Vorlesung 5

Erklärung über die Personen der Gottheit.

1. In unseren früheren Vorlesungen haben wir über das Wesen, den Charakter, die Vollkommenheit und Eigenschaften Gottes abgehandelt. Was wir mit Vollkommenheit meinen, sind die Vollkommenheiten, welche zu allen Eigenschaften seiner Natur gehören. In dieser Vorlesung werden wir von der Gottheit reden, – wir meinen den Vater, Sohn und Heiligen Geist.

2. Es gibt zwei Personen, welche die große, unvergleichliche, regierende und höchste Macht, über alle Dinge, ausmachen, durch welche alle Dinge, welche erschaffen und gemacht sind, gemacht und erschaffen worden sind, – ob sichtbar oder unsichtbar, ob im Himmel, auf der Erde, in der Erde, unter der Erde oder in der Unendlichkeit des Raumes. Sie sind der Vater und der Sohn – der Vater, eine Person von Geist, Herrlichkeit und Macht, im Besitz aller Vollkommenheit und Fülle – der Sohn, der in dem Busen des Vaters war, eine Person mit einem Körper in der Form und dem Gleichnisse des Menschen, – oder besser gesagt, der Mensch nach seinem Bilde und Gleichnis organisiert; er ist das genaue Ebenbild der Person des Vaters, im Besitz der ganzen Fülle des Vaters, oder mit dem Vater, von ihm gezeugt und verordnet vor der Gründung der Welt, ein Sühnopfer für die Sünden Aller zu werden, die an seinen Namen glauben würden; er wird der Sohn genannt von wegen des Fleisches; er stieg hernieder in Leiden unter das, was der Mensch erdulden kann, – oder in anderen Worten, erlitt größere Leiden und war schwereren Widerwärtigkeiten ausgesetzt, als irgend ein Mensch erdulden kann. Doch ungeachtet alles dessen, hielt er das Gesetz Gottes, blieb ohne Sünde, und zeigte dadurch, daß es in der Macht des Menschen ist, das Gesetz zu halten und auch ohne Sünde zu bleiben; und auch, daß durch ihn ein [55] gerechtes Gericht über alles Fleisch kommen möchte und Alle, welche nicht nach dem Gesetz Gottes wandeln, durch dasselbe rechtmäßiger Weise verdammt sein werden und keine Entschuldigung für ihre Sünde haben. Und da er der Eingeborene des Vaters, voller Gnade und Wahrheit ist und überwunden hat, empfing er die Fülle der Herrlichkeit des Vaters – besitzt denselben Willen mit dem Vater, welcher Wille der Heilige Geist ist, der vom Vater und Sohn Zeugnis gibt und diese drei sind eins; oder, in andern Worten, diese drei bilden die große, unvergleichliche, regierende und allerhöchste Macht über alle Dinge, durch welche alle Dinge, die gemacht und geschaffen worden sind, gemacht und geschaffen wurden, und diese drei bilden die Gottheit und sind eins. Der Vater und der Sohn besitzen denselben Willen, dieselbe Weisheit, Herrlichkeit, Macht und Fülle – und erfüllen Alles in Allem. Der Sohn ist erfüllt mit der Fülle des Willens, der Herrlichkeit und Macht, oder in andern Worten, dem Geiste, der Herrlichkeit und der Macht des Vaters, im Besitz aller Kenntnis und Herrlichkeit und desselben Königreiches. Er sitzt zur rechten Hand der Macht, in dem ausdrücklichen Ebenbilde des Vaters, ein Vermittler für den Menschen – erfüllt mit der Fülle des Willens des Vaters, oder in andern Worten, des Geistes des Vaters, welcher Geist auf alle diejenigen gegossen wird, die an seinen Namen glauben und seine Gebote halten; und die welche seine Gebote halten, werden von Gnade zu Gnade wachsen und Erben des himmlischen Königreiches und Miterben Jesu Christi werden, den gleichen Sinn besitzen, und in das Ebenbild, sogar das ausdrückliche Bild von ihm, der Alles in Allem erfüllt, umgewandelt und mit der Fülle seiner Herrlichkeit erfüllt werden. Dann sind sie eins mit ihm, selbst wie der Vater, Sohn und Heilige Geist eins sind.

3. Nach dem vorhergehenden Bericht von der Gottheit, welcher in seinen Offenbarungen gegeben ist, haben die Heiligen eine sichere Grundlage für die Ausübung des Glaubens, zur Erlangung des Lebens und der Seligkeit, durch die Versöhnung und Vermittlung Jesu Christi, durch dessen Blut sie [56] eine Vergebung der Sünden haben und auch einen sichern Lohn für sie im Himmel aufbewahrt bekommen, sogar Teil zu haben an der Fülle des Vaters, und Sohnes, durch den Geist. Wie der Sohn von der Fülle des Vaters durch den Geist empfängt, so werden auch die Heiligen durch den gleichen Geist, Teilhaber derselben Fülle werden und sich derselben Herrlichkeit erfreuen. Denn gleichwie der Vater und Sohn eins sind, so, in gleicher Weise, werden die Heiligen eins mit ihnen sein. Durch die Liebe des Vaters, die Vermittlung des Sohnes und die Gabe des Heiligen Geistes werden sie Erben Gottes und Miterben Jesu Christi werden.

