch gehalten. Der zweiteilige Artikel wird hier in voller Länge eingefügt.
Über die Wiederkunft Christi
Eine Auslegung prophetischer Zeiten
Vom Ältesten Thomas W. BrookbankI
Die Wiederkunft Jesu Christi ist kein neues oder unbekanntes Thema. Die Christen aller Glaubensparteien sind darin einig, dass Jesus wiederkommen werde; doch in Bezug auf die Art und Weise, den Ort und die Zeit seiner Erscheinung herrschen die verschiedensten und widersprechendsten Meinungen.
Die allgemeine und beliebte Ansicht ist, dass er in geistiger Weise kommen und in den Herzen seines Volkes regieren und dass seine Gegenwart allgemein und gleichzeitig gefühlt werde, wenn die ganze Welt durch das Predigen des Evangeliums bekehrt worden sei.
Diese Lehre findet nun aber auch viele Gegner. Einige behaupten, dass er kommen und wie ein Mann reisen und wieder anfangen werde, der Welt sein Evangelium zu predigen; andere sagen, dass er in Gestalt einer Frau kommen werde. Verschiedene Orte sind bestimmt worden als die Stelle, auf welcher er erscheinen werde; Zeit und Stunde seiner Wiederkunft sind der Welt verkündet worden, und die Zeitperioden waren so verschieden wie die Lokalitäten.
Auch die Heiligen der letzten Tage haben ihre eigentümlichen Ansichten über diesen höchst wichtigen Punkt; dieselben sind aber nicht auf blosse Spekulation, populäre Meinung oder geheimnisvolle Auslegungen der alten Prophezeiungen, sondern auf das Wort Gottes gegründet, welches in diesen letzten Zeiten offenbart und von den deutlichen und bestimmten Erklärungen der „heiligen Männer Gottes, welche durch den heiligen Geist gesprochen haben“, bestätigt sind. Es ist der Zweck dieser Zeilen, einige dieser Ansichten zum Nutzen der Leser zu erklären.
Ehe der Herr seine erste Erscheinung unter den Menschen auf Erden machte, sandte er einen Propheten, um das Volk auf seine Ankunft vorzubereiten. Dies geschah ungeachtet der Tatsache, dass die alten Propheten und Seher seine Erscheinung prophezeit hatten. Es ist daher auch ganz vernunftgemäss anzunehmen, dass er, obschon die alten Propheten und Apostel vieles in Bezug auf sein zweites Kommen gesagt haben, dennoch jemanden senden werde, die Welt auf dieses Ereignis vorzubereiten; die Notwendigkeit dieser Sache ist begreiflich, wenn wir die Ungewissheit und Verschiedenheit der Meinungen, welche über diesen Gegenstand obwalten, betrachten.
Obschon die alten Juden die Schriften der Propheten und die Anwesenheit von Johannes dem Täufer hatten, glaubten doch nur wenige, dass Jesus von Nazareth der sehnlichst erwartete Messias sei. Sein Vorläufer wurde dem Tode überantwortet und er selbst gekreuzigt. Obschon die Menschen dieser Generation das Alte und Neue Testament haben und der Herr einen Boten gesandt hat, um die Welt auf seine Wiederkunft vorzubereiten, existiert dennoch die gleiche Unwissenheit und der gleiche Geist, welcher den Tod von Johannes dem Täufer und Jesus Christus verursachte.
Joseph Smith, wie Johannes der Täufer, kam zu einer sektirischen Generation, um den Weg vor dem Messias zu bereiten. Gleich ihm predigte er Busse und Taufe zur Vergebung der Sünden und wurde gleich ihm verfolgt, ins Gefängnis geworfen und erschlagen. Diejenigen aber, welche sein Zeugnis annahmen und den Grundsätzen der Gerechtigkeit, die er verkündete, gehorchten, empfingen von Gott ein Licht, welches sie in den Stand setzte, die Zeichen der Zeit zu verstehen und den Tag zu erkennen, wann der Herr kommen wird. Die falschen Alarme, welche die Welt von Zeit zu Zeit erregen, haben keinen Schrecken für sie, denn sie haben das sichere Wort der Offenbarung.
