Vorlesung 3

Drei Bedingungen zum Glauben an Gott.

1. In der zweiten Vorlesung wurde gezeigt, auf welche Weise die Kenntnis von dem Dasein Gottes in die Welt kam, und durch welche Mittel die ersten Gedanken den Menschen in den Sinn gegeben wurden, daß ein solches Wesen wirklich sein Dasein hat; und daß es in Folge dieser Kenntnis seines Daseins war, daß eine Grundlage für die Ausübung des Glaubens an ihn, als das einzige Wesen, in welchem der Glaube an Leben und Seligkeit seinen Mittelpunkt haben kann, gelegt wurde; denn der Glaube könnte sich nicht an ein Wesen richten, von dessen Dasein wir keine Idee hätten, weil der Begriff seines Daseins allererst zur Ausübung des Glaubens an ihn notwendig ist. „Wie sollen sie aber anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? (oder einen gesandt, sie zu unterrichten?) So, denn kommt der Glaube durch das Hören des Wortes Gottes.“ Römer 10: 14. (Neue Uebersetzung.)

2. Lasset uns hier bemerken, daß drei Dinge notwendig sind, so daß vernünftige und verständige Wesen Glauben an Gott, zur Erlangung des Lebens und der Seligkeit haben können:

3. Zuerst, der Begriff, daß er wirklich ein Dasein hat;

4. Zweitens, eine richtige Anschauung seines Charakters, seiner Vollkommenheiten und Eigenschaften;

5. Drittens, eine thatsächliche Kenntnis, daß der Lebenslauf, welchen sie führen, seinem Willen gemäß ist. Denn ohne die Bekanntschaft mit diesen drei wichtigen Thatsachen, muß der Glaube eines jeden vernünftigen Wesens unvollkommen und unfruchtbar sein; aber mit dieser Erkenntnis kann er vollkommen und fruchtbar werden, in Gerechtigkeit überhand nehmen, zur Ehre und Herrlichkeit Gottes des Vaters und des Herrn Jesu Christi.

6. Da wir vorher schon bekannt gemacht worden sind mit der Art und Weise, wie der Begriff von seinem Dasein, so wie auch die Thatsache jenes Daseins in die Welt kam, so wollen wir fortfahren und seinen Charakter, seine Vollkommenheiten und Eigenschaften auseinandersetzen, so daß diese Klasse nicht nur die gerechte Ursache sehen, welche sie für die Ausübung ihres Glaubens an ihn, zur Erlangung des Lebens und der Seligkeit hat, sondern auch die Ursache, welche die ganze Welt, so weit sich der Begriff von seinem Dasein ausgedehnt, haben kann, um Glauben an ihn, den Vater aller lebenden Wesen ausüben zu können.

7. Gerade wie wir den Begriff von seinem Dasein zuerst einer Offenbarung, welche Gott von sich selbst seinen Geschöpfen gab, zu verdanken haben, so auf gleiche Weise verdanken wir den Offenbarungen, welche er uns gegeben hat, eine richtige Erkenntnis seines Charakters, seiner Vollkommenheiten und Eigenschaften, weil ohne die Offenbarungen, die er uns gegeben hat, kein Mensch durch Nachsuchen Gott ausfinden könnte. Hiob 11: 7–9. „Sondern wie geschrieben steht: Daß kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehöret hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben; uns aber hat es Gott geoffenbaret durch seinen Geist. Denn der Geist erforschet alle Dinge auch die Tiefen der Gottheit. Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, ohne der Geist des Menschen, der in ihm ist? Also auch weiß niemand, was in Gott ist, ohne der Geist Gottes.“ 1. Corinth. 2: 9–11.

8. Jetzt daß wir so viel gesagt haben, fahren wir fort den Charakter, welchen die Offenbarungen von Gott geben zu untersuchen.

