Wie ein Lamm?

Edward Bonney sprach in seinem Buch Banditti of the Prairies von der Aufregung:

Diese Gewalttat auf die öffentliche Presse half, die schon entzündete Flamme zu entfachen… und warf deutlich den Schatten des Sturmes voraus, der mit überraschender Gewalt ausbrechen sollte.

Die andersdenkenden Mormonen vereinten sich sofort mit denen, die Gegner jener Sekte waren, und verschiedene Versammlungen wurden einberufen und alle Parteien drängten darauf, sich zu bewaffnen und sich darauf vorzubereiten, weiterer Aggression widerstehen zu können:… Haftbefehle wurden gegen Smith und andere Anführer bei der Zerstörung der Druckerei des Expositor ausgegeben, und obwohl sie von korrekten Beamten versorgt wurden, weigerten sie sich, den Mandaten des Gesetzes zu gehorchen und lachten über ihre Macht!

Wie in allen früheren Fällen, wurde auf den Vorführungsbefehl zurückgegriffen… und alle Inhaftierten wurden sofort freigelassen … das Ende aller Gerechtigkeit herbeiführend und den Beamten zwingend, ohne einen einzigen Gefangenen nach Carthage zurückzukehren!

Diese Scheinhandhabung des Gesetzes gab der Flamme neue Nahrung. Die Öffentlichkeit… wurde wütend und entschloss sich, ihre Macht zu erheben und das Gesetz zu zwingen, selbst wenn es auf der Spitze eines Bayonetts oder Säbels sein müsste…

Die Stadt Nauvoo wurde unter das Kriegsrecht gestellt und alle notwendigen Vorbereitungen wurden getroffen, um die Anordnungen des Propheten zu unterstützen… Gov. Ford, der dem Beamten, der die Haftbefehle hatte, von denen sich die Mormonen selbst entlasteten, Anweisungen gab, nach Nauvoo zu gehen und die Übergabe Smiths und anderer zu fordern…

Der Morgen kam und die Stunde ihrer Abreise nahte, aber der Prophet konnte nicht gefunden werden, da er während der Nacht mit seinem Bruder Hiram den Mississippi überquert hatte und sie verbargen sich in Iowa…

Während des Tages überquerten etliche Boten den Fluss zum und vom Propheten; einige gaben ihm den Rat, die Sicherheit in der Flucht zu suchen und andere drängten ihn, zurückzukehren und die Stadt zu retten. So gedrängt, überquerten der Prophet und sein Begleiter in der Flucht den Fluss gegen Sonnenuntergang und machten sich am folgenden Morgen nach Carthage auf…

Dort angekommen wurden die Gefangenen wegen des Tumults, indem sie die Druckerpresse zerstörten, untersucht und angehalten für ihr Erscheinen beim nächsten Termin am Hancock-Bezirksgericht zu bürgen. Joseph und Hiram Smith wurden inhaftiert wegen des Verrats und übergeben, um auf die Untersuchung zu warten.

Alles blieb ruhig und gelassen und Gouverneur Ford hielt eine Armee für nicht mehr notwendig und löste die Truppen am Morgen des 27. auf und hinterließ nur eine kleine Truppe, das Gefängnis zu bewachen und machte sich mit seinem Gefolge nach Nauvoo auf…

Nachdem die Truppen aufgelöst waren, fuhr der feindlichste von ihnen fort, da er glaubte, dass die Smiths eventuell von der Anklage des Verrats freigesprochen würden… die Flamme der Rache zu entfachen, die bis jetzt nur zu hell brannte. Gedrängt von den andersdenkenden Mormonen, die nach Blut dürsteten, versammelten sie sich bis zu einer Anzahl von 140, bewaffnet und verkleidet, und machten sich auf zu dem Gefängnis um etwa fünf Uhr am Nachmittag des 27.. Nachdem sie die Wache zerstreut hatten, griffen sie das Gefängnis an und Joseph und Hiram Smith wurden beide bei einem Versuch zu entkommen erschossen. Vier Kugeln durchlöcherten jeden von ihnen und jede der Wunden erwies sich als tödlich. Nachdem sie diesen kaltblütigen Mord (mit Sicherheit passt kein anderes Wort dazu) vollbracht und ihren Appetit auf Blut gestillt hatten, verstreute sich der Mob auf der Stelle. (Banditti of the Prairies [Norman, OK: University of Oklahoma Press, 1963] S. 20-24)

Es ist interessant, den Tod Joseph Smiths mit dem von Jesus zu vergleichen. In Jesaja 53:7 lesen wir: „Er wurde misshandelt und niedergedrückt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, dass man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf.“ Im Neuen Testament wird behauptet, dass Christus diese Prophezeiung erfüllte (siehe Apostelgeschichte 8:32). Er starb ohne Widerstand. Im 1. Petrus 2:23 lesen wir: „Er wurde geschmäht, schmähte aber nicht; er litt, drohte aber nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter.”

