Kapitel 2 - Änderungen, Zensur und Unterdrückung


(übersetzt von Manfred Trzoska aus Mormonism - Shadow or Reality? von Sandra und Jerald Tanner)

Die Tatsache, dass der Mormonismus sich ändert, ist sehr offensichtlich für jeden, der die Geschichte der Kirche studiert. Dinge, die gebilligt wurden als der Mormonismus begann, werden jetzt verdammt, und Dinge, die jetzt gebilligt werden, wurden einst verdammt. Ein Beispiel einer solchen Änderung könnte die Mormonenkirchenmeinung in Bezug auf Tanzen sein. Heutzutage haben die meisten Gemeinden in der Mormonenkirche eine Gemeinschaftshalle, wo getanzt wird. Tanzen scheint ein wichtiger Teil des Freizeitprogramms der Kirche zu sein; aber dies ist nicht immer der Fall gewesen. Ein Mitglied der heutigen Kirche könnte überrascht sein, wenn er herausfinden würde, dass er, wenn er 1837 in Kirtland gelebt hätte, für die Teilnahme an einem Tanz aus der Kirche hätte ausgeschlossen werden können.

Joseph Smith machte folgende Bemerkung unter dem Datum 22. Oktober 1837:
Sonntag 22. – Die Kirche in Kirtland schloss zweiundzwanzig Brüder und Schwestern aus, weil sie Befriedigung darin suchten, sich mit der Welt in einem Tanz am letzten Donnerstag zu vereinigen. (History of the Church, von Joseph Smith, Band 2, Seite 519)

Auf Seite 520 desselben Bandes erklärte Joseph Smith:
Die meisten derjenigen, über die die Klage erhoben wurde, dass sie sich am 19. am Freizeitvergnügen beteiligt hätten, und die nicht bekannt und ihre Fehler gegenüber dem Hohen Rat am 1. November eingestanden hatten, und der Rest wird gebeten, dies zu tun, oder sie werden aus der Kirche ausgeschlossen.

Tanzen wurde anscheinend während der Nauvoo-Periode in die Kirche eingeführt. Joseph Smith bekam großes Interesse am Tanzen, denn unter dem Datum 1. Januar 1844 berichtete er folgendes in der History of the Church:
Eine große Gesellschaft nahm in meinem Haus ein Neujahrsessen ein und es gab Musik und Tanz bis in den Morgen. (History of the Church, Band 6, Seite 155)

Tanzen wurde in Nauvoo so beliebt, dass die Mormonen sogar im Nauvoo-Tempel vor der Einweihung tanzten. Der Mormonenschreiber Truman G. Madsen erklärte:
… eine Gruppe der Heiligen traf sich im Nauvoo-Tempel. Ein Teil des Morgens wurde mit schweißtreibendem, sandigem Reinigen und Anstreichen zugebracht… Später, gebadet und eingekleidet in ihren Tempelgewändern, nahmen sie am Tempeldienst teil… Die nächste Gruppe zog sich nach oben zurück und genoss ein Festmahl aus Rosinen und Kuchen. Und danach bis spät in die Nacht erfreuten sie sich an Musik und Tanz – umgeben von einem Tempel Gottes? Jawohl. Und warum nicht? (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Frühjahr 1966, Seite 130f)

So sehen wir, dass sich der Standpunkt der Mormonenkirche in Bezug auf Tanzen über die Jahre verändert hat. Anfangs hätte ein Mitglied für das Tanzen ausgeschlossen werden können, aber heute ist es eines der beliebtesten Vergnügungen in der Kirche.

Änderung der Lehren

Dr. Hugh Nibley von der Brigham Universität behauptet, dass die Mormonenkirche ihre Lehren in den letzten hundert Jahren nicht geändert hat:
Von allen Kirchen in der Welt hat es nur diese eine nicht für nötig befunden irgendeinen Teil ihrer Lehre in den letzten hundert Jahren zu berichtigen. (No, Ma’am, That’s Not History, a Brief Review of Mrs. Brodie’s Reluctant Vindication of a Prophet. She Seeks to Expose, von Hugh Nibley, Seite 46)

Es ist nicht viel Suche nötig, um die Tatsache zu offenbaren, dass Dr. Nibley sich im Irrtum befindet, wenn er sagt, dass die Mormonenkirche ihre Lehren nicht geändert hat. Nehmen Sie als Beispiel die Lehre der Vielehe. John Taylor, der der dritte Präsident der Mormonenkirche wurde, erklärte einmal:
… wir schämen uns hier in dieser großen Metropole Amerikas nicht, zu erklären, dass wir Polygamisten sind. Wir schämen uns nicht, dieser großen Nation, den Regenten und dem Volk, dem Präsidenten, den Senatoren, den Gesetzgebern, den Richtern, den Hohen und den Niedrigen, den Reichen und den Armen, den Priestern und dem Volk zu verkünden, dass wir Feste, Gewissenhafte an Polygamie Glaubende sind, und dass sie Teil unseres religiösen Glaubensbekenntnisses ist. (Life of John Taylor, Seite 255)

Brigham Young, der zweite Präsident der Mormonenkirche, erklärte einmal:
Die einzigen Menschen, die Götter werden, ja, die Söhne Gottes, sind jene, die in die Vielehe eintreten. (Journal of Discourses, Band 11, Seite 269)

Heute lehren die Mormonenführer, dass die „Vielehe für die Erlösung oder Erhöhung nicht wichtig ist.“ (Mormon Doctrine, 1958, Seite 523) Bruce R. McConkey erklärte auch, dass „jeder, der vorhat oder versucht sich heutzutage auf die Vielehe einzulassen,… in Ehebruch lebt und seine Seele schon an Satan verkauft hat und… in Ewigkeit verdammt sein wird.“ (Mormon Doctrine, 1958, Seite 522-523)

Offensichtlich hat es eine große lehremäßige Änderung in Bezug auf Vielehe gegeben.

Wiedertaufe

Heute glaubt die Mormonenkirche nicht an Wiedertaufe. Präsident Joseph Fielding Smith erklärte:
Es ist einfach unnötig, Menschen nochmals zu taufen, bloß als Erneuerung ihrer Bündnisse jedes Mal, wenn sie übertreten, um Vergebung zu erlangen; denn das würde diese heilige Verordnung sehr entwerten und ihre Wirksamkeit schwächen. Eine Taufe durch Wasser für die Vergebung der Sünden sollte genug sein,… (Doctrines of Salvation, Band 3, Seite 335)

Während wir die frühe Geschichte der Mormonenkirche untersuchen, entdecken wir, dass Wiedertaufe eine sehr populäre Praktik unter den Mormonen während der Tage Joseph Smiths und Brigham Youngs war. In der Church Chronology unter dem Jahr 1856 finden wir folgendes:
Eine allgemeine Reformation ereignete sich in der ganzen Kirche, nämlich die meisten Heiligen erneuerten ihr Bündnis durch Taufe. (Church Chronology, von Andrew Jensen, Seite 55)

Das folgende Zeugnis findet man im Temple Lot Case:
Alle Mitglieder der Kirche, die nach Utah kamen, wurden angewiesen, unter Brigham Young getauft zu werden,… Danach hatte die Kirche eine weitere Reformation und unter dieser wurden wir zum zweiten Mal getauft und wir wurden für dieselbe Sache getauft… Ich weiß nicht, ob wir damals von Christus weg waren oder nicht. (Temple Lot Case, Seite 341)

Der Mormonenapostel Orson Pratt gab 1875 folgende Erklärung ab:
Es scheint so etwas wie eine ständige Verordnung für alle Heiligen der Letzten Tage zu sein, die nach hier auswandern, von der ersten Präsidentschaft angefangen sind alle wiedergatuft und haben sich neu ausgerichtet, indem sie ihre Bündnisse erneuert haben. (Journal of Discourses, Band 18, Seite 160)

Brigham Young behauptete, dass die Ausübung der Wiedertaufe durch Offenbarung eingeführt wurde:
Zu der Zeit kam eine Offenbarung, dass die Heiligen getauft und wiedergetauft werden könnten, wenn sie es wollten, und wir könnten für unsere teuren Freunde getauft werden… (Journal of Discourses, Band 18, Seite 241)

August W. Lundstrom bezeugte in seinem Red Smoot Case, dass die Mormonenkirche 1898 mit der Ausübung der Wiedertaufe aufhörte; er gab auch folgendes Zeugnis:
Herr Van Cott: Was war eigentlich ihr Standpunkt in Bezug auf Apostel Cowley über die Verordnung der Wiedertaufe?

Herr Lundstrom: Es war in Bezug auf die Einstellung der Wiedertaufe, die vorher üblich gewesen war, als Problemfälle auftauchten und von einigen Gruppen um die Wiedertaufe gebeten wurde; und zu jener Zeit erhielten wir Anweisungen, nicht mehr wiederzutaufen. (Reed Smoot Case, Band 2, Seite 159)

Herr Lundstrom: Ich fand Unbeständigkeiten in der Lehre – Änderungen wurden vorgenommen. Ich war ein Mormone geworden, weil ich dachte, sie wäre die einzige wahre Religion. Ich war ernsthaft, so lange ich glaubte, dass sie die wahre Kirche und von Gott offenbart wäre; aber als ich entdeckte, dass sich Änderungen einschlichen – späte Offenbarungen, wie sie genannt wurden, standen im offenen Widerspruch zu früheren Offenbarungen - ich begann ein wenig genauer zu studieren und tatsächlich fand ich einen schwachen Punkt in der Mauer und als ich ihn berührte, wurde ein Loch daraus, das groß genug war, dass ich hindurchkriechen konnte. Das Fundament war nicht stabil, also verließ ich es. Meine Überzeugung, die ich vorher hatte, fiel durch. So ernsthaft wie ich vorher glaubte, dass es die Wahrheit wäre, genauso war ich nachher davon überzeugt, dass es nicht die Wahrheit war. (Reed Smoot Case, Bd. 2, S. 154)

Es gibt eine Vielfalt verschiedener Lehren – z.B. Vielehe, Wiedertaufe und das Gesetz der Adoption -, die in der frühen Mormonenkirche so wichtig waren, dass Gott deswegen Offenbarungen geben musste, die von späteren Mormonenführern verstoßen wurden. Im Gegensatz zu Dr. Nibleys Aussage gibt es wenige Kirchen, die genauso viele lehrmäßige Veränderungen vorgenommen haben wie die Mormonenkirche.

Zensur

Die Mormonenführer haben viele wichtige Änderungen in der Politik und den Lehren der Kirche vorgenommen. Weil sie nicht möchten, dass ihr Volk weiß, dass solche Änderungen stattfanden, ändern sie manchmal die Kirchenberichte.

Ein Beispiel einer Änderung in der Politik, die eine Vielfalt von Änderungen in Mormonenberichten verursachte, ist die Einstellung der Mormonenführer gegenüber dem Wort der Weisheit. Das Wort der Weisheit ist eine Offenbarung, die Joseph Smith am 27. Februar 1833 gegeben wurde. Es verbietet den Gebrauch von heißen Getränken, alkoholischen Getränken und Tabak. Der Mormonenschreiber John J. Stewart gab folgende Erklärung in Bezug auf das Wort der Weisheit:
… niemand kann ein hohes Amt in der Kirche innehaben, nicht einmal auf Pfahl- oder Gemeindeebene, oder an Tempelarbeit teilnehmen, der ein bekannter Konsument von Tee, Kaffee, alkoholischen Getränken oder Tabak ist…

Der Prophet selbst beachtete sorgfältig das Wort der Weisheit, und bestand auf seine Beachtung von anderen Männern in hohen Kirchenpositionen, obwohl er in Bezug auf die Schwächen anderer ziemlich tolerant zu sein schien. (Joseph Smith the Mormon Prophet, Salt Lake City, 1966, Seite 90)

Trotz dieser Erklärung von John J. Stewart, hielt Joseph Smith nicht das Wort der Weisheit und von Zeit zu Zeit hätte er sogar anderen geraten, es nicht zu befolgen. In einer These, geschrieben an der Brigham-Young-Universität, gibt Gary Dean Guthrie folgende Information:
Joseph Smith prüfte die Heiligen, um sicher zu gehen, dass ihre Zeugnisse auf seine Religion und nicht auf seine Person beruhen. Amasa Lyman von der Ersten Präsidentschaft erzählt: "Joseph Smith prüfte die Glaubenstreue der Heiligen viele Male durch seine Eigenheiten. Einmal hielt er eine mächtige Predigt über das Wort der Weisheit und sofort danach ritt er durch die Straßen von Nauvoo und rauchte eine Zigarre. Einige der Brüder wurden geprüft wie der alte Abraham." („Joseph Smith As An Administrator", Master’s Thesis, Brigham-Young-Universität, Mai 1969, Seite 161)

Herr Guthries Quelle dieser Bezugnahme ist das Tagebuch des Mormonenapostels Abraham H. Cannon, Band XIX, 1. Oktober 1895. Das Originaltagebuch ist jetzt in der Special-Collections-Abteilung der Brigham-Young-Universitätsbibliothek ausfindig gemacht worden und Fotokopien befinden sich in den Regalen der Utah State Historical Society und der University-of-Utah-Bibliothek.

Wegen der Bedeutung, die jetzt auf das Wort der Weisheit gelegt wird, sind die meisten Mitglieder der Mormonenkirche geschockt, wenn sie herausfinden, dass Joseph Smith es nicht hielt. Es ist sehr überraschend, zu erfahren, dass Joseph Smith, der die Tempelzeremonien in die Mormonenkirche einführte, nicht durch den Tempel gehen könnte, wenn er heute leben würde, wegen seines ständigen Genusses von alkoholischen Getränken. In seinem Geschichtsbericht gab Joseph Smith mehrmals zu, dass er Wein trank, und unter dem Datum 1. Juni 1844, erklärt er, dass er „ein Glas Bier bei Moessers“ getrunken hatte. Die Aussage in Bezug auf das Glas Bier brachte offensichtlich spätere Mormonenführer sehr in Verlegenheit, da sie in jüngeren Ausgaben der History of the Church gelöscht wurde. Als Joseph Smiths Aussage das erste Mal im Latter-Day Saints’ Millenial Star der Heiligen veröffentlicht wurde, lautete der Text folgendermaßen:
Dann ging ich zu John P. Greenes Heim und zahlte ihm und einem anderen Bruder $200. Trank ein Glas Bier bei Moessers. Ging bei William Clayton’s Heim vorbei… (Millenial Star, Band 23, Seite 720)

Als diese Aussage in der History of the Church wieder abgedruckt wurde, waren sieben Worte ohne einen Hinweis gelöscht worden:
Dann ging ich zu John P. Greenes Heim und zahlte ihm und einem anderen Bruder $200. Ging bei William Clayton’s Heim vorbei… (History of the Church, Band 6, Seite 424)

Weitere bedeutende Änderungen in Bezug auf das Wort der Weisheit wurden in Joseph Smith’s History gemacht. Einmal ermutigte Joseph Smith einige „Brüder“, das Wort der Weisheit zu brechen:
Man berichtete mir, dass einige Brüder an jenem Tag Whiskey getrunken hatten und somit das Wort der Weisheit vergewaltigten.