9. Moses gibt uns den folgenden Bericht in seinem zweiten Buche 34: 6: „Und da der Herr vor seinem Angesicht überging, rief er, ‚Herr, Herr Gott barmherzig, und gnädig, und geduldig, und von großer Gnade und Treue‘.“ „Der Herr schaffet Gerechtigkeit und Gericht Allen die Unrecht leiden. Er hat seine Wege Moses wissen lassen, die Kinder Israels sein Thun. Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und [37] von großer Güte.“ Psalm 103: 6–8. „Die Gnade aber des Herrn währet von Ewigkeit zu Ewigkeit über die, so ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind, bei denen, die seinen Bund halten und gedenken an seine Gebote, daß sie darnach thun.“ Psalm 103: 17, 18. „Ehe denn die Berge worden, und die Erde, und die Welt geschaffen worden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Psalm 90: 2. „Und du Herr hast von Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werke; dieselben werden vergehen, du aber wirst bleiben; sie werden alle veralten wie ein Kleid, und wie ein Gewand wirst du sie wandeln, und sie werden sich verwandeln; du aber bist derselbe und deine Jahre werden nicht aufhören.“ Ebräer 1: 10–12. „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung, noch Wechsel des Lichts und der Finsternis.“ Jakobi 1: 17. „Denn ich bin der Herr, der nicht lüget. Und es soll mit euch Kindern Jakobs nicht gar aus sein.“ Maleachi 3: 6.

10. „Denn Gott wandelt nicht in krummen Pfaden, auch dreht er sich nicht zur Rechten noch zur Linken, noch verändert er das, welches er gesprochen hat, darum sind seine Pfade gerade und sein Lauf ist eine ewige Runde.“ Buch der Lehre und Bündnisse, Abschnitt 3: 2. „Höret auf die Stimme des Herrn eures Gottes, selbst Alpha und Omega, der Anfang und das Ende, dessen Lauf eine ewige Runde ist, derselbe gestern heute und in Ewigkeit.“ Buch der Lehre und Bündnisse, Abschnitt 35: 1.

11. „Gott ist nicht ein Mensch daß er lüge noch ein Menschenkind, daß ihn etwas gereue.“ 4. Mos. 23: 19. „Wer nicht lieb hat, der kennet Gott nicht, denn Gott ist die Liebe.“ 1. Johannis 4: 8. „Petrus aber that seinen Mund auf, und sprach: ‚Nun erfahre ich mit der Wahrheit, daß Gott die Person nicht ansiehet, sondern in allerlei Volk wer ihn fürchtet und recht thut, der ist ihm angenehm‘.“ Apostelgeschichte 10: 34, 35.

12. Aus den vorhergehenden Zeugnissen lernen wir die folgenden Dinge, in Bezug auf den Charakter Gottes:

13. Zuerst, daß er Gott war, ehe denn die Welt erschaffen wurde und derselbe Gott, welcher er war, nach ihrer Erschaffung;

14. Zweitens, daß er gnädig und barmherzig, geduldig und voller Güte ist, und daß er so war von Ewigkeit her und so sein wird in Ewigkeit;

15. Drittens, daß er sich nicht verändert noch ist Veränderlichkeit in ihm, daß er derselbe ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, derselbe gestern, heute und immerdar, und daß sein Lauf eine ewige Runde, ohne Veränderung ist;

16. Viertens, daß er ein Gott der Wahrheit ist und nicht lügen kann;

17. Fünftens, daß er die Person nicht ansieht, sondern in allerlei Volk, wer ihn fürchtet und recht thut, der ist ihm angenehm;

18. Sechstens, daß er die Liebe ist.

19. Eine Bekanntschaft mit diesen Eigenschaften des göttlichen Charakters ist unumgänglich notwendig, so daß der Glaube irgend eines vernünftigen Wesens, in ihm, seinen Mittelpunkt, zur Erlangung des Lebens und der Seligkeit, haben kann; denn, wenn man ihn nicht zuerst als Gott, den Schöpfer und Erhalter aller Dinge anerkennen würde, so könnte man auch keinen Glauben zur Erlangung des Lebens und der Seligkeit haben, aus Furcht, daß ein Wesen, größer als er selbst, alle seine Pläne vereiteln könnte und er, wie die Götter der Heiden nicht im Stande sein möchte, seine Versprechungen zu halten; doch da wir sehen, daß er Gott über alles ist, von Ewigkeit zu Ewigkeit, der Schöpfer und Erhalter aller Dinge, so kann keine solche Furcht in den Herzen jener wohnen, die ihm Vertrauen schenken; daher kann in dieser Beziehung ihr Glaube ohne Wanken sein.

