Josephs frühe Jahre

Bezeichnend viel Zeit wurde auf die Darstellung von Josephs schrecklicher Beinoperation verwendet, als er ungefähr sieben war (siehe Salt Lake City Messenger 99). Während dieses Ereignis ohne Zweifel für die Ausprägung seiner geistigen Haltung wichtig war, so scheint es, als bestünde der Hauptgrund, es in den Film einzubeziehen, darin, die Herstellung einer Betrachtungsweise mit Sympathie auf Joseph Smith herstellen zu helfen.

Danach wendet sich der Film der Zeitperiode direkt vor Josephs erster Vision zu, als er vierzehn war, und zeigt die religiösen Wiedererweckungsbewegungen in der Nachbarschaft und wie die Geistlichen über die Vorherbestimmung und Erwählung zur Erlösung predigen, zwei Lehren, die Smith später ablehnte. Josephs Vision von 1820 wird in der heutigen Version wiedergegeben ohne Erwähnung der verschiedenen Berichte, die sich im Datum und darin unterscheiden, wer erschien oder wer die Botschaft überbrachte (siehe "Inventing Mormonism", von Marquardt and Walters, Salt Lake City Messenger 87, und Evolution of the First Vision and Teaching on God in Early Mormonism).

In der Filmversion von der Vision von 1820 wird Smith von Gott und Christus gesagt, dass er sich keiner der christlichen Kirchen anschließen sollte. Es gibt aber keine Erwähnung von seinem späteren Versuch, sich 1828 der Methodistenkirche anzuschließen.

Joseph Lewis, Emma Smiths Cousin, erklärte später, warum es Joseph nicht gestattet war, ein Mitglied der Methodistenkirche zu werden:

Zusammen mit Joshua McKune, damals ein Prediger vor Ort, ich glaube im Juni 1828, hörte ich am Samstag, dass Joe Smith sich am Mittwochnachmittag der Kirche angeschlossen hatte (da es damals üblich war, wochentags Reihum-Predigten im Hause meines Vaters abzuhalten). Wir hielten es für eine Schande für die Kirche, einen Zauberer unter uns zu haben, jemanden, der sich mit Verwünschungen und blutenden Geistern beschäftigt. Also gingen wir am Sonntag zum Haus meines Vaters, der Versammlungsort an dem Tag, und kamen rechtzeitig dort an, um Smith zu treffen und vor der Versammlung einige Zeit mit ihm in Vaters Laden zu sprechen. Wir sagten ihm, dass seine Beschäftigung, Gewohnheiten und seine Moral der kirchlichen Zucht widersprächen, dass sein Name für die Kirche eine Schande wäre, dass es eine Widerrufung, ein Bekenntnis und wenigstens das Versprechen einer Besserung hätte geben sollen, dass er an jenem Tag öffentlich darum bitten könnte, dass seine Name aus dem Klassenbuch gestrichen werden oder er einer Untersuchung standhalten sollte. Er wählte das Erstere und bat genau an diesem Tag darum, dass sein Name aus dem Klassenbuch entfernt werden sollte. (The Amboy Journal, June 11, 1879, p. 1)

Mehr Information finden Sie im Artikel The Mormon Prophet Attempts to Join the Methodists, von Wesley P. Walters.

Hugo Olaiz, Sunstone-Redakteur, äußerte folgende Gedanken über die Art und Weise, wie der Film Smiths erste Vision behandelt:

Die Zweihundert-Jahres-Feierlichkeiten zur Geburt des ersten Mormonen werden von einer weiteren Ironie gekennzeichnet. Nicht nur, dass die Kirche sich seit den Tagen Josephs geändert hat, sondern Joseph selbst ist revidiert worden. Der Mann, der mit Jehovah verkehrte [Hrsg. – einer berühmten HLT-Hymne entnommen], wurde mit einer Kleidung ausgestattet, die den zeitgenössischen Geschmäckern der Heiligen besser entsprach. Einst ein Polygamist gewesen, wird er nun als ergebener Monogamist dargestellt, und sein Familienleben ist das Ziel idyllischer Zelebrierung geworden. Einst ein kriegslustiger General einer Armee gewesen, wird er nun als friedliebender Städtebauer dargestellt. Der Mann, der alle Glaubensbekenntnisse als Gräuel bezeichnete, ist ein nationaler Schatz geworden – der „Amerikanische Prophet“…

Ein weiterer Aspekt der Geschichte Joseph Smiths hat in dem neuen Film eine bemerkenswerte Revision erfahren. Viele von uns erinnern sich (und die Kirche verkauft ihn immer noch) an den Film von 1976 Die Erste Vision mit der dramatischen Schilderung von einem Wiedererweckungsprediger und den überführten Sündern, die riefen „Ich glaube!“ – eine solch dramatische Schilderung, dass sie fast einer Parodie glich. Die Erzählung des neuen Films über die Erste Vision lenkt gut von allem weg, das als Spott ausgelegt werden könnte oder den Zuschauern polemisch vorkommen könnte… In diesem Film werden die streitenden Parteien, von denen wir in Joseph Smiths Geschichte lesen (Hrsg. – am Ende der Köstlichen Perle), zur artigen Unstimmigkeit heruntergespielt. Der Geistliche, der dem jungen Propheten wegen seiner Behauptungen entgegentritt, steht fest in seinem falschen Glauben, aber benimmt sich vergleichsweise zivilisiert. Anstatt ihn zu warnen, dass die Erste Vision „vom Teufel“ ist (Joseph Smith 1:21), gibt er Joseph nur den Rat, seine „törichten Ideen“ aufzugeben. ("Joseph Smith, Revised and Enlarged: The Prophet Has New Clothes, But Do The Seams Show?", von Hugo Olaiz, Sunstone, Dez. 2005, S. 70)

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