Zu den zentralen Lehren der Zeugen Jehovas gehört, dass 144.000 Menschen zu einem himmlischen Leben auferstehen, um zusammen Jesus über die Erde zu herrschen. Die übrigen Gläubigen hingegen erhalten ewiges leben auf Erden. Eine Bibel-Auslegung, die von den Zeugen als "Wahrheit" empfunden wird, obwohl ihr Herleitung alles andere als schlüssig ist. Heinz R. hat sich die Mühe gemacht, diese Zeugen-Lehre zu analysieren.

Das Dogma der 144.000
Wer sind die 144.000 aus der Offenbarung des Johannes?

Einführung in das Dogma der 144.000

"Die inspirierte Äußerung aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeitperioden einige vom Glauben abfallen werden, indem sie auf irreführende inspirierte Äußerungen und Lehren von Dämonen achtgeben," 1. Timotheus 4:1 NWÜ

Wenn man behauptet, eine Lehre stehe in der Bibel, aber in Wirklichkeit widerspricht sie der Bibel, muss man da nicht von Bibelverfälschung sprechen? Christen sollten so eingestellt sein, wie man es in Apostelgeschichte 17:11 lesen kann:

"Diese nun waren edler gesinnt als die in Thessalonich, denn sie nahmen das Wort mit größter Bereitwilligkeit auf, indem sie täglich in den Schriften forschten, ob sich diese Dinge so verhielten."

Basierend auf Johannes 8:31,32 könnte man denken, dass es nicht passend wäre, irgendeine Glaubenslehre überprüfen, schriftlich niederzulegen und anderen zugänglich zu machen, da letzten Endes die Wahrheit jemanden frei macht.

"Und so sagte Jesus dann zu den Juden, die ihm geglaubt hatten: ,Wenn ihr in meinem Worte bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.'"

Es ist bestimmt eine Anmaßung, zu behaupten, irgendein Buch außer die Bibel wäre Wahrheit und könnte die Menschen "frei machen". Was nun dargelegt wird, ist nicht die "Wahrheit", sondern eine Verteidigung der Wahrheit, die man in der Bibel findet; dazu sind alle Christen gemäß 1. Petrus 3:15 verpflichtet.

"Sondern heiligt den Christus als Herrn in eurem Herzen, stets bereit zu einer Verteidigung vor jedermann, der von euch einen Grund für die Hoffnung verlangt..."

Als die Galater durch falsche Lehren beeinflusst wurden, schrieb Paulus einen Brief, um die "gute Botschaft" zu verteidigen (Galater 1:6-9). Als in Korinth Spaltungen entstanden, wurden sie davor gewarnt (1. Korinther 1:10-17); als einige der Auferstehung widersprachen, wurde die Auferstehung verteidigt (1. Korinther 15:1-58). Irrlehrer brachten Philosophie und eine legalistische Lebensweise nach Kolossä; im Kolosserbrief stellt sich Paulus beidenVerirrungen entgegen, und verteidigt das Christentum (Kolosser 1:8, 16-2;). Als einige in Thessalonich meinten: "Der Tag des Herrn ist schon da", warnt Paulus vor solch einer Einstellung (2. Thessalonicher 2:1,2). Man könnte bestimmt noch viele Beispiele anführen.

Einige ZJ reagieren sehr empfindlich, wenn man ihre Lehren auf "Herz und Nieren" überprüft. Zu solch einer Überprüfung fordert aber die Zeugen-Gemeinde selbst auf:

"Sie (Jehovas Zeugen) sehen es als sehr wichtig an, dass sich ihr Glaube auf die Bibel stützt und nicht lediglich auf menschlichen Spekulationen und religiösen Glaubensbekenntnissen beruht. Sie sind der gleichen Ansicht wie der Apostel Paulus, der unter Inspiration schrieb: "Gott werde als wahrhaftig erfunden, wenn auch jeder Mensch als Lügner erfunden werde (Römer 3:4)."... Jehovas Zeugen glauben, dass alle religiösen Lehren anhand der Bibel geprüft werden sollten, ganz gleich, ob es sich um die Lehren handelt, die sie selbst vertreten, oder um die Lehren von jemand anders. Das ist die Grundlage für ein Gespräch mit Ihnen, zu dem Sie herzlich eingeladen sind."
Jehovas Zeugen im zwanzigsten Jahrhundert, Seite 4. Vergleiche diese Aussage mit dem WT 15.05.1981, Seiten 18, 19

Solch eine vernünftige Einladung sollte man gerne annehmen und gründlich die Lehren der Zeugen überprüfen. Ihre Lehre über die 144.000 besagt in Kürze folgendes:

Gottes Vorhaben ist es, dass die Erde zu einem Paradies umgestaltet werden soll. Zu diesem Zweck benötigt man eine Regierung. Diese Regierung soll sich im Himmel befinden. Da nicht alle Regenten werden, muss die Zahl der Regenten begrenzt sein. Die Zahl der Untertanen auf der Erde dagegen ist unbegrenzt. Aus dieser Überlegung heraus lehrt man, dass nur 144.000 in den Himmel kommen, um mit Jesus Christus zu regieren. Diese Zahl entnehmen sie dem Bibelbuch der Offenbarung.

Das Dogma sollte man in zwei Aspekte unterteilen, die separat betrachtet werde müssen: Erstens die Buchstäblichkeit der Zahl im Sinne der Auslegungen der Zeugen-Gemeinde, zweitens die damit verbundene Zweiklassen- Theorie.

Die Bibelauslegung der Zeugen Jehovas

Bevor man sich überhaupt näher mit der Lehre der Zeugen beschäftigt, ist es sehr passend, sich darüber Gedanken zu machen, wie sie zu ihrer Bibelauslegung kommen. Wenn hier von den Zeugen, der Zeugen-Gemeinde, Zeugen Jehovas die Rede ist, ist damit die selbsternannte "leitende Körperschaft" gemeint. Diese trifft alle Entscheidungen.

Was die "leitende Körperschaft" dieser Gemeinschaft entscheidet, ist im wahrsten Sinne des Wortes "das Amen in der Kirche", sei es noch so unvernünftig und unbiblisch. Der einzelne, der sich nicht an diese Entscheidungen hält, egal worum es sich dreht, kann für solch ein Verhalten ausgeschlossen werden.

Nun, wie kommt die Zeugen zu Ihrer Bibelauslegung? Diese Gemeinschaft hat in ihrer über 100-jährigen Geschichte eine gewaltige Menge von biblischer Literatur veröffentlicht, die ihresgleichen sucht. In den Zehntausenden von Seiten, die veröffentlicht wurden, findet man seltsamerweise nur sehr wenig darüber, wie sie überhaupt zu ihrer Auslegung der Bibel kommt. Wogegen man bei anderen Themen regelrecht mit Artikeln überflutet wird, z. B. über das Königreich Gottes, das Ende dieser Welt, das Predigen von Haus zu Haus, die Verurteilung anderer Religionen, den Namen Gottes usw. Die ausführlichste Abhandlung über die Auslegungstechnik der Zeugen-Gemeinde (andere Religionen und deren Gelehrte haben Dutzende Bücher über Exegese - Bibelauslegung - geschrieben), sie beinhaltet gerade eine Seite, kann man in dem Buch: "Unterredungen anhand der Schriften", herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft, auf der Seite 234 lesen:

"Wie gelangen Jehovas Zeugen zu ihrer Auslegung der Bibel?
Ein entscheidender Faktor besteht darin, dass die Zeugen wirklich glauben, dass die Bibel Gottes Wort ist und ihr Inhalt zu unserer Unterweisung dient. (2. Tim. 3:16, 17; Röm. 15:4; 1. Kor. 10:11). Sie nehmen daher nicht zu philosophischen Argumenten Zuflucht, um die in der Bibel deutlich dargelegten Wahrheiten zu umgehen oder um die Lebensweise von Menschen zu rechtfertigen, die den Sittenmaßstab der Bibel außer acht lassen. Wenn in der Bibel etwas in symbolischer Sprache ausgedrückt wird, legen sie es nicht selbst aus, sondern lassen die Bibel die Erklärung geben... Was die Erfüllung von Prophezeiungen betrifft, so folgen sie der Aufforderung Jesu, nach Ereignissen Ausschau zu halten die mit dem, was vorausgesagt wurde, übereinstimmen... Wenn es darum geht, schwierige Fragen zu klären, wenden sie sich wie die Christen des 1. Jahrhunderts an die leitende Körperschaft dieser Sklaven-Klasse..."