Durch das Predigen des Evangeliums Christi, wie es durch Joseph Smith offenbart wurde, nämlich Glauben, Busse, Taufe und Auflegen der Hände für die Gabe des heiligen Geistes etc. werden Viele aus allen Nationen bewogen, die Traditionen ihrer Väter zu verlassen und sich mit dem Volke Gottes zu vereinigen. Diese werden sich an einem Orte versammeln, um sich dadurch auf die Erscheinung des Erlösers vorzubereiten, dass sie durch die inspirierten Diener Gottes jene Dinge lernen, welche dem Herrn wohlgefällig sind und sich von allen Dingen reinigen, welche er hasst. Sie werden ihm einen heiligen Tempel errichten und ein Reich gründen, in welchem die Gesetze und Verordnungen Gottes unter der Leitung seiner bevollmächtigten Priesterschaft beobachtet und befolgt werden.
Auf der andern Seite wird durch die Verwerfung des Evangeliums vom Reich, welches allen Völkern als ein Zeugnis der Ankunft Jesu Christi gepredigt werden soll, Verwirrung, Zweifel und furchtbare Zwietracht in der Welt überhandnehmen. Wie die Rechtschaffenen im Herzen und die Sanftmütigen der Erde sich aus ihrer Mitte entfernen so wird auch der Geist Gottes der Welt entzogen werden. Die Finsternis in Bezug auf ewige Dinge wird zunehmen. Nationen werden sich in furchtbaren und blutigen Kriegen zerfleischen, die Verbrechen, welche schon jetzt so allgemein sind, werden sich in erschreckender Weise vermehren, die Bande, welche Familien und Verwandte zusammenknüpfen, werden nicht geachtet und zerrissen und die Leidenschaften der menschlichen Natur aufs Schrecklichste missbraucht werden. Es wird scheinen, als ob selbst die Elemente durch die nationalen und sozialen Konvulsionen, welche die Welt in Aufregung bringen, ergriffen werden; Stürme, Erdbeben und furchtbare Unglücksfälle, Katastrophen zu Wasser und zu Land werden Schrecken und Verzagtheit unter das Volk bringen; neue, unbekannte Krankheiten werden still ihren grauenhaften Weg durch die Reihen der Gottlosen fressen; die Erde, mit Blut getränkt und durch die Verdorbenheit ihrer Einwohner entheiligt, wird anfangen, ihre Fruchtbarkeit zu versagen; die Wellen des Meeres werden sich über ihre Grenzen erheben und alle Dinge in Aufregung sein, und inmitten all‚ dieser Kalamitäten werden die hervorragendsten Geister unter den Nationen hinweggenommen und Furcht wird die Herzen aller Menschen ergreifen.
Die Juden, immer noch nicht glaubend, dass Jesus der Messias war, werden sich von den übrigen Völkern trennen und in ihr Vaterland zurückkehren. Der Gott Israels wird die Ereignisse der Welt so leiten, dass sie ihr Land wieder besitzen sollen und ihren Tempel wieder bauen können. Sie werden sich vermehren und zunehmen an Zahl und Reichtum, die Zeremonien und Gebräuche der mosaischen Gesetze ausüben und der Ankunft des Messias entgegenblicken, der kommen und über sie als König regieren soll. Die bankroten Nationen werden, den Reichtum der Söhne Judas beneidend, einen Vorwand suchen, sie zu bekriegen und das heilige Land überziehen, um zu rauben und zu plündern.
Wir können die Einwohner der Erde zu der Zeit gerade vor der Wiederkunft Christi unter drei Hauptabteilungen betrachten, nämlich:
Erstens die Heiligen Gottes, welche an einem Ort auf dem westlichen Kontinente, der Zion genannt wird, versammelt sind, um sich daselbst auf die Erscheinung des Erlösers - der sein Blut [für sie vergossen und nun kommen wird, um über sie zu regieren und sie für ihre Arbeiten, in der Gründung seines Reiches, zu belohnen - in ihrer Mitte vorzubereiten.
Zweitens die Juden, die sich nach Jerusalem und dem heiligen Land versammelt haben und - nicht glaubend, dass Jesus von Nazareth der Sohn Gottes war - in der Gefahr durch die herandringenden Heiden vernichtet zu werden, das Kommen ihres Messias erwartend.
Drittens die verdorbenen Nationen und Königreiche der Menschen, welche, nachdem sie das Licht des Evangeliums verworfen haben, für die Ankunft des Herrn unvorbereitet und beinahe zur Vernichtung reif sind.
Unter der erstgenannten dieser drei Klassen wird der Herr zuerst erscheinen und diese Erscheinung wird der übrigen Menschheit unbekannt sein. Der Herr wird zu dem Tempel kommen, der für ihn bereitet ist, und seine Getreuen werden sein Angesicht sehen, seine Stimme hören und seine Herrlichkeit schauen. Von seinen eigenen Lippen werden sie weitere Instruktionen für die Entwicklung und Verschönerung Zions und die Ausdehnung und Sicherheit seines Reiches erhalten.