Ich rief die Brüder herein und untersuchte die Sache und war zufrieden gestellt, dass nichts Böses getan worden war, und gab ihnen einige Dollar mit der Anweisung, die Flasche wieder aufzufüllen, um sie bei den Strapazen ihrer schlaflosen Reise aufzumuntern. (Millenial Star, Band 21, Seite 283)

Als dies in der History of the Church abgedruckt wurde, wurden 23 Wörter ohne einen Hinweis gelöscht:
Man berichtete mir, dass einige Brüder an jenem Tag Whiskey getrunken hatten und somit das Wort der Weisheit vergewaltigten.

Ich rief die Brüder herein und untersuchte die Sache und war zufrieden gestellt, dass nichts Böses getan worden war. (History of the Church, Band 5, Seite 450)

Eine weitere bedeutende Änderung wurde in der History of the Saints unter dem Datum 27. Juni 1844 – dem Todestag Joseph Smiths – gemacht. In der Version, die zuerst veröffentlicht wurde, empfahl Joseph Smith, dass der Apostel Willard Richards eine Pfeife und Tabak benutzen sollte, um seinen Magen zu beruhigen:
Dr. Richards war krank, als Joseph Smith sagte: „Bruder Markham, da Sie einen Ausweis vom Gouverneur haben, damit Sie im Gefängnis ein- und ausgehen können, gehen Sie und holen Sie für den Doktor eine Pfeife und etwas Tabak, um seinen Magen zu beruhigen“, und Markham ging für sie nach draußen. Als er die Pfeife und den Tabak bekommen hatte und zum Gefängnis zurückkehrte… (Millenial Star, Band 24, Seite 471)

Dies wurde folgendermaßen geändert:
Dr. Richards war krank, als Joseph Smith sagte: „Bruder Markham, da Sie einen Ausweis vom Gouverneur haben, damit Sie im Gefängnis ein- und ausgehen können, gehen Sie und holen Sie für den Doktor etwas, das er braucht, um seinen Magen zu beruhigen“, und Markham ging nach draußen, um Medizin zu holen. Als er die gewünschten Heilmittel hatte und zum Gefängnis zurückkehrte… (History of the Church, Band 6, Seite 614)

Der Leser wird bemerken, dass die Mormonengeschichtsschreiber versuchten, es so erscheinen zu lassen, als ob Joseph Smith eher „Medizin“ als eine „Pfeife und etwas Tabak“ holen ließ.

Aus dem Beitrag, der zuerst veröffentlicht wurde, hätte es eher den Anschein, dass der Apostel Richards an den Gebrauch von Tabak gewöhnt war, denn Tabak würde sicherlich nicht den Magen beruhigen, es sei denn jemand ist an den Gebrauch von Tabak gewöhnt. Der Apostel Richards hat offensichtlich nie das Verlangen nach Tabak überwunden, denn Claire Noall erzählte folgendes:
Während der Vater in den letzten Tagen seines Lebens krank darniederlag, zündete Heber John gewöhnlich seine Pfeife am Herd an und gab sie ihm. Er erzählte seiner Tochter Rhoda Richards Stevenson die Geschichte. Sie wiederholte sie mir gegenüber. (Intimate Disciple, A Portrait of Willard Richards, Salt Lake City, 1957, Seite 620)

Auf jeden Fall brachte die Missachtung der Worte der Weisheit der frühen Führer die jüngeren Mormonenführer sehr in Verlegenheit und sie haben etliche wichtige Änderungen in der History of the Church und in anderen Veröffentlichungen vorgenommen, um diese Änderung in der Politik zu verdecken. Der Mormonenapostel John A. Widtsoe behauptete dennoch, dass sie nicht versucht hätten, irgendetwas in Joseph Smiths Geschichte zu verdecken:
Der Prophet und die Kirche sind in diesem Geschichtsbericht frei von jeglicher geschichtlicher Auslegung und anderen äußeren Schlingen. Es gibt dafür keine Argumente. Es gibt keine Versuche, irgendein Ereignis zu verdecken. (Evidences and Reconciliations, 3 Bände in 1, Salt Lake City, 1961, Seite 332)

Man braucht nicht viel zu forschen, um zu zeigen, dass diese Behauptung völlig falsch ist. Einmal machten wir ein Studie über die Änderungen in der History of the Church und schätzten, dass mehr als 17.000 Wörter hinzugefügt und mehr als 45.000 von der Zeit an, als die Geschichte das erste Mal gedruckt wurde, gelöscht wurden. Wir haben jetzt Beweise, mit denen wir zeigen können, dass wichtige Änderungen sogar vor der Zeit vorgenommen wurden, als die Geschichte das erste Mal gedruckt wurde. Diese Änderungen wurden nach Joseph Smiths Tod vorgenommen. In anderen Worten: Die Mormonengeschichtsschreiber änderten Joseph Smiths Worte, bevor die erste Veröffentlichung seiner Geschichte erschien. Wenn je ein legales Dokument auf solche Weise wie die History of the Church geändert worden wäre, hätte jemand ernsthafte Probleme. Wir werden die Änderungen in Joseph Smiths History of the Church in einem anderen Kapitel ausführlicher behandeln.

Änderung eines Glaubensartikels

Es ist sehr interessant, dass sogar Joseph Smiths vierter „Glaubensartikel" geändert werden musste. In diesem Artikel lehrte Joseph Smith, dass es für die Erlösung nur vier Dinge brauchte – nämlich Glaube an den Herrn, Buße, Taufe und das Auflegen der Hände für die Gabe des Heiligen Geistes. Dieser Artikel wurde viele Jahre nach dem Tod Joseph Smiths nicht geändert. Spätere Mormonengeschichtsschreiber konnten sehen, dass Joseph Smith es versäumt hatte, die Tempelarbeit zu erwähnen (Tempelarbeit wird als notwendig für die höchste Erhöhung im Celestialen Reich gelehrt), also änderten sie Joseph Smiths Worte, die dann lauteten: Glaube, Buße, Taufe und das Auflegen der Hände für die Gabe des Heiligen Geistes sind nur die „ersten Grundsätze und Verordnungen des Evangeliums“.

Der vierte Glaubensartikel lautet im Original folgendermaßen:
Wir glauben, dass diese Verordnungen sind:

  1. Glaube an den Herrn Jesus Christus.

  2. Buße.

  3. Taufe durch Untertauchen für die Vergebung der Sünden.

  4. Auflegen der Hände für die Gabe des Heiligen Geistes.


(Köstliche Perle, Ausgabe von 1851, Seite 55)

In modernen Ausgaben der Köstlichen Perle ist dieser Glaubenartikel wie folgt geändert worden:
Wir glauben, dass die ersten Grundsätze und Verordnungen des Evangeliums sind:

  1. Glaube an den Herrn Jesus Christus.

  2. Buße.

  3. Taufe durch Untertauchen für die Vergebung der Sünden.

  4. Auflegen der Hände für die Gabe des Heiligen Geistes.


(Köstliche Perle, Ausgabe von 1955, Seite 60)

Schlüssel zur Theologie

Im Jahr 1855 veröffentlichte der Mormonenapostel Parley P. Pratt ein Buch mit dem Titel Key to the Science of Theology (Schlüssel zur Wissenschaft der Theologie).

Zwei Jahre später wurde Parley P. Pratt in Van Buren, Arkansas, „ermordet“. Die Kirche fuhr dennoch fort, sein Buch zu drucken. 1965 druckte die Deseret Book Co., die der Mormonenkirche gehört, die „Neunte Ausgabe“. Wir haben den Neudruck von 1965 mit der Originalausgabe von 1855 verglichen und haben herausgefunden, dass viele wichtige Änderungen vorgenommen worden sind. Einige der wichtigsten Änderungen beziehen sich auf die Lehre der Vielehe. In der Originalausgabe von 1855 finden wir folgendes:

Dies ist das ewige Gesetz des Himmels, wie es den Alten aller Zeitalter offenbart worden ist, die die Schlüssel des ewigen Priestertums nach der Ordnung des Sohnes Gottes hielten, und wie es mit dem Priestertum der Heiligen dieses Zeitalters wiederhergestellt wurde.


Und noch einmal, es war das Gesetz des alten Priestertums, und es ist noch einmal wiederhergestellt worden, so dass ein Mann, der glaubenstreu in allen Dingen ist, durch das Wort des Herrn, durch den Dienst von jemandem, der die Schlüssel hat, auf Erden und im Himmel zu binden, mehr als eine Frau für Zeit und Ewigkeit empfangen und für sich sichern kann.


So taten es Abraham, Isaak, Jakob, Moses, die Patriarchen vor alters.


Das grundsätzliche Ziel, das sich in diesem Gesetz verbirgt, ist die Vervielfältigung der Kinder guter und wertvoller Väter, die sie die Wahrheit lehren und sie in den heiligen Grundsätzen der Erlösung erziehen werden. Dies ist bei weitem vorzuziehen als sie in die Welt in eine Linie unwerter oder ignoranter Eltern zu schicken, um in Irrtum, Torheit, Unwissenheit und Verbrechen erzogen zu werden.


Die besonderen Eigenheiten dieser Segnungen, die in dem Ewigen Bündnis, das mit Abraham, Isaac, Jakob und ihrer Abstammungslinie geschlossen wurde, waren die Mannigfaltigkeit ihrer Nachkommen und die Ewigkeit der prächtigen, priesterlichen und königlichen Macht ihrer Abstammung.


Um dabei zu helfen, die Erfüllung dieses Bündnisses herbeizuführen, wurden gute und tugendhafte Frauen ihren treuen Propheten, Regenten und weisen und tugendhaften Männern gegeben; und wie von den vier Frauen Jakobs gesagt wird: „Diese bauten das Haus Israels.“


Während besondere Segnungen und Ermutigungen einem guten und getreuen Mann und seinen Frauen und Kindern gegeben wurden, während sie von Gott geehrt und von allen geachtet wurden, die sie kannten, während der Vater von einhundert Kindern größere Ehre genoss als ein Held von einhundert Schlachten, waren Ehebruch, Unzucht und jeder ungesetzliche Verkehr verboten und wurden sogar durch die strengsten Gesetze geahndet – nämlich durch die Todesstrafe.


Eine Tochter Israels, die sich durch Prostitution als unwürdig oder für die Pflichten einer tugendhaften Ehefrau und Mutter als unqualifiziert erwies, wurde als untauglich für Leben betrachtet. Während der Mann, der auf diese Weise mit der Quelle des Lebens spielte und dazu beitrug, dass eine Frau unwürdig wurde, und das Ende ihrer Erschaffung bewirkte, ebenfalls zum Tode verdammt wurde.


Strenge Gesetze wurden auch beiden Geschlechtern gegeben und fleißig gelehrt, um den Verkehr zwischen Mann und Frau zu regeln. (Key to the Science of Theology, 1855, Seite 163-164)


In der Ausgabe von 1965, Seite 164, sind 341 Wörter ohne einen Hinweis gelöscht worden:
Dies ist das ewige Gesetz des Himmels, wie es den Alten aller Zeitalter offenbart worden ist, die die Schlüssel des ewigen Priestertums nach der Ordnung des Sohnes Gottes hielten, und wie es mit dem Priestertum der Heiligen dieses Zeitalters wiederhergestellt wurde.

Strenge Gesetze wurden auch beiden Geschlechtern gegeben und fleißig gelehrt, um den Verkehr zwischen Mann und Frau zu regeln.

Hunderte anderer Wörter in Bezug auf die Lehre der Vielehe sind ebenfalls ohne einen Hinweis gelöscht worden.

Viele Aussagen von Parley P. Pratt in Bezug auf die Gottheit wurden geändert oder ohne jeden Hinweis gelöscht. (Für weitere Information siehe unseren Case, Band 1, Seite 39-43)

Es ist sehr offensichtlich, dass die Änderungen in Parley P. Pratts Buch überlegte Fälschungen waren, dennoch sind die Mormonenführer nicht bereit zuzugeben, dass Änderungen vorgenommen worden sind. In einem Brief vom 11. Mai 1966 erklärte der Mormonenapostel LeGrand Richards: „… Ich weiß, dass die Kirche wahr ist, und dass die ursprünglichen Lehren, wie sie vom Himmel offenbart wurden, nicht geändert worden sind…“ Auf den Seiten 61 und 62 seines Büchleins No Ma’am, That’s Not History erklärte Dr. Nibley: „Das Evangelium, wie die Mormonen es kennen, entsprang ausgewachsen den Worten Joseph Smiths. Es ist nie überarbeitet oder in irgendeiner Weise angerührt worden, und ist frei von Überarbeitungen und Änderungen.“

Diese Aussagen von Dr. Nibley und LeGrand Richards sind natürlich vollkommen unwahr. Die Mormonenführer ändern die Lehren der Kirche nicht nur, sondern sie ändern auch ihre Bücher, um den Anschein zu erwecken, dass keine lehremäßige Änderung vorgenommen wurde.

Die Änderungen in The Key to Theology wurden viele Jahre nach dem Tod des Apostels Parley P. Pratt vorgenommen. Eine Ausgabe wurde 1883 (26 Jahre nach seinem Tod) herausgegeben. Wir verglichen die Ausgabe von 1883 mit der Originalausgabe von 1855 an den Stellen, wo später die Hauptänderungen vorgenommen wurden. In jeder Hinsicht stimmt die Ausgabe von 1883 mit der ersten Ausgabe überein. Dies beweist, dass die Änderungen mindestens 26 Jahre nach dem Tod Parley P. Pratts vorgenommen wurden!

