1833 erschien dieses Buch erstmals unter dem Titel „Buch der Gebote“. Es kann als mormonisches Neuoffenbarungsbuch beschrieben werden, denn den größten Teil des Inhaltes machen neuzeitliche Offenbarungen aus. Hauptmediator war Joseph Smith, und je nach mormonischer Gemeinschaft wurde das Buch um Offenbarungen nach dem Tod von Joseph Smith erweitert bzw. auf die frühen Offenbarungen begrenzt. Obwohl Joseph Smith 1841 das Buch Mormon als den Schlußstein der mormonischen Religion bezeichnete, so kann doch kein Zweifel darüber bestehen, daß die Züge der Religion durch neue Offenbarungen erheblich stärker als durch die Bibel und das Buch Mormon geprägt wurden. Bereits 1831 nannte Joseph Smith dieses Buch „das Fundament der Kirche in diesen letzten Tagen“. Dabei sollte aber auch bedacht werden, daß in diesem Buch nur eine Auswahl der Offenbarungen Joseph Smiths enthalten ist. Mit besonderem Gewicht auf die HLT-Ausgabe wollen wir hier einige Aspekte zu Entwicklung und Inhalt des Buches betrachten.

Die Erstauflage – Buch der Gebote

Im Herbst 1831 wurde es für nötig erachtet, die vielen Offenbarungen, die Joseph Smith gegeben hatte, zusammenzustellen und den Mitgliedern zugänglich zu machen. Auf einer Konferenz in Kirtland wurde beschlossen, das Buch in einer Auflage von 10.000 Stück in Independence, Missouri, also in Zion drucken zu lassen (HC 1:229).

Joseph Smith selbst förderte die Publikation nach Kräften. Er beschreibt das Offenbarungsbuch als „das Fundament der Kirche in diesen letzten Tagen, und ein Nutzen für die Welt, aufzeigend, daß die Schlüssel der Geheimnisse des Königreichs unseres Erlösers den Menschen wiederum anvertraut sind; und die Reichtümer der Ewigkeit in Reichweite derer liegen, die gewillt sind, nach jedem Wort zu leben, das aus Gottes Mund kommt“ (HC 1:235).

Dennoch wurde ein halbes Jahr später in Independence beschlossen, in der Erstauflage 3.000 Exemplare zu drucken (HC 1:270). Mit dem Druck des Buches mit einem Umfang von 65 Offenbarungen oder Abschnitten wurde dann im Frühsommer 1833 in der Druckerei von W. W. Phelps in Independence begonnen. Phelps berichtet über Schwierigkeiten beim Binden der Bücher weil Materialknappheit herrsche. Am 25. Juni 1833 wird er von der Ersten Präsidentschaft in Kirtland angewiesen, das „Buch der Gebote“ auch ungebunden zu verkaufen (HC 1:362).

Wie viele gebundene und ungebundene Exemplare tatsächlich in Umlauf gekommen sind, ist nicht genau bekannt. Am 20. Juli ereignete sich der Aufstand der Einheimischen gegen die Heiligen, dabei war die Druckerei das erste und hauptsächliche Ziel des Angriffes, durch den nicht nur die Druckerpresse, sondern sicherlich auch ein nicht unwesentlicher Teil der Druckbögen unbrauchbar geworden ist. Weitere Gewalt und Zerstörung wurde durch die Unterzeichnung eines Abkommens am 23. Juli verhindert.

Trotz dieses für die Verbreitung des Buches hinderlichen Umstände waren bereits ausreichend Exemplare in Umlauf gekommen und die Offenbarungen unter den Mitgliedern so bekannt geworden, daß das Buch der Gebote ohne jeden Zweifel die Erstauflage der Lehre und Bündnisse darstellt.