Seine nächste Erscheinung wird unter den bedrängten und beinahe überwundenen Söhnen Judas sein. Wenn ihr Schicksal die Krisis erreicht hat, wenn die Truppen der verschiedenen Nationen die Stadt plündern und alle Schrecken des Krieges das Volk von Jerusalem befallen haben, wird er seinen Fuss auf den Oelberg setzen, der sich bei seiner Berührung mitten entzwei spalten wird (Sacharja 14). Von himmlischen Heerschaaren begleitet, wird er die verbündeten Armeen der Heiden schlagen und den Juden als der mächtige Befreier und Sieger erscheinen, der so lange und so sehnlich von ihrem Geschlecht erwartet wurde, und während Liebe, Dankbarkeit und Bewunderung für den Befreier ihren Busen erfüllt, wird er ihnen die Wundmale seiner Kreuzigung zeigen und sich als den Jesus von Nazareth, den sie verhöhnt und den ihre Väter gekreuzigt haben, offenbaren. Dann wird ihr Unglaube aus ihren Seelen verschwinden und die „Blindheit, die Israel einesteils widerfahren ist,“ hinweggenommen sein; dann werden „das Haus Davids und die Bürger zu Jerusalem einen freien, offenen Born haben wider die Sünde und Unreinigkeit“ und nein Volk zugleich (in einem Tag) geboren werden.“ Sie werden zur Vergebung ihrer Sünden getauft werden und den heiligen Geist empfangen; die Regierung Gottes wird dann unter ihnen gegründet wie in Zion, um nie mehr überwunden zu werden.
Die grösste, alles krönende Erscheinung wird nach diesen beiden stattfinden; aber wer kann in der Sprache der Sterblichen dieselbe beschreiben? Die Zunge zittert und die Feder entfällt der Hand des Schreibenden, während sein Gemüt in der Betrachtung der herrlichen und furchtbaren Majestät seines Kommens entzückt ist, wenn er kommen wird, um Rache zu nehmen an den Gottlosen und als König der ganzen Erde zu regieren.
Er kommt! Die Erde bebt und Berge erzittern; die grossen Wasser rollen zurück nach dem Norden und die zerrissenen Wolken glühen wie geschmolzenes Gold. Er kommt! Die toten Heiligen erstehen aus ihren Gräbern, und diejenigen, welche leben, werden mit ihnen aufgenommen und ihm entgegengehen. Die Gottlosen verbergen sich vor seiner Gegenwart und rufen den zitternden Felsen zu, sie zu bedecken. Er kommt! Mit allen Heerschaaren der Gerechten und Verherrlichten. Der Odem seiner Lippen bringt den Gottlosen Tod. Seine Herrlichkeit ist ein verzehrendes Feuer; die Stolzen und Rebellischen sind wie Stoppeln, es wird ihnen weder Wurzel noch Zweig gelassen. Er überflutet die Erde mit den feurigen Fluten seines Zornes, und die Unreinigkeiten und Abscheulichkeiten der Erde werden verbrannt, Satan und seine finstern Scharen werden gebunden - der Prinz oder Fürst der dunkeln Gewalten hat seine Herrschaft verloren. Er, dessen Recht es ist, zu regieren, ist gekommen, und „die Reiche dieser Welt sind die Reiche unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Das Volk des Allerhöchsten wird auf Erden wohnen, „die ihre Kraft wie zur Zeit ihrer Jugend“ hervorbringen soll; sie werden Städte bauen und Gärten pflanzen, und diejenigen, welche über Weniges getreu gewesen, werden über Vieles gesetzt werden; Eden wird blühen und die Früchte und Blumen des Paradieses werden ihre Lieblichkeit entfalten wie im Anfang; Jesus wird auf dem Berge Zion und in Jerusalem regieren und alle geschaffenen Dinge sollen ihren Herrn preisen.
In Beantwortung einiger Fragen sprach Jesus zu seinen Aposteln von gewissen Ereignissen, welche als Zeichen seiner Wiederkunft betrachtet werden könnten. Diese Dinge finden nun statt, darum leben wir in den Tagen seiner Wiederkunft.
