Der Giftanschlag

Ein weiteres merkwürdiges Ereignis im Leben Smiths ist seine Anklage, dass Emma versucht hätte, ihn zu vergiften. Frau Newell schreibt:

Joseph gewann einen Aufschub mit Emma über die Vielehe, als sie die höchste Verordnung der Kirche am oder kurz vor dem 28. September 1843 empfing, die Zweite Salbung. Sie hatte ihr Endowment empfangen und war an Joseph für die Ewigkeit im Frühjahr davor gesiegelt worden. Aber zum November hin hatten Plünderer im Außenbereich der Stadt damit begonnen, zu plündern, Brände zu legen und zu prügeln. Emmas und Josephs Beziehung zeigte wieder Anzeichen von heftiger Spannung und sie litten beide an Krankheit. In einer Konferenzansprache von 1866 erzählte Brigham Young folgende Geschichte:

"[Joseph] rief seine Frau Emma in eine geheime Ratssitzung und dort erzählte er ihr… von der Zeit, als sie ihn vergiften wollte, und er sagte ihr, dass sie ein Kind der Hölle und buchstäblich die böseste Frau auf dieser Erde wäre, dass es keine bösere als sie gäbe. Er sagte ihr, woher sie das Gift bekam und wie sie es in eine Tasse Kaffee gab… Als es seinen Magen erreichte, ging er zur Tür und brach es aus."

Dieses Beweisstück lässt stark vermuten, dass Joseph tatsächlich diese Anklage vorbrachte, aber dass er sich in der Schlussfolgerung geirrt hatte, dass Emma versucht hätte, ihn zu vergiften. Diese Episode erfordert einen größeren Zusammenhang. Josephs Tagebucheintrag vom 5. November 1843 beschreibt, dass er plötzlich krank wurde, während er zu Mittag aß und dass er so stark erbrechen musste, dass er sich seinen Kiefer verrenkte und „frisches Blut auswürgte“. Er glaubte, dass er vergiftet worden wäre, aber er erholte sich genügend, um an jenem Abend „in der Halle über dem Laden an einer Gebetsversammlung“ teilzunehmen. Dies war eine Versammlung des „Kollegiums der Gesalbten“ – diejenigen, die ihre Endowments empfangen hatten – und der „geheimen Ratssitzung“ sehr ähnlich, in der laut Brigham Joseph Emma des Versuches anklagte, ihn zu vergiften. Josephs Tagebuch berichtet, dass er und Emma sich in jener Nacht für den Gebetskreis nicht ankleideten. Bezeichnenderweise nahmen Mitglieder üblich nicht am Gebetskreis teil, wenn sie schlechte Gefühle gegen einen in der Gruppe hatten…

Wenn Emma Joseph von ihrer Unschuld bei dem früheren Ereignis überzeugt hätte, hätte Joseph offensichtlich den anderen in der Versammlung nichts erzählt und Emma wäre in ihren Köpfen für immer schuldig geblieben. (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, vol. 17, no. 3, pp. 91-93)

In derselben oben zitierten Brigham-Young-Rede erzählt er weiter:

Er [Joseph] sprach zu ihr [Emma] in jenem Rat auf sehr ernste Weise und sie setzte nie ein Wort dagegen. Ich habe überall herum Zeugen von dieser Szene, die bezeugen können, dass ich jetzt die Wahrheit sage. Zweimal versuchte sie, ihn zu töten. ("The Essential Brigham Young", 1992, S. 188-189)

Ungeachtet dessen, ob Emma tatsächlich versuchte, Joseph zu vergiften, oder nicht, glaubten offensichtlich Smith und die anderen Führer, dass dies der Fall war. Diese harten Anklagen liefern kein Bild von ehelicher Wonne.

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