Vorlesung 7

Ueber die Wirkungen des Glaubens.

1. In den vorhergehenden Vorlesungen haben wir erklärt was der Glaube ist und auf welchem Gegenstand er beruht. In Uebereinstimmung mit unserem Plane wollen wir jetzt fortfahren von den Wirkungen desselben zu sprechen. 2. Da wir in unseren früheren Vorlesungen gesehen haben, daß der Glaube das Princip der Handlung und Macht in allen vernünftigen Wesen, Himmels und der Erde ist, so ist nicht zu erwarten, daß in einer Vorlesung dieser Art wir versuchen werden, alle seine Wirkungen auseinander zu setzen; auch ist es für unseren Zweck nicht notwendig, denn es würde alle Dinge im Himmel und auf der Erde, ja alle die Schöpfungen Gottes mit ihren endlosen Verschiedenheiten in sich fassen, denn keine Welt ist noch je erschaffen worden, die nicht durch den Glauben gebildet worden ist; auch hat es noch niemals ein vernünftiges Wesen, auf irgend einer der Schöpfungen Gottes gegeben, welches nicht des Glaubens wegen dort hingelangte, welcher entweder in ihm selbst oder in einem andern Wesen herrschte; auch ist noch nie eine Veränderung oder Umwälzung in den Schöpfungen vorgekommen, die nicht durch den Glauben bewerkstelligt wurde; noch wird je eine solche Veränderung oder Umwälzung vorkommen, die nicht auf jene Weise in irgend einer der unermeßlichen Schöpfungen des Allmächtigen hervorgebracht wird, denn es ist durch den Glauben, daß Gott wirkt.

3. Wir wollen hier eine Erklärung in Bezug auf den Glauben geben, daß unser Begriff deutlich zu verstehen sei. Wir fragen deshalb, wie verstehen wir das Wirken eines Menschen durch den Glauben? Wir antworten – wir verstehen, daß wenn ein Mensch durch den Glauben wirkt, er durch geistige Anstrengung, anstatt der körperlichen Kraft arbeitet. Es ist durch Worte, anstatt der Ausübung seiner körperlichen Kräfte, durch welche jedes Wesen arbeitet, das durch Glauben wirkt. Gott sagte: „Es werde Licht, und es ward Licht.“ Josua sprach und die großen Lichter, welche Gott geschaffen hatte, standen still. [66] Elia befahl, und der Himmel hörte auf, während eines Zeitraumes von drei und einem halben Jahre Regen herabzugießen; er befahl wiederum und die Himmel brachten Regen hervor. Alle diese Dinge wurden durch den Glauben gethan. Der Erlöser sagte: „So ihr Glauben habt als ein Senfkorn, so möget ihr sagen zu diesem Berge, ‚Hebe dich von hinnen dorthin; so wird er sich heben‘, oder, „Sagt zu diesem Maulbeerbaum, ‚Reiße dich aus und versetze dich ins Meer‘, so wird er euch gehorsam sein.“ So arbeitet denn der Glaube durch Worte, und durch diese sind seine mächtigsten Werke ausgeführt worden und werden auch in der Zukunft ausgeführt werden.

4. Es wird sicherlich nicht von uns zu beweisen verlangt werden, daß dies das Princip ist, nach welchem die ganze Ewigkeit gehandelt hat und handeln wird; denn jeder überlegende Geist muß wissen, daß es in Folge dieser Macht ist, daß alle Heerscharen des Himmels ihre Werke der Wunder, der Majestät und Herrlichkeit thun. Die Engel bewegen sich von Ort zu Ort, kraft jener Macht; es ist vermöge derselben daß sie im Stande sind, vom Himmel auf die Erde niederzusteigen, und wäre es nicht der Macht des Glaubens wegen, so könnten sie nie dienende Geister für die sein, welche Erben der Seligkeit sind, auch könnten sie nicht als himmlische Boten handeln; denn sie würden der Macht entblößt sein, die notwendig ist, sie in den Stand zu setzen, den Willen Gottes zu thun.