Man kann also aus diesem Zitat folgendes zusammenfassen: Die Zeugen-Gemeinde gelangt angeblich zu ihrer Bibelauslegung:

  1. indem sie die Wahrheiten der Bibel nicht außer acht lässt,
  2. indem sie die Bibel sich selbst auslegen lässt,
  3. indem sie bei prophetischen Aussagen nicht vorgreift, sondern das Vorausgesagte mit der Gegenwart vergleicht,
  4. indem sie sich bei schwierigen Fragen an die leitende Körperschaft wendet.

Vorerst sind all diese Richtlinien korrekt. Die Frage ist nur, ob man sich auch wirklich daran hält. Auch der Umstand, dass schwierige Fragen durch die leitende Körperschaft geklärt werden sollen, ist tragbar, solange ihre Erklärungen nicht das "Nonplusultra" sind.

Darf ein ZJ die Bibel alleine verstehen?

Wenn auch die ZJ aufgefordert werden, regelmäßig und intensiv die Bibel zu studieren, wird ihnen doch das Recht abgesprochen, dass sie die Bibel selbständig verstehen dürfen. Ihr Studium der Bibel ist eingeschränkt, und in Wirklichkeit studieren sie ihre eigene Literatur und nicht die Bibel selbst. Selbständiges Bibellesen ist weder gern gesehen, noch wird dazu besonders ermuntert. Im WT vom 01.04.1986, auf Seite 31, wird jedem ZJ auferlegt, alle Lehren bedingungslos anzuerkennen, egal ob sie richtig oder verkehrt sind. Macht er dies nicht, kann ihm die Gemeinschaft entzogen werden.

...Eine anerkannte Mitverbundenheit mit Zeugen Jehovas erfordert, dass man die Gesamtheit der wahren Lehren der Bibel akzeptiert, einschließlich jener biblischen Glaubensinhalte, die nur Jehovas Zeugen glauben...

Es ist schwierig für einen ZJ, sich von dieser Umklammerung zu lösen. Seine Organisation lehrt ihn, dass sie, und nur sie allein, der "Mitteilungskanal" Gottes ist. Gemäß der Bibel jedoch muss jeder selbst vor Gott Rechenschaft ablegen (Matthäus 12:36; Offenbarung 20:12,13; Römer 14:12; Galater 6:5; 1. Petrus 4:5). Somit muss er die Aussagen der Bibel selbst abwägen und selbst entscheiden (1. Thessalonicher 5:21). Er kann am Gerichtstag seine Verantwortung nicht irgend jemandem übertragen, und somit hat auch niemand das Recht, ihm heute diese Verantwortung abzunehmen und ihn zu richten (Matthäus 7:1,2; 20:25-28; Römer 14:10-13; Kolosser 2:16; Jakobus 4:12; ". Korinther 1:24). Zum anderen kann man immer wieder in der Bibel lesen, dass der einzelne Christ angesprochen wird und nicht eine Klasse, die ihm die Worte erst auslegen muss (Galater 1:1; Kolosser 1:1; 1.Timotheus 1:1; Titus 1:4). Der "treue und verständige Sklave" soll gemäß den Worten Jesu Christi Speise austeilen. Ein Exklusivrecht auf Bibelauslegung ist seinen Worten nicht zu entnehmen.

Auslegung oder Einlegung?

Korrekte Auslegung der Bibel ist, wenn man alle wichtigen Faktoren in Betracht zieht. Einlegung dagegen ist, wenn man in die Bibel Gedanken einlegt und hinzufügt, die gar nicht vorhanden sind, oder wenn sie vorhanden sind, den Zusammenhang der Bibel sprengen. Es versteht sich von selbst, dass die Bibel korrekt betrachtet werden muss, zumal die Bibel selbst sagt, dass man nicht über das hinausgehen soll, was geschrieben steht (1. Korinther 4:6; Offenbarung 22:18,19; 2. Petrus 3:16). Auslegung oder Einlegung? Diese Frage wird noch des öfteren gestellt werden!

Die Geschichte der Lehre über die 144.000

Die Zahl 144.000 kommt in der Bibel dreimal vor, und dies jeweils im Bibelbuch der Offenbarung. Die Zeugen-Gemeinde sieht darin eine buchstäbliche Zahl und verbindet diese Zahl mit Christen, die eine himmlische Hoffnung haben. Diese Christen sollen dann für tausend Jahre vom Himmel aus über die Erde regieren. Im Jahre 1994 bekannten sich unter ZJ 8617 Personen zu dieser himmlischen Klasse. Die anderen, die sich nicht zu der himmlischen Klasse bekennen, dürfen unter der Regierung der 144.000 für immer auf der Erde leben. Dort gelangen sie während der Tausend-Jahr-Herrschaft zur Vollkommenheit, und nach der Schlussprüfung dürfen sie dann für immer auf der Erde Leben. Man argumentiert: Nicht jeder kann in den Himmel kommen, um dort dann zu regieren. Schließlich muss es ja auch Untertanen geben, und da passt den ZJ die Buchstäblichkeit der Zahl 144.000 erst recht ins Konzept.

C. T. Russell hatte höchstwahrscheinlich seine Gedanken von dem evangelischen Bibelgelehrten Dr. Joseph Seiss und von anderen Quellen übernommen. Es ist bekannt, dass C. T. Russell mit Dr. Seiss regen Kontakt gehabt hatte und dass dieser für einige Sonderlehren der WTG Pate stand. So ist auch die Lehre der unsichtbaren Gegenwart Christi ("secret rapture theory"), höchstwahrscheinlich ein Produkt dieser Verbindung. C. T. Russell hat ja viele seiner Glaubensansichten "hier und dort" entlehnt, so muss es auch höchstwahrscheinlich mit der Lehre 144.000 gewesen sein. Den "Kirchenvätern" und den ersten Christen war die Buchstäblichkeit der Zahl im allgemeinen sowieso unbekannt ("The Pulpie Commentary" Band 22, Seite207), und obwohl sie schon damals die Bibel und auch das Bibelbuch der Offenbarung hatten, gaben sie dieser Zahl nicht die Auslegung, die ihr die WTG heute gibt.

Vor allem aber dann im 18. Jahrhundert rückte die Buchstäblichkeit durch die Erweckungsbewegung in den Mittelpunkt. Hier und da hat sich irgendeine kleine Religionsgemeinschaft mit den 144.000 identifiziert, wie die Anabaptisten und andere. Aber dass die Bibel in erster Linie nur für die 144.000 geschrieben und das Loskaufsopfer Jesu Christi in erster Linie nur auf sie anzuwenden ist, wie behauptet wird, sucht bestimmt seinesgleichen. Zuerst hat C. T. Russell den 144.000 und der großen Volksmenge" himmlisches Leben in Aussicht gestellt, wobei er die Zahl 144.000 buchstäblich verstand. Die 144.000 waren gemäß seiner Auslegung Christen, die besonders eifrig sind und deswegen größere Privilegien im Himmel genießen dürfen.

Er sah kein Problem darin, dass auch die große Volksmenge" eine himmlische Hoffnung hat, denn im Laufe der Jahrhunderte sind ja genügend Menschen gestorben, die unter dem Millennium auf der Erde regiert werden könnten. Die Zahl derer, die himmlisches Leben erlangen sollten legte er auf die 144.000 sowie auf 20.736.000.000 Glieder der "großen Volksmenge" fest, die nicht so eifrig waren.

"Da die Zahl der Glieder der Braut Christi 144.000 beträgt, so könnte es wohl sein, dass einem jeden dieser Glieder 144.000 unterstellt werden, denn 144.000 x 144.000 macht 20.736.000.000... " (Schriftstudien Band 7, Seite 164,165)

Eine drastische Änderung brachte J. F. Rutherford, indem er der großen Volksmenge" die himmlische Hoffnung aberkannte und sie dem irdischem Leben zuordnete. Die Zeugen- Gemeinde sieht darin eine Erfüllung von Sprüche 4:18, indem das Licht immer heller wurde". Nun, Tatsache ist, dass schon 1925 ca. 90.000 Personen das Abendmahl einnahmen und sich somit zu den 144.000 bekannten. Diese Tatsache scheint sehr peinlich zu sein, hat sie doch zu allen Mitteln gegriffen, um dies nicht preiszugeben. In dem Buch "Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben", Wachturm Gesellschaft, Ausgabe 1960, auf Seite 315 behauptet sie:

"d Erster Bericht über die Teilnehmer am Gedächtnismahl, das am Mittwoch, 17. April 1935 gefeiert wurde ..."