Zusammensetzung und Namensgebung

Die zweite Auflage, die 1835 in Kirtland publiziert wurde, sollte bereits einen erheblich größeren Umfang aufweisen. Zum einen enthielt das Buch jetzt 102 Abschnitte an Offenbarungen, zum anderen wurde es um die Vorlesungen über Glauben erweitert, die die Theologievorträge an der Schule der Ältesten zu Kirtland wiedergeben. Im Vorwort wird der Inhalt so beschrieben:

Im ersten Teil des Buches befindet sich eine Reihe von Vorlesungen, wie sie einer hiesigen Theologieklasse vorgetragen wurde, und weil sie die wichtige Erlösungslehre beinhalten, haben wir sie in das folgende Werk aufgenommen.
Der zweite Teil enthält Gegenstände oder Richtlinien für die Ordnung der Kirche, wie sie den Offenbarungen entnommen wurden, die seit ihrer Gründung gegeben wurden, sowie auch von den früheren.

Diese Einteilung schlug sich auch in der deutschen Übersetzung nieder. Die Vorlesungen über Glauben bildeten den ersten Teil des Buches, im zweiten Teil befanden sich die Abschnitte mit den Offenbarungen unter dem an das Buch der Gebote angelehnten Titel Bündnisse und Gebote.

Da die Vorlesungen den Lehrteil und die Offenbarungen den Teil Bündnisse und Gebote ausmachten, bekam das Werk einen passenden Namen, nämlich Lehre und Bündnisse. In dieser Fassung wurde es durch die Mitglieder durch Abstimmung als Kirchenlehre anerkannt und somit quasi kanonisiert.

Änderungen in Lehre und Bündnisse

Im Buch der Gebote wurden 1833 bereits 65 Offenbarungen veröffentlicht. In der zweiten Auflage im Jahr 1835 wurden diese zum Teil massiv verändert. Doch Joseph Smiths Offenbarungen wurden nicht nur in Lehre und Bündnisse abgedruckt, sondern auch in der Kirchenzeitschrift The Evening and Morning Star. Interessanterweise erschienen 1835 Nachdrucke dieser Zeitschrift, die allerdings ebenfalls die veränderten Offenbarungen enthielten und somit genauso stark vom Original abwichen wie die in Lehre und Bündnisse abgedruckten. Diese Veränderungen fanden auch entsprechenden Eingang in die offizielle Kirchengeschichte der HLT, von denen nur extrem wenige als solche mit einer Fußnote gekennzeichnet sind. Es wird also der Eindruck erweckt, die Offenbarungen hätten schon immer diesen Wortlaut gehabt, ein gründlicher Vergleich mit dem Buch der Gebote bzw. den Originalausgaben des Evening and Morning Star ist daher sehr empfehlenswert. Wir wollen hier nur auf einige markante Veränderungen eingehen, in englischer Sprache kann man sich einen guten Überblick über die Veränderungen Satz für Satz erarbeiten. Nicht alle Änderungen erfolgten bereits 1835, erinnert sei nur an die Anpassung an den aktuellen Kirchennamen. Insgesamt stellt sich die Frage, warum eine echte Offenbarung Gottes im Nachhinein geändert werden muß.

In diesem Buch werden alle Personen ausschließlich mit ihrem ersten Vornamen benannt. Für die damalige Zeit sicher ausreichend, könnte heute kaum jemand eine sichere Zuordnung gelingen. Sämtliche Namen wurden daher mit dem Familiennamen ergänzt.

Die Einleitung des Buches, die in der deutschen Ausgabe erst seit etwa 1920 enthalten ist, wurde 1980 durch eine völlig neue ersetzt, die keine Gemeinsamkeiten mit der englischen Einleitung mehr hat. Grund hierfür wird der geänderte Kirchenname sein, der in der originalen Einleitung genannt wird.

Die Abschnitte LuB 2 und 13 gab es 1833 im BdG noch nicht. Wichtig ist das vor allem, weil es darin um das Priestertum geht. Eine Kurzfassung der Indizienkette zur Wiederherstellung des Melchisedekischen Priestertums Ende Juni 1829 findet sich unter Unstimmiges und Merkwürdiges.