5. Es ist nur notwendig zu sagen, daß die ganze sichtbare Schöpfung, wie sie jetzt ihr Dasein hat, die Wirkung des Glaubens ist. Es war der Glaube, durch welche sie formirt wurde, und es ist durch die Macht des Glaubens, daß sie in ihrer organisirten Form fortfährt, und daß die Planeten sich in ihren Bahnen bewegen und in ihrer Herrlichkeit funkeln. So ist also der Glaube wirklich das erste Princip in der Wissenschaft der Gottesgelehrtheit und wenn recht verstanden, leitet er den Geist zurück zum Anfange und trägt ihn vorwärts zum Ende, oder in anderen Worten, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

6. Da der Glaube daher das Princip ist, durch welches die himmlischen Heerscharen ihre Werke thun und durch welchen sie alle ihre Glückseligkeit genießen, so können wir wohl [67] erwarten ihn, in den Offenbarungen Gottes, als ein Princip dargestellt zu finden, nach welchem seine Geschöpfe hienieden handeln müssen, um die Glückseligkeit, deren sich die Heiligen in der ewigen Welt erfreuen, zu erlangen. Wenn Gott es unternimmt, Menschen für seine eigene Freude heranzubilden, so lehrt er ihnen die Notwendigkeit durch den Glauben zu leben, und die Unmöglichkeit, die Segnungen der Ewigkeit ohne denselben genießen zu können, indem alle Segnungen der Ewigkeit die Wirkung des Glaubens sind.

7. Deshalb heißt es sehr angemessen, daß ohne Glauben es unmöglich ist, Gott zu gefallen. Sollte man fragen – Warum ist es unmöglich, Gott ohne Glauben zu gefallen? so würde die Antwort sein, – weil ohne den Glauben es unmöglich ist, für die Menschen selig zu werden; und da Gott die Seligkeit des Menschen wünscht, so muß er natürlich wünschen, daß sie Glauben haben und er könnte nicht zufrieden sein wenn sie keinen hätten, sonst würde er mit ihrem Untergange zufrieden sein.

8. Daraus lernen wir, daß die vielen Ermahnungen, Glauben an ihn zu haben, welche von begeisterten Männern denen, welche das Wort des Herrn empfangen hatten, gegeben worden sind, nicht unnütze Dinge waren, sondern sie wurden der besten Ursache willen gegeben, welche war, daß ohne Glauben keine Seligkeit, weder in dieser noch in der nächsten Welt, sein kann. Sobald als die Menschen anfangen durch den Glauben zu leben, so fangen sie an, sich Gott näher zu ziehen; und wenn der Glaube vervollkommnet ist, so sind sie ihm gleich; und weil er selig ist, so sind sie auch selig; denn sie werden sich in der gleichen Lage befinden wie er, weil sie zu ihm gekommen sind; und wenn er erscheint, werden sie ihm gleich sein, denn sie werden ihn sehen wie er ist.

