Zerstörung des Expositor

Einer der wichtigsten Faktoren, die zu Joseph Smiths Tod führten, war seine Einmischung in die Politik. Am 15. Juli 1842 erschien folgende Erklärung im Sangamo Journal, veröffentlicht in Springfield, Illinois: „Wir nahmen die Mormonen in diesen Staat auf, so wie wir es mit jeder anderen Sekte taten. Enthüllungen haben gezeigt, dass das Oberhaupt jener Kirche nicht unter dem Einfluss jener reinen Religion handelt, wie Jesus Christus sie auf der Erde gründete, und dass seine eifrigen Bestrebungen ihm die Kontrolle über unsere staatliche Wahl sichern würden.“ (Sangamo Journal, 15. July 1842)

Thomas Ford, Gouverneur von Illinois von 1842-1846, erklärte ähnlich:

Aber die große Ursache für die Wut des Volkes war, dass die Mormonen bei etlichen vorhergehenden Wahlen als eine Einheit ihre Stimme abgegeben hatten, womit sie die Tatsache offensichtlich machten, dass niemand die Ehren oder Ämter des Landes innerhalb ihres Einflussgebietes anstreben konnte, ohne ihre Billigung und ihre Stimmen… Es ist in der Tat unglücklich für ihren Frieden, dass sie sich bei den Wahlen, gemäß ihrer individuellen Vorlieben oder politischen Grundsätze, nicht aufteilen, wie andere Leute.

Dieser eine Grundsatz und diese eine ihre Praktik stellte in tödlicher Feindseligkeit alle Anwärter für ein Amt, die ihrer Unterstützung nicht sicher waren, gegen sie auf, alle, die bei den Wahlen erfolglos gewesen sind und alle, die zu stolz waren, ihren Einfluss geltend zu machen, mit all ihren Freunden und Verbindungen. (History of Illinois, wie in History of the Church, Bd. 7, S. 2-3 zitiert)

Joseph Smith gab zu, dass die Mormonen in ihrer Politik einig waren, aber er behauptete, dass sie „durch Verfolgung in eine Vereinigung bei ihren Wahlen getrieben wurden“. (History of the Church, Bd. 5, S. 232) Obwohl es wahr ist, dass die Mormonen verfolgt wurden, zeigen Beweise, dass ein großer Teil dieser Verfolgung das Ergebnis von Joseph Smiths unbeherrschten Reden und Aktionen war. (siehe Mormonism - Shadow or Reality? S. 256)

Antimormonen klagten Joseph Smith und seinen Bruder Hyrum an, Politik mit Offenbarung vermischt zu haben. Dass in diesem Vorwurf eine große Menge Wahrheit lag, wird durch die History of the Church bestätigt. Unter dem Datum des 6. August 1843 werden diese Worte Joseph Smith zugeschrieben: „Bruder Hyrum erzählt mir heute Morgen, dass er ein Zeugnis davon gehabt hatte, dass es besser für das Volk wäre, für Hoge zu stimmen; und ich weiß von Hyrum, dass er nie sagte, dass er eine Offenbarung hätte, und sie dann daneben lag. Lasst uns Gott sprechen und alle Menschen ihren Frieden behalten.“ (History of the Church, Bd. 5, S. 526)

Der Mormonenschreiber Kenneth W. Godfrey schrieb, die Faktoren diskutierend, die den Konflikt in Illinois schürten:

Die Feindschaft gegenüber dem Mormonenpropheten wurde weiter angestachelt, als richtigerweise das Gerücht umging, dass er zum „König über das unmittelbare Haus Israels“ durch den Rat der Fünfzig ordiniert wurde… Zeitungen und Traktate klagten immer wieder an, dass der Prophet sich als Diktator aufführte und dass seine Aktionen nicht nur verräterisch, sondern auch eine Vergewaltigung des verfassungsmäßigen Grundsatzes sind, dass Kirche und Staat getrennt sein sollten. Somit beweihräuchert seine königliche Ordination nur den Pöbel und so wurde sein unzeitiger Tod sogar noch unvermeidlicher.