Diese Änderungen können nicht als „typographische Fehler“ oder versehentliche Weglassungen wegerklärt werden. Es ist sehr offensichtlich, dass sie überlegt und vorsätzlich waren. Es ist vollkommen unmöglich zu glauben, dass jedes Wort bezüglich Vielehe aus Versehen aus der Neuauflage dieses Buches weggelassen wurde. So sehen wir, dass Zensur in der Mormonenkirche eine wichtige Bedeutung hat. Man hat offenbar das Gefühl, dass mit einer falschen Geschichte leichter Bekehrte gewonnen werden können als mit einer wahren, auf Tatsachen beruhenden.

Journal of Discourses

Heber C. Kimball hatte offensichtlich etwas gegen die Zensur seiner Predigten, aber Brigham Young wurde für die Idee der Zensur gewonnen. Er erklärte einmal:
Bruder Heber sagt, dass die Musik aus seinen Predigten genommen wird, wenn Bruder Carrington hier und dort ein Wort herausnimmt. Und ich habe aus meinen die Musik herausgenommen,…

Ich weiß, dass ich den Tag gesehen habe, wann - lassen wir Männer die Sprache gebrauchen wie Bruder Heber es heute getan hat - viele vom wahren Glauben abfallen würden. Beim Abdrucken meiner Bemerkungen lasse ich oft die scharfen Worte weg,… (Journal of Discourses, Band 5, Seite 99)

Nachdem sie zensiert waren, wurden die Predigten der Mormonenführer in den Deseret News gedruckt. Später wurden sie nochmals in Journal of Discourses geändert. Aber selbst nach dieser ganzen Zensur sind viele dieser Predigten fast unglaublich roh und mit Lehren gefüllt, die die Mormonenführer nicht mehr lehren.

Der Mormonenapostel John A. Widtsoe machte folgende Aussage bezüglich des Journal of Discourses:
… Brigham Young sicherte stenographische Berichte seiner Ansprachen. Während er unter dem Volk reiste, begleiteten ihn Reporter. Alles, was er sagte, wurde aufgezeichnet. Praktisch alle diese Ausführungen (vom 16. Dezember 1851 bis 19. August 1877) wurden im Journal of Discourses, das weit verteilt wurde, veröffentlicht. Die öffentlichen Äußerungen von wenigen großen historischen Figuren sind auf diese Weise zuverlässig und vollständig bewahrt worden. (Discourses of Brigham Young, von John A. Widtsoe, Vorwort)

Obwohl der Apostel John A. Widtsoe behauptete, dass die Predigten Brigahm Youngs im Journal of Discourses „zuverlässig“ bewahrt wurden, als er sie in seinem Buch Discourses of Brigham Young abdruckte, nahm er einige bedeutsame Änderungen vor. Zum Beispiel machte Brigham Young in einer seiner Predigten einige sehr unpatriotische Bemerkungen:
… Ich frage: Hatten wir nicht Grund für das Gefühl, dass unsere Feinde überlegen wären? Dass sogar die Regierungen durch ihre stille Einwilligung für unsere Vernichtung wäre? (Journal of Discourses, Band 2, Seite 173)

Als der Apostel Widtsoe seine Bezugnahme abdruckte, wurden 12 Wörter ohne jeden Hinweis gelöscht:
… Ich frage: Hatten wir nicht Grund für das Gefühl, dass auch unsere Feinde für unsere Vernichtung wären? (Discourses of Brigham Young, Salt Lake City, 1954, Seite 478)

In einer Predigt, die am 6. April 1853 gegeben wurde, gab Brigham Young zu, dass er kein visionärer Mensch wäre oder für die Prophetie geeignet:
Wartet geduldig, Brüder, bis es getan ist, und legt bereitwillig Hand an, es zu Ende zu bringen. Ich weiß, was es sein wird. Ich bin kein visionärer Mansch, auch bin ich nicht fürs Prophezeien geeignet. Wenn ich möchte, dass irgend so etwas getan werden soll, rufe ich Bruder Heber - er ist mein Prophet, er liebt es zu prophezeien, und ich liebe es ihn zu hören. Ich sage selten viel über Offenbarungen oder Visionen,… (Journal of Discourses, Band 1, Seite 132-133)

Beim Abdrucken dieses Zitates löschte der Mormonenapostel John A. Widtsoe 39 Wörter ohne jeden Hinweis:
Wartet geduldig, Brüder, bis es getan ist, und legt bereitwillig Hand an, es zu Ende zu bringen. Ich weiß, was es sein wird. Ich sage selten viel über Offenbarungen oder Visionen,… (Discourses of Brigham Young, Seite 410)

Wie wir schon gezeigt haben, lehrte Brigham Young in einer Predigt, dass der Grundsatz der Wiedertaufe durch Offenbarung geschaffen wurde:
Zu dieser Zeit kam eine Offenbarung, dass die Heiligen getauft und wiedergetauft werden können, wenn sie es wollen, und dann können wir für unsere lieben Freunde getauft werden,… (Journal of Discourses, Band, Seite 241)

Die Lehre der Wiedertaufe wurde gänzlich gelöscht, als John A. Widtsoe diese Aussage noch einmal veröffentlichte:
Zu dieser Zeit (1840) kam eine Offenbarung, dass wir für unsere toten Freunde getauft werden könnten,… (Discourses of Brigham Young, Seite 462)

Weitere Änderungen wurden vorgenommen, die wir hier nicht erwähnen werden (für weitere Behandlung dieses Themas siehe unser Case, Band 1, Seite 43-48). All diese Änderungen wurden trotz der Tatsache vorgenommen, dass im Vorwort zu Discourses of Brigham Young behauptet wird, dass man sich bei den Worten Brigham Youngs keine Freiheiten erlaubt hätte:
Man hat sich in diesem Buch keine Freiheiten bei den Worten Brigham Youngs erlaubt. In einigen Fällen sind Fehler in der Sprache oder Buchstabierung, die wohl vom Drucker gemacht worden sind, korrigiert worden. (Discourses of Brigham Young, Vorwort, Seite VII)

Lucy Smith’s Buch

Auf der Oktoberkonferenz 1845 gab Joseph Smiths Mutter, Lucy Smith „… bekannt, dass sie ihre Geschichte geschrieben hätte, und sie wünschte es gedruckt zu haben, bevor wir diesen Ort verließen.“ (Times and Seasons, Bd. 6, S. 1014) Das Buch wurde schließlich 1853 vom Apostel Orson Pratt unter dem Titel Biographical Sketches of Joseph Smith the Prophet, and His Progenitors for many Generations. Zuerst empfahl die Mormonenzeitung Deseret News, dass dieses Buch „jeder Heilige besitzen, der sich im geringsten Grad an der Geschichte des Werkes der Lezten Tage interessiert fühlt.“ (The Deseret News, 16. Nov. 1854) Im Jahr 1865 kam Brigham Young irgendwie dazu, den Mitgliedern der Mormonenkirche zu sagen, dass er möchte, dass Lucy Smith's Geschichte unterdrückt werden sollte. Im Millenial Star der Heiligen der Letzten Tage des 21. Oktober 1865, wurde Lucy Smiths Geschichte von der Ersten Präsidentschaft der Kirche ernsthaft verdammt:

Es geschah kürzlich auf einer Predigtreise… nahmen wir ein Buch in die Hand, das auf dem Tisch lag… wir waren überrascht, zu entdecken, dass es das Buch war… von Lucy Smith,… Unsere Überraschung, dass wir eine Kopie dieses Werkes fanden, kann auf die Tatsache zurückgeführt werden, dass wir vor einiger Zeit bekannt gegeben hatten, dass das Buch unkorrekt wäre und dass es eingesammelt und vernichtet werden sollte, so dass keine Kopien davon übrig bleiben sollten; … In Großbritannien ist Fleiß darauf verwendet worden, dieses Werk einzusammeln und davon abzuraten, und wir wünschen, dass der selbe Fleiß dort fortgesetzt wird und auch hier zu Hause ausgeübt wird, bis keine einzige Kopie übriggeblieben ist… Wir könnten durch das Buch gehen und viele falsche Aussagen aufzeigen… aber wir haben nicht das Gefühl, dass wir es tun sollten. Es reicht aus zu sagen, dass es vollkommen unzuverlässig für ein Geschichtsbericht ist, da es viele Unwahrheiten und Fehler enthält… wir erwarten deshalb… von jedem in der Kirche, männlich und weiblich, falls sie solch ein Buch haben, sich von ihm zu trennen, so dass es von niemandem je wieder gelesen werden kann… diejenigen, die angewiesen worden sind, seinen Charakter zu beachten, und es dennoch auf ihren Tischen liegen lassen und es in ihren Häusern haben, als einen wertvollen und authentischen Geschichtsbericht, die Kinder haben, die es lesen könnten, verdienen es getadelt zu werden. Es übermittelt Lügen an die Nachwelt und es geht in diese Richtung und wir wissen, dass der Fluch Gottes auf jedem ruhen wird, nachdem er zur Kenntnis dessen gelangt ist, was hier gesagt wurde, der diese Bücher für seine Kinder aufbewahrt, damit sie daraus lernen und an die Lügen glauben.


Die Mormonenführer redeten so, als hätte Orson Pratt mit der Veröffentlichung des Buches, das Mrs. Smith geschrieben hatte, einen ernsthaften Fehler begangen. Ungefähr 10 bis 11 Jahre nach Lucy Smiths Tod entschieden die Mormonenführer, ihr Buch zu revidieren. Joseph F. Smith erklärte:

… es wurde von Präsident Young am 23. August 1865 missbilligt und die Ausgabe wurde unterdrückt oder vernichtet. Während einige Erklärungen, die in dem Werk enthalten sind, irgendwie als übertrieben angesehen wurden… wurden seine vielen Verdienste von den Autoritäten völlig anerkannt; viele von ihnen waren sehr von der Notwendigkeit enttäuscht, die Anordnung herauszugeben, vorüberregend seine Verbreitung zu unterdrücken.



Folglich wurde ein Komitee zur Überarbeitung von Präsident Young bestimmt, das aus Präsident George A. Smith und dem Richter Elias Smith, Cousins des Propheten, bestand, aus Männern, die persönlich mit der Familie bekannt und mit der Kirchengeschichte durch und durch vertraut waren. Sie wurden angewiesen das ganze Originalwerk sorgfältig zu überarbeiten und zu korrigieren, was sie auch taten, und sie berichteten ihre Arbeit Präsident Young zu seiner vollen Zufriedenheit. (History of Joseph Smith by His Mother, 1954er-Ausgabe, Einleitung)

Als Brigham Young dem „Überarbeitungskomitee“ sagte, dass sie dieses Buch „revidieren und korrigieren“ sollten, meinte er nicht, in Fußnoten anzumerken, wo sich Fehler befänden – wie jeder ehrliche Historiker es tun würde – sondern eher, in dem Text echte Änderungen vorzunehmen.

Beim Vergleich der ersten Ausgabe von Lucy Smiths Geschichtsbericht – d.h. der Ausgabe, die Brigham Young zu vernichten versuchte – mit der Ausgabe, die 1954 gedruckt wurde, fanden wir heraus, dass 436 Wörter hinzugefügt, 1.379 Wörter gelöscht und 220 Wörter geändert worden sind. Das ist eine Gesamtzahl von 2.035 hinzugefügten, gelöschten oder geänderten Wörtern ohne jeden Vermerk. Zusätzlich sind 736 Wörter mit einem ordentlichen Vermerk über die Auslassung gelöscht worden.

Auf Seite 225 der ersten Ausgabe von Lucy Smiths Buch finden wir folgendes:
HIER werde ich einen kurzen Bericht über unsere Probleme in Missouri vorstellen, der von meinem Sohn Hyrum vor dem Stadtrat in Nauvoo am 30. Juni 1843 abgelegt wurde, als Joseph Smith wegen Verrates gegenüber dem Staat Missouri vor Gericht stand.

Im Neudruck von 1954 (Seite 259) ist dieses folgendermaßen geändert worden:
HIER werde ich einen kurzen Bericht über unsere Probleme in Missouri vorstellen, der von meinem Sohn Hyrum gegeben wurde. Als Joseph sich aufgrund eines Vorführungsbefehls am 30. Juni 1843 vor dem Stadtrat in Nauvoo befand.

Fotographische Beweise über eine Anzahl von Änderungen in Lucy Smith's Buch können in unserem Case, Band 1, Seite 60-63 gefunden werden.

Bücherverbrennung

Viele Jahre lang hat die Mormonenkirche die Vernichtung von Veröffentlichungen angeregt, die gegenüber Joseph Smith oder die Kirche kritisch waren. Die Deseret News (die Mormonenzeitung, die in Salt Lake City herausgegeben wurde) brachte 1953 einen schändlichen Artikel, in dem folgende Erklärung erscheint:
Der gutmütige Sven A. Wiman kann ein vorsichtiges Grinsen hervorbringen, wenn seine verheiratete Tochter auf Englisch erzählt, und das er sehr gut verstehen konnte, wie er, immer wenn er jeden Abend von seinem Teilzeitjob in verschiedenen Gebraucht-Bücher-Läden in ganz Schweden nach Hause zurückkehrte, ein Antimormonenbuch produzierte und es dann wieder verbrannte. Schweden, müssen Sie wissen, hat buchstäblich kein Ende an Antikirchenbüchern und Ältester Wiman ernannte sich selbst zum Ein-Mann-Reinigungskomitee, um so viele von diesen Schmähschriften gegen die Kirche wie möglich zu vernichten. (Deseret News, Kirchenrubrik, 16. Mai 1953, Seite 10)

Dieser Artikel gibt einen Eindruck davon, dass Bücherverbrennung eine nette Tätigkeit war, mit der man sich beschäftigen konnte, wenn sie gegen kirchenkritische Bücher gerichtet war.