9. So wie die ganze sichtbare Schöpfung die Wirkung des Glaubens ist, so auch die Seligkeit – wir meinen die Seligkeit in ihrer breitesten Ausdehnung der Auslegung, ob es zeitliche oder geistige sei. Um diesen Gegenstand klar vor dem Geiste zu haben, so wollen wir uns fragen, in welchem Zustande ein Mensch sein muß, um selig zu werden? oder was ist der Unterschied zwischen einem Menschen der selig geworden [68] ist und einem nicht selig Gewordenen? Wir antworten, daß aus was wir vorher von den himmlischen Welten gesehen haben, müssen sie Wesen sein, welche durch Glauben wirken und durch denselben im Stande sind, allen denen, welche Erben der Seligkeit werden, dienende Geister zu sein; und sie müssen Glauben haben, um sich zu befähigen in der Gegenwart Gottes zu handeln, sonst können sie nicht selig werden. Und was den wirklichen Unterschied zwischen einer seliggewordenen und einer nicht seliggewordenen Person ausmacht, ist – der Unterschied in dem Grade ihres Glaubens; der Glaube der einen Person ist vollkommen genug geworden, das ewige Leben zu erlangen, derjenige der andern Person ist es nicht. Doch um ein wenig genauer zu sein so wollen wir fragen: Wo werden wir ein Musterbild finden, dem wir gleich werden müssen, damit wir Teilhaber des Lebens und der Seligkeit gemacht werden können? – oder in anderen Worten, wo können wir ein seliges Wesen finden? Denn wenn wir ein seliges Wesen finden können, so können wir ohne große Schwierigkeit ausfinden, was alle anderen sein müssen, um selig zu werden. Wir denken, daß es keine Streitfrage sein wird, daß zwei Personen, die einander ungleich sind, nicht beide selig werden können; denn was immer die Seligkeit einer Person ausmacht, wird auch die Seligkeit aller Geschöpfe ausmachen, die selig werden; und wenn wir ein seliges Wesen im ganzen Weltall finden können, so können wir sehen, was alle Anderen thun müssen, oder sonst die Seligkeit nicht erreichen. Wir fragen daher: Wo ist das Vorbild? oder wo ist das erlöste Wesen? Wir schließen, daß unter denjenigen welche an die Bibel glauben, keine Streitfrage entstehen wird, wenn wir sagen, daß es Christus ist. Alle werden damit übereinstimmen, daß er das Vorbild oder das Muster der Seligkeit ist, oder mit anderen Worten, daß er ein seliges Wesen ist. Und wenn wir in unseren Fragen noch fortfahren und fragen warum ist es, daß er selig ist, so würde die Antwort sein – weil er ein gerechtes und heiliges Wesen ist; und wenn er anders wäre als er ist, so würde er nicht selig sein; denn seine Seligkeit hängt genau von dem ab, was er wirklich ist und nichts Anderem; denn wäre es möglich für [69] ihn, im geringsten Grade sich zu verändern, so wäre es sicher, daß er seine Seligkeit nicht erhalten, und seine ganze Herrschaft, Macht, Autorität und Herrlichkeit, welche die Seligkeit ausmachen, verlieren würde: denn die Seligkeit besteht aus der Herrlichkeit, Autorität, Majestät, Macht und Herrschaft, welche Jehovah besitzt und aus nichts Anderem, und kein Wesen besitzt sie, außer ihm selbst und Solchen, die ihm gleich sind. Deswegen sagt Johannes in seiner ersten Epistel 3: 2, 3. „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder, und ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reiniget sich, gleichwie er auch rein ist.“ Warum sich reinigen, wie er rein ist? Weil, wenn sie es nicht thun, sie ihm nicht gleich sein können.

10. Der Herr sagte zu Moses, „Rede mit der ganzen Gemeine der Kinder Israels, und sprich zu ihnen, ‚Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott‘.“ 3. Mos. 19: 2. Und Petrus sagt: „Sondern nach dem, der euch berufen hat, und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel. Denn es stehet geschrieben, ‚Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig‘.“ 1 Petri 1: 15, 16. Und der Heiland sagt: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Matth. 5: 48. Wenn jemand fragen sollte, Warum alle diese Sprüche? so ist die Antwort enthalten in was früher angeführt worden ist aus der Epistel Johannes, daß wenn er (der Herr) erscheinen wird, wir ihm gleich sein werden; und wenn sie nicht heilig sind, wie er heilig ist, und vollkommen, wie er vollkommen ist, so können sie ihm nicht gleich sein; denn kein Wesen kann sich seiner Herrlichkeit erfreuen, ohne seine Vollkommenheit und Heiligkeit zu besitzen, wie sie auch in seinem Reiche nicht regieren könnten, ohne seine Macht.

11. Dieses setzt die Richtigkeit der Aussage Jesu deutlich auseinander, wie geschrieben in Johannes 14: 12. „Wahrlich, wahrlich ich sage euch, ‚Wer an mich glaubet, der wird die Werke auch thun, die ich thue, und wird größere, denn diese thun, denn ich gehe zum Vater‘.“ Diese Stelle, mit [70] einigen Worten in dem Gebet des Heilands, wie sie im siebzehnten Kapitel geschrieben stehen, verbunden, gibt seinen Ausdrücken große Verständlichkeit. Er sagt vom 20sten bis 24sten Verse: „Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie Alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir, und ich in dir; daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube, du habest mich gesandt. Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen, und du in mir, auf daß sie vollkommen seien in eins, und die Welt erkenne, daß du mich gesandt hast, und liebest sie, gleichwie du mich liebest. Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebet, ehe denn die Welt gegründet ward.“