Die Fußnote "d" bezieht sich auf die Statistik, in welcher die Zahl der Teilnehmer mit 36.732 angegeben wird. Offensichtlich kannte der Verfasser nicht die Aussage des Wachtturm vom 15. September 1925 auf der Seite 287 oder er ignorierte sie einfach:

"Gedächtnismahl Bericht für 1925. Nachstehend finden die Leser eine Liste der Versammlungen, welche 25 oder mehr Teilnehmer der Gedächtnisfeier des Todes unseres Herrn berichteten, welche am Abend des 8. April begangen wurde. Bisher haben wir die Namen der Versammlungen veröffentlicht, welche 20 oder mehr berichteten. Anstatt alle Länder zusammen oder durcheinander zu bringen, werden sie getrennt gezeigt, was von den Geschwistern als eine Verbesserung angesehen werden mag. Trotz unserer Bitte um prompte Berichte kamen sie sehr langsam herein. Es freut uns zu sehen, dass die Zahl derer, welche an der Gedächtnisfeier teilnahmen, so groß ist, weil sie ein großes Interesse an der Wahrheit überall offenbart, und dies ist, wie es sein sollte. Die Gesamtzahl der Teilnehmer, soweit berichtetet ist, beträgt 90.434, was 25.329 mehr ist als vor einem Jahr berichtet wurde. Vereinigte Staaten. Los Angeles, Cal. 1073; New York 892..."

In dem Buch "Jehovas Zeugen Verkündiger des Königreiches Gottes", Wachtturm Gesellschaft, Ausgabe 1993, wird auf der Seite 717 gesagt: "Die zur Verfügung stehenden Anwesendenzahlen von Gedächtnismahlfeiern vor 1932 sind oft unvollständig. In manchen Jahren wurden nur die Zahlen von Gruppen veröffentlicht, die mindestens 15, 20 oder 30 Personen berichteten.."

Der Wachtturm von 1925 beweist das Gegenteil, indem auf zwei Seiten detailliert die Teilnehmerzahlen in den verschieden Ländern am Abendmahl aufgelistet werden. Wenn aber in dem Jahr 1925 schon tatsächlich 90.434 Personen am Abendmahl teilgenommen haben, wie kann man heute noch die Zahl 144.000 buchstäblich nehmen? Vielmehr war es doch so, dass J. F. Rutherford diese Zahlen erhebliche Kopfschmerzen bereitet haben müssen, so dass eine Änderung notwendig war. Seit 1935 wird die irdische Hoffnung den ZJ in den Vordergrund gestellt, bzw. zu dieser Zeit soll die Zahl der 144.000 voll geworden sein.

Die Buchstäblichkeit der Zahl 144.000

"... Darin sind jedoch einige Dinge schwer zu verstehen, die die Ungelehrten und Unbefestigten verdrehen, wie sie es auch, zu ihrer eigenen Vernichtung, mit den übrigen Schriften tun." 2. Petrus 3:16 NWÜ

Es soll nun untersucht werden, ob die Buchstäblichkeit der Zahl 144.000 in Verbindung mit der Auslegung der Zeugen überhaupt biblisch zulässig ist. Die Verse in der Offenbarung lassen eine symbolische und buchstäbliche Auslegung der Zahl zuerst einmal zu. Entscheidet man sich aber dafür, die Zahl buchstäblich zu betrachten, muss man sie in ein Konzept packen, das der Bibel als Ganzes nicht widerspricht.

Wenn nun gegen die Buchstäblichkeit der Zahl argumentiert wird, dann sollte dies nur in Verbindung mit dem Lehrgebäude der Zeugen gesehen werden. Das Konzept sieht so aus, damit kein Missverständnis entsteht.

Die Einsammlung dieser 144.000 fand von Pfingsten 33 u.Z. bis 1935 statt. Alle wahren Christen bis zu diesem Jahr hatten NUR die Möglichkeit der Erlangung eine himmlischen Hoffnung, so die Theorie der Zeugen.

Seit 1935 jedoch, gibt es für Christen nur noch eine irdische Hoffnung. 

Unter diesem Aspekt nun wird die Buchstäblichkeit der Zahl überprüft.

Die Zahl 144.000 in der Offenbarung

Nun, irgendwie müssen ja die Zeugen auf die Buchstäblichkeit der Zahl 144.000 gekommen sein; denn die Zahl 144.000 kommt auch tatsächlich in der Bibel, und zwar in der Offenbarung, dreimal vor. Bevor man sich an diese Bibelstellen wagt, sollte man sich im klaren sein, dass die Offenbarung ein hochsymbolisches Bibelbuch ist. In Offenbarung 1:1 lesen wir:

"... Und er sandte seinen Engel aus und legte sie durch ihn in Zeichen seinem Sklaven Johannes dar."

Wenn dem so ist, besteht auch zu recht die Möglichkeit, dass die Zahl 144.000 symbolisch zu betrachten wäre. Die erste Stelle, in der die Zahl 144.000 vorkommt, ist Offenbarung 7:4. In den Versen 1-5 kann man folgendes lesen.

"Danach sah ich vier Engel an den vier Ecken der Erde stehen und die vier Winde der Erde festhalten, damit kein Wind über die Erde oder über das Meer oder über irgendeinen Baum wehe. Und ich sah einen anderen Engel vom Sonnenaufgang heraufkommen, der ein Siegel des lebendigen Gottes hatte; und er rief mit lauter Stimme den vier Engel zu, denen gewährt war, die Erde noch und das Meer zu beschädigen. Und sagte: "Beschädigt nicht die Erde noch das Meer, noch die Bäume, bis wir die Sklaven unseres Gottes an ihrer Stirn versiegelt haben." Und ich hörte die Zahl derer, die versiegelt waren, hundertvierundvierzigtausend, versiegelt aus jedem Stamm Juda zwölftausend; aus dem Stamm Ruben zwölftausend; aus dem Stamm Gad zwölftausend... "

Was kann man aufgrund dieser Verse über die 144.000 erfahren?

Wenn jetzt die 144.000 buchstäblich sind, dann sind auch die 12 Stämme und die 12.000 buchstäblich. Das wäre widerspruchsfrei und zwingend. Gerade dies lehren die Zeugen nicht, sie behaupten, die 144.000 wären buchstäblich und die 12 Stämme und die 12.000 seien symbolisch zu verstehen ("Unterredungen anhand der Schriften", Seite 211).

Anhand dieser Verse kann also die Buchstäblichkeit der Zahl 144.000, im Sinne der Zeugen Auslegung, nicht bewiesen werden. Wenn sie buchstäblich wäre, müsste sie auch aus buchstäblichen Israeliten bestehen. Dies passt aber überhaupt nicht in das theologische Konzept dieser Gruppierung. Der nächste scheinbare Beweistext wäre Offenbarung 14:1-5 dort heißt es:

"Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihrer Stirn geschrieben trugen. Und ich hörte ein Geräusch aus dem Himmel wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Geräusch eines lauten Donners; und die Stimme die ich hörte, war wie von Sängern, die sich, Harfe spielend, auf ihren Harfen begleiteten. Und sie singen gleichsam ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier lebenden Geschöpfen und den Ältesten; und niemand konnte das Lied meistern als nur die hundertvierundvierzigtausend, die von der Erde erkauft worden sind. Diese sind es, die sich nicht mit Frauen befleckt haben; in der Tat, sie sind jungfräulich. Diese sind es, die dem Lamm beständig folgen, ungeachtet wohin es geht. Diese wurden als Erstlinge aus den Menschen für Gott und für das Lamm erkauft, und in ihrem Mund wurde keine Unwahrheit gefunden; sie sind ohne Makel."

Auch hier kann man wohl die Tatsache nicht leugnen, dass vieles nur symbolisch zu verstehen ist. Wenn die Zahl 144.000 buchstäblich wäre, und man die Aussage buchstäblich nehmen würde, dass "sie sich nicht mit Frauen befleckt haben", dann dürften die 144.000 nur Männer sein. Auch dies wird von den Zeugen geleugnet. Vielmehr werden die 144.000 näher beschrieben, mit folgenden Attributen:

All diese Beschreibungen sind doch für alle Christen zutreffend. Das beliebte Argument der Zeugen ist: Gemäß dem Vers 1 ist vom Lamm, Jesus Christus, und den 144.000 die Rede. Das Lamm ist buchstäblich zu verstehen, und so müssen auch die 144.000 buchstäblich zu verstehen sein. Wenn diese Analogie richtig wäre, so müsste dann der Berg Zion auch buchstäblich zu verstehen sein. Und die Begründung wäre sehr einfach: Das Lamm ist buchstäblich, die 144.000 sind buchstäblich, folglich ist dann der Berg Zion auch buchstäblich zu verstehen... (Die Zeugen leugnen in diesem Zusammenhang die Buchstäblichkeit des Berges Zion.)

