Hallo, ich bin Anfang 2017 aus der OCG (Organischen-Christus-Generation) ausgestiegen. Ich habe lange versucht diesen Abschnitt in meinem Leben zu verdrängen doch nie lies mich diese Frage los wieso ich von heute auf morgen entschied diese religiöse Gemeinschaft zu verlassen und wieso diese Gruppe nicht zu meinem Glück beiträgt. Und so kam es dazu das ich folgenden Text schrieb um mir selber darüber klar zu werden, was genau in dieser Gruppe mit mir passiert war. Ich hoffe, dass ich anderen Menschen durch diese Darstellung der Erlebnisse helfen kann, ihre Zeit in der OCG irgendwie besser einschätzen zu können.

Wieso bin ich in die OCG eingetreten wie erlebte ich sie?

Zum einen bin ich dort hineingeboren; aber andererseits wollte ich einen Maßstab für Entscheidungen finden. Außerdem wurde durch die Predigten, die ich von klein auf gehört hatte, in mir der Wunsch geweckt ein Leben leben zu können, wo ich sogar Dinge mit Freude tun könnte, die für Normalsterbliche nervig sind. Das schien alles ziemlich verlockend also ging ich in die Bemessung um diesen Zielen näher zu kommen. Was in der Bemessung passiert ist – und was nach der Verbindlichkeitserklärung der zweite Schritt auf dem Weg der OCG ist - ist die Loslösung vom Egoismus. Dadurch kam es bei mir zu einer Verwandlung. Ich hatte mich noch nie in meinem Leben so liebevoll und herzlich erlebt. Ich war wie meine “Stubenleiterin” zu sagen pflegte ‘glasklar’. Und ich war wirklich glücklich. Der folgende Abbau dieses Zustandes wurde in der darauf folgenden Zeit immer wieder bemängelt und als Fehlen angesehen bzw. wurde durch die folgenden Veranstaltungsbotschaften in mir die Sehnsucht und Motivation immer wieder angefacht, in diesem Bewusstseinszustand zu leben und ich kann sagen, dass ich zeitweise sogar wieder in demselben Maße spirituell war, wie nach der Bemessung. Dies gelang mir meistens durch den Verzicht auf allerlei Genussmitteln und/oder wenn ich mich sehrr viel mit religiösen Inhalten beschäftigte. Da ich aber im Grunde doch stets Mensch blieb, - ein lebendes Meisterwerk im Prozess - zog es mich doch immer mal wieder zu “weltlichen” Dingen. Das sahen die anderen religiösen Mitglieder natürlich gar nicht gerne und wiesen mich darauf hin, das ich ja durch die Bemessung gegangen bin und entschieden hatte den Egoismus und damit alle “weltliche” Dinge aufzugeben. Jedoch fehlte - und fehlt mir heute immer noch manchmal- in manchen Bereichen/Situationen das Verständnis, die Erkenntnis, das den Grund gibt warum ich den Egoismus aufgeben sollte. Man kann eben nicht immer, zu jeder Zeit und im all umfassenden Maße das wonach man sich sehnt umsetzen. Beziehungsweise kann man nicht in der Geschwindigkeit geistlich/charaktermäßig wachsen, wie es jedoch in der OCG verlangt wird und man es sogar selber von sich verlangt. Zudem ist es in so einem „geschützten Rahmen“ kaum möglich Erfahrungen zu machen und daraus Erkenntnisse zu gewinnen und im Grunde genommen auch nicht gestattet. Es wird geglaubt, dass dies vom Geist hinzugefügt wird ohne, dass bestimmte Fehler/Erfahrungen gemacht werden müssten.

Deswegen kam es dazu das ich die OCG verliess; und andere Wege suchte bzw. eine andere Art und Weise suchte mich spirituell/charakterlich weiterzuentwickeln, die es mir ermöglicht das Leben weniger zermürbend (- durch den Druck immer das “Richtige” tun zu müssen-) zu erleben.

Natürlich ist es nicht leicht in der Zeit in der wir Leben an die ausreichende Zeit, an die Rechtzeitigkeit für die Vollendung des Wachstums der Menschen zu glauben. Jedoch bezweifle ich zutiefst, dass es sinnvoll ist Menschen physisch unter Druck zu setzten und abzustempeln als eben nicht stark genug für einen Weg in der OCG.
Ich hoffe, dass die Erkenntnis kommt für die Notwendigkeit des Erbarmens, der Geduld und der Toleranz.

Wie entstand die Entscheidung aus der OCG auszutreten und wonach handle ich jetzt?

In verschiedenen Bereichen meines Lebens, wo ich gedacht hatte, einzig den "Willen Gottes" gesucht zu haben, und damit das richtige entschieden zu haben, erwies sich doch als ganz und gar falsch. Zudem empfand ich es - wahrscheinlich auf Grund des Druckes - als immer anstrengender das "reden Gottes" zu erkennen oder umzusetzen. Daher kam es dazu, dass ich eines Tages beschloss einfach mal ohne diesen ganzen Gedankenstress zu leben. Mein ganzes Leben hatte ich immer versucht mit Gott Entscheidungen zu treffen und nun entschied ich selber. Das hat mich zum einen befreit aber zum anderen habe ich auch Fehler gemacht, welche ich dachte nie begehen zu müssen. Jedoch habe ich so einen Weg gefunden Entscheidungen unabhängig von anderen Menschen oder gesetzlichen Glaubenssätzen. Jetzt handle ich nach einem Gefühl (nach einem Vibe würde ich sagen) und nach dem Ratio/Verstand. Ich habe Vertrauen zum Leben entwickelt, dass alles seinen Sinn hat und Fehler - im negativen Sinne- nur dann Fehler sind, wenn wir sie so ansehen und dabei vergessen, was wir durch sie verstanden haben. Ich bin mir bewusst darüber geworden, dass man nicht immer das richtige tun kann, sondern, dass das alles ein Prozess ist und man jeden Tag die Chance hat, an seinem Charakter/Bewusstsein zu wachsen.


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