Fragen und Antworten über die vorhergehenden Principien.

Von was handeln die vorhergehenden Vorlesungen? Von dem Wesen, den Vollkommenheiten und Eigenschaften Gottes. Vorlesung 5: 1.

Was verstehen wir unter den Vollkommenheiten Gottes? Die Vollkommenheiten, welche zu seinen Attributen gehören.

Wie viele Personen sind in der Gottheit? Zwei, der Vater und der Sohn. Vorlesung 5: 1.

Wie beweist man, daß es zwei Personen in der Gottheit gibt? Durch die heilige Schrift. „Und Gott der Herr sagte zu dem Eingeborenen, der mit ihm vom Anfange an war, ‚Lasset uns den Menschen machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis‘ – und es wurde gethan.“ 1. Mos. 1: 26; auch Vorlesung 2: 6. „Und Gott der Herr sagte zum Eingeborenen, ‚Siehe der Mensch ist geworden wie einer von uns: Gutes und Böses zu kennen‘.“ 1. Mos. 3: 22. „Und nun verkläre mich, du Vater, bei dir selbst, mit der Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“ Johannes 17: 5. Vorlesung 5: 2.

Was ist der Vater? Er ist eine Person der Herrlichkeit und Macht. Vorlesung 5: 2.

Wie beweist man, daß der Vater eine Person der Herrlichkeit und Macht ist? „Die Sonne soll nicht mehr des Tages dir scheinen, und der Glanz des Mondes soll dir nicht [57] leuchten, sondern der Herr wird dein ewiges Licht, und dein Gott wird dein Preis sein.“ Jesaia 60: 19. „Dir gebühret die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Dank.“ 1. Chronica 29: 11. „Die Stimme des Herrn gehet auf den Wassern; der Gott der Ehren donnert.“ Psalm 29: 3. „Hilf du uns, Gott, unser Helfer, um deines Namens Ehre willen.“ Psalm 79: 9. „Und haben verwandelt die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild, gleich dem vergänglichen Menschen.“ Römer 1: 23. – Zweitens, der Macht. „Dir gebühret die Majestät und Gewalt.“ 1. Chronica 29: 11. „ Ach Herr, Herr, siehe du hast Himmel und Erde gemacht durch deine große Kraft und durch deinen ausgestreckten Arm, und ist kein Ding vor dir unmöglich.“ Jerem. 32: 17. „Darum, daß er deine Väter geliebet, und ihren Samen nach ihnen erwählet hat, und hat dich ausgeführet mit seinem Angesicht, durch seine große Kraft aus Aegypten.“ 5. Mos. 4: 37. „Gott stärkt mich mit Kraft.“ 2. Samuel 22: 33. „Er breitet aus die Mitternacht, nirgend an, und hänget die Erde an nichts. Er fasset das Wasser zusammen in seine Wolken, und die Wolken zerreißen darunter nicht. Er hält seinen Stuhl und breitet seine Wolken davor. Er hat um das Wasser ein Ziel gesetzt, bis das Licht samt der Finsternis vergehe. Die Säulen des Himmels zittern und entsetzen sich vor seinem Schelten. Vor seiner Kraft wird das Meer plötzlich ungestüm, und vor seinem Verstand erhebet sich die Höhe des Meers. Am Himmel wird es schön durch seinen Wind, und seine Hand bereitet die gerade Schlange. Siehe, also gehet sein Thun; aber davon haben wir ein geringes Wörtlein vernommen. Wer will aber den Donner seiner Macht verstehen?“ Hiob 26: 7–14.

Was ist der Sohn? Erstens, ist er eine Person, die einen Körper hat. Vorlesung 5: 2. Wie wird es bewiesen? „Jesus spricht zu ihm, ‚So lange bin ich bei euch und du kennest mich nicht, Philippus? Wer mich siehet, der siehet den Vater. Wie sprichst du denn, ‚Zeige uns den Vater‘? Glaubst du nicht, daß ich im Vater und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich [58] nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir wohnet, derselbe thut die Werke. Glaubet mir, daß ich im Vater, und der Vater in mir ist.“ Johannes 14: 9–11. Zweitens – und da er einen Körper hat, war er gemacht oder gebildet wie der Mensch, oder ist in der Form und dem Gleichnisse des Menschen. Vorlesung 5: 2. „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war, welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt er es nicht für einen Raub, Gott gleich sein, sondern äußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein anderer Mensch und an Geberden als ein Mensch erfunden. Er erniedrigte sich selbst, und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.“ Philipper 2: 5–8. „Nachdem nun die Kinder Fleisch und Blut haben, ist er es gleicher Maßen teilhaftig geworden – denn er nimmt nirgend die Engel an sich, sondern den Samen Abrahams nimmt er an sich.“ Ebräer 2: 14, 16. Drittens – ist er auch im Gleichnis der Person des Vaters. Vorlesung 5: 2. „Nachdem vor Zeiten Gott manchmal und auf mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern, durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, welchen er gesetzt hat zum Erben aller Dinge, durch welchen er auch die Welt gemacht hat; welcher, dieweil er ist der ausgegosse Glanz seiner Herrlichkeit und das ausgedrückte Ebenbild seiner Person.“ Ebräer 1: 1–3. Wiederum Philipper 2: 5, 6. „Ein jeglicher sei gesinnt wie Jesus Christus auch war; welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt er es nicht für einen Raub, Gott gleich sein.“