Zusammenfassung

Die 144.000 und die "Kleine Herde"

Die Zeugen-Gemeinde zitiert als einen weiteren Beweis für ihre Theorien gerne Lukas 12:32:

"Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Königreich zu geben."

Diese "kleine Herde", gemäß ihrer Auslegung, bestehe aus den 144.000, die eine himmlische Hoffnung hätten, so wie es in Offenbarung 7:4 zu lesen wäre ("Unterredungen anhand der Schriften", Seite 211ff).

Die Argumentation geht weiter: Nur wenn die "kleine Herde" aus den 144.000 besteht, kann sie auch klein sein.

Was sagt dazu die Bibel, und vor allem, was sagt der Zusammenhang in Lukas Kapitel 12 dazu? Wenn man den Kontext betrachtet, also die Verse in Lukas 12:22-34, kommt man zu folgenden Schlüssen. Gemäß den Vers 22 spricht Jesus zu seinen Jüngern.

"Dann sprach er zu seinen Jüngern: 'Deswegen sage ich euch...'"

Die ganze Passage von Vers 22-34 ist ein zusammengehörender Abschnitt. Dieser Abschnitt enthält Worte, die Jesus an seine auf der Erde lebenden Jüngern richtete. Das bedeutet, dass man die Worte Jesu kaum auf die 144.000 anwenden sollte, denn sie werden weder hier angesprochen, noch werden sie tatsächlich erwähnt.

Auslegung oder Einlegung?

In der Bibel lesen wir, dass Jesus seine Jünger des öfteren mit Schafen verglich. Als er seine Jünger zum Predigtdienst aussandte, sprach er zu ihnen:

"Siehe ich sende euch aus wie Schafe inmitten von Wölfen; darum erweist euch vorsichtig wie Schlangen und doch unschuldig wie Tauben." (Matthäus 10:16)

Später sagte er zu seinen Jüngern, dass sie nach seinem Tod zerstreut würden.

"... ich will den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden zerstreut werden."(Matthäus 26:32)

Diese Passagen sollten genügen, um zu beweisen, dass Jesus Christus des öfteren seine Jünger mit Schafen verglich, und in dieser Richtung ist auch Lukas 12:32 aufzufassen. Wenn man detailliert die Verse in Lukas 12:22-34 betrachtet, spricht Jesus davon, dass man sich keine Sorgen machen soll über Essen, Kleidung und andere Dinge. Sich übermäßig zu sorgen bringt überhaupt nichts (Verse 25,26). Übermäßige Sorgen werden einem das Leben nicht verlängern (Vers 29). Die Jüngern sollten sich der Tatsache bewusst sein, dass Gott für sie sorgt (Vers 30). Wenn sie das Königreich Gottes an die erste Stelle setzen würden, würde Gott für sie sorgen (Vers 31). Die Jünger sollten sich nicht fürchten, sondern auf Gott vertrauen, denn er wird ihnen das Königreich geben (Vers 32). Jesu Worte sind an seine damals auf der Erde lebenden Jünger gerichtet und nicht an die Klasse der 144.000.

Zusammenfassung

Die Verbreitung des Christentums im ersten Jahrhundert

Die Bibel und auch die Historiker berichten davon, dass das Christentum schon in seinen Anfangsjahren ein rasante Verbreitung hatte. Natürlich weiß niemand, wie viele Christen in den 19 Jahrhunderten genau gelebt haben, doch ist es möglich, anhand der Bibel und der Geschichte die Verbreitung des Christentums abzuschätzen. Dies ist vor allem deswegen interessant, weil die Zeugen behaupten, dass es bis 1935 nur eine "himmlische Hoffnung" gab. Solch eine Behauptung "löst sich in Wohlgefallen auf", wenn sich beweisen lässt, dass schon zu Lebzeiten des Apostels Johannes, also zu Ende des 1. Jahrhunderts, mehr als 144.000 Christen gelebt haben.

Denn nachdem diese Zahl erreicht worden wäre, hätte Gott seinem Mitteilungskanal, dem Apostel Johannes, ein Signal geben müssen, dass es ab sofort für Neubekehrte nur noch eine "irdische Hoffnung" gibt. Historiker geben an, dass zu Ende des 1. Jahrhundert zwischen 250.000 und einer Million Christen gelebt haben sollen. Der Zeugen- Gemeinde ist die rasante Verbreitung des Christentums bekannt, sie leugnet sie nicht, zieht aber nicht die notwendigen Schlüsse daraus ("Ist die Bibel wirklich das Wort Gottes", Seite 65). Deswegen wird dieser Punkt hier detailliert angeführt.

So lesen wir, dass zu Pfingsten 33 u. Z. 3000 Personen zum Christentum bekehrt wurden (Apostelgeschichte 2:41).

Später lesen wir, dass es in Jerusalem etwa 5.000 gläubige Männer gibt (Apostelgeschichte 4:4). Da nur die Männer erwähnt werden, liegt die tatsächliche Zahl, vielleicht bei ca. 10.000 Personen.

Die Zeitspanne, die wir ansetzen wollen, ist von Pfingsten 33 u. Z. bis 99 u. Z., zu der Zeit, in der noch der Apostel Johannes lebte. Wenn man nun von 10.000 Personen im Jahre 33 u. Z. ausgeht und man nun wissen möchte, wie viele Christen im Jahre 99 u. Z. gelebt haben, so ist dies eine ganz einfache Extrapolation, wobei die prozentuale jährliche Mehrung unbekannt ist. (Nur als Anhaltspunkt: ZJ hatten in den letzten Jahren eine durchschnittliche jährliche Mehrung von ca. 6 %, und man kann sicher sein, dass es den ersten Christen auch gelang, solch eine Mehrung vorzuweisen, zumal sie Geistesgaben hatten und Wunder wirken konnten.)

Diese Zahlen sollen dem Leser nur ein Gefühl vermitteln, in welchen Dimensionen sich das Christentum im ersten Jahrhundert ausgebreitet haben könnte.

Wenn man realistisch ist, erkennt man sehr schnell, dass die Zahl schon zu Lebzeiten des Apostels Johannes mit großer Sicherheit voll war! Wenn man nur von einer jährlichen Mehrung von 5% ausgeht, oder wenn nur 2.500 Personen jährlich hinzugekommen wären.

Bei einer jährlichen Mehrung von 6%, die ZJ vorweisen können, wären es sogar 467.000.

Die Buchstäblichkeit der Zahl 144.000 (im Sinne der Auslegung der Zeugen) war den ersten Christen sowieso unbekannt, sonst hätte der Apostel Johannes als "Gottes Mitteilungskanal" erklärt: "Die Zahl ist nun voll, ab sofort gibt es nur noch eine irdische Hoffnung!"

Die Neubekehrten dürfen ab sofort nicht mehr von den Abendmahlsymbolen nehmen und sind weder voll biblisch gerechtgesprochen noch wiedergeboren, noch dürfen sie Jesus Christus als ihren Mittler betrachten. Nichts dergleichen finden wir in der Bibel. Statt dessen berichtet das Bibelbuch der Apostelgeschichte, wie sich das Christentum rasant ausbreitete. Folgende Zitate werden dies nun beweisen!

Diese Auflistung ist absichtlich nicht vollständig, sonst müsste man die ganze Apostelgeschichte zitieren, die recht ausführlich über die Verbreitung des Christentums berichtet. Sie soll nur beweisen, dass das Christentum ein rasantes Wachstum in seinen Anfängen hatte. Natürlich kann kein Mensch mit 100% -iger Sicherheit sagen, wie viele Christen am Ende des 1. Jahrhunderts definitiv gelebt haben. Aber auf der anderen Seite ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass es zu Ende des ersten Jahrhunderts nicht mehr als 144.000 Christen gegeben haben soll. Verschiedene Nachschlagewerke geben die Zahl der Christen zu Ende des 1. Jahrhunderts zwischen 250.000 und 1.000.000 an ("The Almanach of the Christian World 1993-1994", Seite 704).