12. Alle diese Worte zusammengenommen, geben einen so klaren Begriff von dem Zustande der verherrlichten Heiligen, als die Sprache es machen kann; sie sollten die Werke thun, die Jesus gethan hat und größere Werke als jene, welche er that, als er unter ihnen war, sollten sie thun, und dies, weil er zu seinem Vater ging. Er sagt nicht, daß sie diese Werke in der Sterblichkeit thun sollten; doch sollten sie größere Werke thun, weil er zum Vater ging. Er sagt im 24sten Verse: „Vater ich will, daß, wo ich bin auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen.“ Diese Worte in Verbindung gebracht, machen es sehr deutlich, daß die größeren Werke, welche diejenigen, die an seinen Namen glaubten, thun sollen, in der Ewigkeit gethan werden sollten, wohin er ging und wo sie seine Herrlichkeit sehen sollten. Er hatte in einem anderen Teil seines Gebets gesagt, daß er von seinem Vater wünschte, daß jene, welche an ihn glaubten, eins mit ihm sein möchten, wie er und der Vater eins mit einander waren. „Ich bitte aber nicht allein für sie (die Apostel), sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie alle eins seien“; das ist, jene, welche an ihn glauben durch die Worte der Apostel, so wie auch die Apostel selbst, „daß sie Alle eins sein mögen, [71] gleichwie du Vater, in mir, und ich in dir, daß auch sie in uns eins seien.“

13. Welche Ausdrücke können deutlicher, als diese sein? Der Heiland sicherlich beabsichtigt von seinen Jüngern verstanden zu werden, und er sprach so, daß sie ihn verstehen konnten; denn er erklärt vor seinem Vater, in Worten die nicht leicht mißverstanden werden können, daß er wünschte, daß seine Jünger, selbst alle von ihnen, wie er und der Vater sein möchten, denn wie er und der Vater eins waren, so möchten auch sie eins mit ihnen sein. Und was im 22sten Verse gesagt wird, ist berechnet, diesen Glauben noch fester zu bestätigen, wenn es einer solchen Bestätigung bedarf. Er sagt – „Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind.“ Gleichsam zu sagen, daß wenn sie nicht die Herrlichkeit hätten, welche ihm der Vater gegeben hatte, sie nicht mit ihnen eins sein könnten; denn er sagt, er hätte ihnen die Herrlichkeit gegeben, welche er vom Vater hatte, daß sie eins sein möchten, – oder in anderen Worten, sie eins zu machen.

14. Dies macht das Maß der Auskunft über diesen Gegenstand voll und zeigt sehr deutlich, daß der Heiland wünschte, daß seine Jünger verstehen sollten, daß sie Teilhaber mit ihm in allen Dingen, selbst seine Herrlichkeit nicht ausgenommen, werden sollten.

15. Es ist fast nicht notwendig, hier zu bemerken, was wir vorher angeführt haben, daß die Herrlichkeit, welche der Vater und der Sohn haben, in ihrem Besitz ist, weil sie gerechte und heilige Wesen sind; und daß wären sie unvollkommen, in irgend einer Eigenschaft oder Vollkommenheit, welche sie besitzen, sie sich auch nie der Herrlichkeit, welche sie haben erfreuen könnten, denn es ist notwendig für sie zu sein gerade was sie sind, um sich derselben erfreuen zu können; und wenn der Heiland diese Herrlichkeit Anderen gibt, so muß er es auf die genaue Weise thun, wie es in seinem Gebete an den Vater auseinandergesetzt ist – sie eins mit ihm zu machen, wie er und der Vater eins sind. Dadurch würde er ihnen die Herrlichkeit geben, welche der Vater ihm gegeben hat; und wann seine Jünger eins mit dem Vater und den Sohn gemacht sein [72] werden, wie der Vater und der Sohn eins sind, wer kann nicht die Richtigkeit der Aussage des Heilands sehen, wo er sagt: „Die Werke, welche ich thue, sollen sie thun, und größere als diese, denn ich gehe zum Vater.“

16. Diese Belehrungen des Heilands zeigen uns sehr deutlich die Natur der Seligkeit und was er der menschlichen Familie anbot, als er ihnen antrug, sie zu erlösen; nämlich, daß er beabsichtigte sie ihm gleich zu machen – und er war gleich dem Vater, das große Vorbild aller geliebten Wesen und für irgend einen Teil der menschlichen Familie, ihnen gleich gemacht zu werden, ist Erlösung; und ihnen nicht gleich zu sein, ist zerstört zu werden; und an dieser Angel dreht sich das Thor der Erlösung.