Die bürgermeisterliche Anordnung des Propheten, mit der Zustimmung des Stadtrates den Nauvoo Expositor zu zerstören, wurde die sofortige Entschuldigung für das Auslöschen seines Lebens…

Vielleicht im Nachhinein gesehen waren sowohl die Mormonen als auch die Heiden teilweise schuld an dem Konflikt, der zwischen ihnen aufkam. (Brigham Young University Studies, Winter 1968, S. 212-14)

Der Nauvoo Expositor, von dem Kenneth Godfrey sprach, wurde von einer Anzahl Männer gedruckt, die gegen Joseph Smiths politische Ambitionen und gegen die Ausübung der Vielehe waren. Der Mormonenschreiber John J. Stewart fasste das Problem zusammen: „Sie versuchten, ihre eigene Kirche mit William Law als Präsident aufzurichten. Sie kauften eine Druckerpresse und veröffentlichten eine Zeitung mit dem Titel Nauvoo Expositor,… Joseph Smith als Bürgermeister ordnete die Zerstörung der Expositor-Druckerpresse an.“ (Brigham Young and His Wives, S. 34)

Mormonenschreiber beziehen sich oft auf den Nauvoo Expositor als eine skandalöse und gemeine Publikation, aber in Wirklichkeit verteidigte er eine hohe Moral und Gehorsam zum Gesetz. Diese Zeitung war sehr gegen Joseph Smiths „politische Pläne“. Die Sache, die die Mormonenführer wirklich beunruhigte, war aber, dass der Nauvoo Expositor Joseph Smiths geheime Lehre über die Polygamie enthüllte. In einer beeideten Erklärung, veröffentlicht am 7. Juni 1844 im Nauvoo Expositor klagt Austin Cowles an:

Zum Ende des Sommers 1843 stellte der Patriarch Hyrum Smith dem Hohen Rat, von dem ich ein Mitglied war, etwas vor, von dem er sagte, dass es eine Offenbarung wäre, die durch den Propheten gegeben wurde;… gemäß dem, was er vorlas, waren darin folgende Lehren enthalten: 1. Das Siegeln von Personen für das ewige Leben entgegen aller Sünden, außer dem Vergießen unschuldigen Blutes oder der Zustimmung dazu; 2. Lehre von der Vielehe oder des Heiratens von Jungfrauen; dass „David und Salomon viele Frauen hatten, und doch sündigten sie hierin nicht, außer im Falle von Uria.“

Die Mormonenführer behaupteten, dass Austin Cowles gelogen hatte, aber acht Jahre nach Joseph Smiths Tod veröffentlichten sie die Offenbarung über Polygamie. Diese Offenbarung beweist ohne jeden Zweifel, dass die Aussagen im Expositor wahr waren. Somit ist es klar, dass der Expositor auf der Grundlage eines falschen Zeugnisses verdammt wurde, das von Joseph Smith und seinem Bruder Hyrum gegeben wurde.

In einer zusammenfassenden Übersicht der Verhandlungen im Nauvoo-Stadtrat finden wir folgendes:

Der Major [Joseph Smith] sagte, wenn er einen Stadtrat hätte, der so fühlen würde wie er, würde die Gründung (bezogen auf den Nauvoo Expositor) noch vor dem Abend als Unfug erklärt werden…

Der Stadtrat Stiles sagte… er würde hineingehen, um alle weiteren Veröffentlichungen dieser Art zu unterdrücken.