Die Zeugen-Gemeinde lehrt ja, dass es zu jeder Zeit, seit Pfingsten 33 u. Z., Personen gegeben hat, die zu den 144.000 gehörten. Das ergibt statistisch ca. 70 Personen pro Jahr (144.000 geteilt durch ca. 2000 Jahre).

Wenn dem tatsächlich so gewesen wäre, so hatte Jesus während der Jahrhunderte eine recht dürftige Gemeinde habt! Auch ist in Betracht zu ziehen, dass es seit dem ersten Jahrhundert ca. 40 Millionen christliche Märtyrern gegeben hat. Allein im 1. Jahrhundert, also zu Lebzeiten des Apostels Johannes, soll es ca. 200.000 Märtyrer gegeben haben ("The Almanach of the Christian World 1993-1994, Seite 501). Natürlich kann niemand mit Gewissheit sagen, ob jeder dieser Märtyrer zu den treuen Nachfolger Jesu gehörte, aber wenn sie für Christus starben, ist dies wohl anzunehmen.

In einer Leserfrage, ob dies nicht der Buchstäblichkeit der Zahl 144.000 widerspricht, antwortet die WTG, ohne einen Beweis dafür zu haben, alle diese Märtyrer seien nur angebliche Christen gewesen (WT 15.01.1952, Seite 62). In diesem Artikel erwähnt man nicht, dass diese Christen während 54-68 u.Z. starben, zu der Zeit, als der Apostel Paulus und andere Apostel noch lebten, lange bevor nach Ansicht der Zeugen der Abfall vom christlichen Glauben richtig einsetzte.

Zusammenfassung

Betrachtung von Galater 4:27 und Jesaja 54:1

Nachdem nun einige historische Fakten über die Verbreitung des Christentums dargelegt wurden, sollten und müssen wir die Bibel sprechen lassen, denn nur sie allein ist zum "Richtigstellen der Dinge" geeignet (2. Timotheus 3:16).

In diesem Zusammenhang gibt es zwei Bibelstellen, die den Zeugen erhebliche Probleme bereiten; so sehr, dass sie in ihrer ganzen Literatur auf diese Problematik nicht eingehen oder aus "kirchenpolitischen" Gründen, eingehen können.

Wenden wir uns nun dem Vers aus Galater 4:27 zu; doch vorher sollte man sich ein paar Fragen über den Galaterbrief stellen. Fragen sind generell der Schlüssel zu einem besseren Bibelverständnis.

Wahrscheinlich empfahlen sie auch den Sabbat und andere gesetzliche Feiertage (Galater 4:10) und führten die mosaischen Speisegebote ein (Galater 2:12). Erst wenn die Galater so das Gesetz hielten, hätten sie das Anrecht auf die Gabe des Heiligen Geistes. Offenbar fanden diese Verkündiger in Galatien offene Ohren, und einige gerieten so auf Irrwege. Schließlich wurde aus der Bruderliebe gegenseitiger Streit (Galater 5:15). Einer fing an, den anderen zu kritisieren, und jeder wollte recht haben. Der Apostel Paulus war über all diese Entwicklungen sehr beunruhigt und stellte die Galater vor nur zwei Alternativen: Gesetz oder Glaube.

All diese Umstände sollte man im Sinn behalten, wenn man Galater 4:21-27 betrachtet, wobei es speziell um den Vers 27 geht:

"Sagt mir, ihr, die ihr unter Gesetz sein wollt: Hört ihr das GESETZ nicht? Zum Beispiel steht geschrieben, dass Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Magd und einen von der Freien; aber der von der Magd wurde in Wirklichkeit nach der Weise des Fleisches geboren, der andere, von der Freien, durch eine Verheißung. Diese Dinge sind ein symbolisches Drama; denn diese Frauen bedeuten zwei Bündnisse, das eine vom Berg Sinai, welches Kinder zur Sklaverei hervorbringt, und das ist Hagar. Diese Hagar nun bedeutet den Sinai, einen Berg in Arabien, und sie entspricht dem heutigen Jerusalem, denn sie ist mit ihren Kindern in Sklaverei. Das Jerusalem droben dagegen ist frei, und es ist unsere Mutter. Denn es steht geschrieben: "Sei fröhlich, du Unfruchtbare, die nicht gebiert; brich hervor, und rufe laut, die du keine Geburtsschmerzen hast; denn die Kinder der Einsamen sind zahlreicher als die von der, die den Mann hat."".

Die Zeugen erklären diese Bibelstelle wie folgt:

Das ist der einzige Einschub den sie machen, sonst erklären sie die Stelle so, wie es die Bibel aussagt, natürlich ohne auf den Vers 27 näher einzugehen, in dem Paulus aus Jesaja 54:1 zitiert. Paulus sagt hier unter göttlicher Inspiration, dass die Söhne des himmlischen Jerusalems (nach Auslegung der Zeugen: die 144.000) zahlreicher sind oder sein werden als die fleischlichen Israeliten. Heute leben ca. 15 Millionen Juden auf dieser Erde.

Dass hier etwas nicht passt, ist ganz klar: 144.000 können mathematisch nicht mehr sein als die 15 Millionen Israeliten. Wenn man die einzelnen Aussagen des Verses 27 näher betrachtet, kommt man zu folgendem Ergebnis:

Damit will er sagen, dass das "Jerusalem droben", trotz der Tatsache, dass Ihre Kinder nicht unter dem "Gesetz" sind, Kinder haben wird, und diese gemäß biblischen Voraussagen sogar noch zahlreicher sein werden. Womit er den Segen und Willen Gottes für das gesetzfreie Christentum unterstreicht.

Berücksichtigt man diesen Kontext, so ist die Frau, und kann auch nur dem Kontext gemäß das israelitische Volk sein, das Kinder hervorbringt, die aber zahlenmäßig nicht an die Zahl gesetzesfreien Christen herankommen wird. Berücksichtigt man all dies, so ist Galater 4:27 ein wahres Dilemma für die Zeugen. Auch wenn sie den Ausdruck "Kinder des Jerusalems droben" auf alle ZJ anwenden würden, wären sie immer noch nicht zahlreicher als ca. 15 Millionen Juden. Weltweit gibt es heute ca. 5 Millionen ZJ. Auch das könnte man nicht lehren. Wie noch später gezeigt wird, wenden sie den Ausdruck "Kinder Gottes" exklusiv auf die 144.000 an. Wenn man alle Glieder zur "Kinder des Jerusalems droben" macht, macht man sie automatisch zu "Kindern Gottes".

Deswegen wird Galater 4:27 in der Literatur der Wachtturm-Gesellschaft gar nicht ausführlich erklärt, und diejenigen, die gerne eine Erklärung dazu haben möchten, bei der Zentrale der Zeugen in Selters oder Brooklyn anfragen, erhalten in der Regel einfach keine Antwort. Den Zeugen wird geraten, darauf zu warten, bis es der "Wachtturm" es bringt.

All dies ist ein Beweis für die extreme Unsicherheit des Lehrgebäudes und ein Beispiel dafür, wie sie deutliche Aussagen der Bibel totschweigen möchten.

Den Zeugen ist bis heute nicht gelungen, einen kompletten Bibelkommentar herauszugeben,

was andere christliche Religionen schon seit Jahrhunderten vorweisen können. Warum nicht? Die Gründe liegen auf der Hand: Ein Bibelkommentar muss den Zusammenhang berücksichtigen; außerdem muss er sich mit allen Versen beschäftigen: Somit können gefährliche Verse wie Galater 4:27 kaum umgangen werden.

Die einzige alternative Erklärung zu Galater 4:27 wäre, dass die Heidenchristen eines Tages zahlreicher sein würden als die Judenchristen. Aber es erklärt sich von selbst, dass der Zusammenhang solch einer Version nicht zustimmt, denn der Apostel redet ja nicht von Heiden- und Judenchristen.

Zusammenfassung

Betrachtung von 1. Mose 22:15-18

Es sollte auch geklärt werden, ob die Bibel als Ganzes die Buchstäblichkeit der Zahl 144.000 stützt. Die nächste zu betrachtende Bibelstelle wäre 1. Mose 22:15-18, dort heißt es:

"Und Jehovas Engel rief dann dem Abraham zum zweiten Mal von den Himmeln her zu und sprach: "Ich schwöre in der Tat, bei mir selbst, ist der Ausspruch Jehovas, dass Wegen der Tatsache, dass du dies getan hast und mir deinen Sohn, deinen einzigen, nicht vorenthalten hast, ich dich bestimmt segnen werde wie die Sterne der Himmel und wie die Sandkörnen, die am Ufer des Meeres sind; und dein Same wird das Tor seiner Feinde in Besitz nehmen. Und durch deinen Samen werden sich bestimmt alle Nationen der Erde zufolge der Tatsache segnen, dass du auf meine Stimme gehört hast.""