20. Aber zweitens; die Schwachheiten der menschlichen Natur, und die Gebrechlichkeiten und Unvollkommenheiten der Menschen sind so groß, daß, wäre Gott nicht gnädig und barmherzig, geduldig und voller Güte, und würden sie nicht glauben, daß jene Vorzüglichkeiten in dem göttlichen Charakter ihr Dasein hätten, so könnte der Glaube, welcher zur Seligkeit [39] notwendig ist, auch nicht bestehen. Sonst würde Zweifel den Platz des Glaubens einnehmen, und diejenigen, welche ihre Schwachheit und Unterworfenheit zur Sünde kennen, würden in beständigem Zweifel wegen ihrer Seligkeit sein, wäre es nicht, daß sie den Begriff von dem göttlichen Charakter Gottes haben, – daß er geduldig, langmütig und von vergebender Gesinnung ist und Gottlosigkeit, Uebertretungen und Sünde vergibt. Die Anerkennung dieser Thatsachen entfernt den Zweifel und macht den Glauben sehr groß.

21. Doch um Glauben an ihn haben zu können, ist es gerade so notwendig, daß die Menschen den Begriff haben sollten, daß er ein unveränderlicher Gott ist, als daß er gnädig und barmherzig ist; denn ohne den Begriff von der Unveränderlichkeit im Charakter Gottes würde Zweifel den Raum des Glaubens einnehmen. Doch mit dem Gedanken, daß er sich nicht ändert, stützt sich der Glaube auf die Vorzüglichkeiten seines Charakters mit unerschütterlichem Vertrauen darauf, daß er derselbe gestern, heute und immerdar und sein Lauf eine ewige Runde ist.

22. Und wiederum ist die Idee, daß er ein Gott der Wahrheit ist, und nicht lügen kann, gerade so notwendig für die Ausübung des Glaubens an ihn, als der Begriff seiner Unveränderlichkeit; denn ohne den Begriff, daß er ein Gott der Wahrheit ist und nicht lügen kann, könnte das Vertrauen, welches notwendiger Weise auf sein Wort gesetzt werden sollte, um Glauben an ihn haben zu können, nicht vorhanden sein. Doch mit dem Begriffe, daß er nicht ein Mensch ist, daß er nicht lügen kann, haben die Herzen der Menschen Kraft, Glauben an ihn haben zu können.

23. Doch ist es auch notwendig, daß die Menschen einen Begriff haben sollten, daß er die Person nicht ansieht, denn mit der Auffassung aller anderen Vorzüglichkeiten seines Charakters, wäre diese Eigenschaft abwesend, so könnten die Menschen keinen Glauben an ihn haben; denn würde er Personen ansehen, so könnten sie nicht sagen, was ihre Rechte wären, noch wie weit sie berechtigt wären, Glauben an ihn zu haben, oder ob sie überhaupt dazu berechtigt wären, und Alles würde [40] Verwirrung sein. Sobald aber als die Herzen der Menschen mit dem Punkte bekannt gemacht werden, daß er die Person nicht ansieht, so können sie sehen, daß sie Macht haben, durch den Glauben, der Seligkeit, der größten Gabe des Himmels entgegenzuschauen, weil Gott nicht parteiisch ist, und daß alle Menschen in jeder Nation gleiche Vorrechte haben.

24. Und zuletzt, aber nicht weniger wichtig zur Ausübung des Glaubens an Gott, ist der Gedanke, daß er die Liebe ist; denn mit allen den anderen Vorzüglichkeiten seines Charakters, so könnten doch die Menschen nicht einen so mächtigen Einfluß über die Gemüter der Menschen haben, ohne jene Eigenschaft der Liebe: doch wenn der Begriff dem Herzen eingepflanzt, daß er die Liebe ist, wer kann nicht den gerechten Grund sehen, den die Menschen aller Nationen, Geschlechter und Zungen haben, um Glauben an Gott zur Erlangung des ewigen Lebens auszuüben?

25. Aus der obigen Beschreibung des Charakters Gottes, welcher von ihm in den Offenbarungen an die Menschen gegeben wird, sehen wir eine feste Grundlage für die Ausübung des Glaubens an ihn unter jedem Volke, Geschlechte und jeder Nation, von Zeitalter zu Zeitalter und von Geschlecht zu Geschlecht.

26. Hier wollen wir erwähnen, daß das Vorhergehende der Charakter Gottes ist, welcher den Heiligen der früheren Tage durch seine Offenbarungen über ihn gegeben wurde, und es ist auch derselbe Charakter, welcher den Heiligen der letzten Tage durch seine Offenbarungen in Bezug auf ihn gegeben worden ist; so daß die Heiligen der früheren Tage und jene der letzteren Tage in dieser Beziehung beide gleich sind; die Heiligen der letzten Tage haben gerade eine so gute Ursache, Glauben an Gott zu haben, als die Heiligen der früheren Tage, weil beiden dasselbe über seinen Charakter gegeben worden ist.

