Netzwerk Sektenausstieg e.V.

Die nachfolgenden Berichte und Erfahrungen sollen Aussteigern dabei helfen, ihre eigene Situation besser einzuordnen. Außerdem erlauben sie auch Außenstehenden und „Interessierten“ einen realistischen Einblick in die Denkwelt, die im Inneren der Sekte herrscht. Wer einen Beitrag für diese Rubrik hat, ist herzlich eingeladen, ihn uns zukommen zu lassen.

Ich habe mich erst vor ein paar Wochen Eurer Internet-Gruppe angeschlossen, und nachdem ich mit Freude Eure Briefe gelesen habe, habe ich mich dazu entschlossen, meine Geschichte zu erzählen. Damit trage ich zu dem langen Heilungsprozeß bei, der vor sich gehen muß, wenn man dem "Wachtturm" entrinnt.

America Online und das Internet spielten bei meinem Abfall von der Wachtturm-Gesellschaft eine wichtige Rolle.

Ursprünglich war ich aus persönlichen Gründen nicht mehr zu den Zusammenkünften gegangen, weil ich fand, daß die „Brüder und Schwestern“ nicht die Gruppe liebevoller Menschen waren, zu der die Wachtturm-Gesellschaft sie machte. Doch ich dachte, als ich nicht mehr zu den Zusammenkünften ging, immer noch, die Wachtturm-Gesellschaft sei Gottes einziger und wahrer Mitteilungskanal.

Ich wuchs in einer typischen Familie von Jehovas Zeugen auf. Mein Vater wurde in jungen Jahren von einem Zeugen, nachdem er, 1978 aus der DDR flüchtend, in Braunschweig Fuß gefasst hatte, belehrt.

Er nahm die Lehren der Zeugen sehr ernst, und nahm, nachdem er seine Tätigkeit als Schweißer ausgeübt hatte, rege am Predigtdienst teil. Er ging von Haus zu Haus, stand bei Wind und Wetter in einer Einkaufsstraße, und ging mit den Ältesten mit, wenn sie ihn darum baten.

Ich bin 1966 geboren worden, in einem kleinem Dorf in der Schweiz wuchs ich auf. Meine nächsten Verwandten sind noch heute Zeugen Jehovas.

Meine Mutter ist Pionierin, meine beiden Brüder und mein Vater sind allesamt Älteste. Meine Lebensgeschichte schreibe ich nicht aus Rachegefühlen, sondern weil ich mit diesem Thema abschließe. Ich bin jetzt 37 Jahre alt.