Mit diesen Worten schließt Jehova einen Bund mit Abraham, auch "abrahamischer Bund" genannt. Die Bundespartner sind Gott und Abraham. Der Inhalt des Bundes ist, dass Abraham aufgrund seiner Treue von Gott mit einer zahlreichen Nachkommenschaft gesegnet wird, und dies hat für den Rest der Menschheit positive Auswirkungen. Wer ist dieser Same? Die Bibel beantwortet diese Frage selbst. Wieder kommen wir zum Galaterbrief, 3:26-29:

"Ihr alle seid tatsächlich Söhne Gottes durch euren Glauben an Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr in Christus getauft worden seid, habt Christus angezogen. Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder männlich noch weiblich; denn ihr alle seid einer in Gemeinschaft mit Christus Jesus. Überdies, wenn ihr Christus angehört, seid ihr wirklich Abrahams Same, Erben hinsichtlich einer Verheißung."

Gemäß der Bibel besteht der Same Abrahams aus Christen, die aus Heiden und Juden stammenden "Söhne Gottes". Die Zeugen-Gemeinde setzt diese mit den 144.000 gleich ("Einsichten ... Band 1, Seite 446), und das muss sie auch, denn in diesem Zusammenhang fällt der Ausdruck "Söhne Gottes", den sie exklusiv auf die 144.000 anwendet.

Wenn man "A" sagt, muss man auch "B" sagen. In diesem Fall bedeutet dies: Wenn man den "abrahamischen Samen" aus 1. Mose 22:15-18 mit Christen in Galater 3:16 gleichstellt, muss man auch die nähere Beschreibung des "abrahamischen Samen" auf die Christen übertragen.

Um welche Beschreibung handelt es sich dabei? Nun, die Bibel selbst sagt: dieser Same wird so zahlreich sein "wie die Sterne der Himmel und wie die Sandkörner, die am Ufer des Meeres sind". Was bedeuten diese Ausdrücke? Man muss bestimmt kein "begnadigter Exeget (Bibel Ausleger)" sein, um anzuerkennen, dass diese Beschreibungen auf eine unbestimmte und große Zahl hinweisen. Die WTG erkennt dies, oder muss diesen Umstand in ihrer Literatur auch anerkennen ("Einsichten ... Band 2", Seite 787,1025).

Aber all dies passt wohl kaum mit der Buchstäblichkeit der Zahl 144.000 zusammen.

Auch hier können sie sich sehr schlecht herausreden. Wendet man den "abrahamischen Samen" auf die Israeliten an, widersprechen sie der Bibel. Wenden sie es auf alle ZJ an, kann man die Buchstäblichkeit der Zahl 144.000 vergessen. Man wählt nur noch die verbleibende Variante, entgegen aller Vernunft, dass die nähere Beschreibung in 1. Mose 22:15-18 nur auf die 144.000 anzuwenden ist.

Mit dieser "gigantischen exegetischen" Leistung,

Denn in Hebräer 11:22 lesen wir:

"Somit werden von einem Mann, ja einem so gut wie Erstorbenen, Kinder geboren, wie die Sterne des Himmels an Menge und wie die Sandkörner am Ufer des Meeres, so unzählbar"

Und damit hat die Bibel eindeutig gesprochen. Mit dem abrahamischen Samen" kann nicht die zählbare Menge der 144.000 gemeint sein. Vielmehr handelt es sich hier um eine unzählbare Anzahl von Personen, die zu diesem "Samen" gehören. Auch hier braucht man sich nicht zu wundern: Auf diese Problematik wird in der Literatur der Zeugen nicht eingegangen.

Zusammenfassung

Betrachtung von Römer 11:17-21

Die Passage in Römer 11:17-24 ist weiteres Beweisstück, das in diese Betrachtung einfließen sollte. Der Römerbrief wurde vom Apostel Paulus um das Jahr 56 u. Z. in Korinth geschrieben. Zur Verteidigung der "guten Botschaft" schrieb er den Römerbrief.

Hat Gott Israel total verworfen? Vielleicht schlussfolgerten einige Römer so. Nein, er hat nur die verworfen, die keinen Glauben an Jesus Christus ausüben. Und in diesem Zusammenhang kann man in Römer 11:17-21 folgendes lesen

"Wenn indes einige Zweige ausgebrochen wurden, du aber, obwohl du ein wilder Olivenbaum bist, zwischen sie eingepfropft und des Olivenbaums Wurzel der Fettigkeit teilhaftig wurdest, so überhebe dich nicht über die Zweige. Überhebst du dich aber über sie: nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich. Du wirst nun sagen: "Zweige sind ausgebrochen worden, damit ich eingepfropft werde." Richtig! Wegen ihres Unglaubens sind sie ausgebrochen worden, du aber stehst durch Glauben. Hege nicht mehr überhebliche Gedanken, sondern fürchte dich. Denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht verschont hat, wird er auch dich nicht verschonen."

Mehr oder weniger will der Apostel Paulus den Römern folgendes sagen: Ihr könnt froh sein, dass einige Israeliten im Unglauben verharren, denn dadurch haben sie für euch Platz gemacht. An die Stelle eines ungläubigen Israeliten wurde als Ersatz ein Heidenchrist eingepfropft. Die Zeugen anerkennen in ihrer Literatur, dass hier von den 144.000 die Rede ist, die den "abrahamischen Samen" bilden.

"In der Veranschaulichung verglich er die Christen aus den Nationen, die ein Teil des "Samens Abrahams" wurden, mit Zweigen eines wilden Ölbaums, die in einen kultivierten Baum eingepfropft wurden, um unfruchtbare Zweige zu ersetzen, und zwar Zweige, die ausgebrochen worden waren und die, die verworfenen natürlichen Glieder darstellten, die aufgrund ihres Unglaubens von dem symbolischen Baum entfernt worden waren. Durch diesen Akt, der "entgegen der Natur" war, wurde Gottes unverdiente Güte gegenüber den Gläubigen aus den Nationen hervorgehoben." ("Einsichten ... Band 2, Seite 495,496)

Wie viele Israeliten haben in den Jahrhunderten den Glaubensgehorsam an Jesus Christus verweigert? Waren es nicht Millionen? Und sind es heute nicht Millionen, die an ihn nicht glauben? Wenn der "Einpfropfmodus" 1 zu 1 ist, wurden dann nicht Millionen ersatzweise eingepfropft?. Auch das lässt sich mit der Buchstäblichkeit der Zahl 144.000 schlecht harmonieren.

Zusammenfassung

Betrachtung von 2. Mose 19:3-6

Wenn die Zahl 144.000 wirklich buchstäblich wäre, würde man in der Bibel als Ganze von Anfang an mehrere Hinweise dazu finden. Diese Zahl kommt aber einzig und allein drei Mal in der Offenbarung vor.

Nun ist es ja so, dass viele Bibelstellen nur auf wiedergeborene Christen anzuwenden wären. In all diesen auf die 144.000 anzuwendenden Bibelstellen ist keine, die die Buchstäblichkeit der Zahl bestätigen würde. In all diese Versen liest man folgendes hinein:

Ist so eine Vorgehensweise Auslegung oder Einlegung?

In 2. Mose 19:3-6 kann man folgendes lesen:

"Und Moses stieg hinauf zu dem wahren Gott, und Jehova begann ihm vom Berg aus zuzurufen und zu sagen: "Dies sollst zum Hause Jakob sagen und den Söhnen Israels mitteilen: "Ihr habt selbst gesehen, was ich den Ägyptern getan habe, da? Ich euch auf Adlerflügeln trage und euch zu mir bringe. Und nun, wenn ihr meiner Stimme genau gehorchen und meinen Bund wirklich halten werdet, dann werdet ihr bestimmt mein besonderes Eigentum aus allen anderen Völkern werden, denn die, ganze Erde gehört mir. Und ihr, ihr werdet mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation werden." Dies sind die, Worte, die, du zu den Söhnen Israels sprechen sollst."