Waren es der Vater und der Sohn, die alle Dinge schufen, die geschaffen und gemacht worden sind? Ja. „Welcher ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor allen Kreaturen. Denn durch ihn ist Alles erschaffen, das im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und Unsichtbare, beides die Thronen und Herrschaften, und Fürstentümer und Obrigkeiten, es ist Alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Und er ist vor allen, und es besteht alles in ihm.“ Colosser 1: 15–17. „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ 1. Mos. 1: 1. „Hat er (Gott) am letzten in diesen Tagen zu [59] uns geredet durch den Sohn, welchen er gesetzet hat zum Erben über Alles, durch welchen er auch die Welt gemacht hat.“ Ebräer 1: 2.

Besitzt er die Fülle des Vaters? Ja. „Denn es ist das Wohlgefallen gewesen, daß in ihm alle Fülle wohnen sollte.“ Colosser 1: 19. „Denn in ihm wohnet die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.“ 2: 9. „Welcher da ist sein (Christi) Leib, nämlich die Fülle deß, der Alles in Allem erfüllet.“ Ephes. 1: 23.

Warum wurde er der Sohn genannt? Des Fleisches wegen. „Darum auch das Heilige, das von dir geboren wird, wird Gottes Sohn genannt werden.“ Luk. 1: 35. „Und da Jesus getauft war, stieg er bald herauf aus dem Wasser; und siehe, da that sich der Himmel auf über ihm. Und Johannes sahe den Geist Gottes gleich als eine Taube, herabfahren und über ihn kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach, ‚Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe‘.“ Matthäi 3: 16, 17.

Wurde er vor der Gründung der Welt, vom Vater verordnet, ein Sühnopfer für die Sünden aller derer, die an ihn glauben würden, zu werden? Ja. „Und wisset, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöset seid, von eurem eitlen Wandeln nach väterlicher Weise; sondern mit dem teuren Blute Christi, als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes; der zwar zuvor versehen ist, ehe der Welt Grund geleget war, aber geoffenbaret zu den letzten Zeiten um euretwillen.“ 1. Petri 1: 18–20. „Und Alle, die auf Erden wohneten, beteten es (das Tier) an, deren Namen nicht geschrieben sind in dem lebendigen Buch des Lammes, das erwürget ist, von Anfang der Welt.“ Offenb. 13: 8. „Sondern wir reden von der heimlichen verborgenen Weisheit Gottes, welche Gott verordnet hat vor der Welt, zu unserer Herrlichkeit.“ 1. Corinth. 2: 7.

Haben der Vater und der Sohn denselben Willen? Ja. „Ich (Christus) kann nichts von mir selbst thun. Wie ich höre, so richte ich und mein Gericht ist recht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern des Vaters Willen, der mich [60] gesandt hat.“ Johannes 5: 30. „Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht, daß ich meinen Willen thue, sondern, deß, der mich gesandt hat.“ Johannes 6: 38. „Ich (Christus) und der Vater sind eins.“ Johannes 10: 30.

Was ist dieser Wille? Der Heilige Geist. „Wenn aber der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgehet, der wird zeugen von mir.“ Johannes 15: 26. „Weil ihr denn Kinder seid, hat Gott gesandt den Geist seines Sohnes in eure Herzen.“ Galater 4: 6.

Bilden der Vater Sohn und Heilige Geist die Gottheit? Ja. Vorlesung 5: 2.

Wird der an Jesum Christum Glaubende, durch die Gabe des Geistes mit dem Vater und dem Sohne eins werden, wie der Vater und Sohn eins sind? Ja. „Ich bitte aber nicht allein für sie (die Apostel), sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie Alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir, und ich in dir; daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube, du habest mich gesandt.“ Johannes 17: 20, 21.

Legt die vorhergehende Abhandlung von der Gottheit eine sichere Grundlage für die Ausübung des Glaubens an ihn, zur Erlangung des Lebens und der Seligkeit? Ja. Wie wird es bewiesen? Durch den dritten Paragraphen dieser Vorlesung.