„Das Evangelium vom Reich“, durch Offenbarung zur Erde gebracht, wird als ein Zeugnis seiner Erscheinung gepredigt; sein Volk versammelt sich, der Grundstein seines Reiches ist schon gelegt; Zion wird aufgebaut; der Geist der Versammlung ruht auf den Juden; die Reichen und Einflussreichen unter ihnen bemühen sich für ihre Wiederherstellung in Jerusalem; die wüsten Plätze jenes Landes fangen an zu blühen; Ströme fangen an in lange trocken gelegenen Betten der Flüsse zu fliessen. Der Geist des Widerspruchs und der Streitsucht macht sich in allen Teilen der Gesellschaft geltend, und die Nationen fühlen sich durch unsichtbare Einflüsse bewogen und angetrieben, für einen furchtbaren Krieg zu rüsten. Schreckliche Erfindungen für die Vernichtung von Menschenleben werden beständig hervorgebracht. Wir hören von Erdbeben, Sturmwinden, Tornados und allen Arten von furchtbaren Katastrophen, und obschon die Erde immer noch in Fülle ihre Früchte hervorbringt, verschmachten doch Tausende wegen Mangel an gehöriger Nahrung. Das Verbrechen vermehrt sich in grauenvoller Weise; die Religion der grossen Menge ist nichts als ein Gespött und Blendwerk, ein blosser „Schein“; die Bande, welche die Gesellschaft zusammenhalten, werden los und zerreissen, und Alle fühlen, dass „Etwas kommen wird.“
Dieses sind einige Zeichen seiner Wiederkunft. „Siehe, der Bräutigam kommt; gehet aus ihm entgegen.“ Die klugen Jungfrauen erwachen, ihre Lampen sind gerüstet; sie wandeln nicht im Finstern, sondern mit einem „Licht für ihre Füsse und einer Leuchte für ihren Pfad“; sie fliehen nach dem verordneten Platz, denn es steht geschrieben: „Der Erlöser wird nach Zion kommen.“
Die Zeit ist nahe. Die Ereignisse, die wir hier in Betrachtung gezogen haben, werden einander schnell folgen; Gott wird sein Werk in Gerechtigkeit verkürzen. Der Tag und die Stunde sind nicht offenbart, aber wenn der Herr Zion gebaut hat, wird er in seiner Herrlichkeit erscheinen.
O ihr Menschenkinder, bereut eure Sünden, leget ab eure Bosheit. Der Geist des Herrn hat in eure Herzen geflüstert, und ihr habt eure Bosheiten gefühlt, wenn ihr des Nachts schlaflos auf euren Lagern gelegen. Achtet nicht auf den Spott der Gottlosen und Verächter, sondern kommt hervor und werdet mit Christo begraben durch die Taufe; empfanget die reiche Gabe des heiligen Geistes und helfet, euch mit den Heiligen für das Reich des Sohnes Gottes vorzubereiten, damit ihr, wenn er kommen wird, auf seine Erscheinung hoffen dürfet und euch der Tag des Herrn nicht unversehens „wie ein Dieb in der Nacht“ überfalle. Amen.II
Im achten Kapitel des Buches Daniel ist die Vision des Propheten von dem Widder und dem Ziegenbock verzeichnet. Der siebzehnte Vers des gleichen Kapitels gibt uns die erste Andeutung, welche Zeit verstreichen muss, bevor alle Prophezeiungen dieser Vision in Erfüllung gegangen sind. Es wird dort festgestellt, dass „dies Gesicht gehört in die Zeit des Endes.“ Gabriel, der zu Daniel spricht, wird später etwas deutlicher, denn er sagt: „Siehe, ich will dir zeigen, wie es gehen wird zur Zeit des letzten Zornes; denn das Ende hat seine bestimmte Zeit.“ Die Bezugnahme bezieht sich hier ganz klar auf diese bestimmte Vision, denn die Bemühungen Gabriels gingen dahin, eine Erklärung derselben zu geben. Ausserdem finden wir in Vers fünfundzwanzig eine Darlegung, aus welcher wir leicht verstehen können, dass diese Vision ihre Ereignisse nicht abschliessen wird, bis die Nation oder die Nationen, welche die Regierung Gottes auf Erden verwerfen, „ohne Hand zerbrochen werden“, d. h. ohne menschliche Mitwirkung. Da diese direkte Handhabung der Gerechtigkeit in dieser Welt von dem Allmächtigen auf die „letzte Zeit“ vorbehalten wurde, so kann kein Zweifel darüber bestehen, dass die Erfüllung dieser Vision weitergehen muss, d. h. bis etwa zur Zeit des zweiten Kommens Christi.