Als Petrus versuchte, Jesus mit dem Schwert zu verteidigen, sagte ihm Jesus: „Steck das Schwert in die Scheide! Der Kelch, den mir der Vater gegeben hat – soll ich ihn nicht trinken?“ (Johannes 18:11)

Es wird behauptet, dass, bevor Joseph Smith im Carthage-Gefängnis ermordet wurde, er erklärte: „Ich gehe wie ein Lamm zur Schlachtbank“… (Lehre und Bündnisse, 135:4)

Die meisten Mormonen glauben, dass Joseph Smith starb, ohne sich zu sträuben, aber die eigentliche Wahrheit ist, dass er in einem Schusswaffengefecht starb. In der History of the Church wird folgender Bericht in Bezug auf Joseph Smiths Tod gegeben:

Plötzlich gab es ein kleines Rascheln an der äußeren Tür des Gefängnisses und ein Ruf der Ergebung, und es folgte auch sofort eine Entladung von drei oder vier Gewehren… Joseph sprang zu seinem Mantel, um nach dem Sechsschüsser zu greifen, Hyrum nach seiner einläufigen Kanone…

Als Hyrum fiel, rief Joseph aus: „Ach herrje, Bruder Hyrum!“ und die Tür wenige Zentimeter öffnend schoss er mit seinem Sechsschüsser auf der Treppe (wie vorher schon erklärt), von dem zwei oder drei Patronen versagten.

Als Joseph sah, dass es im Raum keine Sicherheit gab, und ohne Zweifel daran denkend, dass es das Leben seiner Brüder im Raum retten würde, wenn er hinauskommen könnte, wandte er sich ruhig von der Tür weg, ließ seine Pistole auf den Boden fallen und sprang ins Fenster… und er fiel hinaus in die Hände seiner Mörder… (History of the Church, Bd. 6, S. 617-18)

In der Einleitung zu Band 6 der History of the Church, Seite XLI, wird Joseph Smith für seinen Part in dem Schusswaffengefecht gepriesen: „… der Prophet wandte sich von der darniederliegenden Gestalt seines ermordeten Bruders ab, um todbringenden Gewehren ins Auge zu sehen und er erwiderte mutig das Feuer seiner Gegner, ‚da er doch jederzeit seinen Mann zu Boden gebracht hatte’ und er bezwang sogar John Hay, der aber widerstrebend dem Propheten jede Qualität der Tugend zugesteht, aber bekannte, dass er ‚einen ansehnlichen Kampf geführt hätte’…“

John Taylor, der der dritte Präsident der Kirche wurde, bezeugte in Bezug auf den Tod Joseph Smiths:

Er stand aber sofort auf und mit einem festen, schnellen Schritt und einem entschlossenen Ausdruck im Gesicht näherte er sich der Tür und zog den Sechsschüsser, der von Bruder Whellock zurückgelassen wurde, aus seiner Tasche, öffnete die Tür geringfügig und schoss die Pistole aufeinanderfolgend sechs Mal ab; aber nur drei der Patronen gingen los. Ich verstand später, dass zwei oder drei durch diese Schüsse verwundet wurden, zwei von ihnen, so bin ich informiert, starben.History of the Church, Bd. 7, S. 102-3)

Aus der vorhergehenden Information kann man sehen, dass der Tod Joseph Smiths in keiner Weise mit dem Tod Jesu verglichen werden kann. Jesus ging wie ein „Lamm zur Schlachtbank“, aber Joseph Smith starb wie ein tobender Löwe.

Heute ist der Joseph Smith der mormonischen Verehrung eine höchst romantische Version des wirklichen Joseph Smith. Während er natürliche Fähigkeiten und Talente besaß, war sein persönlicher Charakter weit von dem frommen Image, in das ihn seine Anhänger pressen, entfernt. Seine starke Selbstgefälligkeit und der Drang nach Macht zusammen mit seinen betrügerischen Praktiken führten ihn schließlich zu seiner Vernichtung.