1965 erhielten wir Besuch von einem Studenten der Brigham-Young-Universität, der kürzlich eine Mission für die Mormonenkirche in Texas erfüllt hatte. Er erzählte, dass er während der Mission die Anweisung hatte, dafür zu sorgen, dass mormonenkirchenkritische Bücher aus den Regalen der Büchereien entfernt würden. Er sagte, er wäre angewiesen gewesen, einen Satz Mormonenbücher, die von der Kirche gestiftet wurden, in jede Bücherei zu bringen und sie zum Austausch der alten Bücher anzubieten, die über die Kirche handelten. Auf diese Weise war er in der Lage, die Büchereien zu überlisten, ihm die älteren Bücher zu geben, die der Kirche kritisch gegenüber standen. Er sagte, dass die Methode sehr wirkungsvoll in Texas war und dass viele der kirchenkritischen Bücher nach dieser Methode aus den Büchereien entfernt wurden. Dass solch ein Projekt tatsächlich von einigen Mormonenmissionaren ausgeführt wurde, wurde jetzt durch den Mormonenschriftsteller Samuel W. Taylor bestätigt. Er erklärte:

… Ich frage mich, wie viele Wohlwollenstouren des Tabernakelchores nötig sein würden, um den Schaden zu reparieren, der dem Mormonenimage zugefügt wurde, als der Playboy, mit seiner enormen Verbreitung und seinem Einfluss auf junge Leute, die Tatsache veröffentlichte, dass Mormonenmisionare in einer Kampagne der Bücherverbrennung verwickelt waren? Der Artikel war ein Brief eines Bibliothekars aus Northampton, Mass., Lawrence Wikander, der zuerst im American Library Association’s Newsletter on Intellectual Freedom vom Mai 1963, veröffentlicht und daraufhin im Playboy erneut abgedruckt wurde. Wikander erzählte von zwei Ältesten, die in seiner Bücherei erschienen, um die Auflistung des mormonischen Materials durchzusehen. Sie boten eine Liste von „aktuellerem Material“ an und nach der Übergabe machten sie folgenden Vorschlag:


Nun, da wir diese Bücher hätten, die die Wahrheit über ihre Religion aussagten, würden wir zweifelsohne gern andere Bücher entfernen, die Lügen über die Mormonenkirche erzählten. Andere Büchereien, so sagten sie, wären froh gewesen, dass wir ihnen diese herausgesucht hätten.


Der Veröffentlichung im Playboy folgend, versuchte einer meiner Freunde herauszufinden, wie umfassend die missionarische Bücherverbrennungs-Kampagne gewesen war. Eine Anzahl zurückgekehrter Missionare, sowohl aus einheimischen als auch aus ausländischen Missionen, gab zu, daran teilgenommen zu haben; aber der Zeitpunkt, wann, wie und von wem das Projekt ins Leben gerufen wurde, war verständlicherweise nicht zu ermitteln…


Selbsternannte „Comstocks“ unter uns sind für Jahre hinaus dem unheiligen Aufspüren und der Vernichtung von Büchern, die als ungünstig betrachtet wurden, geweiht gewesen…


Meinem Bruder Raymond näherte sich ein Eiferer, der ihm eine Anzahl von seltenen Mormonenbüchern anbot, die Büchereistempel trugen. Der fromme Heilige gab leise zu, dass er sie stehle, um die Öffentlichkeit zu schützen, aber er sagte, er wäre sich sicher, dass Raymond mit seinem Hintergrund der Nachforschung und dem festen Zeugnis nicht Schaden nehmen würde. (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Sommer 1967, Seite 26)


Die Berichte unterdrücken

Wegen der Tatsache, dass sich viele Kirchentaktiken und –lehren geändert haben, und weil in den wichtigen Berichten der Kirche viele Änderungen vorgenommen wurden, bevor sie veröffentlicht wurden, ist es für die Mormonenführer notwendig geworden, diese Berichte vor den Mitgliedern der Kirche zu verstecken.

Im Vorwort zum Buch A New Witness For Christ In America, Band 2, erklärte der Apostel John A. Widtsoe: „Der beste Ort, um für oder gegen die Kirche Information zu bekommen, ist die Bibliothek des Kirchengeschichtsschreibers.“ Im April 1961 entschieden wir uns, diese Erklärung auf die Probe zu stellen. Wir schrieben an schätzungsweise zwanzig der Autoritäten in der Mormonenkirche, um Erlaubnis zu erbitten, einiges von dieser Information zu bekommen. Das folgende ist die Abschrift eines Briefes, den wir jedem von ihnen sandten:
Lieber Herr…

Der Apostel John A. Widtsoe erklärte einmal: „Der beste Ort, um für oder gegen die Kirche Information zu bekommen, ist die Bibliothek des Kirchengeschichtsschreibers.“ (A New Witness For Christ In America, Band 2, Vorwort)

Wir schreiben ein Buch und wir benötigen einiges von dieser Information. Da wir wissen, dass die Kirche Mikrofilme anfertigt, hätten wir gern folgendes auf Mikrofilm.

  1. Joseph Smith’s history of the church in originaler handgeschriebener Form.

  2. Alle Tagebücher Joseph Smiths.

  3. Den Far West Record

  4. Das originale handgeschriebene Manuskript des Buches Mormon.


Beigefügt sind 10 Dollar für diese Arbeit. Wir schicken denselben Brief an etliche andere Autoritäten in der Kirche. Deshalb müsste genügend Geld vorhanden sein, um die Kosten für diese Arbeit zu decken.

Sollte es irgendeinen Grund geben, warum wir keine Mikrofilmkopien bekommen können, könnten wir dann zum Geschichtsschreiberbüro kommen, um diese Manuskripte zu untersuchen?

Hochachtungsvoll

Frau Jerald Tanner

Die Antworten, die wir in Bezug auf diese Anfrage erhielten, waren sehr ausweichend. Die erste Anfrage, ob wir Mikrofilme von diesen Dokumenten bekommen könnten, wurde abgelehnt. Die zweite Anfrage, ob wir zum Geschichtsschreiberbüro gehen könnten, um die Manuskripte zu untersuchen, wurde einfach ignoriert.

Der Brief, der an Apostel Howard W. Hunter adressiert war, wurde von Claude B. Petersen beantwortet, dem Sekretär des Rates der Zwölf. In dem Brief erklärte er: „Wir senden die zehn Dollar zurück, die in ihrem Brief enthalten waren. Die Mikrofilme, um die Sie bitten, sind nicht erhältlich.“

Der Mormonenapostel LeGrand Richards erklärte sehr grob, dass er nicht den Wunsch hätte, uns zu helfen.
Liebe Frau Tanner,

Ich gebe Ihnen hiermit die $10 zurück, die ihrem Brief vom 7. April beigefügt waren.

Ich habe kein Interesse, irgendetwas zu unternehmen, um Ihnen die Information zukommen zu lassen, um die Sie in Ihrem Brief für den Zweck bitten, für den Sie dieselbe begehren.

Ihr ergebener

LeGrand Richards

Der Brief, der an David O. McKay, dem neunten Präsidenten der Mormonenkirche, adressiert war, wurde von A. Hamer Reiser, dem Hilfssekretär für die Erste Präsidentschaft, beantwortet. In diesem Brief erklärt er: „Ich bin angewiesen zu sagen, da der Kirchengeschichtsschreiber schon den Gebrauch der privaten Tagebücher, die Sie in Ihrem Brief aufgelistet haben, abgelehnt hat, da dies sein Vorrecht ist, dass seine Entscheidung gebilligt wird und die Anfrage abgelehnt wird.“

J. Reuben Clarks Brief wurde von seiner Sekretärin beantwortet. In der Antwort erklärte sie: „Präsident Clark hat mich angewiesen, Ihnen hiermit die zehn Dollar, die Sie ihm gesandt hatten, zurückzusenden und Ihnen vorzuschlagen, wenn Sie es wünschen, dem Kirchengeschichtsschreiber-Büro in Bezug auf die Information, um die Sie ersuchen, direkt anzuschreiben.“

Nachdem wir J. Reuben Clarks Vorschlag gelesen hatten, entschieden wir, unsere Anfrage direkt an das Büro des Geschichtsschreibers zu richten. Wir schrieben an Joseph Fielding Smith, der damals der Kirchengeschichtsschreiber war und der kürzlich der zehnte Präsident der Kirche geworden ist.
Liebe Frau Tanner,

Präsident Joseph Fielding Smith bat mich für ihn Ihren Brief zu beantworten.

Ich sende Ihnen Ihren Brief mit dem $20-Scheck zurück. Präsident Smith ist auf keine Weise an dieser Sache interessiert.

Ihr ergebener

(Unterschrift des Assistenten zum Kirchengeschichtsschreiber)

In unserem Case, Band 1, Seite 68-76, haben wir die Fotos von 17 Briefen von den Autoritäten der Mormonenkirche veröffentlicht. Anhand dieser Briefe wird es offensichtlich, dass Apostel John A. Widtsoes Erklärung „Der beste Ort, um für oder gegen die Kirche Information zu bekommen, ist die Bibliothek des Kirchengeschichtsschreibers“, vollkommen falsch war.

Dr. Nibley abgewiesen

Ein gutes Beispiel für die Unterdrückung früher Mormonendokumente ist die Geschichte vom Alexander-Neibaur-Tagebuch. Hugh Nibley, Professor in den Abteilungen der Geschichte und Religion an der Brigham-Young-Universität, erwähnte dieses Tagebuch in seinem Buch The World and the Prophets und in einem Brief vom 8. März 1961, gibt er uns in Bezug darauf folgende Information:
An dem Tag als mein Urgroßvater von jenem bemerkenswerten Bericht über die Erste Vision von Joseph Smith hörte, schrieb er ihn in sein Tagebuch nieder; und 40 Jahre danach erwähnte er es keiner Menschenseele. Deshalb, als ich unerwartet auf diese Geschichte stieß, übergab ich das Buch Joseph Fielding Smith und es befindet sich dort, wo es hingehört: in einem Safe.

Da wir erfahren hatten, dass sich dieses Tagebuch im Besitz des HLT-Kirchengeschichtsschreibers befand, schrieben wir und baten um eine Kopie davon. Joseph Fielding Smith antwortete wie folgt:
Private Tagebücher werden in diesem Büro mit dem Verständnis verwaltet, dass sie Mitgliedern der Familie, aber nicht für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich sind. Die Herstellung von Kopien von Tagebüchern richtet sich ebenfalls nach dieser Richtlinie.

Es tut mir Leid, aber es steht diesem Büro nicht zu, Sie mit dem Mikrofilm oder der Fotokopie des Alexander-Neibaur-Tagebuchs zu versorgen, um die Sie in Ihrem Brief baten. Die zehn Dollar, die Sie beifügten, gehen hiermit an Sie zurück.

Zwei Dinge sollte man in Bezug auf Joseph Fielding Smiths Antwort beachten: Erstens, er lehnte es ab, eine Kopie des Tagebuchs zu machen. Zweitens, dass Tagebücher im Geschichtsschreiberbüro mit dem Verständnis aufbewahrt werden, dass nur Verwandte sie nicht nur sehen, sondern auch Kopien der Tagebücher erhalten könnten. So fremd es scheinen mag, irgendwie erhielten wir am 21. März 1961 einen Brief von Hugh Nibley, in dem er erklärte, dass sogar ihm die Erlaubnis verweigert wurde, dieses Tagebuch zu sehen.
Liebe Frau Tanner,

Ich glaube, ich sagte Ihnen in meinem Brief, dass das Neibaur-Tagebuch jetzt in einem Safe des Kirchengeschichtsschreiber-Büros ruht, wo es hingehört.

Der Grund, warum Alexander Neibaur vierzig Jahre lang niemandem von seinem Erlebnis erzählte, ist, dass es streng vertraulich war, und so sollte es auch bleiben. Ich denke, wir sollten diese Vertraulichkeit respektieren. Tatsächlich wurde ich das letzte Mal, als ich um Erlaubnis bat, das Tagebuch zu sehen, abgewiesen. Jeder Versuch, es zu dieser Zeit zu vervielfältigen, kommt nicht in Frage.

Ihr sehr ergebener

Hugh Nibley

Es ist in der Tat merkwürdig, dass Dr. Nibley die Erlaubnis verweigert wurde, das Tagebuch seines eigenen Urgroßvaters zu sehen, besonders deswegen, da er derjenige war, der es dem Geschichtsschreiberbüro stiftete. Wenn Dr. Nibley ein Feind der Kirche wäre, könnte man dies leichter verstehen. Viele innerhalb der Kirche haben irgendwie den Eindruck, dass er der größte Gelehrte der Kirche ist. Louis Migley sagt, dass „Nibley mehr als jeder andere die Rolle des Verteidigers des Glaubens und der Heiligen angenommen hat“. (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Frühjahr 1967, Seite 119) Es ist sicherlich merkwürdig, dass einem Mann, der den Ruf eines „Verteidigers des Glaubens und der Heiligen“ hat, der Zugriff zum Tagebuch seines eigenen Urgroßvaters verweigert werden sollte. Vielleicht war Dr. Nibley über diese Angelegenheit beeunruhigt, denn in einem Brief an uns vom 20. Juni 1961 erklärte er:
Nichts würde mich mehr erfreuen, als zu sehen, dass alle Kirchenberichte denen zugänglich gemacht werden, die wissen, wie mit ihnen umzugehen ist. (Brief von Hugh Nibley vom 20 Juni 1961)

Drohungen von Aposteln

Ein weiteres Beispiel von Unterdrückung ereignete sich, als wir Zugriff auf die Joseph-Lee-Robinson-Autobiographie und das Tagebuch begehrten. Der Apostel LeGrand Richards, ein Nachkomme von Joseph Lee Robinson, war der erste, der unsere Aufmerksamkeit auf dieses Tagebuch lenkte. Als wir zu seinem Büro gingen, zeigte er uns einige getippte Auszüge aus dem Tagebuch. Wir baten darum, das Original-Tagebuch sehen zu dürfen. LeGrand Richard nahm uns zur HLT-Genealogie-Bibliothek mit, wo er den Mikrofilm des Original-Tagebuchs heraussuchte. Es war uns erlaubt, einige Seiten zu lesen, und dann erhob sich Richards, um zu gehen. Wir fragten die Frau, die den Mikrofilm gebracht hatte, ob wir ein anderes Mal zurückkehren und das Tagebuch lesen könnten, als sie „ja“ sagte. Mr. Richards wies sie umgehend und eindringlich an, uns das Tagebuch nicht noch einmal sehen zu lassen. Als wir LeGrand Richard fragten, was er zu verbergen versuchte, ging er sofort hinaus. Bei mehreren Gelegenheiten, versuchten wir, diesen Mikrofilm zu sehen, aber wir wurden informiert, dass es „vorbei“ wäre. Das Kirchengeschichtsschreiber-Büro verweigerte uns ebenfalls, das Original-Tagebuch zu sehen. In einem Brief an ein Mitglied der Kirche vom 26. Sept. 1960 gab Apostel Richards zu, dass er uns den Zugriff zu diesem Tagebuch verweigert hätte. Er erklärte:
Ich nahm Sandra und ihren Ehemann mit in die Genealogische Gesellschaft, wo sie die mikroverfilmte Kopie des Tagebuchs meines Urgroßvaters herausgesucht bekamen, und erlaubte beiden, seine Erklärung in seiner eigenen Handschrift zu lesen, und nachdem sie dies getan hatten, wollte Sandras Mann das Vorrecht, das ganze Tagebuch zu lesen. Ich sagte Ihnen, dass ich es ihm nicht gestatten würde;…

Einige Zeit später, entgegen den Anweisungen von LeGrand Richards, erlaubte uns die Genealogische Bibliothek, das Tagebuch zu lesen, und wir kopierten einige wichtige Auszüge, die wir vorhatten, in diesem Werk zu zeigen. Nachdem LeGrand Richards herausfand, dass wir vorhätten, diese Auszüge zu benutzen, bekam er Angst, dass die Wahrheit bekannt werden würde. In einem Brief vom 20. Dezember 1961 drohte uns der Apostel LeGrand Richards in einem verzweifelten Versuch, die Wahrheit verborgen zu halten, mit einem gerichtlichen Prozess.