In den Kapiteln 10-12 (einschliesslich) finden wir eine andere herrliche Vision, die der Herr seinem geliebten Propheten gegeben hat. Die Prüfung des ersten Teiles dieser beiden Visionen enthüllt uns die Tatsache, dass sie beide auf das gleiche grosse Ereignis sich gründen, nämlich auf den Krieg zwischen Persien und Griechenland unter Alexander. Der Hauptzweck der späteren Vision scheint zu sein, mehr Einzelheiten darüber zu geben als in der ersten zu finden sind. Im zwölften Kapitel wird uns die ganze Zeit, über welche sich diese Visionen erstrecken sollen, sehr klar gemacht, denn es wird uns gesagt, dass es dauern wird bis zur Auferstehung der Gerechten zu der Zeit, da der Heiland mit seinen himmlischen Scharen erscheint, um in Herrlichkeit seine persönliche Regierung auf Erden aufzurichten.
Weiter spricht Johannes in dem Buch der Offenbarung (Kapitel 13) von dem grossen Tier, welches dem Meere entstieg und welches 42 Monate lang leben sollte. Diese Dinge werden in solch enger Verbindung mit dem zweiten Advent Jesu Christi erzählt, wenn er wiederum auf der Erde steht und seine Erlösten um ihn versammelt - mit dem Fall des geistigen Babylon etc., dass es ausser Zweifel zu sein scheint, dass das Leben dieses symbolischen Tieres vorwärts gehen muss, in tatsächlichen Ereignissen, bis zu dem Morgen des Milleniums, gerade wie es mit den Ereignissen der Fall ist, die eben in der Vision Daniels erwähnt sind.
Diese drei erhabenen Visionen oder Prophezeiungen bringen uns, jede für sich oder alle zusammengenommen, demnach hinunter bis zum Ende der gegenwärtigen Dispensation. Angesichts dieser Tatsache muss es klar sein, dass jeder Versuch, die Zeit des Endes dieser Visionen festzusetzen, dass jeder solche Versuch, der nicht zur gleichen Periode ihres Endes gelangt, nicht nach richtigen Grundsätzen vorgeht. Das gleiche Jahr für das Ende dieser mächtigen Prophezeiungen zu geben, scheint beinahe eine hoffnungslose Sache zu sein, besonders wenn man die Tatsache bedenkt, dass alle Ausleger, soweit wie sich die Kenntnis des Verfassers erstreckt, völlig erfolglos gewesen sind in dem Bemühen, das gleiche Jahr oder das Ende, wenn auch nur von zwei derselben, von einer Harmonie aller drei nicht zu sprechen, festzusetzen. Ungeachtet dieser allgemeinen Verwirrung kann aber das gleiche Jahr für ihr gemeinsames Ende gegeben werden und dieses ebenfalls ohne irgend einem erwähnten Punkte darin Gewalt antun zu müssen.
Daniels erste Vision
(Daniel 8. Kapitel)
„2300 Tage“
Wenn wir nun die erste Vision [Daniel 8] vornehmen, so finden wir im Vers 13 die bestimmte Frage gestellt, wie lange dieses besondere Gesicht währen soll, und im 14. Vers wird uns die Antwort gegeben: 2300 Tage. Sowohl die Frage wie die Antwort kam von einer Persönlichkeit, die „Heiliger“ genannt wird. Nun, das Volk Gottes, welches in den Tagen Daniels lebte, wurde „Heilige“ genannt, und es ist bei der Auslegung von Prophezeiungen ein richtiger und vernünftiger Grundsatz, dass prophetische und symbolische Zeiten nach der Zeit berechnet werden müssen, die in der Welt im Gebrauch stand, in welcher derjenige, welcher die symbolische Zeit gab, sich befand. Also müssen die 2300 Tage nach einer irdischen Methode berechnet werden. Es brauchen nun keine Versuche gemacht zu werden, um zu zeigen, dass bei den alten Juden manchmal ein „Tag“ für ein „Jahr“ stand. Die Tatsache, dass sie dies taten, ist zu gut bekannt, als dass ein Einwand möglich wäre. Diese 2300 Tage stehen deshalb in unserm Falle für 2300 Jahre unserer gewöhnlichen Zeit. Welchem Datum sollen sie nun zugefügt werden?