LuB 8:6-8 enthält eine ’Offenbarung‘ von Joseph Smith an Oliver Cowdery und liest sich heute so: „Aber das ist noch nicht deine gesamte Gabe, denn du hast noch eine andere Gabe, nämlich die Gabe Aarons; siehe, sie hat dir vieles mitgeteilt. Siehe, es gibt außer der Macht Gottes keine andere Macht, die dir diese Gabe Aarons zukommen lassen könnte. Darum zweifle nicht, denn es ist die Gabe Gottes; und du sollst sie in den Händen halten und wunderbare Werke verrichten; und keine Macht wird imstande sein, sie dir aus den Händen wegzunehmen, denn es ist das Werk Gottes.“ Was ist nun hiermit gemeint? Ein Blick ins Buch der Gebote 7:3 zeigt den Sinn: „Aber das ist noch nicht alles, denn du hast noch eine andere Gabe, nämlich die Gabe mit der Wünschelrute zu arbeiten: siehe, sie hat dir Dinge mitgeteilt: siehe, es gibt außer der Macht Gottes keine andere Macht, die diese Naturrute veranlassen könnte, in deinen Händen zu arbeiten, denn es ist das Werk Gottes.“ Dieses Beispiel belegt in wunderschöner Weise die Abergläubischkeit der Menschen damals in jener Gegend, denn niemand nahm Anstoß an einer derartigen Offenbarung.

Auf den 26. April 1838 ist der Abschnitt 115 datiert. In Vers 4 wird der Name der Kirche als »Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage« festgelegt. Erst später wurden in LuB sämtliche Erwähnungen des Kirchennamens dahingehend geändert. Gegründet wurde die Kirche als »Kirche Christi«, später änderte Joseph Smith diesen Namen in «Kirche der Heiligen der Letzten Tage», bis 1838 der heute gebräuchliche Name eingeführt wurde. Während der erste Kirchenname aufmerksamen Mitgliedern bekannt ist (LuB 20:1), wird der zweite systematisch verschwiegen, denn er entzieht dem Argument ’die wahre Christi Kirche müsse auch seinen Namen tragen‘ – im Buch Mormon im 3. Nephi 27:8 zu finden – den Boden. Im deutschsprachigen Raum wird dieser Umstand noch verschärft, weil die einzige ’offizielle‘ Erwähnung dieser Tatsache in heutiger Zeit, in der Einleitung des Buches, in der deutschen Übersetzung unterschlagen wurde (siehe oben ’Einleitung‘).

Der Abschnitt 132 enthält die religiöse Legitimierung der Vielweiberei, oder lateinisch Polygamie. Dieser Abschnitt ersetzte erst 1876 in Utah den in LuB zuvor enthaltenen Abschnitt 101 (Section CI) und wird somit nur von Polygamy lehrenden Mormonengruppierungen anerkannt. Der zwischen 1835 und 1876 in LuB enthaltene Abschnitt 101 proklamierte allerdings das genaue Gegenteil, nämlich die Einehe oder Monogamie, Vielehe wird hingegen als Verbrechen bezeichnet und strikt abgelehnt. In Vers 4 heißt es darin:„Inasmuch as this church of Christ has been reproached with the CRIME of fornication, and POLYGAMY: we declare that we believe, that ONE man should have ONE WIFE; and one woman, but one husband, except in the case of death, when either is at liberty to marry again.“ („Insofern diese Kirche Christi des Verbrechens des Ehebruchs und der Vielweiberei bezichtigt wird, erklären wir, dass wir glauben, dass ein Mann eine Ehefrau haben sollte und eine Frau nur einen Ehemann, außer im Todesfall, nach dem der Hinterbliebene wieder heiraten darf.“)

Unstimmiges und Merkwürdiges

Der Inhalt der Offenbarungen wirft viele neue Fragen auf. Nicht nur, daß auffällig viel über Geld und Vermögen gesprochen wird, es gibt auch echte Unstimmigkeiten und unerfüllte Prophezeiungen, die nicht einfach wegerklärt werden können. Nachfolgend sollen einige erwähnt werden, die zum Teil bereits bei wenig kritischem Lesen auffallen.