Lieber Herr,


ich habe einige memographierte Kopien vor mir liegen, die Sie mir zugesandt haben, aus denen ich erkenne, dass Sie entgegen meinen Anweisungen, die Erlaubnis von der Genealogischen Abteilung erlangten, das Tagebuch meines Urgroßvaters zu lesen und dass Sie gemäß Ihrer eigenen Erklärung daraus Auszüge erstellt haben, dass Sie vorhätten, sie hernach zu benutzen.


Ich bin durch gesetzlich Bevollmächtigte darüber aufgeklärt worden, dass, während das Tagebuch der Organisation oder Bibliothek gehört, die literarischen Rechte den Nachfahren gehören und dass, wenn irgendein Nachfahre etwas dagegen hat, niemand das Recht hat, irgendetwas aus solchen Tagebüchern zu kopieren oder zu drucken.


Ich bin darüber aufgeklärt, dass Mrs. Kate Carter von den Töchtern der Utah-Pioniere kürzlich davon abgehalten wurde, ein Tagebuch zu veröffentlichen, weil nur einer der Nachfahren in Kalifornien gegen die Veröffentlichung war.


Dies sei Ihnen gesagt, dass, falls Sie aus dem Tagebuch meines Urgroßvaters in irgendeiner Ihrer zukünftigen Schriften zitieren, Sie selbst für einen Schadensersatzprozess verantwortlich sind, da Sie keine Erlaubnis haben und da Ich, als einer der Nachfahren, mit Bestimmtheit gegen Ihre Zitierung bin.


Treu ergeben Ihr


LeGrand Richards


Da der Apostel LeGrand Richards nicht wirklich etwas gegen uns in der Hand hatte, haben wir weiterhin in den letzten zehn Jahren Auszüge aus diesem Tagebuch benutzt. Es ist unnötig zu sagen, dass kein Gerichtverfahren gegen uns angestrengt wurde.

LeGrand Richards ist nicht der einzige Apostel, der gedroht hat uns zu verklagen. Wallace Turner, ein Korrespondent für die New York Times, erzählt folgendes:

Eine der bemerkenswerten Erklärungen, die dieses Vorurteil demonstriert, ist in einer langen Ansprache von Mark E. Peteresen, einem der Apostel, auf einer Konferenz in der Brigham-Young-Universität im August 1954 zu finden… Eine Zusammenkunft von HLT-Religionslehrern auf der College-Ebene wurde einberufen und Apostel Petersen sprach zu ihnen über die „Rassenfragen – wie sie die Kirche betreffen“…


Petersen ist das fünftrangige Mitglied des Rates der Zwölf Apostel…


Diese Ansprache wurde in einer geschlossenen Versammlung gegeben. Eine Kopie davon gelangte in die Hände von James D. Wardle, dem Salt-Lake-City-Friseur, der ein Mitglied der Reorganisierten HLT-Kirche ist. Wardle hat sich viele Jahre daran erfreut, seine Utah-Mormonen-Mitglieder zu ärgern, und er stellte seine Kopie Jerald Tanner dem HLT-Abtrünnigen zur Verfügung, der sich darauf spezialisiert hat, Anti-HLT-Material zu verbreiten. Tanner ging zur HLT-Bibliothek, fand eine Kopie der Ansprache und versicherte sich, dass sie dieselbe Ansprache war, die er von Wardle erhalten hatte. Aber die Kirche gab ihm keine Kopie, die er hätte mitnehmen können.


Die Wardle-Kopie als seine Quelle verwendend begann Tanner die Ansprache zu verbreiten. Zu jener Zeit befand sich Apostel Petersen in England, um dort die Mission zu leiten. Anfang 1965 schrieb er an Tanner und drohte, ihn zu verklagen, wenn er nicht mit der Veröffentlichung aufhören und die bis dahin herausgegebenen Kopien der Rede zurückrufen würde. Fröhlich vervielfältigte und verbreitete er den Brief. Seitdem ist Petersen nach Salt Lake City zurückgekehrt und keine Anklage wurde erhoben. (The Mormon Establishment, Seite 249, 250, 253 und 254)


Gentlemen,


es ist mir bekannt geworden, dass Sie so etwas wie eine Veröffentlichung mit einer hetzerischen Absicht drucken und verteilen, mit der Sie meinen Namen verbinden.


Darf ich Sie auf die Tatsache aufmerksam machen, dass es in den Vereinigten Staaten Gesetze gibt, die Menschen davor zu schützen, dass ihr Name und ihr Ruf verletzt werden.


Ich bin mein ganzes Leben lang im Verlagsgeschäft gewesen und habe dabei gelernt, was diese Rechte sind.


Ich weiß nicht, was Sie veröffentlichen, aber ich weiß, dass ich Ihnen nie eine Erlaubnis gegeben habe, meinen Namen mit irgendeiner Veröffentlichung in Verbindung zu bringen, und wenn Sie es dennoch tun, riskieren Sie eine ernsthafte juristische Aktion.


Dieser Brief an Sie, soll Sie wissen lassen, wenn Sie nicht damit aufhören und von dieser Veröffentlichung ablassen und die Kopien, die Sie verbreitet haben, nicht zurückrufen, dass dann eine juristische Aktion gegen Sie eingeleitet werden wird.


Möchten Sie, dass mein Anwalt Sie besucht oder werden Sie meiner Bitte ohne gerichtliche Auseinandersetzung entsprechen?


Ihr ergebener


Mark E. Petersen


Wie Wallace Turner erklärte, vervielfältigten wir Apostel Petersens Brief (zusammen mit dem Brief, der von Apostel Richards geschrieben war) und verteilten Tausende von Kopien. Viele wurden bei der Konferenz der Mormonenkirche verteilt. Mark E. Petersen war aus Europa zurückgekehrt, um an dieser Konferenz teilzunehmen. Obwohl die Konferenz nur vierzehn Blocks von der Modern Microfilm Co. entfernt abgehalten wurde, besuchten uns weder Herr Petersen noch sein Anwalt. Da wir nichts als die Wahrheit gedruckt hatten, hatte der Apostel Petersen kein Rechtsverfahren gegen uns eingeleitet. Es ist interessant zu bemerken, dass, obwohl die Mormonenführer versuchten, diese Rede zu unterdrücken, ein Teil davon in der New York Times am 28. Dezember 1965 landete. Wir werden in einem späteren Kapitel aus dieser Rede zitieren.

Mormonen protestieren gegen Unterdrückung

Juanita Brooks, eine bekannte Historikerin, die ein Mitglied der Mormonenkirche ist, behauptet, dass die Kirchenführer ihr versagten, sie einige beeidigte Erklärungen sehen zu lassen, die sie in Besitz hatten. In einer Fußnote auf Seite 217 in ihrem Buch The Mountain Meadows Massacre, erklärte sie:

Einige Zeit vor seinem Tod erzählte der verstorbene Richter David H. Morris aus St. George, Utah, der Autorin von beeidigten Erklärungen, die er im Auftrag der Ersten Präsidentschaft der Kirche von den Teilnehmern am Massaker, die noch im Süden Utahs lebten, aufgenommen hatte…


Nach seinem Tod fragte die Autorin seine Tochter, Mrs. Paul Hafen, nach ihnen und erfuhr, dass… sie die beeidigten Erklärungen nach Salt Lake City gebracht und sie David O. McKay von der Ersten Präsidentschaft der Heiligen-der-Letzen-Tage-Kirche gegeben hatte.


Nach zwei erfolglosen Versuchen, mit David O. McKay ein Interview zu bekommen, machte die Autorin ein Treffen per Ferngespräch aus. Nach einer Reise von mehr als dreihundert Meilen, um die Verabredung einzuhalten, wurde ihr die Audienz abgelehnt, sobald die Sekretärin erfuhr: „Worüber genau wollen Sie denn mit ihm sprechen?“


Die Autorin bat dann um einen anderen Termin und bot an, für unbestimmte Zeit in der Stadt zu bleiben, falls nötig. Dies wurde abgelehnt. Ihr wurde dennoch gestattet, mit Joseph Anderson zu sprechen, dem Privatsekretär der Ersten Präsidentschaft, der ihre Bitte anhörte und versprach, zu tun, was er für sie tun könnte. Er bat sie, am nächsten Morgen wiederzukommen.


Zu jener Zeit sagte Mr. Anderson, dass er und Präsident J. Reuben Clark die beeidigten Erklärungen gelesen hätten, und Präsident Clark hätte entschieden, dass sie nicht zugänglich gemacht werden sollten. Der große abgenutzte Umschlag, der sie enthielt, und das Telegramm, das sie autorisierte, lagen während der Unterhaltung auf dem Tisch. Am schwierigsten zu verstehen an dieser ganzen Sache ist nicht so sehr die Absage, die beeidigten Erklärungen zu zeigen, sondern die hartnäckige und wiederholte Weigerung, diese Frage zu diskutieren. (The Mountain Meadow Massacre, 1962, Seite 217-218, Fußnote)


Einige Leute behaupten, dass der Grund, warum man uns den Zugriff zu den Berichten verweigert hat, der ist, dass wir kritisch gegenüber den Lehren der HLT-Kirche eingestellt sind. Während einiges dafür spricht, ist das offensichtlich nicht der einzige Grund. Ein mormonischer Seminarlehrer erzählte uns, dass wir uns deswegen nicht schlecht fühlen sollten, denn Mormonenschriftsteller haben dasselbe Problem. Während der letzten paar Jahre haben sogar Mormonenschriftsteller ihre Stimmen gegen die Unterdrückung der Dokumente erhoben. Zum Beispiel erklärte 1966 Leonard J. Arrington, Präsident der Mormon History Association:
Es ist für die Sache der Mormonengeschichte unglücklich, dass sich die Kirchengeschichtsbibliothek, die in Besitz praktisch aller Tagebücher führender Mormonen ist, nicht in der Lage gesehen hat, diese Tagebücher zu veröffentlichen oder qualifizierten Historikern zu gestatten, sie ohne Einschränkung zu benutzen. (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Frühjahr 1966, Band 1, Nr. 1, Seite 26)

Ralph W. Hansen, früher Manuskript-Bibliothekar für die Brigham-Young-Universität, beklagte sich ebenfalls über „die relative Unzugänglichkeit der Akten des Kirchengeschichtsbüros für Gelehrte…“ (ebenda, Seite 157)

Während der vergangenen zehn Jahre haben wir eine Menge Druck auf die Kirche ausgeübt, doch die Praktik des Unterdrückens von Dokumenten einzustellen. Dies hat die Mormonenführer in eine sehr beschämende Lage gebracht. Viele Leute wären geneigt, Philip A. M. Taylors Beobachtung zuzustimmen, dass „Geheimnistuerei dem Ruf der Kirche mehr schadet als aus jeder Öffnung der Archive resultieren könnte;…“ (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Herbst 1966, Seite 110)

Die Tatsache, dass sich viele Mormonen unserer Kritik an dem Kirchengeschichtsbüro anschließen, könnte die Mormonenführer zwingen, eine ehrlichere und offenere Politik in Bezug auf die Kirchenberichte anzunehmen. Für weitere Information hierüber siehe unseren Case, Band 1, Seite 67-86.

Update-Material 1

DER MORMONISMUS VERÄNDERT SICH WEITERHIN. Auf Seite 5 dieses Buches demonstrieren wir, dass die Mormonenkirche ihre Lehren in Bezug auf die Vielehe vollkommen geändert hat. Wir zitierten Brigham Young: „Die einzigen Menschen, die Götter werden, ja, die Söhne Gottes, sind diejenigen, die in die Vielehe eintreten.“ (Journal of Discourses, Band 11, Seite 269) Präsident Taylor sagte: „…wir schämen uns nicht… kund zu tun… dass wir fest und gewissenhaft an die Polygamie glauben und dass sie Teil unseres religiösen Glaubensbekenntnisses ist.“ (Life of John Taylor, Seite 255) Die Tatsache, dass die Mormonen diese, „Lehre“ vollkommen missachtet haben, wird durch eine Erklärung bewiesen, die der Assistierende Kirchengeschichtsschreiber Davis Bitton abgab: „Heute ist kein modernes Volk antipolygamistischer als die orthodoxen Mormonen,…“ (Journal of Mormon History, Band 4, 1977, Seite 101)

Wie wir im Vorwort schon erwähnt haben, änderten die Mormonenführer, nachdem wir die 1972er-Ausgabe dieses Buches veröffentlicht hatten, eine weitere wichtige Lehre. Diese ist die allbekannte Antischwarzen-Lehre, die allen das Priestertum verweigerte, die „einen Tropfen Negerblut“ in sich trugen. (Mehr Information in Bezug auf diese Sache finden Sie im Update-Material in Kapitel 21.)

ENTFERNEN KRITISCHEN MATERIALS AUS DEN BIBLIOTHEKEN. Auf Seite 10 dieses Buches druckten wir Information, die zeigt, dass Mormonenmissionare in einem Plan beschäftigt waren, kirchenkritisches Material aus verschiedenen Bibliotheken zu entfernen. 1978 berichtete Ed Sanders vom Harding College, dass diese Aktion immer noch läuft:

Vor kurzem besuchten zwei Junge Mormonen-„Elders“ die Beaumont-Memorial-Bibliothek am Harding College… Nach etwa einer halben Stunde kamen sie mit einer Anzahl Bücher in den Händen an den Schalter. Sie sagten den Bibliothekaren, sie würden diese Bände, die „ziemlich alt und nicht in bestem Zustand wären“, gerne gegen neuere Ausgaben austauschen. Zum Glück waren die Bibliothekare Profis und folglich waren sie mehr als ein wenig misstrauisch. Man rief die Bibelabteilung an, um sich bestätigen zu lassen, dass es das Beste wäre, die Bücher weiter in der Bibliothek zu belassen. Der Sprecher der Bibelabteilung betonte, dass nicht gestattet wäre, diese Bücher zu „ersetzen“. Tatsächlich wurde entschieden, dass sie der Sammlung seltener und wertvoller Bücher hinzugefügt werden sollten, die in einem sicheren Bereich der Bibliothek aufbewahrt werden.