Da die zwei grossen Nationen, Persien und Griechenland, beide in dieser Vision von Anfang an enthalten sind und da ein Unterschied von vielen Jahren in ihrer nationalen Gründung besteht, ist es ganz klar, dass irgend ein anderes Ereignis und eines, das der Geschichte beider Nationen gemeinsam ist, als der Ausgangspunkt gewählt werden muss. Daniels Vision befasst sich nun sofort mit dem Kriege zwischen Persien und Griechenland unter Alexander, und dieses ist sicherlich ein Ereignis, welche beiden Nationen gemeinsam ist. Was gesagt wird, bevor dieser grosse Konflikt erwähnt wird, ist lediglich Einführung. Dieser Krieg begann im Jahre 334 v. Chr., denn zu dieser Zeit drang der Ziegenbock in die Herrschaft des Widders ein und am Granikos wurde die erste Schlacht geschlagen. Da diese Ereignisse sich alle vor dem Beginn der christlichen Zeitrechnung zutrugen, müssen wir 334 Jahre geben, um das Datum auf den Beginn des Jahres 1 n. Chr. zu bringen und dann werden uns für diese Dispensation noch 1966 Jahre gelassen, aus den 2300 Jahren heraus, welche wir oben gefunden haben, in andern Worten: Daniels Vision von dem Widder und dem Ziegenbock und die damit verbundenen Ereignisse werden im Jahre 1966 zu Ende gehen.
Daniels zweite Vision
(Daniel 10-12. Kapitel)
„Eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit“
Mit Bezug auf Daniels letzte Vision (Kapitel 10 bis einschliesslich 12) finden wir bezüglich der Dauer derselben die gleiche Frage gestellt, aber die Antwort wurde in Ausdrücken gegeben, die von den im ersten Falle gebrauchten verschieden sind. Hier lautet die Antwort: „eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit“ und sie wird nicht gegeben von einem „Heiligen“ sondern von „einem Manne in leinenen Kleidern“ (Kapitel 12:6,7). Lasst uns nun darüber Gewissheit verschaffen, wer der „Mann in Leinen“ war. Im Kapitel 10, den 5., 7. und 9. Vers nachschlagend finden wir, dass er die Persönlichkeit war, welche dem Daniel die Vision gab und nach der Beschreibung des Daniels und seinem Aussehen kann kein Zweifel darüber bestehen, dass es ein Mitglied der Gottheit war. In Offenbarung 1:13-15 wird eine Beschreibung des Menschensohnes, Jesu Christi, gegeben, die derjenigen, welcher von dem „Mann in Leinen“ gegeben wird, so sehr nahe kommt, dass wir nicht irren, wenn wir beide indentifizieren. Nun wenn Jesus diese Antwort gab und wir dessen eingedenk sind, dass er in einer Sphäre lebt, in welcher die Länge eines Tages der Länge von Eintausend Jahren unserer Zeit auf Erden entspricht (2. Petri 3:8) so müssen die Jahre, die in „einer Zeit“, in Zeiten und einer halben Zeit“ eingeschlossen sind, folgerichtig nach dem schon erwähnten allgemeinen Grundsatze bestimmt werden. Wenn wir nun eine „Zeit“ für einen himmlischen „Tag“ nehmen, wird noch einer, oder zwei solcher Tage „Zeiten“ ausmachen und mit dem der halben Zeit wird alles zusammen zwei und einen halben Tag der himmlischen Zeit ausmachen, oder 2500 Jahre in irdischer Zeit. Von welchem Jahre sollen wir nun diese 25 Jahrhunderte rechnen? Aus Kapitel 11:2 geht klar hervor, dass diese Vision ihren Anfang nimmt, an dem Tage, an dem Daniel sie erhalten hat, und das Datum dieses Ereignisses wird in den Randbemerkungen unserer Bibeln mit dem Jahre 534 v. Chr. angegeben. Wenn wir nun wie im ersten Fall weitergehen, so braucht es zunächst 534 Jahre, um zur christlichen Zeitrechnung hinunter zu kommen und dann bleiben uns von den 2500 Jahren noch 1966, in andern Worten: auch die letzte Vision Daniels wird mit dem Jahre 1966 zu Ende gehen.
Dass es auch andere Methoden gibt, um diese Jahre, die in „Zeit, Zeiten und einer halben Zeit“ enthalten sind, zu berechnen, kann nicht bestritten werden. Dieser Ausdruck wurde einigemal mit alleinigem Bezug auf irdische Zeitrechnung gebraucht und wenn die richtigen Grundsätze angewandt werden, so sind die Ergebnisse natürlich verschiedene; in dem vorliegenden Falle aber muss die Sache beständig von dem Standpunkte des „Mannes in leinenen Kleidern“ aus betrachtet werden. Dieses haben wir getan und das Resultat ist eine erstaunliche Uebereinstimmung mit dem Datum, zu dem wir im ersten Falle gelangt sind.