Fragen und Antworten über die vorhergehenden Principien.

Was wurde in der zweiten Vorlesung gezeigt? Es wurde gezeigt, wie die Kenntnis von dem Dasein Gottes in die Welt kam. Vorlesung 3: 1.

Was ist die Wirkung des Begriffes seines Daseins, auf die Menschen? Er legt die Grundlage für die Ausübung des Glaubens an ihn. Vorlesung 3: 1.

Ist der Begriff seines Daseins zuerst notwendig um Glauben an ihn haben zu können? Ja. Vorlesung 3: 1.

Wie wird es bewiesen? Aus dem 10ten Kapitel der Epistel an die Römer im 14ten Vers. Vorlesung 3: 1.

Wie viele Dinge in Bezug auf Gott und unsere Stellung ihm gegenüber sind für uns notwendig zu begreifen, daß wir Glauben an ihn haben können zur Erlangung des Lebens und der Seligkeit? Drei. Vorlesung 3: 2.

Welche sind es? Zuerst, daß Gott wirklich ein Dasein hat; zweitens, richtige Begriffe von seinem Charakter, seinen Vollkommenheiten und Eigenschaften; und drittens, daß der Lebenslauf, den wir befolgen wirklich nach seinem Wunsche und Willen ist. Vorlesung 3: 3–5.

Würde der Begriff irgend eines oder zweier der oben erwähnten Dinge, eine Person in den Stand setzen, Glauben an Gott zu haben? Nein, denn ohne den Begriff aller dieser Dinge würde der Glaube unvollkommen und unfruchtbar sein. Vorlesung 3: 5.

Würde der Begriff dieser drei Dinge eine sichere Grundlage für die Ausübung des Glaubens an Gott, zur Erlangung des Lebens und der Seligkeit, legen? Ja; denn durch den Begriff dieser drei Dinge, kann der Glaube vollkommen und fruchtbar und reich in Gerechtigkeit zum Preise und zur Ehre Gottes werden. Vorlesung 3: 5.

Wie können wir mit den oben erwähnten Dingen in Bezug auf den Allmächtigen und uns selbst bekannt gemacht werden? Durch Offenbarung. Vorlesung 3: 6.

Könnten diese Dinge durch andere Mittel, als Offenbarung ausgefunden werden? Nein. [42] Wie beweist man das? Durch die Heilige Schrift. Hiob 11: 7–9. 1. Corinth. 2: 9–11. Vorlesung 3: 7.

Welche Dinge lernen wir aus den Offenbarungen Gottes in Bezug auf seinen Charakter? Wir lernen die folgenden sechs Dinge: Erstens, daß er Gott war, ehe denn die Welt erschaffen wurde und derselbe Gott, welches er war, nach ihrer Erschaffung; zweitens, daß er gnädig und barmherzig, geduldig und voller Güte ist, und daß er war und ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und wird so sein; drittens, daß er sich nicht verändert, auch kein Schwanken mit ihm ist, und daß sein Lauf eine ewige Runde ist; viertens, daß er ein Gott der Wahrheit ist und nicht lügen kann; fünftens, daß er die Person nicht ansieht; und sechstens, daß er die Liebe ist. Vorlesung 3: 12–18.

Wo finden wir die Offenbarungen, welche uns diesen Begriff von dem Charakter Gottes geben? In der Bibel und dem Buch der Lehre und Bündnisse, und sie sind in der dritten Vorlesung angeführt. Vorlesung 3: 9–11.

Welche Wirkung würde es auf ein vernünftiges Wesen haben, nicht einen Begriff zu haben, daß Gott der Schöpfer und Erhalter aller Dinge ist? Es würde es verhindern, Glauben an ihn zur Erlangung des Lebens und der Seligkeit zuhaben.

Warum würde es verhindert sein, Glauben an Gott auszuüben? Weil es wie die Heiden sein würde, ohne zu wissen, ob es nicht vielleicht ein größeres und wichtigeres Wesen, als Gott, geben möchte und ihn an der Erfüllung seiner Versprechungen hindern könnte. Vorlesung 3: 19.

Verhindert dieser Begriff jenen Zweifel? Ja, denn Personen, welche diesen Begriff haben, sind dadurch im Stande, Glauben ohne Zweifel haben zu können. Vorlesung 3: 19.