17. Wer kann daher nicht sehen, daß die Erlösung die Wirkung des Glaubens ist? Denn wie wir vorher bemerkt haben, wirken alle himmlischen Wesen durch dieses Princip; und es ist, weil sie im Stande sind, dieses zu thun, daß sie erlöst sind, denn nur dies allein kann sie selig machen. Und dies ist die Lehre, welche der Gott des Himmels, durch den Mund aller seiner heiligen Propheten der Welt zu erklären gesucht hat. Deshalb wird uns gesagt, daß ohne Glauben es unmöglich sei, Gott zu gefallen; und derhalben muß die Seligkeit durch den Glauben kommen, auf daß sie sei aus Gnaden, und die Verheißung fest bleibe allem Samen (Römer 4: 16); und daß Israel welche dem Gesetze der Gerechtigkeit nachfolgten, nicht zu dem Gesetze der Gerechtigkeit gelangten. „Warum das? Darum, daß sie es nicht aus dem Glauben, sondern als aus den Werken des Gesetzes suchen. Denn sie haben sich gestoßen an den Stein des Anlaufens.“ Römer 9: 32. Und Jesus sagte zu dem Manne, der ihm seinen Sohn brachte, um den Teufel, welcher ihn plagte, auszutreiben: „Wenn du könntest glauben. Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubet.“ Mark. 9: 23. Diese, mit einer Menge anderer Bibelstellen, welche angeführt werden könnten, stellen sehr deutlich dar, in welchem Lichte der Heiland, sowie die Heiligen der früheren Tage, den Plan der Erlösung betrachteten. Es war ein System des Glaubens, fängt mit dem Glauben an und fährt mit dem Glauben fort, und jede [73] Segnung, welche in Bezug darauf erlangt wird, ist die Wirkung des Glaubens, ob es zu diesem Leben gehört oder zu jenem, welches kommen wird. Dazu geben alle Offenbarungen Gottes ihr Zeugnis. Wenn es Kinder der Verheißung gab, so wurden sie es in Folge des Glaubens, selbst den Heiland der Welt nicht ausgenommen. „Und o selig bist du, die du geglaubet hast,“ sagte Elisabeth zu Maria, als sie sie besuchte, „denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn.“ Luk. 1: 45. Auch die Geburt Johannes des Täufers war nicht weniger eine Sache des Glaubens; denn darum daß sein Vater Zacharias glauben sollte, mußte er stumm werden. Durch die ganze Geschichte des Planes des Lebens und der Seligkeit ist der Glaube eine notwendige Sache; jedermann empfing nach seinem Glauben; wie sein Glaube war, so waren seine Segnungen und Vorrechte, und nichts wurde von ihm zurückgehalten, wenn sein Glaube genügend war, es zu empfangen. Er konnte der Löwen Rachen verstopfen, des Feuers Kraft auslöschen, des Schwerts Schärfe entrinnen, stark werden im Streit, und der Fremden Heere darniederlegen; die Weiber, durch ihren Glauben, haben ihre Toten von der Auferstehung wieder genommen; in einem Worte, nichts war denen unmöglich, welche Glauben hatten. Alle Dinge waren den Heiligen der früheren Tage unterthan, je nach ihrem Glauben. Durch ihren Glauben, konnten sie himmlische Gesichte, die Besuche von Engeln, Kenntnis von Geistern gerechter, vollkommen gemachter Menschen und von der allgemeinen Versammlung und Kirche des Erstgeborenen erlangen, deren Namen im Himmel geschrieben sind, von Gott dem Richter Aller, von Jesu dem Vermittler des neuen Bundes und mit dem dritten Himmel bekannt werden und Dinge sehen und hören, die nicht nur unaussprechlich, sondern auch ungesetzlich zu erzählen waren. Petrus, in der Anschauung der Macht des Glaubens, sagte zu den Heiligen der früheren Tage: „Gott gebe euch viel Gnade und Frieden, durch die Erkenntnis Gottes, und Jesu Christi unsers Herrn. Nachdem allerlei seiner göttlichen Kraft uns geschenket ist, durch die Erkenntnis deß, der uns berufen hat, durch seine Herrlichkeit und Tugend.“ 2. Petri: [74] 1: 2, 3. „Gelobet sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung, durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel, euch, die ihr aus Gottes Macht, durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, welche zubereitet ist, daß sie offenbar werde zu der letzten Zeit.“ 1. Petri 1: 3–5.