Sie haben wahrscheinlich schon erraten, dass die jungen Männer zu einem landesweiten Programm gehörten. Mormonenmissionare besuchen Bibliotheken im ganzen Land, nehmen alte Bücher und bieten an, sie durch neue Bände zu ersetzen. Natürlich entziehen sie eigentlich viele antimormonische Bücher und frühere Mormonenschriften dem öffentlichen Zugriff, die sich jetzt für die Bewegung der Heiligen der Letzten Tage als peinlich erweisen.


Einige Bibliothekare würden ohne Zweifel leichtgläubig genug sein, alte Bände gegen neuere Ausgaben oder gar andere Veröffentlichungen austauschen zu lassen, es sei denn, ihnen wird bekannt, was vor sich geht. Teilen Sie es Ihrer öffentlichen Bibliothekarin mit, damit sie im öffentlichen Interesse ordnungsgemäß gewarnt ist. (Alternative, Band IV, Nr. 3, 1978, Seite 15)


DIE SCHLACHT UM DIE UNTERDRÜCKUNG VON BERICHTEN GEHT WEITER. Auf Seite 13 dieses Buches zeigten wir auf, dass der Druck, den wir gegen die Unterdrückung von Mormonenberichten ausübten, beginnt, eine echte Wirkung zu zeigen, und dass „selbst Mormonenschreiber begonnen haben, ihre Stimmen gegen die Unterdrückung der Dokumente zu erheben“. Viele Jahre lang war Joseph Fielding Smith Kirchengeschichtsschreiber gewesen. Smith leitete natürlich das Kirchengeschichtsschreiber-Büro mit eiserner Hand und gestattete keinem Gelehrten uneingeschränkten Zugriff auf die Dokumente. 1970 wurde er der 10. Präsident der Mormonenkirche und übergab das Kirchengeschichtsschreiber-Büro an den Apostel Howard W. Hunter. Dies stellte einige der liberaleren Mormonen nicht zufrieden, die damals sehr über die Politik der Unterdrückung aufgebracht waren. Einige Zeit nach Hunters Berufung präsentierte eine Gruppe von Mormonengelehrten eine Liste von Vorschlägen, wie das Geschichtsschreiber-Büro geführt werden sollte. Sie wollten, dass ein ausgebildeter Historiker als Kirchengeschichtsschreiber berufen wird. Sie wollten auch, dass die Berichte den Gelehrten und für die Kirche selbst zugänglich gemacht werden, um damit zu beginnen, seltene Dokumente zu drucken. Als wir von diesen Forderungen hörten, konnten wir nicht erkennen, wie die Kirchenführer möglicherweise ihnen nachgeben, ohne das ganze Fundament der Kirche zu unterminieren. Nehmen Sie zum Beispiel den Gedanken, einen qualifizierten Historiker zu berufen. Ein wahrhaftiger Historiker, wenn er mit sich selbst ehrlich wäre, könnte niemals Methoden gut heißen, die von Joseph Fielding Smith und anderen Kirchengeschichtsschreibern in der Vergangenheit angewendet wurden. Außerdem war es Tradition geworden, dass ein Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel diese Position einnimmt. Im „Leitfaden für die Bibliothekararchive des Geschichtsschreiber-Büros" lesen wir: „Seit den Tagen Nauvoos ist diese wichtige Verantwortung einem Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel übertragen worden.“ Es schien also sehr unwahrscheinlich, dass die Kirche einen ausgebildeten Historiker berufen würde, aber am 15. Januar 1972 wurden wir überrascht, als wir folgendes im Salt Lake Tribune lasen:
Dr. Leonard J. Arrington, anerkannter Ausbilder und Autor in Utah, ist von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zum Geschichtsschreiber ernannt worden… Howard W. Hunter, vom Rat der Zwölf Apostel, wird entlassen werden…

In den Deseret News für den 15. Januar 1972 finden wir folgende Aussagen in einem Leitartikel: „Die Berufung Dr. Leonard J. Arringtons zum Kirchengeschichtsschreiber… er ist selbst ein Historiker. Dies markiert zum ersten Mal, dass dieser wichtige Posten besetzt wird, indem man aus der Mitgliedschaft von Kirchengeneralautoritäten herausgeht.“

Während Dr. Arrington ein aktiver Mormone ist, halten ihn viele Menschen für sehr liberal. Tatsächlich war es Arrington, der die Kirche für die Nichtveröffentlichung der Tagebücher der frühen Mormonenführer und für das Nichtzulassen, „dass qualifizierte Historiker sie ohne Einschränkung benutzen“ öffentlich kritisierte. (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Frühjahr 1966, Seite 26) Im selben Artikel bemerkte Dr. Arrington: „So wie Mrs. Brodies Biographie und bestimmte andere (zumindest von den Mormonen) gewöhnlich als ‚Anti’ angesehen werden, so sind ‚Pro’-Biographien unentwegte Bilder der Süße und des Lichts. Sie erscheinen sogar unglaubwürdiger als die schwärzesten Schilderungen der Antis.“

Während die Berufung von Leonard Arrington als Kirchengeschichtsschreiber sicherlich eine Überraschung war, ließ die Wahl von James B. Allen und Davis Bitton als Assistierende Geschichtsschreiber einen fragen, welche Richtung die Kirche einschlug. Allen hatte früher einen Artikel veröffentlicht, der die Geschichte von der Ersten Vision Joseph Smiths untergrub, und Bitton hatte einen Artikel geschrieben, in dem er einen Angriff gegen die Richtigkeit von Joseph Smiths History of the Church unternahm. Was könnten nun die Kirchenführer im Sinn gehabt haben, als sie solche Liberalen in das Kirchengeschichtsschreiber-Büro beriefen? Die einzige vernünftige Erklärung ist die, dass die Politik der Unterdrückung von Berichten versagt hatte und dass die Mormonenführer versuchten, der Welt gegenüber ein neues Image zu zeigen. Sie waren wohl offenbar dabei, zu versuchen, es so aussehen zu lassen, dass sie stolz auf die Berichte wären, die sie so lange unterdrückt hatten.

Auf jeden Fall gab Dr. Arrington nach dieser Berufung große Pläne für die Geschichtliche Abteilung bekannt. Vielen von ihnen wurde es durch Männer schwer gemacht, die der Philosophie Ezra Taft Bensons, dem Präsidenten des Rates der Zwölf Apostel, folgten. Benson ist ein Mann, der glaubt, dass es falsch ist, die ganze Wahrheit über die Mormonengeschichte zu erzählen. Er glaubt, in anderen Worten, dass bestimmte Dinge, die in der Vergangenheit geschehen sind, verschleiert werden sollten. Auf der anderen Seite ist Arrington offener und in seiner Herangehensweise wissenschaftlicher.

Dr. Arringtons Probleme begannen direkt nach seiner Berufung in das Amt als Kirchengeschichtsschreiber, als er die Bildung einer Gruppe bekannt gab, die als „Freunde der Kirchengeschichte“ bekannt ist. Als ungefähr 500 Leute zur ersten Versammlung erschienen, begannen offenbar die Generalautoritäten zu fürchten, dass solch eine große Gruppe, die Geschichte studiert, Dinge aufdecken könnte, die sich für die Kirche als peinlich erweisen könnten. Es wurden Anordnungen gegeben, dieses Projekt einzustellen, und seit dem 30. November 1972 wurden keine Versammlungen mehr abgehalten (siehe Answering Dr. Clandestine, Seite 41). Obwohl nie öffentlich etwas bekannt gegeben wurde, ist es logisch anzunehmen, dass „Freunde der Kirchengeschichte“ jetzt gestorben ist.

Einige andere Projekte Dr. Arringtons scheinen durch die Einstellung der Generalautoritäten gefährdet zu sein. Einer seiner Träume war es, die Kirche eine einbändige Geschichte herausbringen zu lassen. Dieser Traum schien 1976 Wirklichkeit zu werden, als James B. Allen und Glen M. Lennard das Buch The Story of the Latter-day Saints produzierten. Im Vorwort dieses Buches sagte Dr. Arrington, dass „zwei unserer besten Historiker“ für dieses Projekt bestimmt worden wären – wie wir schon aufgezeigt haben, ist James B. Allen Assistierender Kirchengeschichtsschreiber. Dr. Arrington erklärte weiter, dass er das Manuskript für die Veröffentlichung bewilligt hätte. Obwohl die meisten Mormonen dies als eine harmlose Veröffentlichung ansehen würden, hatte Präsident Benson das Gefühl, dass es zu humanistisch wäre und das Gerücht ging um, dass er es geschreddert haben wollte. In einem Brief vom 23. Juni 1978 erklärte Präsident Benson: „Das Buch The Story of the Latter-day Saints wird nicht veröffentlicht werden.“ Somit hat es den Anschein, dass, so weit es die Mormonengeschichte betrifft, die Ansichten von Leonard Arrington und Ezra Taft Benson genau entgegengesetzt stehen.
Lieber Bruder...

In Beantwortung Ihres Briefes vom 19. Juni, in Bezug auf das Buch The Story of the Latter-day Saints werden einige meiner Besorgnisse in einer Rede zum Ausdruck gebracht, die ich an die Religiösen Erzieher im September 1976 richtete. Eine Kopie dieser Ansprache ist beigefügt.

Das Buch The Story of the Latter-day Saints wird nicht wieder veröffentlicht werden.

Was Ihre zweite Frage betrifft in Bezug auf den Artikel im Dialogue „Seers, Savants, and Evolution: An Uncomfortable Interface“, so ist dieser Artikel historisch ungenau und lehremäßig ungesund. Der Autor legte seine „Fakten“ auf eine Weise aus, die seine proevolutionären Standpunkte unterstützen und Präsident Joseph Fielding Smith unglaubwürdig machen sollte.

Ich bin sicher, dass dies Ihre Fragen beantworten wird.

Treu ergeben

Ezra Taft Benson

Präsident

Leonard Arringtons wichtigstes Projekt war, die Produktion einer sechzehnbändigen Anderthalbjahrhundert-Geschichte der Mormonenkirche zu beaufsichtigen. Diese Bände mussten von prominenten Mormonengelehrten verfasst werden. Der Salt Lake Tribune für den 26. April 1975 zitierte Dr. Arrington:
„Wir haben mit 16 Personen Verträge abgeschlossen, von denen jeder einen Band des Satzes schreibt“, sagte der Kirchengeschichtsschreiber. „Jeder erfordert etliche Jahre intensive Forschungsarbeit und keiner wird vor 1978 erhältlich sein. Wir hoffen, dass alle 16 Bände 1980 fertig sein werden.“

Der ursprüngliche Gedanke hinter dem Projekt war, die Bände zum 150. Jahrestag der Kirche – zur Anderthalbjahrhundertfeier im Jahr 1980 - fertig zu haben. Während Dr. Arrington sagte, dass er hoffte, dass „alle 16 Bände 1980 fertig sein werden“ verging 1980, ohne dass ein einziger Band veröffentlicht wurde!

Nach dem, was wir herausfinden konnten, waren einige der Gelehrten, die an den Bänden arbeiteten, zu offen bei ihrer Präsentation und dies verursachte unter einigen Aposteln große Bestürzung. Von dieser Zeit an hatten die Kirchenführer es nicht eilig und bemühten sich, die Veröffentlichung der Bände zu verzögern oder abzusagen. Die Kirchenführer fanden sich aber in einer schwierigen Situation, da die Deseret Book Company mit den sechzehn Autoren einen Vertrag unterzeichnet hatte, der vor Gericht bindend wäre. Um die Geschichte ohne die Möglichkeit, vor Gericht gebracht zu werden, zu unterdrücken, entschieden die Generalautoritäten, jedem Autoren, der sein Werk fertig hätte, $20.000 Dollar zu zahlen (diejenigen, die ihre Bände nicht fertig hatten, sollten einen geringeren Betrag erhalten). Da es sechzehn Autoren gab, die ausbezahlt werden mussten, und andere Kosten mit einbezogen, könnte die Kirche Hunderttausende von Dollar ausgegeben haben. Dass die Generalautoritäten erst diesem massiven Projekt zustimmten und es dann, nachdem einige Top-Gelehrte der Kirche Jahre lang Arbeit darauf verwendet hatten, sterben ließen, zeigt einen totalen Mangel an Inspiration.

Im Salt Lake City Messenger, Jan. 1979, bemerkten wir:
Es gibt Grund zu glauben, dass Benson Arrington aus seiner Position als Kirchengeschichtsschreiber entfernen möchte. Einige haben das Gefühl, dass man seine Berufung so nach und nach „ausschleichen“ lassen wird. Man berichtet auch, dass es zunehmend schwierig für Mormonengelehrte wird, Zugriff auf Dokumente der Geschichtlichen Abteilung zu bekommen. Wenn Arrington unter der Führerschaft von Präsident Spencer W. Kimball überleben sollte, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er Kirchengeschichtschreiber bleiben wird, wenn Ezra Taft Benson Präsident wird.

Es hat jetzt den Anschein, dass die Kirche damit begonnen hat, Dr. Arringtons Berufung „ausschleichen“ zu lassen. Der Salt Lake Tribune für den 3. Juli 1980 gab bekannt:
PROVO (AP) – Die Geschichtsforschungsabteilung der Mormonenkirchengeschichts-Abteilung wird in die Brigham-Young-Universität umziehen, gaben am Mittwoch Beamte bekannt.

Die Bibliothekabteilung, die Archivabteilung, die Kunst- und Bauplanungsabteilungen werden im Salt-Lake-City-Hauptquartier der Kirche verbleiben, sagte der Kirchenpräsident Spencer W. Kimball…

Direktor des neuen Instituts wird Dr. Leonard J. Arrington, Kirchengeschichtsschreiber, sein.

Der größte Teil des Abteilungspersonals wird in die BYU versetzt, wo es Teil der Fakultät und des Personals wird.

