Als ich im Jahre 1978 aus beruflichen Gründen in das Rhein-Main-Gebiet zog, kam ich das erste Mal im Leben mit den Zeugen Jehovas in Kontakt. Ich hatte zwar früher den Ausdruck „Bibelforscher“ gehört, wusste aber nicht, dass Zeugen Jehovas und Bibelforscher zwei unterschiedliche Bezeichnungen für Vertreter der Wachtturm-Gesellschaft (WTG) sind.

Mein erster Kontakt bestand in einem Gespräch mit zwei Vertretern der WTG. Ich fand die beiden Männer sympathisch und las auch ihre zurückgelassene Literatur. Ich war damals als Flugbegleiter tätig und beschäftigte mich in meiner Freizeit sehr gerne auch mit der Bibel. Alles, was mir in der Bibel unverständlich oder widersprüchlich vorkam, notierte ich und besprach es mit den Zeugen, die mich oft besuchten. Ich las auch in der Literatur der WTG, war aber mit einem angebotenen Bibelstudium zunächst nicht einverstanden.

Im Laufe der Zeit kam es aber doch dazu.

Ich nahm mir viel Zeit und ließ mich auch nicht bedrängen. Als ich nach nur zwei Jahren die „Fliegerei“ aus gesundheitlichen Gründen wieder aufgeben musste, wurde der Kontakt zu den Zeugen leider enger. Ich traf mich jetzt regelmäßig einmal in der Woche zu einem Wachtturm-Studium im privaten Kreis mit meinen neuen Freunden. Ich besuchte auch die Zusammenkünfte im Königreichssaal und die Kongresse.

Nach anfänglichem Misstrauen, meinte ich nach ein paar Jahren, den Zeugen- und damit auch der WTG- vertrauen zu können. Im Jahre 1981 ließ ich mich taufen. Vor meiner Taufe war ich ein einziges Mal im Predigtdienst gewesen.

Etwa ein Jahr nach meiner Taufe heiratete ich „im Herrn“. Die Ehe war eine Katastrophe. Meine junge Frau, die in der Wahrheit erzogen worden war, konnte weder kochen noch einen Haushalt führen. Das Schlimmste war jedoch, dass sie sehr fordernd war, und zwar in jeder Hinsicht. Sie erwartete auch von mir, eine gute weltliche Karriere zu machen und gleichzeitig in der Organisation der WTG aufzusteigen.

Es kam immer öfter zu Streitigkeiten.

Nach knapp einem Jahr „Ehe“ trennten wir uns.

In der Folge bekam ich schwere Depressionen, die mich immer wieder in eine Fachklinik führten. Diese schweren Depressionen bewirkten auch mein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Berufsleben.

Im Jahre 1986 heiratete ich erneut.

Auch meine zweite Frau war eine Zeugin. Die Ehe hielt immerhin fast neun Jahre und endete durch Scheidung, wie auch die erste. Meine beiden Ehefrauen hatten den „klassischen Ehebruch“ begangen. Ich erwähne dies, weil ich an biblischen Grundsätzen festhalte.

Meine ersten ernsthaften Zweifel an der Ehrlichkeit der Vertreter der WTG kamen mir Mitte der 90er Jahre. Nachdem ich bis zu diesem Zeitpunkt nur Literatur von den Zeugen gelesen hatte, informierte ich mich nun über die Zeugen und die WTG. Das erste Buch dieser Art war „Der Gewissenskonflikt“ von Raymond Franz. Es folgte das Buch „Die Zeiten der Nationen einmal näher betrachtet“ von einem schwedischen ehemaligen Sonderpionier.

Nach dem Lesen dieser beiden Bücher, welche die ganze Heuchelei und Unehrlichkeit der WTG enthüllen, da sie mit Beweisen „gespickt“ sind, wollte ich eigentlich meine „Kündigung“ schreiben. Angst vor den Konsequenzen – Isolation, Einsamkeit – hielten mich damals davon ab.

Ich konnte das, was ich über die Vertreter der WTG erfahren hatte, nicht mehr aus meinem Gedächtnis entfernen. Besonders das ehemalige Glied der leitenden Körperschaft, Raymond Franz, liefert in seinem Buch so viele Beweise, dass ein weiteres Vertrauen zur WTG und ihren Vertretern und Repräsentanten nicht mehr möglich war.

Im Mai 1999 distanzierte ich mich schriftlich von der WTG und denen, die sie bilden und unterstützen.

Inzwischen hatte ich zum dritten Mal geheiratet – wieder eine Zeugin Jehovas!

Meine Frau hat sich meinem Schritt nicht angeschlossen – „Meckern kann man ja mal, aber man tritt nicht aus“, so dass auch diese Ehe gefährdet war und wir uns im Jahre 2000 wegen unüberbrückbaren Glaubensauffassungen trennten. Im August 2001 wurde die Ehe auf Antrag meiner Frau geschieden, ohne dass sie einen biblischen Scheidungsgrund gehabt hätte.

Aber was gerade biblisch ist, entscheidet ja die WTG und nicht der einzelne Zeuge!

Aus meiner zweiten Ehe ist eine mittlerweile fast 12jährige Tochter hervor gegangen. Ich habe seit drei Jahren keine Verbindung mehr zu ihr.

Angeblich will sie mich nicht sehen, obwohl ich bis zur Trennung von ihrer Mutter immer ein sehr gutes Verhältnis zu ihr hatte.

Der Leser möge seine eigenen Schlüsse ziehen!