Die Vision des Offenbarers Johannes
(Offenbarung Kapitel 13)
„42 Monate“
Wenn wir uns endlich der Vision zuwenden, die Johannes der Offenbarer von dem Tiere hatte, welches dem Meere entstieg (Off. 13), so ist das erste, was unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht, die deutliche Absicht des Allmächtigen, dieses eine Tier alle die verschiedenen Nationen darstellen zu lassen, welche Daniel einst in dem Sinnbild dieser vier verschiedenen Tiere gesehen hatte, wovon ein Bericht im 7. Kapitel Daniel enthalten ist. In der Vision des älteren Propheten war eine Nation durch einen Löwen versinnbildlicht, eine andere durch einen Bär, eine dritte durch einen Parder und die letzte durch ein Tier von unnatürlicher Form, ein Ungeheuer, und wenn wir sie zusammenfassen, so waren die Tiere des Daniels ein Löwe, ein Bär, ein Parder und ein unbenanntes Monstrum. Wenn wir uns nun auf der andern Seite das Tier bei Johannes dem Offenbarer ansehen, welches dem Meere entstieg, so bemerken wir, dass es das Maul eines Löwen hatte, dadurch klar die dortige Gegenwart des babylonischen Löwen anzeigend. Es hatte die Füsse eines Bären. Seine Haut reichte nicht, um das persische Symbol ganz zu decken. Der Parder ist der gleiche, wie vor alters, wie Daniel ihn in seiner Versinnbildlichung gebraucht hat, und die Aufmachung dieses Tieres der Apokalypse mit dem Körper eines Parders, dem Maul eines Löwen, und den Füssen eines Bären ist ebenfalls ein unnatürliches Ungeheuer - ein Monstrum. Hier wird uns ebenfalls ein Löwe, ein Bär, ein Parder und ein Monstrum gezeigt, und dieses Tier in einer Form ist gewiss ungefähr die gleiche vollkommene Darstellung der vier Tiere bei Daniel, wie sie nur von Inspiration hergestellt werden konnte. Und nun nimmt uns der Offenbarer, der Apostel Johannes, mit dieser Vision zurück bis in die ersten Tage Babylons - zu seiner Gründung.
Das Tier der Offenbarung sollte 42 Monate währen (Offenbarung 13:5). Ueber welche Zeit erstrecken sich diese? Da im Altertum einen Tag oft für ein Jahr stand, muss ein Monat für viele Jahre stehen. Wieviele? Da ein für ein Jahr stehender sinnbildlicher Tag eine bestimmte beständige Zeitperiode war - eine Umdrehung der Erde um ihre Achse für eine Umdrehung der Erde um die Sonne, so muss ein symbolischer jüdischer Monat, der nicht wie unserer 28, 29, 30 oder 31 Tage umfasste, sondern eine bestimmte Länge je nach der Umdrehung des Mondes um die Erde hatte, für eine beständige Zeitdauer stehen und was ist, um den Wert des Monates in Jahren auszudrücken wohl mehr angebracht als ein Jahrhundert? Und es kann wenig Zweifel darüber bestehen, dass diese Hundert Jahre ebenfalls eine Zeit darstellen, die zu irgend einer Himmels- oder Planetenbewegung nötig ist. Diese 42 Monate sind gerade soviele Jahrhunderte, oder 4200 Jahre und sie müssen von der Gründung Babylons an gerechnet werden, wie wir schon gesehen haben. In welchem Jahr geschah dieses? In einem „Index to the Holy Bible“ nach der König Jakob-Uebersetzung, von Herausgeber William W. Harding, Philadelphia, 1871 wird dieses Datum auf 2234 v. Chr. angegeben. Wie in den beiden vorigen Fällen müssen wir die Rechnung zunächst auf den Beginn der christlichen Zeitrechnung hinunter, bringen, und nehmen wir, um dieses zu tun, von den 4200 Jahren 2234 weg, so verbleiben genau 1966 Jahre, oder um die Sache in andere Worte zu fassen: die Lebenszeit des Tieres, welches Johannes der Offenbarer in Vision sah, wie im 13. Kapitel der Offenbarung verzeichnet, wird im Jahre 1966 zu Ende gehen.