Obwohl Präsident Kimball versucht, die Mitglieder der Kirche zu überzeugen, dass „diese Umsiedlung der Arbeit der professionellen Historiker von einer Kirchenabteilung in ein Institut der Universität ein Schritt nach vorn ist“ (Deseret News, Kirchenteil, 5. Juli 1980), ist es für jeden offensichtlich, der die Situation wirklich untersucht, dass dies eine echte Degradierung für den Kirchengeschichtsschreiber Leonard Arrington ist. Während er dem Namen nach Kirchengeschichtsschreiber bleiben mag, ist es jetzt deutlich, dass die Kirchenführer die Vollmachten entzogen haben, die üblicherweise mit diesem Titel einhergehen. Vor Arringtons Berufung war der Kirchengeschichtsschreiber für die Berichte zuständig und entschied, wer die verschiedenen Dokumente sehen konnte. Nun scheint es so, dass es eine Kluft von ungefähr fünfundvierzig Meilen zwischen dem Kirchengeschichtschreiber und den Kirchenberichten geben wird – d.h. die Entfernung zwischen Provo und Salt Lake City:
Dr. Arrington und einige Mitglieder des Personals der Geschichtsabteilung werden in den Campus der BYU umziehen, aber dem Institut wurde noch kein bestimmtes Gebäude oder Büros in Provo zugeteilt. Die Kirchenbibliothek und –archive werden in Salt Lake City bleiben. (Deseret News, Kirchenteil, 5. Juli 1980)

Es ist also offensichtlich, dass die Kirchenführer Dr. Arrington so weit wie möglich vom Kirchenverwaltungsgebäude weg haben und seinen Einfluss auf das Mormonenvolk verringern wollen. Es ist behauptet worden, dass es nicht zu lange dauern würde bis Arrington sich zurückzieht, und die Planung des Umzugs und in Provo die Arbeit aufzunehmen, wird ohne Zweifel nicht viel von seiner verbliebenen Zeit in Anspruch nehmen.

Während wir nicht genau wissen, welche Richtung die Mormonenführer in Bezug auf die geschichtliche Forschung einschlagen werden, ist es aber offensichtlich, dass die Behandlung Dr. Arringtons zeigt, dass es immer noch eine Menge Opposition gegen die Idee gibt, „es so zu sagen, wie es ist“. Klaus J. Hansen, der folgende These an der kircheneigenen Brigham-Young-Universität schrieb, machte folgende interessante Bemerkungen über die Idee, „eine ungeschminkte Version“ der Kirchengeschichte zu haben:

Ich bin natürlich einer von denen, die behauptet haben, dass das Kirchengeschichtsschreiber-Büro genau so wie andere Aufbewahrungsorte der Kirche sehr wohl wichtige geheime Dokumente aufbewahren, deren Herausgabe eine tiefe Auswirkung auf die Kirchengeschichtsschreibung, wenn nicht auf die Mormonengeschichte haben könnte. Die mögliche, ja, wahrscheinliche Exitstenz weiterer Berichte über den Rat der Fünfzig… ist vielleicht das offensichtlichste Beispiel…


Oft werde ich gefragt, ob meine Forschung in der Mormonengeschichte nicht mein Zeugnis gestärkt hätte – eine rhetorische Frage und man erwartet im Allgemeinen von mir, dass ich sie mit einem lauten „ja“ beantworte. Meine Fragensteller nehmen natürlich an, dass die Kirche keine Leiche zu verbergen hätte, oder wenn doch, was unwahrscheinlich ist, dass es besser wäre sie in der Öffentlichkeit offen zu legen. Ich vermute, dass nicht wenige Mormonen über Joseph Smiths Bemerkungen gegenüber Brigham Young überrascht wären: „Sollte ich diesem Volk offenbaren, was der Herr mir offenbart hat, gäbe es keinen Mann oder keine Frau, die bei mir bleiben würden“. Ein Historiker der es sich zu seiner Aufgabe machen würde, Mythos und Realität in der Mormonengeschichte nebeneinander zu stellen, könnte keine so dramatischen Ergebnisse erzielen, jedoch ist es Tatsache, dass eine ungeschminkte Version der Geschichte der Kirche, die die Schnipsel dort fallen lassen würde, wohin sie fallen mögen, potentieller Sprengstoff wäre. Wenn deshalb Historiker nicht notwendigerweise mit der noch relativ konservativen und einschränkenden Politik des Kirchengeschichtsschreiber-Büros übereinstimmen, sollten sie wenigstens verstehen, dass dies von einer internen Logik ausgeht. (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Sommer 1970, Seite 107, 110)


Update Material 2 - Historiker sehen sich einer Krise gegenüber

Seit wir obiges geschrieben haben, hat sich die Situation, der sich die Mormonenhistoriker gegenüber sahen, weiter verschlechtert. Professor Louis C. Midgley griff offen die „Neue Mormonengeschichte“ in einem Papier an, das an der Western History Association präsentiert wurde. Im Sunstone Review, Band 1, Nr. 3, Seite 16, finden wir folgendes:

Von besonderem Interesse für Studenten des Mormonismus war die Sitzung… in der Louis C. Midgley ein Papier präsentierte: „Eine Kritik von Mormononhistorikern: Die Frage des Glaubens und der Geschichte“. Midgley, ein Professor an der Abteilung der Regierung an der Brigham-Young-Universität, hat an einem buchlangen Manuskript gearbeitet, mit dem er die Methodik von Neue Mormonengeschichte angreift…


Indem er das neulich erschienene professionelle, historische Schriftstück über die und von den Mormonen New Mormon Apology anführte, argumentierte Midgley, dass „was hinter dem Schriftstück dieser neulich erschienenen Mormonengeschichte steckt, ein vorschnelles Kleinbeigeben zu kritischen Äußerungen ist,…“ Er klagt insbesondere einige Mormonenhistoriker an, den traditionellen Mormonenglauben zu unterminieren… er argumentierte, dass einige Mormonenhistoriker nach einem „Mittelfeld“ suchten - eine Position, die irgendwie zwischen den traditionellen Positionen schwebt, dass Joseph Smith entweder ein Prophet oder ein Betrüger war. Wenn die Historiker nicht die Prophetenseite wählen, ist für Midgley nur die andere Position möglich. Es gibt nicht nur kein Mittelfeld, sondern für einen Historiker heißt es, wenn er den Glauben schweben lässt oder „objektiv“ ist, dass er für die Ungläubigen Partei ergreift.


Davis Bitton, der als Assistierender Kirchengeschichtsschreiber unter Leonard Arrington gedient hat, reagierte auf Professor Midgleys Argumente.

Der große Reinfall für die Mormonenhistoriker kam aber am 22. August 1981, als Boyd K. Packer, einer der Zwölf Apostel der Kirche „die Kirchenhistoriker dafür kritisierte, in ihren Geschichtsberichten, ‚die Dinge des Geistes aufzugeben’.“ (Seventh East Press, An Independent Student Weekly, Provo, Utah, 6. Oktober 1981) Dass Apostel Packer es in seiner Rede ernst meinte, wurde offensichtlich, als sie als Leitartikel in der Sommer-1981-Ausgabe der Brigham University Studies erschien. In dieser Rede gab Packer folgende Warnung an die Kirchenhistoriker:

Ich bin zum Glauben gekommen, dass viele Mitglieder der Kirche, die eine Menge Zeit mit akademischer Forschung verbracht haben, die Tendenz zeigen, damit zu beginnen, die Kirche, ihre Lehren, die Organisation und die Führerschaft der Gegenwart und der Vergangenheit auf Grund der Grundsätze ihres eigenen Berufes zu beurteilen… Nach meiner Meinung sollte es umgekehrt sein…


Ihr Seminarlehrer und einige von euch Instituts- und BYU-Männern werdet in diesem Schuljahr die Geschichte der Kirche lehren. Dies ist eine nie da gewesene Gelegenheit im Leben eurer Studenten, ihren Glauben und ihr Zeugnis von der Göttlichkeit dieses Werkes wachsen zu lassen. Euer Ziel sollte es sein, dass sie die Hand des Herrn in jeder Stunde und jedem Augenblick der Kirche von Anfang an bis heute sehen können… da gibt es nichts wie eine akkurate oder objektive Geschichte der Kirche, die den Geist ignoriert… Kirchengeschichte kann so interessant und inspirierend und in der Tat ein mächtiges Werkzeug sein, um Glauben aufzubauen. Wenn sie nicht richtig geschrieben oder gelehrt wird, kann sie ein Glaubenstöter sein.


Präsident Brigham Young ermahnte Karl G. Maeser nicht einmal den Terminkalender ohne den Geist des Herrn zu lehren. Wie viel wichtiger ist dieser Geist bei der Forschung, beim Schreiben und Lehren der Kirchengeschichte…


Für den Schreiber oder den Lehrer der Kirchengeschichte gibt es die Versuchung, alles erzählen zu wollen, ob es von Wert oder glaubensfördernd ist oder nicht.


Einige Dinge, die wahr sind, sind nicht sehr nützlich.


Historiker scheinen stolz darauf zu sein, etwas Neues zu veröffentlichen, besonders wenn es die Schwäche oder Fehler einer prominenten historischen Figur zeigt…


Der Schreiber oder der Lehrer, der eine übertriebene Loyalität der Theorie gegenüber besitzt, dass alles gesagt werden muss, legt ein Fundament für sein eigenes Gericht…


Vor einiger Zeit gab ein Historiker eine Lektion vor einer Zuhörerschaft von College-Studenten über einen vergangenen Präsidenten der Kirchen. Es schien scheine Absicht zu sein, zu zeigen, dass dieser Präsident menschlichen Schwächen erlegen war. Er stellte viele so genannte Fakten vor, die den Präsidenten in ein sehr ungünstiges Licht rückten, besonders wenn sie aus dem Zusammenhang der historischen Zeitperiode, in der er lebte, gerissen wurden…


Das Lehren von Dingen, die wahr sind, aber verfrüht oder zur falschen Zeit, kann Kummer und Herzweh einladen, an Stelle von Freude, die eigentlich das lernen begleiten sollte… Die Schriften lehren ausdrücklich, dass wir Milch geben müssen, bevor wir Fleisch geben. Der Herr machte es sehr deutlich, dass einige Dinge selektiv gelehrt werden müssen und einige Dinge nur denen gegeben werden dürfen, die würdig sind.


Es spielt nicht nur eine große Rolle, was uns gesagt wird, sondern wann es uns gesagt wird. Seid vorsichtig, damit ihr eher Glauben aufbaut als ihn zerstört.


Präsident William E. Berrett hat uns gesagt, wie dankbar er ist, ein Zeugnis darüber, dass die vergangenen Führer der Kirche Propheten Gottes waren, in seinem Herzen fest verankert zu haben, bevor ihm einige der so genannten Fakten offen gelegt wurden, die Historiker in ihre veröffentlichten Schriften gesetzt haben…


Was dieser Historiker mit dem guten Ansehen des Präsidenten der Kirche tat, war unwürdig. Er schien entschlossen, jeden zu überzeugen, dass der Prophet ein Mensch war. Wir wissen das schon. Alle Propheten und alle Apostel sind Menschen gewesen. Es wäre für ihn viel lohnenswerter gewesen, uns davon überzeugt zu haben, dass der Mensch ein Prophet war, eine Tatsache, die genauso wahr ist wie die Tatsache, dass er ein Mensch war.


Er hat einiges aus der Erinnerung an einen Propheten weggenommen. Er hat Glauben zerstört…


Dieser Historiker oder Gelehrte, der sich daran erfreut, die Schwächen und Schwachheiten der heutigen oder vergangenen Führer aufzuzeigen, zerstört Glauben. Ein Zerstörer von Glauben – besonders einer in der Kirche, und besonders einer, der extra dafür angestellt ist, Glauben aufzubauen – bringt sich selbst in große geistige Gefahr. Er dient dem falschen Meister und, es sei denn, er tut Buße, so wird er nicht unter den Getreuen in den Ewigkeiten sein…


In der Bemühung , objektiv, unparteiisch und gelehrt zu sein, mag ein Schreiber oder Lehrer unbeabsichtigt dem Widersacher angemessene Zeit geben…


In der Kirche sind wir nicht neutral. Wir sind einseitig. Es gibt einen Krieg und wir sind darin verwickelt. Es ist ein Krieg zwischen Gut und Böse und wir sind Kriegsführende, die das Gute verteidigen. Wir sind deshalb verpflichtet, allem den Vorzug zu geben und es zu beschützen, das im Evangelium Jesu Christi repräsentiert wird und wir haben hierfür Bündnisse geschlossen…


Und ich möchte in aller Ernsthaftigkeit sagen, dass es für die Geduld des Herrn in Bezug auf diejenigen eine Grenze gibt, die unter dem Bündnis stehen, Seine Kirche und Sein Reich auf Erden zu segnen und zu schützen, und es nicht tun…


Es gibt vieles in den Schriften und in unserer Kirchenliteratur, um uns davon zu überzeugen, dass wir uns im Krieg mit dem Widersacher befinden. Wir sind nicht als Kirche und auch nicht als Mitglieder verpflichtet, uns in dieser Schlacht mit dem Feind zu versöhnen.


Präsident Joseph Fielding Smith zeigte auf, dass es ein törichter General wäre, wenn er seine gesamten Nachrichten seinem Feind zugänglich machen würde. Es wird von uns nicht erwartet und es ist für uns auch nicht nötig, uns denen zu öffnen, die versuchen, aus unseren Quellen Hinweise zu beziehen, um sie zu verdrehen und gegen uns zu benutzen.


Nehmen wir einmal an‚ ein gut geführtes Unternehmen ist von der Übernahme durch ein anderes Unternehmen bedroht. Nehmen wir weiter an, dass von dem Unternehmen, das gezwungen wird, übernommen zu werden, verlangt wird, all seine Aktivposten herauszunehmen und das Unternehmen aufzulösen. Sie können sich sicher sein, dass die bedrohte Gesellschaft legalen Rat einholen wird, um sich zu schützen.


Können Sie sich vorstellen, dass der Anwalt, der unter Vertrag steht, das Unternehmen zu schützen, sich in den Kopf gesetzt hat, dass er nicht wirklich Partei ergreifen muss, dass er unparteiisch bleiben muss?


Nehmen wir einmal an, wenn die Berichte des Unternehmens, für dessen Schutz er angestellt ist, für ihn geöffnet werden, um sein Mandat vorzubereiten, dass er Beweise sammelt und einige davon dem Anwalt der gegnerischen Gesellschaft übergibt. Dann kann sich seine eigene Firma wegen seines unloyalen Verhaltens in großer Gefahr befinden.