Die Abschnitte LuB 2 und 13 gab es 1833 im BdG noch nicht. Wichtig ist das vor allem, weil es darin um das Priestertum geht. Dieses Wort fiel aber in der Anfangszeit der Kirche nie, geschweige denn wurden zwei verschiedene Priestertümer erwähnt, es wurde höchstens von Autorität gesprochen. Das Fehlen dieser beiden Abschnitte belegt, daß die Priestertümer in ihrer heutigen Form erst viel später eingeführt wurden. Deshalb weiß auch niemand, wann das Melchisedekische Priestertum zum ersten Mal auftrat. Die einzige wage Vermutung wird, weil sie so schön in die Kirchengeschichte hineinpaßt, heute als Faktum verkündet. Man findet sie als Fußnote zum 15. Mai 1829 in der offiziellen Kirchengeschichte (HC 1:40-42), die sich folgendermaßen herleitet: Joseph Smith sagt am 6. September 1842, daß eine Wiederherstellung stattgefunden habe. LuB 27:12 verweise darauf bereits im September 1830 (die Verse Mitte 5 bis Ende gab es 1833 noch nicht - siehe BdG XXVIII). Deshalb müsse die Ordination vor September 1830 stattgefunden haben. Weil Joseph Smith und Oliver Cowdery in LuB 20:2,3 Elders und Apostel genannt werden, müsse die Ordination vor dem 6. April 1830 erfolgt sein (siehe BdG XXIV:3,4; lt. RLDS-Nachdruck gegeben im Juni 1830). Weil Oliver Cowdery und David Whitmer im Juni 1829 gleichermaßen berufen gewesen sein sollen wie Apostel Paulus muß die Ordination vor Ende Juni 1829 stattgefunden haben. Auf diese dürftige Indizienkette baut die heutige Aussage auf, das Melchisedekische Priestertum sei Ende Juni 1829 gebracht worden.

Der aufmerksame Leser setze sich einmal mit LuB 3:16-18 auseinander: „Doch mein Werk wird vorangehen, denn wie das Wissen um einen Erretter an die Welt gelangt ist, nämlich durch das Zeugnis der Juden“, durch die Bibel, also in Buchform, „so wird das Wissen um einen Erretter auch an mein Volk gelangen –“, gemeint sind wohl die Heiligen, „und an die Nephiten und die Jakobiten und die Josephiten und die Zoramiten“, laut Buch Mormon allesamt um das Jahr 400 ausgerottet, „nämlich durch das Zeugnis ihrer Väter –, und dieses Zeugnis soll den Lamaniten und den Lemueliten und den Ischmaeliten zur Kenntnis kommen, die in Unglauben verfallen sind wegen des Übeltuns ihrer Väter, welchen es der Herr zugelassen hat, daß sie ihre Brüder, die Nephiten, wegen deren Übeltaten und Greuel zerschlugen.“ Es stellt sich hier die Frage, wie ein solches Wissen in Buchform an vier ausgerottete Völker gelangen soll. (Die Buchform wäre für die Geisterwelt wohl nicht sonderlich geeignet.)

LuB 7 ist die Übersetzung eines Pergaments, das der Apostel Johannes selbst geschrieben und verborgen haben soll. Nähere Erläuterungen dazu gibt es nicht. Es ist offen, ob sich Joseph Smith im Besitz eines solchen Pergaments befunden hat oder nicht. Die Schwierigkeit tritt durch die widersprüchlichen Angaben sowohl in der offiziellen Kirchengeschichte (HC 1:36) als auch im Buch der Gebote Abschnitt VI auf. Dort heißt es: „Offenbarung, gegeben an Joseph und Oliver ... Übersetzt von Pergament, von ihm selbst geschrieben und verborgen.“ Es bleibt ungeklärt, ob es sich um eine Übersetzung oder eine Offenbarung handelt. Apologetisch wird hierauf gern geantwortet, es handele sich um beides. Tatsächlich aber paßt die Erwähnung eines realen Pergament in das Schema von Joseph Smiths Drang nach unsichtbarer Validierung seiner Aussagen.

