Nauvoo Expositor

Nicht jeder von Smiths Spitzenführern billigte seine geheime Lehre von der Vielehe und die Pläne für ein Königreich. Die HLT-Historiker James B. Allen und Glen M. Leonard kommentierten:

Im April 1844 zogen sich einige von denen zurück, die nicht mit dem Propheten in Bezug auf die Vielehe und andere neue Lehren übereinstimmten, und gründeten eine reformierte Kirche, die auf Lehren basierte, wie sie im Jahre 1838 bestanden. Die Andersdenkenden schlossen William Law von der Ersten Präsidentschaft mit ein, seinen Bruder Wilson Law, Austin Cowles vom Hohen Rat Nauvoos, James Blakeslee, Charles G. Foster, Francis M. Higbee und die Geschäftsmänner Robert D. Foster, Chauncey Higbee und Charles Ivins. Die Beschwerden dieser Männer und ungefähr zweihundert anderer, die sich ihnen anschlossen, gehen über die Polygamie hinaus… Joseph Smith als einen gefallenen Propheten, einen politischen Demagogen, einen unmoralischen Schurken und einen finanziellen Intriganten anprangernd veröffentlichten diese Männer ihre Anklagen in einer Zeitung, die am 7. Juni 1844 als Nauvoo Expositor eingeführt wurde. (The Story of the Latter-day Saints, 1992, S. 205-206)

Dieser Schritt wurde nicht leichtfertig oder plötzlich unternommen. William Law hatte wiederholt versucht, Smith zu überzeugen, der Polygamie zu entsagen. Schließlich strengte William Law

einen Prozess gegen Smith im Hancock-County-Kreisgerichtshof an, indem er den Propheten anklagte, mit Maria Lawrence vom 12. Oktober 1843 bis zum 23. Mai 1844 „in offenem Zustand des Ehebruchs“ gelebt zu haben. (Mormon Polygamy, S. 66)

Joseph Smiths Reaktion bestand darin, in seiner Rede vom 26. Mai 1844 das Gesetz anzuprangern und die Anklage wegen Ehebruchs abzustreiten:

Dieser neue heilige Prophet [William Law] ist nach Carthage gegangen und hat geschworen, dass ich ihm gesagt hätte, dass ich des Ehebruchs schuldig wäre. Diese geistige Weiberherrschaft! Wieso - ein Mann traut sich nicht zu sprechen oder zu blinzeln, aus Angst deswegen angeklagt zu werden…

Ein Mann fragte mich, ob das Gebot gegeben wurde, dass ein Mann sieben Frauen haben kann; und nun klagt mich der neue Prophet wegen Ehebruchs an… Ich bin all dieser Anklagen unschuldig und Sie können von meiner Unschuld Zeugnis ablegen, denn Sie kennen mich… Was ist das für ein Ding, wenn ein Mann angeklagt wird, Ehebruch begangen zu haben und sieben Ehefrauen zu haben, wenn ich nur eine finden kann. (History of the Church, Bd. 6, S. 410-411)

Der Nauvoo Expositor konnte nur die eine Ausgabe vom 7. Juni 1844 drucken. Joseph Smith, als Bürgermeister von Nauvoo, legte diese Ausgabe am 10. Juni dem Stadtrat vor, der

entschied, dass die Zeitung ein öffentliches Ärgernis wäre, die Personen in der Stadt verleumdet hätte. Der öffentliche Unwille drohte mit einer Pöbelaktion gegen die Zeitung. Sie argumentierten und, falls der Rat nicht reagieren würde, würde die verleumderische Zeitung Antimormonen-Pöbelhaufen erwecken… Der Bürgermeister Joseph Smith befahl dann dem Stadtmarschall, die Presse zu zerstören, die Typensätze zu verstreuen und alle verfügbaren Zeitungen zu verbrennen. Innerhalb von Stunden war der Befehl ausgeführt worden. Die Herausgeber fürchteten scheinbar um ihre persönliche Sicherheit, flohen nach Carthage, wo sie gegen den Stadtrat von Nauvoo einen Haftbefehl wegen Tumults erwirkten. (Story of the Latter-day Saints, S. 206)

Während Mormonen versuchen, die Zerstörung der Presse auf der Grundlage zu rechtfertigen, dass die Zeitung voller Lügen gewesen wäre, hat die Geschichte gezeigt, dass die Anklagen legitim waren. Smith hatte um 1844 mindestens 33 Vielehefrauen. Eine Anzahl weiterer Spitzenführer übten ebenso die Polygamie aus und es gab eine geheime Agenda, um das politische Königreich aufzurichten.