Erkennen Sie nicht die Verletzung der Ethik oder Integrität oder Moral?


Ich denke, Sie können den Punkt erkennen, auf den ich hinaus will. Diejenigen unter Ihnen, die bei der Kirche angestellt sind, haben eine besondere Verantwortung, Glauben aufzubauen und ihn nicht zu zerstören. Wenn Sie dies nicht tun, sondern tatsächlich dem Feind gefällig sind, wer ist dann der Zerstörer des Glaubens? Sie werden in diesem Sinne dahin gehend zum Verräter, dass Sie Bündnisse geschlossen haben, zu schützen…


Sicher ist auch, dass Sie wenig Wahrheit und weniger Nutzen von denen erhalten werden, die Dokumente stehlen oder die mit gestohlenen Waren handeln. Es hat immer solche gegeben, und wir haben sie unter uns, die Zugang zu gesperrten Bibliotheken und Dateien suchen, um heimlich Material zu kopieren und es zu stehlen, in der Hoffnung, einige Einzelheiten zu finden, die noch nicht veröffentlicht worden sind – und dies, damit sie es für Geld oder Profit irgendwie durch ihre Veröffentlichung verkaufen oder ein Ego aufblähen können, weil sie die ersten waren, die es veröffentlicht haben…


Ich möchte nicht zu solchen Veröffentlichungen beitragen, auch wollte ich nicht zu Organisationen gehören, die durch Geist oder Neigung Glauben zerstörend sind. Es gibt eine Menge Gelehrter in der Welt, die entschlossen sind, alle weltlichen Wahrheiten zu finden. Es gibt so wenige von uns, relativ gesprochen, die danach streben die geistigen Wahrheiten zu übermitteln, die die Kirche schützen. Wir können nicht neutral und gleichzeitig auf der sicheren Seite sein.


Vor vielen Jahren erwähnte Elder Widtsoe einen törichten Lehrer in der Mutual Improvement Association [früher GFV = Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung, heute JAE und AE], der eine Diskussion in Gang brachte, mit der Absicht, die Fähigkeiten der jungen Mitglieder der Kirche zu verbessern. Er wählte als Thema: „In Frage gestellt: Joseph Smith war ein Prophet Gottes.“ Unglücklicherweise gewann die Gegenseite.


Die Jugendlichen, die sich zugunsten der Behauptung aussprachen, waren nicht so klug und ihre Argumente waren nicht so sorgfältig vorbereitet wie die der Gegenseite. Die Tatsache, dass Joseph Smith ein Prophet blieb, nachdem die Diskussion vorbei war, schützte nicht einige der Teilnehmer davor, dass sie die Zerstörung ihres Glaubens erlitten und danach ihr Leben so führten, als wenn Joseph Smith kein Prophet wäre und als ob die Kirche, die er gegründet hatte, und das Evangelium, das er wiederhergestellt hatte, nicht wahr wären…


Die letzte Warnung betrifft die Vorstellung, dass es, so lange etwas schon gedruckt ist, so lange es aus einer anderen Quelle erhältlich ist, auch in Ordnung ist, wenn man es in Schriften und Belehrungen benutzt.


Sicherlich können Sie den Trugschluss darin erkennen…


Sie tun nicht gut daran, dafür zu sorgen, dass es verbreitet wird. Es kann von denen gelesen werden, die nicht reif genug sind für die „Geschichte für Fortgeschrittene“ und ein Zeugnis könnte im Keimzustand zertreten werden.


Vor vielen Jahren sprach Ezra Taft Benson zu Ihnen und sagte:


Wir sind darauf aufmerksam geworden, dass einige unserer Lehrer, besonders in unseren Universitätsprogrammen, Schriften von bekannten Abtrünnigen kaufen… um über bestimmte Gesichtspunkte informiert zu werden und für ihre Forschungsarbeit zu sammeln. Sie müssen sich bewusst sein, dass Sie, wenn Sie ihre Schriften kaufen oder ihre Zeitschriften abonnieren, helfen, ihre Sache zu unterstützen. Wir wollen hoffen, dass ihre Schriften sich nicht in ihrem Seminar oder Institut oder in ihrem persönlichen Bücherregal befinden. Wir haben Ihnen anvertraut, den Herrn und die Erste Präsidentschaft Ihren Studenten gegenüber zu repräsentieren und nicht die Ansichten der Verleumder der Kirche.


Ich gebe Ihnen diesen gesunden Rat. Denken Sie daran: Wenn Sie die verbitterten Abtrünnigen sehen, sehen Sie nicht nur die Abwesenheit von Licht, Sie sehen auch die Anwesenheit der Finsternis. Streuen Sie keine kranke Saat aus! (Brigham Young University Studies, Sommer 1981, Seite 259, 262-271)


Für den Mormonengelehrten D. Michael Quinn waren Apostel Packers Worte ein Aufruf zur Schlacht. In einer emotional geladenen Rede wies Dr. Quinn die Herausforderung von Boyd K. Packer, Louis Midgley und Ezra Taft Benson zurück, der als nächster in der Rangfolge Präsident der Kirche werden würde. Die Seventh East Press berichtete:

Die Mormonenapostel Ezra Taft Benson und Boyd K. Packer verteidigen eine Art von religiöser Geschichte, die an Abgötterei grenzt, behauptete D. Michael Quinn, Mitprofessor für Geschichte an der BYU in einer neulichen Lektion vor der Studentischen Geschichtsgesellschaft der Universität.


In einer Ansprache mit dem Titel „Ein Mormonenhistoriker sein“ richtete sich Quinn, der einen Dr. phil. in Geschichte von der Yale-Universität trägt, an neuliche Kritiken, die von den Ältesten Benson und Packer und dem BYU-Professor für Politwissenschaft Louis Midgley gegen Mormonenhistoriker gerichtet waren.


Mit der Aussage, dass er nur für sich spricht… erklärte Quinn, dass er im Alter von fünfzehn alle Standardwerke mit Ausnahme eines Teils des Alten Testaments gelesen hatte… Quinn erzählte auch kurz von seinem Eintritt auf das Feld der HLT-Geschichte und seinem gebetsvollen Versuch, die Geschichte zu erforschen und zu schreiben.


Indem er sich an Elder Packers Warnung richtete, dass zuvor veröffentlichtes Material nicht immer passend für die erneute Veröffentlichung sei, beschrieb Quinn die sonderbare Situation, die von den Generaltautoritäten geschaffen wurde, die Personen dafür kritisierten, dass sie Material neu druckten, das von Generalautoritäten aus einer früheren Zeitepoche als glaubensfördernd und „für Kinder und Neubekehrte als geeignet“ angesehen wurde.


Quinn brachte die Meinung zum Ausdruck, dass das Vermeiden der HLT-Historiker dessen, was Elder Packer „das Unwürdige, das Widerwärtige oder das Sensationelle“ nannte, eine fragwürdige Ehrlichkeit und fragwürdige professionelle Redlichkeit wäre und „der Sache der Kirche einen schlechten Dienst erweisen“ und die Kirche und ihre Historiker gerechtfertigter Kritik aussetzen würde.


Quinn erörterte auch Elder Bensons Rat gegen die „einhergehenden Erklärungen“ über den Hintergrund der Offenbarungen und der Kirchengeschichte. Quinn erklärte, dass das Ignorieren solcher Hintergründe in einer nichtreligiösen Geschichte „bestenfalls abwegig und schlimmstenfalls unredlich“ wäre. Quinn stimmte mit der Meinung überein, die Elder Benson zum Ausdruck brachte, dass die Verwendung von einhergehenden Bemerkungen als Grundlage für die Verwerfung von Joseph Smiths Inspiration unangebracht wäre. Trotzdem, fuhr er fort, ist eine Erörterung solcher Einflüsse wichtig, da „Offenbarungen von bestimmten Fragen herrührten, die Propheten Gott stellten, und diese Fragen kommen wegen der Umstände, die Propheten erfahren, auf“.


Elder Packers Sorge erwähnend, dass ein akkurater Geschichtsbericht der Kirche die geistigen Mächte, die in ihm wirken, in Betracht ziehen müsse, behauptete Quinn, dass Packer „einen Feind erschuf, den es nicht gibt“, denn es ist für jeden guten Historiker, Mormone oder nicht, unmöglich, über den Mormonismus zu schreiben, ohne die prophetischen Ansprüche seiner Führer zu erörtern…


Über Elder Packers Aussage, dass Historiker „die Hand des Herrn in jeder Stunde und in jedem Augenblick der Kirche“ darstellen sollten, kommentierend brachte Quinn den Glauben zum Ausdruck, dass solch eine Herangehensweise die Anschauung zeigt, „dass die offiziellen Handlungen und Erklärungen der Propheten immer der Ausdruck des Willen Gottes ist“, eine Position, die Quinn als „mormonische Entsprechung zur römisch-katholischen Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes“ ansieht. Solch eine Lehre der Unfehlbarkeit, erklärte Quinn, leugnet den Grundsatz der freien Entscheidung und richtet sich gegen Joseph Smiths Behauptung, dass ein Prophet nur ein Prophet ist, wenn er als solcher handelt. Die Einschränkungen und Fehler bedeutender Aussagen der Propheten zu ignorieren, so hat Quinn das Gefühl, wäre genauso falsch wie das Ignorieren ihrer Visionen, Offenbarungen und Zeugnisse.


Quinn fuhr mit der Erklärung fort, dass das Herunterspielen der menschlichen Seite des Propheten keine heilige Geschichte wäre, denn die heilige Geschichte der Heiligen Schriften stellt nicht nur die „geistigen Dimensionen und Werke von Gottes Führern“ dar, sondern sie stellt auch tatsächlich ihre Schwächen dar.


Als Beispiele zitierte Quinn ‚das Verraten der Trunkenheit Noahs, Lots Inzucht, Moses Überheblichkeit, Jonas Schwanken, die Unstimmigkeiten zwischen Petrus und Paulus, Almas Jugendsünde und die Verdammung Joseph Smiths durch den Herrn in Lehre und Bündnisse’. Während heilige Geschichte Gottes Führer als „verständliche, menschliche Wesen zeigt, mit denen sich die Menschen identifizieren können und dennoch den prophetischen Mantel verehren können“, erwarten die Ältesten Benson und Packer, so behauptete Quinn, eine Geschichte, die HLT-Führer „makellos, gütig und engelhaft“ macht. Solch ein Geschichte von „halbgottähnlichen Kirchenführern“, erklärte Quinn, „grenzt an Abgötterei“.


Während Quinn anmerkte, dass Elder Packer die Mormonenhistoriker anklagt, „Grundsätzliches vor der Präsentation von Geschichte für Fortgeschrittene“ zu ignorieren, brachte Quinn die Meinung zum Ausdruck, dass Elder Packer in Wirklichkeit, „keine allmähliche Offenlegung historischer Wahrheit verteidigt, sondern diese Möglichkeit ausklammert“. Er behauptete ferner, dass Elder Packers Versuch nicht dieselbe ist, wie Paulus’ Empfehlung von Milch vor Fleisch, sondern eher eine ständige Milchdiät. „Eine Milchdiät allein“, bemerkte Quinn, „wird das Wachstum eines Kindes behindern oder es sogar töten.“


Quinn klagte auch Packer an, eine Geschichte der Kirche zu verteidigen, die jede Information verleugnet, die von Antimormonen gegen die Kirche verwendet werden könnte. „Wenn dieser Maßstab angewendet worden wäre“, erklärte Quinn, „wäre vieles im Alten Testament, das Evangelium des Johannes und wären viele Paulusbriefe nicht in die Bibel einbezogen worden.“


Quinn brachte unter Tränen die Entmutigung zum Ausdruck, dass er als Zerstörer und Fürsprecher etikettiert wurde, weil er dem Beispiel heiliger Geschichte in der Herangehensweise und Philisophie gefolgt ist. (The Seventh East Press, 18. November 1981)


Da Ezra Taft Benson wahrscheinlich der Präsident der Kirche werden wird, hat es eine gewissen Sorge darüber gegeben, dass D. Michael Quinn seine Karriere als Mormonenhistoriker geopfert haben könnte, als er diese Zurückweisung vortrug. Viele Mormonen würden dies als einen großen Verlust ansehen, weil Dr. Quinn wahrscheinlich einer der besten Historiker ist, die die Kirche je hervorgebracht hat. Wie auch immer es sein mag, zeigte Quinn sicherlich eine große Menge Mut, als er öffentlich die Unterdrückungspolitik, die Benson, Packer und Midgley verteidigten, herausforderte.

Wie wir vorher schon aufgezeigt haben, scheinen Leonard Arrington seine Mächte als Kirchengeschichtsschreiber entzogen worden zu sein. Nun gibt es da noch die Frage, ob er den Titel noch behält. Obwohl von ihm in der Ausgabe vom März 1979 des The Ensign (Seite 51) als „Kirchengeschichtsschreiber“ geschrieben wird, scheint eine Ankündigung für ein Buch von Arrington und Bitton zu zeigen, dass er diesen Titel nicht mehr beansprucht: „Viele Jahre lang dienten Leonard J. Arrington und Davis Bitton als Kirchengeschichtsschreiber und Assistierender Kirchengeschichtsschreiber für die Kirche Jeu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Arrington ist gegenwärtig Direktor des Joseph-Fielding-Smith-Instituts für Geschichte an der Brigham-Young-Universität und Bitton ist Professor der Geschichte an der University of Utah.“ (Sunstone Review, Band 1, Nr. 3, Seite 23)

Der Leser wird sich erinnern, dass Apostel Boyd K. Packer einen Historiker kritisierte, weil er versuchte, „jeden zu überzeugen, dass der Prophet ein Mensch war“. Interessanterweise hat das neue Buch von Arrington und Bitton, das von „zwei Aposteln“ und anderen Mormonen handelt, den Titel Saints Without Halos: The Human Side of Mormon History [Heilige ohne Heiligenschein: Die menschliche Seite der Mormonengeschichte]. Es ist ebenfalls interessant, dass dieses neue Buch nicht von der Kirche, sondern eher von Signature Books in Salt Lake City veröffentlicht wird.

Was Arringtons wichtigstes Projekt betrifft, die sechzehnbändige Anderthalbjahrhundertsgeschichte der Mormonenkirche, so ist ein weiteres Jahr (1981) vergangen, ohne dass die Kirche einen einzigen Band veröffentlicht hat! Der Leser wird sich erinnern, dass Arrington hoffte, dass „alle 16 Bände zu 1980 fertig sein werden“.