Der Zusammenhang zeigt, dass Moses zu den "Söhnen Israels" sprechen sollte. Sie alle hätten die Möglichkeit, aufgrund ihres Gehorsams "ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation" zu werden. Von einer Beschränkung auf 144.000 ist wohl gemäß der Aussage des Textes nicht die Rede . Der Apostel Petrus nun zitiert diese Worte in 1. Petrus 2:9,10:

"Ihr aber seid "ein auserwähltes Geschlecht, eine Königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum besonderen Besitz, damit ihr die, Vorzüglichkeiten" dessen "weit und breit verkündigt", der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat. Denn einst wart ihr kein Volk, jetzt aber seid ihr Gottes Volk; ihr wart die,, denen keine Barmherzigkeit erwiesen worden war, seid jetzt aber die,, denen Barmherzigkeit erwiesen worden ist."

Interessant ist die Erklärung, die die Zeugen zu diesem Vers abgeben. Sie wenden diese Verse auf die 144.000 an, die nach ihrer Auslegung diese "königliche Priesterschaft" bilden werden ("Einsichten ... Band 2, Seite 620).

Im Zusammenhang des Petrusbriefs ist nicht ein Mal von den 144.000 die Rede. 2. Mose 19:3-6 spricht von keiner zahlenmäßigen Einschränkung. Vielmehr war es Gottes Vorsatz, dass alle Israeliten Glieder der "heiligen Nation" werden konnten. Von 144.000 ist nicht die Rede. Petrus zitiert diese Worte, und auf einmal soll sich dies nur an 144.000 erfüllen.

Vielmehr zeigt dieser Vers, dass diese "königliche Priesterschaft" aus der Finsternis ins wunderbare Licht berufen wurde. Trifft dies nicht auf alle Christen zu?

Ihnen wurde Barmherzigkeit erwiesen. Hat Gott nur 144.000 Personen Barmherzigkeit erwiesen? Jeglicher Versuch, hier irgendwie die 144.000 zu sehen, macht die Aussagen der Verse unsinnig.

Zusammenfassung

Die Zweiklassen-Theorie der Zeugen Jehovas

"Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler, weil ihr das Königreich der Himmel vor den Menschen verschließt! Denn ihr selbst geht nicht hinein, noch erlaubt ihr, dass sie hineingehen, die sich auf dem Weg dorthin befinden. "Matthäus 23:13 NWÜ

Die Zweiklassen Theorie der Zeugen Jehovas steht immer noch in Verbindung mit der Buchstäblichkeit der Zahl 144.000, sollte aber getrennt behandelt werden.

Sie besagt in Kürze, es gäbe zwei verschiedene Klassen von Christen, die 144.000 und die unbegrenzte "große Volksmenge". Die Bibel wird stets zweigleisig betrachtet. Die einzelnen Aspekte werden nachfolgend behandelt werden. Es wird sogar behauptet, Jesus Christus wäre rechtmäßig nur der Mittler der 144.000.

Die Mittler Rolle Jesu

Viele ZJ (Zeugen Jehovas) wissen gar nicht, dass Jesus Christus gemäß der Glaubenslehre ihrer Gemeinschaft nicht ihr Mittler ist. Ihre Organisation lehrt dies aber so, und dieses Lehre ist heute noch gültig ("Einsichten ... Band 2, Seite 370). In dieser Form wurde dieses Dogma zu ersten Mal im WT 01.08.1979, Seite 31 behandelt. (Der Ausdruck "Gesalbte Christen" bezieht sich nur auf die 144.000.)

"Christus ist der ,Mittler eines Neuen Bundes' zwischen Jehova und dem ,Israel Gottes', dessen Glieder im Himmel mit Jesus als König und Priester dienen werden... Somit ist Jesus in diesem streng biblischen Sinne nur für Gesalbte Christen der ,Mittler'"

Im Klartext heißt das, dass Jesus für alle anderen Menschen nicht der Mittler ist. Weiter heißt es:

"Die aus ,anderen Schafen' bestehende ,große Volksmenge', die heute gebildet wird, steht nicht in dem Neuen Bund."

Diese Lehrmeinung war C. T. Russell total fremd, denn er verstand 1. Timotheus 2:5 so, dass Jesus der Mittler aller Menschen ist, denn alle Menschen benötigen die Versöhnung mit Gott und eine Sündenvergebung (Beröer-Handbuch, Seite 658). (Er hatte dazu auch gute biblische Gründe.)

Die Notwendigkeit eines Mittlers entsteht dadurch, dass Gott heilig ist und der Mensch ein Sünder ist.

Wenn man all diese Punkte in Betracht zieht, stellt sich die Frage: Für wen ist dann Jesus Christus der Mittler?

Zusammenfassung

Himmlische oder irdische Hoffnung?

Die Wachtturm Gesellschaft lehrt, dass nur die 144.000 in den Himmel kommen. Der Rest der ZJ darf unter der Herrschaft der 144.000 für immer im Paradies auf der Erde leben.

"Der Weg zu himmlischen Leben setzt mehr voraus, als an Christi Loskaufsopfer zu glauben und im Gehorsam gegenüber Gottes Anweisungen Glaubenswerke zu vollbringen. Die inspirierten Schriften der Apostel und Jünger machen deutlich, dass eine solche Person auch von Gott durch seinen Sohn berufen und auserwählt sein muss (2Ti 1:9; Mat 22:14; 1Pe 2:9). Diese Einladung setzt eine Reihe von Schritten oder Taten voraus, die einen solchen Menschen für die himmlische Berufung geeignet machen, wobei viele dieser Schritte von Gott, und andere wiederum von dem Berufenen unternommen werden. Zu diesen Schritten gehören: die Gerechtsprechung... er wird als Geistsohn hervorgebracht... er wird in Christi Tod getauft... er wird gesalbt... er wird geheiligt.." ("Einsichten ... Band 1", Seite 1161)

Himmlisches Leben zu erhalten setzt "eine Reihe von Schritten oder Taten voraus". Dann werden einige Schritte erwähnt wie Gerechtsprechung usw. Diese "Schritte", die hier genannt werden, sind so essentiell, dass es ohne diese "Schritte" keine Errettung gibt, denn sie stehen alle in Verbindung mit dem Loskaufsopfer Jesu.

Wo in der Bibel wird für einen Christen von zwei Hoffnungen geredet?

Das ganze Neue Testament oder die Christlich-griechischen Schriften sprechen nur von einer Hoffnung! Was nun himmlisches Leben bedeutet und wie das im Detail aussieht, das ist nicht so wichtig zu wissen. Es gibt verschiedene Modelle. Was wir aber mit Sicherheit wissen ist, dass es ewiges Leben für uns bedeutet :

"Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der Glauben an ihn ausübt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe." (Johannes 3:16).

Einem ZJ mag der Gedanke an ein himmlisches Leben fremd vorkommen. Man kann dies nachempfinden, vielen ging es so. Man betont nur die irdische Hoffnung und man redet einem schon sehr früh den Wunsch aus, überhaupt in den Himmel zu kommen.("Was wollen Sie überhaupt im Himmel, auf der Erde ist es viel schöner", oder ähnlich.)

Die Bibel spricht nur von einer Hoffnung, und wenn dem so ist, sollte man nicht über das hinausgehen, was geschrieben steht. In Epheser 4:4 heißt es:

"Da ist ein Leib und ein Geist, so wie ihr in der einen Hoffnung berufen worden seid, zu der ihr berufen wurdet.."

Zu wie vielen Hoffnungen werden Christen berufen?

Was sagt hier diese Bibelstelle?

Wäre es nicht fair von Gott, wenn es zwei Hoffnungen geben würde, dass er uns dies durch sein Wort, die Bibel, mitteilen würde?

In Titus 1:1,2 und 3:17 kann man folgendes lesen:

"Paulus ein Sklave Gottes und ein Apostel Jesu Christi gemäß dem Glauben der Auserwählten Gottes und der genauen Erkenntnis der Wahrheit, die der Gottergebenheit entspricht, aufgrund einer Hoffnung auf das ewige Leben, dass Gott, der nicht lügen kann, vor langwährenden Zeiten verheißen hat... damit wir, nachdem wir Kraft dessen unverdienter Güte gerechtgesprochen worden sind, Erben würden gemäß einer Hoffnung auf ewiges Leben."

Auch hier liest man beim besten Willen nur von einer Hoffnung, "einer Hoffnung auf das ewige Leben". Natürlich bedeutet dies nicht, dass die Erde unbewohnt sein wird. Was auch immer Gottes Vorsatz mit der Erde im Detail sein wird, wird dies für uns zum Guten sein. 

Milliarden von Menschen sind während der Jahrtausende verstorben, die dann zu einer Auferstehung auf der Erde kommen könnten. Somit gäbe es genügend Untertanen der himmlischen Regierung.