Der Stadtrat Hyrum Smith glaubte, der beste Weg wäre, die Presse zu zertrümmern und den Buchstabensatz mitzunehmen. (History of the Church, Bd. 6, S. 441,445)

Der Nauvoo-Stadtrat ordnete die Zerstörung der Presse an. Das Folgende wird in Joseph Smiths Geschichte unter dem Datum des 10. Juni 1844 berichtet: „Der Rat verabschiedete eine Verordnung, die den Nauvoo Expositor als Unfug erklärt und gab auch eine Anordnung an mich heraus, den besagten Missstand abzustellen. Ich befahl auf der Stelle dem Marschall, sie ohne Aufschub zu zerstören… Etwa um 20:00 Uhr kehrte der Marschall zurück und berichtete, dass er Presse, Buchstabensatz, bedrucktes Papier und Fixiermittel auf die Straße befördert und sie zerstört hätte.“ (History of the Church, Bd. 6, S. 432)

Der Mormonengeschichtsschreiber B. H. Roberts gesteht in Bezug auf die Zerstörung des Expositor zu, dass „die Legalität der Aktion des Majors und des Stadtrates natürlich fraglich war, obwohl einige danach trachteten, sie auf legalem Boden zu verteidigen; aber man muss eingestehen, dass weder ein Beweis noch ein Argument für die Legalität überzeugend wäre. Auf dem Boden der Zweckmäßigkeit oder der Notwendigkeit ist die Aktion eher vertretbar“. (History of the Church, Bd. 6, S. xxxviii)

Der Mormonenschreiber John J. Stewart berichtet, dass nachdem der Expositor zerstört war, „die abtrünnigen Veröffentlicher hinweg nach Carthage rasten, quiekend, wie angeschossene Schweine, und bevor der Friedensrichter Thomas Morrison, ein notorischer Mormonenhasser, einen Haftbefehl auf dem Rechtsweg erwirkte, um Joseph und siebzehn weitere Kirchen- und Stadtbeamte wegen Tumults zu inhaftieren.“ (Joseph Smith the Mormon Prophet, S. 220)

Charles A. Foster, einer der Veröffentlicher des Expositor, schrieb folgendes in einem Brief vom 11. Juni 1844:

…eine Kompanie, bestehend aus etwa 200 Mann, bewaffnet und ausgerüstet mit Musketen, Säbeln, Pistolen, Bowie-Messern, Schmiedehämmer usw., unterstützt von einer Menge von mehreren hundert Lakaien, die freiwillig bei dieser Gelegenheit in den Dienst eintraten, marschierte zum Gebäude, und brach die Türen mit einem Schmiedehammer auf und begann das Werk der Zerstörung…

Sie stürzten die Presse und Material auf die Straße und zündeten sie an und zerstörten die Maschinerie mit einem Schmiedehammer und beschädigten das Gebäude sehr wesentlich. (Warsaw Signal, 12. Juni 1844)

Charles A. Fosters Beschreibung der Zerstörung des Expositor klingt eher wie eine Pöbelszene als ein legaler Akt. Vilate Kimball, die Frau Heber C. Kimballs und eine treue Mormonin, schrieb in ihrer Schilderung: „11. Juni. Nauvoo war gestern Abend eine Szene der Aufregung. Einige hundert Brüder warfen die Presse der gegnerischen Partei hinaus und verbrannten sie.“ (Brief von Vilate Kimball, wie in Life of Heber C. Kimball, S. 350 veröffentlicht)

Der Mormonenautor William E. Berrett sagte:

Die Zerstörung des Nauvoo Expositor am 10. Juni 1844 erwies sich als Funke, der all die schwelenden Feuer der Gegner in eine große Flamme entfachte. Sie bat die Gelegenheit, auf die die Abtrünnigen der Kirche warteten, ein legaler Vorwand, um den Propheten und andere Führer in ihre Hände zu bekommen. Der Aufschrei, dass „die Pressefreiheit“ vergewaltigt worden wäre, vereinte die Splittergruppen, die nach der Vernichtung der Heiligen trachteten, als ob vielleicht nichts anderes zu tun wäre. (The Restored Church, S. 255)