Die Zerstörung der Presse beleidigte die Abgefallenen und Nichtmormonen aufs Gröbste, die daraufhin nach der Vertreibung der Mormonen riefen. (siehe Mormon Enigma, S. 181)

Die Historiker Linda Newell und Valeen Avery erzählen, wie Smith damals die Nauvoo-Legion herausrief:

Am 12. Juni wurden Joseph und siebzehn weitere aufgrund der Anklage eingesperrt, die Zerstörung der Presse angestiftet zu haben. Richter Daniel H. Wells, ein befreundeter Nichtmormone, sprach sie alle frei…

Joseph reagierte auf die Lynchdrohungen, in dem er das Kriegsrecht verkündete und die Legion herausrief. In seine Uniform gekleidet besichtigte er seine Miliz, während sie am 18. Juni am Wohnhaus vorbeimarschierte und elegant vor Porter Rockwells teilweise fertiggestellter Bar und dem Friseurgeschäft anhielt. Joseph kletterte auf das Gerüst und sprach anderthalb Stunden lang, wobei er die Menge vor der sich nähernden Gefahr warnte. „Werdet ihr alle bis zum Tod zu mir stehen und unter Lebensgefahr die Gesetze unseres Landes, die Freiheiten und Vorrechte stützen, die unsere Väter uns versiegelt mit ihrem heiligen Blut vererbt haben?“

Das Volk rief: „Ja!“

Mit einer flinken Bewegung zog er seinen Säbel und stieß ihn in die Luft. „Ich habe meinen Säbel mit festem und unabänderlichem Entschluss aus der Scheide gezogen, dass dieses Volk seine legalen Rechte haben und vor der Pöbelgewalt beschützt werden soll, oder mein Blut soll wie Wasser auf den Boden vergossen und mein Körper einem stillen Grab übergeben werden.“

Emma sah in den folgenden vier Tagen wenig von Joseph. Er verbrachte die meiste Zeit in sein Büro zurückgezogen und plante eine Verteidigungsstrategie, da er sich bewusst war, dass er in Kürze wieder inhaftiert werden könnte…

In der Zwischenzeit schrieb Gouverneur Ford am 22. Juni Joseph einen Brief: „Ihr Verhalten in Bezug auf die Zerstörung der Presse war eine sehr grobe Gewalttat gegen die Gesetze und die Freiheiten des Volkes. Sie mag voller Verleumdungen gewesen sein, aber dies bevollmächtigte Sie nicht, sie zu zerstören.“ (Mormon Enigma, S. 184-185)

Anstatt es auf die nichtmormonische Gerechtigkeit ankommen zu lassen, floh er lieber aus dem Staat. Nach ernsthaftem Bitten seitens seiner Frau und der Führer, zurückzukehren und sich zu ergeben, reiste Smith und sein Bruder in Begleitung von einigen Freunden nach Carthage. Robert S. Wicks und Fred R. Foster erzählen von ihrer Ankunft:

Die Nauvoo-Gruppe kam kurz vor Mitternacht an Hamiltons Hotel an. Eine „große Menge“ von fast fünfhundert Soldaten begrüßte sie und sie waren begierig, einen flüchtigen Blick vom verrufenen Joe Smith zu erhaschen…

Nachdem sie früh aufgestanden waren, lieferten sich Joseph und Hyrum dem Schutzmann aus…

Kurz nachdem Joseph und Hyrum ihre Kautionspapiere fertig hatten und darauf warteten, mit dem Gouverneur ein Gespräch zu haben, näherte sich ihnen der Schutzmann, der den Männern neue Haftbefehle vorlegte, die sie dieses Mal des Verrats beschuldigten, weil sie Anfang des Monats die Nauvoo-Legion herausgerufen hatten…

Richter Smith schickte Joseph und Hyrum ins Gefängnis zurück, um auf die Untersuchung der neuen Anklage zu warten, die auf den nächsten Tag festgelegt war. Die Angeklagten wurden ins Carthage-Gefängnis gebracht. (Junius & Joseph, S. 157-158)

Da die Zerstörung des Nauvoo Expositor die Handlung war, die Smiths Inhaftierung und Ermordung bewirkte, ist es verwunderlich, dass davon in dem Film nichts erwähnt wird.

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