Die Zuverlässigkeit der Zeugen für das Buch Mormon muß heute stark angezweifelt werden. So mußten sie selbst zur Unterschrift unter die heutigen ’Zeugnisse‘ gedrängt werden. Wenn man einmal davon, sowie von einigen Widerrufen, absieht, ist die Prophezeiung von LuB 17:1 trotzdem nicht erfüllt. Denn neben den Platten sollten die Zeugen auch noch „die Brustplatte, das Schwert Labans, den Urim und Thummim, ... , sowie den wundertätigen Richtungsweiser“ sehen. Aber davon ist in den ’Zeugnissen‘ und auch sonst nirgendwo die Rede.

Warum braucht man Glauben, um real existierende Platten zu sehen? (LuB 17:2)

Entsprechend LuB 25:7 wurde die Frau des ’Propheten‘, Emma Smith, in der Kirche „ordiniert“, ein Vorgang, der heutzutage undenkbar wäre.

In LuB 29:40 wird Adam als derjenige dargestellt, der vom Satan versucht wurde und dieser Versuchung nachgab, indem er von der verbotenen Frucht aß.

Daß Kirchenmitglieder damals radikal ihre andersgläubigen Nachbarn angriffen, ist nicht auf persönliche Schwächen von einzelnen Mitgliedern zurückzuführen, sondern wurde durch die gesamte Lehre gefördert. Noch heute kann man lesen: „Wenn ihr treu seid, werdet ihr euch zusammenfinden, um euch im Land Missouri zu freuen, denn es ist das Land eures Erbteils, das jetzt das Land eurer Feinde ist.“ (LuB 52:42). Diese setzten sich natürlich zur Wehr, und waren damit sogar erfolgreich, da die Mormonen nun mal nicht ein durch göttliche Macht beschütztes Volk sind.

Nachdem eine Gruppe von zehn Ältesten drei Tage bei strahlendem Sonnenschein mit dem Kanu von Independence nach Kirtland unterwegs waren, hatte W.W.Phelps am hellichten Tag eine Vision, worin er den Teufel über das Wasser schweben sah. Bereits am nächsten Morgen empfing Joseph Smith eine ’Offenbarung‘, in der es erstmal nur um Satan und seine Macht über das Wasser ging (siehe LuB 61). Diese zeitliche Verbindung zwischen aktuellen Themen und den ’Offenbarungen‘ finden sich (nicht überraschend) häufig.

Am 25. Dezember 1832 will Joseph Smith den Abschnitt 87 empfangen haben, die Ankündigung eines Krieges zwischen Nord- und Südstaaten. Worauf er sich konkret bezieht, geht aus der Kirchengeschichte hervor: „Das Wüten der Cholera war in fast allen großen Städten des Globus beängstigend. Die Seuche brach in Indien aus, während die Vereinigten Staaten, inmitten ihres Prunks und ihrer Größe, von der direkten Auflösung bedroht waren. Die Bewohner von South Carolina, versammelt in Debatten (im November), erließen Verfügungen, die ihren Staat zur freien und unabhängigen Nation erklärten ... Präsident Jackson gab seine Proklamation gegen die Rebellion heraus, rief ausreichend Truppen zusammen, um sie niederzuschlagen und erbat die Segnungen Gottes ...“ (HC 1:301). Dazu sind einige Anmerkungen zu machen: Die Südstaaten rebellierten über einen langen Zeitraum, so daß es nicht schwer war, kriegerische Handlungen vorauszusehen. Dennoch kam es wegen dieser Unabhängigkeitserklärung nicht dazu, der Konflikt wurde friedlich beigelegt. Der Satz „in Bezug auf die Kriege, die in Kürze eintreten werden, die mit der Auflehnung Südkarolinas anfangen und mit dem Tod und Elend vieler Seelen enden werden“, trifft also schon nicht zu (LuB 87:1). Deshalb wird heute gesagt, daß ’Kürze‘ sehr großzügig gemeint war und sich deshalb auf den Sezessionskrieg bezieht, der 1861 bis 1865, also erst eine ganze Generation später stattfand. Betrachten wir diesen Bürgerkrieg und vergleichen ihn mit LuB 87:3,4. Großbrittanien wurde zwar aufgerufen, griff aber nicht in den Krieg ein. Nicht eine andere Nation griff in die Auseinandersetzung ein, es blieb ein rein amerikanischer Krieg, so daß kein ’Krieg über alle Nationen ausgegossen‘ wurde. Auch erhoben sich nicht ’die Sklaven gegen ihre Herren‘ und Sklaven wurden von den Südstaaten nie ’für den Krieg geordnet und ausgebildet‘ oder eingesetzt, die Sklaverei wurde ausschließlich von Weißen im Kampf verteidigt. Mit ’beschlossener Verheerung allen Nationen ein Ende bereitet‘ hat Gott bis heute nicht, und das, obwohl schon damals der Tag des Herrn schnell kommen sollte (LuB 87:7,8). Der Schlüssel zur Offenbarung liegt hier wieder einmal in der Undeutlichkeit und Dehnbarkeit der Begriffe, wie man sie von allerlei Prophezeiungen und Horoskopen kennt – man kann ganz einfach sehr viel hineindeuten.