18. Diese Stellen in ihrer Zusammenstellung zeigen die Anschauungen des Apostels sehr deutlich, so daß keine Person sich darüber irren könnte. Er sagt, daß alle Dinge, welche zum Leben und der Gottseligkeit gehören, ihnen durch eine Kenntnis Gottes und unseres Heilands Jesu Christi gegeben wurden. Und sollte die Frage gestellt werden, Auf welche Weise sollten Sie eine Kenntnis Gottes erlangen? (denn es ist ein großer Unterschied zwischen dem Glauben und Kennen von Gott. Kenntnis umfaßt mehr als Glaube; und alle Dinge, welche zum Leben und der Gottseligkeit gehören, wurden durch die Kenntnis Gottes gegeben) so ist die Antwort gegeben – durch den Glauben sollten Sie diese Kenntnis erlangen, und soweit sie Macht durch den Glauben hatten, konnten sie damit alle anderen Dinge erlangen, die zum Leben und der Gottseligkeit gehören.

19. Aus diesen Worten des Apostels lernen wir, daß es durch das Erlangen einer Kenntnis Gottes war, daß die Menschen die Erkenntnis aller Dinge, welche zum Leben und der Gottseligkeit gehören, erlangten; – und die Kenntnis die Wirkung des Glaubens ist –, so daß alle Dinge, welche zum Leben und der Gottseligkeit gehören, die Wirkungen des Glaubens sind.

20. Von diesem Punkte können wir uns ausdehnen, so weit als irgend welche Umstände, auf der Erde oder im Himmel, es verlangen mögen, und wir werden finden, daß es das Zeugnis aller begeisterten Männer oder himmlischen Boten ist, daß alle Dinge, welche zum Leben und der Gottseligkeit gehören, die Wirkung des Glaubens und keiner andern Sache sind. Alle Gelehrtheit, Weisheit und Klugheit und alle anderen Dinge, mit der Ausnahme des Glaubens, verfehlen, [75] Mittel zur Seligkeit zu sein. Deshalb konnten die Fischer aus Galiläa die Welt lehren – weil sie durch den Glauben suchten und durch denselben, erlangten; und deshalb betrachtete Paulus alle Dinge nur als Kot und Unrat. Was er früher seinen Gewinn erachtete, nannte er seinen Schaden; ja er achtete es Alles für Schaden gegen die überschwängliche Erkenntnis Christi Jesu, (Philipper 3: 7–10), weil er den Verlust aller Dinge erdulden mußte, um jenen Glauben zu erhalten, durch welchen er sich der Kenntnis Jesu Christi des Herrn erfreuen konnte. Das ist der Grund, warum die Heiligen der früheren Tage mehr als alle Anderen, vom Himmel und himmlischen Dingen wußten und verstanden, denn diese Erkenntnis ist die Wirkung des Glaubens – unerlangbar durch andere Mittel. Und darum ist es, daß die Menschen, sobald als sie den Glauben verlieren, sich in Streit, Zank, Finsternis und Schwierigkeiten stürzen, denn die Kenntnis, welche zum Leben führt, verschwindet, wenn der Glaube sich verliert und kehrt zurück mit der Rückkehr desselben, denn wenn der Glaube kommt, so bringt er einen Zug von Begleitern mit sich – Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten, Lehrer, Gaben, Weisheit, Kenntnis, Wunderthaten, Heilung, Zungen, Auslegung der Zungen, u.s.w. Alle diese erscheinen, wann Glaube auf der Erde erscheint und verschwinden, wann er von der Erde verschwindet; denn diese sind die Wirkung des Glaubens, haben ihn immer begleitet und werden es immer thun: denn wo der Glaube ist, da wird auch die Kenntnis Gottes sein, mit allen Dingen, die dazu gehören – Offenbarungen, Gesichten und Träumen, sowohl als jedem notwendigen Ding, damit die Besitzer des Glaubens vervollkommnet werden und Seligkeit erlangen mögen; denn Gott muß sich entweder verändern, oder der Glaube muß bei ihm herrschen. Und derjenige, der ihn besitzt, wird dadurch alle notwendige Kenntnis erlangen, bis er Gott und den Herrn Jesum Christum, den Gott gesandt hat, kennen lernt – die zu kennen, ewiges Leben ist. Amen.