Gegenüber dieser überraschenden Entwicklung von gleichen Daten brauchen wenig Erklärungen gemacht zu werden. Entweder sind sie in den Absichten Gottes so festgesetzt, oder sie stimmen durch Zufall miteinander überein. Lasse man diejenigen, die dieser letzteren Ansicht huldigen, herausfinden, wenn sie können, welche Möglichkeit vorhanden ist, dass dieser bemerkenswerte Uebereinstimmung keine Ursache zu Grunde liegt. Wenn die Grundzüge in diesen verschiedenen Berechnungen, alle auf verschiedenen Prinzipien gegründet, verschiedene Sinnbilder, verschiedene Ausgangspunkte etc. betrachtet werden, denken wir nicht, dass die Sache erledigt ist mit der Behauptung „Zufall“! Die Uebereinstimmung selbst ist der stärkste Beweis dafür, dass die Schlüsse auf Wahrheit beruhen und ohne dass wir uns die Rolle eines Propheten anmassen, überlassen wir die Sache unsern Lesern. (Millenial Star, Der Stern, 1915, Nr. 11, S. 165ff., Nr. 12, 185ff.)
Eine Andeutung über einen möglichen Zeitraum findet sich als Drohung auch in einem Artikel, der zu Beginn des hundertsten Jahres des Bestehens der Kirche erschienen ist, ohne aber einen konkreten Zeitpunkt zu benennen:
1930 stimmt uns aber auch sehr ernst, sind doch schon hundert Jahre vergangen, seit der Herr Seine himmlischen Boten mit der Botschaft sandte, der Welt Buße zu predigen. Wie wenige haben auf diesen Ruf geachtet! Mehr denn je tanzte die Welt im letzten Jahrhundert um das goldene Kalb, den Mammon. ... Wie zu Noahs Zeiten huldigt die Menschheit auch heute dem Teufel der Unzucht, des Betruges und der Gewalt. Gott der Herr sagte zu Noah: «Der Mensch will sich von meinem Geiste nicht mehr strafen lassen.» Ist es heute anders? Der Herr gab 120 Jahre, aber da sich die Menschen nicht bekehrten, kam die Flut und nahm alle hinweg, die um das goldene Kalb tanzten. Wie lange wird die Gnadenzeit in unserer Zeit währen? Hundert Jahre sind bereits vergangen. (Der Stern, 1930, Nr. 1, S. 16)
Hiermit sollte offenbar impliziert werden, dass es nur noch etwa zwanzig Jahre bis zur Wiederkunft Christi sein können.
Die Aussage, in den mormonischen Kirchen habe es nie Zeitpunkte gegeben, zu dem das Ende der Welt erwartet wurde, ist also nicht stichhaltig. Das Zweite Kommen Christi wurde in der HLT-Kirche zumindest in den Jahren 1890 und 1966 erwartet. Weiterhin kann angemerkt werden, dass viele Mitglieder im 20. Jahrhundert das Zweite Kommen für das Jahr 2000 vorausahnten. Offizielle Äußerungen dazu gibt es wie zu allen anderen interessanten Themen nicht mehr.
Doch nicht alle mormonischen Kirchen waren in neuerer Zeit so zurückhaltend, wie das Beispiel der Kirche Christi mit der Elias-Botschaft zeigt. Da heißt es in Botschaft 86: „In den späten 90er Jahren werden die Streitigkeiten wieder schlimmer werden. Die großen Kriege werden so bitter sein – die weltweite Verwirrung – Harmageddon wird hereinbrechen und bevor die menschliche Zeitrechnung das 6. Jahrtausend erreicht, wird das Millenium beginnen.“ Oder in einer anderen Übersetzung: „Ende der neunziger Jahre (90er) werden die Zustände wieder schlimmer werden. Die großen Kriege werden so bitter sein – die große weltliche Verwirrung – Harmageddon (Zach. 14) wird kommen und ehe die Menschheit sechstausend Jahre zählen wird, wird das Tausendjährige Reich (Millenium) anbrechen.“ (Das Wort des Herrn 86:34 vom 31. Juli 1968.) Dies verdeutlicht die Erwartungshaltung vieler Mormonen quer durch diese Kirchen.
* Die sektenhafte Auslegung des Wortes „Generation“ als Zeitabschnitt von vielen Jahrzehnten wird auch von Mormonen immer wieder gern verwendet, wenn irgend eine Verheißung nicht eingetreten ist. Trotz Schwierigkeiten mit der Auslegung haben sich selbst Alttestamentler darauf geeinigt, dass „Generation“ niemals mehr als dreißig Jahre bedeutet. In diesem Fall ist es aber einfacher, da „heranwachsende Generation“ ohnehin nicht so viel Raum zur Auslegung bietet.