Ist es nicht auch notwendig, den Begriff zu haben, daß Gott gnädig und barmherzig, langmütig und voller Güte ist? Ja. Vorlesung 3: 20.

Warum ist es notwendig? Wegen der Schwachheit und den Unvollkommenheiten der menschlichen Natur und der großen Gebrechlichkeiten des Menschen; denn so groß ist die Schwachheit des Menschen und sind seine Gebrechlichkeiten, daß er immerwährend [43] der Sünde unterworfen ist, und wenn Gott nicht langmütig und voller Mitleid, gnädig und barmherzig und eines vergebenden Sinnes wäre, so würde der Mensch von ihm abgeschnitten sein, in Folge wessen er in beständigem Zweifel sein würde und keinen Glauben ausüben könnte; denn wo Zweifel herrscht, hat der Glaube keine Macht; doch wenn der Mensch glaubt, daß Gott voller Mitleid und Vergebung, Langmut und Geduld ist, so kann er Glauben an ihn ausüben und alle Zweifel überwinden, daß er sehr stark werden kann. Vorlesung 3: 20.

Ist es nicht gerade so notwendig, daß der Mensch einen Begriff haben sollte, daß Gott sich nicht verändert und kein Schwanken bei ihm vorkommt, um im Stande zu sein, an ihn Glauben zur Erlangung des Lebens und der Seligkeit zu haben? Ja; weil ohne dasselbe er nicht wissen würde, wie bald sich die Gnade Gottes in Grausamkeit, seine Langmut in Heftigkeit, und seine Liebe in Haß umwandeln würde, in Folge wessen der Mensch nicht im Stande sein würde, Glauben an ihn zu haben. Wenn er jedoch den Begriff dessen Unveränderlichkeit hat, so kann der Mensch immerwährend Glauben an ihn haben und überzeugt sein, daß was er gestern war, wird er auch heute und immerdar sein. Vorlesung 3: 21.

Ist es nicht auch notwendig, für die Menschen einen Begriff zu haben, daß Gott ein Wesen der Wahrheit ist, ehe sie vollkommenen Glauben an ihn haben können? Ja; denn wenn die Menschen diesen Begriff nicht haben, so können sie kein Vertrauen auf sein Wort haben, und wenn sie nicht im Stande sind, Vertrauen auf sein Wort zu haben, so können Sie auch keinen Glauben an ihn haben; doch in der Ueberzeugung, daß er ein Gott der Wahrheit ist und daß sein Wort nicht fehlen kann, kann ihr Glaube auf ihn sich verlassen, ohne Zweifel zu haben. Vorlesung 3: 22.

Könnte der Mensch Glauben an Gott zur Erlangung des ewigen Lebens haben, wenn er nicht glauben würde, daß Gott die Person nicht ansieht? Nein; weil ohne diese Anschauung er nicht gewiß wissen könnte, daß es sein Vorrecht wäre, solchen [44] Glauben zu haben, und in Folge jenes Zweifels sein Glaube nicht groß genug sein könnte, ihn zu erlösen. Vorlesung 3: 23.

Wäre es möglich, für einen Menschen Glauben an Gott haben zu können, um erlöst zu werden, wenn er nicht den Begriff hätte, daß Gott die Liebe ist? Nein; weil der Mensch Gott nicht lieben könnte, wenn er nicht den Begriff hätte, daß Gott die Liebe ist, und würde er Gott nicht lieben, so könnte er auch keinen Glauben an ihn haben. Vorlesung 3: 24.

Was kann man erwarten, daß die Beschreibung, welche die Heilige Schrift von dem Charakter Gottes gibt, thun würde? Man kann erwarten, daß sie eine Grundlage für den Glauben an ihn legen wird, so weit diese Kenntnis unter allen Völkern, Zungen, Sprachen, Geschlechtern und Nationen sich ausdehnt und das, von Zeitalter zu Zeitalter, von Generation zu Generation. Vorlesung 3: 25.

Ist der Charakter, welchen Gott von sich selbst gegeben hat, stets derselbe? Ja, in allen seinen Offenbarungen, ob an die Heiligen der früheren oder der letzten Tage, so daß sie alle berechtigt sind, Glauben an ihn zu haben und durch die Ausübung ihres Glaubens, derselben Segnungen sich zu erfreuen, erwarten können. Vorlesung 3: 26.