Interessant aus heutiger Sicht ist das Gottesbild, das in LuB 88:41 gemalt wird: „Er erfaßt alles, und alles ist vor ihm, und alles ist rings um ihn; und er ist über allem und in allem; und alles ist durch ihn und von ihm, nämlich Gott, für immer und immer.“ Diese Beschreibung paßt zu denen in den Vorlesungen über Glauben, Ein Ruf aus der Wüste und Eine Stimme der Warnung. Ähnlich lautende Beschreibungen anderer Religionen werden heute von der HLT-Gemeinschaft geschmäht.

In Abschnitt 97 spricht der ’Herr‘: „Es ist mein Wille, daß mir im Land Zion“, also in Independence, Missouri, „ein Haus gebaut werde – ähnlich dem Muster, das ich euch gegeben habe. Ja es soll schnell gebaut werden ... wenn Zion dies tut, so wird es gedeihen und sich ausbreiten und sehr herrlich werden, sehr groß und sehr schrecklich ... gewißlich kann Zion nicht stürzen noch von seinem Platz entfernt werden, denn ... die Hand des Herrn ist da; und er hat bei der Kraft seiner Macht geschworen, er werde Zions Errettung und hoher Turm sein.“ (LuB 97:10,11,18-20). Das war am 2. August 1833 in Kirtland, Ohio. Irgendwie muß der ’Herr‘ bei dieser Offenbarung an Joseph Smith vergessen haben, daß bereits zwei Wochen zuvor (am 23. Juli) und 1300 Kilometer entfernt die Mitglieder in Zion von den anderen Anwohnern zu einem Abkommen gezwungen worden sind, demzufolge sie diesen Kreis bis zum darauffolgenden Jahr verlassen haben mußten. Diese griffen zu diesem Mittel, da sie sich von den sich ansiedelnden Mormonen bedroht fühlten (siehe oben LuB 52 – Feinde). In Kirtland war zu dieser Zeit der Tempel nach dem oben erwähntem Muster bereits im Bau. Parley P. Pratt schreibt hierzu verteidigend: „Diese Offenbarung wurde von der Kirche in Missouri nicht vollständig erfüllt, darum wurde die angedrohte Strafe gänzlich ausgegossen, wie die Geschichte der fünf folgenden Jahre zeigen wird.“ (HC 1:402,403). Er verurteilt hier offensichtlich die Mitglieder der Kirche wegen der Nichterfüllung einer noch gar nicht gegebenen himmlischen Anweisung, und die deshalb ihren Rauswurf aus Jackson County selbst verschuldet hätten. Die Opfer dieses Volksaufstandes brachten bestimmt großes Verständnis für diese Argumentation auf.

Nach wie vor ungeklärt ist der Widerspruch zwischen LuB 132:1,38,39 und Jakob 2:24-27 im Buch Mormon. Obwohl jeweils der Herr selbst als Autor zitiert wird, werden die vielen Frauen Davids einmal als Sünde und einmal als gottgewollt bezeichnet.