Irrationale Überzeugung Nr. 1: Die Meinung, es sei für jeden Erwachsenen absolut notwendig, von praktisch jeder anderen Person in seinem Umfeld geliebt oder anerkannt zu werden.

Obwohl oft - vielleicht mit Recht - behauptet wurde, dass Kinder Liebe und Anerkennung brauchen, und obwohl es zweifellos auch für Erwachsene wünschenswert ist, von vielen derjenigen Menschen, mit denen sie in enge Berührung kommen, geliebt und geschätzt zu werden, ist es fraglich, ob es absolut notwendig ist, dass jeder Erwachsene von praktisch jeder anderen Person in seinem Lebensbereich, die er für wichtig hält, akzeptiert wird . Der Glaube, dass man von wichtigen Mitmenschen akzeptiert werden müsse, ist aus mehreren Gründen irrational:

1. Mit der Forderung, von allen anerkannt zu werden, auf deren Anerkennung man Wert legt, setzt man sich ein perfektionistisches, unerreichbares Ziel: denn selbst wenn man von 99 Menschen akzeptiert oder geliebt wird, gibt es immer einen 100. oder 101. usw., der einen ablehnt.

2. Selbst wenn man von allen Leuten akzeptiert wird, die einem wichtig sind - wenn man von ihrer Anerkennung abhängig ist -, muss man sich ständig Sorgen machen, wie sehr sie einen mögen und ob sie einen immer noch mögen. Die Abhängigkeit von der Wertschätzung anderer ist daher zwangsläufig von einem beträchtlichen Maß an Angst begleitet.

3. Sosehr Sie sich auch anstrengen mögen, es ist unmöglich, immer liebenswert zu sein. Infolge deren eigener, persönlicher Vorurteile werden Sie immer von einigen Leuten, auf deren Anerkennung Sie Wert legen, abgelehnt oder mit Gleichgültigkeit behandelt werden.

4. Angenommen, es wäre möglich, die Anerkennung aller Leute zu erringen, auf deren Beifall Sie Wert legen, so würde Sie das so viel Zeit und Energie kosten, dass Ihnen nur wenig davon für lohnendere Ziele übrigbliebe.

5. Wenn Sie sich ständig um die Anerkennung anderer bemühen, müssen Sie sich bei diesen einschmeicheln und ihnen stets zu Willen sein - die Folge ist, dass Sie auf viele ihrer eigenen Wünsche und Bedürfnisse verzichten müssen und daher wesentlich weniger selbstbestimmt agieren.

6. Wenn Sie sich in zwanghafter Weise um Anerkennung durch andere bemühen - was unausbleiblich ist, wenn Sie Anerkennung nicht als wünschenswert, sondern als notwendig erachten -, dann werden Sie sich den anderen gegenüber so unsicher verhalten und ihnen so lästig fallen, dass Sie sich oft deren Anerkennung und Respekt verscherzen und somit Ihre eigenen Absichten vereiteln werden.

7. Lieben, nicht Geliebtwerden, ist eine ausfüllende, kreative Möglichkeit der Selbstverwirklichung. Doch das verzweifelte Bedürfnis, geliebt zu werden, fördert die Liebesfähigkeit nicht, sondern hemmt sie. Statt seine Probleme in irrationaler Weise durch ständiges Buhlen um Liebe und Anerkennung lösen zu wollen, täte der rationale Mensch gut daran, sein Beil in kreativem und produktivem Leben und Lieben zu suchen.

Konkreter:

(1) Er sollte zwar nicht versuchen, alle seine Wünsche nach Anerkennung auszumerzen, aber er sollte sich von seinem maßlosen, exzessiven Bedürfnis nach Liebe befreien.

(2) Er sollte sich in vielen Fällen aufrichtig bemühen, aus konkreten Gründen geliebt zu werden (etwa indem er jemandem Gesellschaft leistet oder dessen berufliches Fortkommen fördert), statt (wie ein Kind) »um seiner selbst willen«, wegen seiner »unsterblichen Seele« oder zur Hebung seiner (falschen) »Selbstachtung« geliebt werden zu wollen. Er sollte wissen, dass wahre Selbstachtung nicht durch den Beifall anderer zustande kommt, sondern weil man sich selbst mag und die meisten seiner eigenen Interessen verfolgt, ob das den anderen gefällt oder nicht.

(3) Wenn er von denjenigen, die er gerne auf seiner Seite hätte, nicht geliebt und anerkannt wird, dann sollte er sich zwar unumwunden eingestehen, dass das enttäuschend und frustrierend ist, aber sich nicht ein reden, es sei eine furchtbare Katastrophe.

(4) Er sollte sich weder anpassen um der Anpassung willen noch rebellieren um der Rebellion willen. Er sollte sich von Zeit zu Zeit fragen: »Was möchte ich im Laufe meines relativ kurzen Lebens eigentlich tun?« Nicht: »Was möchten andere, dass ich tue?«

(5) Soweit es für ihn wünschenswert und praktikabel ist, die Anerkennung anderer zu erringen, sollte er sich in ruhiger, kluger, systematischer Weise darum bemühen, nicht hektisch und planlos. Dazu sollte er wissen, dass man am ehesten geliebt wird, wenn man selbst aufrichtig liebt.