Das beliebte Argument ist: "Wenn alle in den Himmel kommen, wer soll dann auf der Erde leben? Wenn es eine himmlische Regierung gibt, dann muss es auch Untertanen geben." Dieses Argument zieht nicht. Erstens weiß niemand, was himmlisches Leben im Detail bedeutet. Und zweitens gibt es Milliarden von Verstorben, die auf der Erde leben könnten.

Zugegeben, die theologische Konzeption, was die Zukunft betrifft, mag in sich geschlossen sein. Vor allem ist sie sehr ansprechend. Ein Leben im Paradies, keine Krankheit und kein Tod sind sehr verlockend. Andere Religionen haben aber auch ähnliche Konzepte, wie die Adventisten, die "Weltweite Kirche Gottes" und viele andere mehr; ohne an die Buchstäblichkeit der Zahl 144.000 zu glauben, glauben auch sie an ein Friedensreich auf der Erde unter der Herrschaft Christi.

Zusammenfassung

Die 144.000 und die große Volksmenge

In Offenbarung Kapitel 7 wird nicht nur von den 144.000 gesprochen, ab den Versen 9-17 wird die Aufmerksamkeit des Lesers auf die große Volksmenge gelenkt:

"Nach diesen Dingen sah ich, und siehe, eine große Volksmenge, die kein Mensch zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen stand vor dem Thron und vor dem Lamm, in weiße lange Gewänder gehüllt, und Palmzweige waren in ihren Händen. Und sie rufen fortwährend mit lauter Stimme, indem sie sagen: "Die Rettung verdanken wir unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm." Und alle Engel standen rings um den Thron und die Ältesten und die vier lebenden Geschöpfe, und sie fielen vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an. Indem sie sprachen:" Amen! Der Segen und die Herrlichkeit und die Macht und die Stärke seien unserem Gott für immer und ewig. Amen." Und einer der Ältesten ergriff das Wort und sprach zu mir :"Wer sind diese , die in die weißen langen Gewänder gehüllt sind, und woher sind sie gekommen?" Da sagte ich sogleich zu ihm: " Mein Herr, du weißt es." Und er sprach zu mir: "Das sind die, die aus der großen Drangsal kommen, und sie haben ihre langen Gewänder gewaschen und sie im Blut des Lammes weiß gemacht. Darum sind sie vor dem Thron Gottes; und Tag und Nacht bringen sie ihm in seinem Tempel heiligen Dienst dar; und der, der auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt über sie ausbreiten. Sie werden nicht hungern und auch nicht mehr dürsten, noch wird die Sonne auf sie niederbrennen, noch irgendeine sengende Hitze, weil das Lamm, das inmitten des Thrones ist, sie hüten, und sie zur Wasserquellen des Lebens leiten wird. Und Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen."

Die Zeugen Jehovas lehren, in diesen Versen einen Gegensatz zwischen der "großen Volksmenge" und den 144.000 zu sehen. Sie erklären dies wie folgt:

"Ist die Zahl 144.000 nur ein Symbol? Die Antwort darauf ist aus der Tatsache zu ersehen, dass nach der Erwähnung der bestimmten Zahl 144.000 in Offenbarung 7:9 vor einer "großen Volksmenge" die Rede ist, "die kein Mensch zu zählen vermochte". Wäre die Zahl 144.000 nicht buchstäblich aufzufassen, so wäre der Gegensatz zur "großen Volksmenge" bedeutungslos. Die Zahl buchstäblich zu betrachten ist in Übereinstimmung mit den Worten

Jesu aus Matthäus 22:14 hinsichtlich des Königreichs der Himmel: "Es sind viele eingeladen, doch wenige auserwählt." ("Unterredungen anhand der Schriften", Seite 212)

So einfach ist es bestimmt nicht. Ohne einen Beweis zu haben, argumentieren sie, erstens: die Zahl 144.000 sei buchstäblich zu verstehen, zweitens: die 144.000 und die "große Volksmenge" seien zwei gegensätzliche Gruppen.

Die meisten Bibelkommentare sehen in diesen Gruppen die gleiche Gruppe, nur aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Einmal auf der Erde, wobei das Ende solange nicht kommen wird, bis Gottes Volk vollzählig ist; und dann im Himmel, als eine in den Ausmaßen tatsächlich unzählbare "große Volksmenge".

Wobei, wie man sagen muss, diese Passage wirklich nicht einfach auszulegen ist.

Und wenn es tatsächlich so wäre, wie sie die Zeugen-Gemeinde auslegt: Wie geht aus dieser Passage hervor, dass die große Volksmenge für immer auf der Erde leben soll? Offenbarung Kapitel 7 spricht kein einziges Wort darüber, vielmehr lässt die Beschreibung der "großen Volksmenge" andere Schlüsse zu.

Wenn man all diese Beschreibungen berücksichtigt, wo befindet sich dann die "große Volksmenge"? Die Vermutung liegt nahe, dass sich die "große Volksmenge" im Himmel befindet. Ein Vergleich der Beschreibungen über die "großen Volksmenge" und den 144.000, lässt viele Parallelen erkennen.

Sehr interessant ist vor allem der Vergleich zwischen Offenbarung 7:9,10 und Offenbarung 19:1, wobei die "Vorteile" der NWÜ voll zur Geltung kommen.

Offenbarung 7:9,10:" Nach diesen Dingen sah ich, und siehe, eine große Volksmenge (griechisch "ochlos"), die kein Mensch zählen konnte, aus allen Nationen..."

Offenbarung 19:1:" Nach diesen Dingen hörte ich etwas, was wie eine laute Stimme einer großen Menge (griechisch "ochlos") im Himmel war. Sie sprachen: "Preiset Jah! Die Rettung und die Herrlichkeit und die Macht gehören unserem Gott..."

Hier wird ganz einfach das griechische Wort "ochlos" einmal in Offenbarung 7:9,10 mit "Volksmenge" und dann in Offenbarung 19:1 mit dem neutraleren "Menge" übersetzt. Warum? Die Gründe liegen auf der Hand. Denn in Offenbarung 19:1 heißt es, die "große Volksmenge" befindet sich im Himmel. Auch dazu haben die Zeugen eine Erklärung:

"Die in der Offenbarung 19:1,6 erwähnte "großen Menge im Himmel" ist nicht dasselbe wie die "große Volksmenge" aus Offenbarung 7:9. Von denen im Himmel wird nicht gesagt, dass sie "aus allen Nationen" sind oder dem Lamm ihre Rettung zuschreiben; es sind Engel. Der Ausdruck "große Menge" wird in der Bibel in unterschiedlichen Zusammenhang gebraucht (Mar. 5:24; 6:34; 12:37." ("Unterredungen anhand der Schriften", Seite 212)

Wenn dies tatsächlich so ist, also wenn dieses Wort im unterschiedlichen Zusammenhang gebraucht wird : Woher weiß man dann, dass hier von Engeln die Rede ist? Die Begründung liegt darin, dass sie die Rettung nicht dem Lamm zuschreiben.

Es ist richtig, dass Engel im Gegensatz zu Menschen keine Erlösung von Sünden benötigen, aber trotzdem schreibt die "große Menge im Himmel" die Rettung Gott zu.

Über die "große Volksmenge" heißt es gemäß Offenbarung 7:15, dass sie ihren Dienst in seinem Heiligtum darbringt. Auch hier hat die NWÜ dem Verständnis des Lesers ein bisschen nachgeholfen. Das griechische Wort "naos" heißt korrekterweise "Heiligtum" oder alternativ "göttliche Wohnstätte", diese Lesart wird auch in der Studienbibel der Zeugen zusätzlich erwähnt, aber auch nur in der Fußnote.

Das Heiligtum im Tempel war nur durch die Priester betretbar. Durch das Schekina-Licht symbolisierte Gott dort seine Gegenwart. Somit wird hier die himmlische Sphäre beschrieben; so erklären es auch die meisten Bibelkommentare.

Um seriöse Bibelauslegung zu betreiben, muss man auch in einem gewissen Rahmen in seiner Auslegung widerspruchsfrei sein. Das bedeutet z. B man kann den Ausdruck "vor dem Thron" nicht einmal so und einmal anders in dem Bibelbuch der Offenbarung auslegen.

Gemäß Offenbarung 7:9 heißt es, dass die "große Volksmenge... vor dem Thron " steht. Was bedeutet dieser Ausdruck? Wenn man dies so versteht, wie es geschrieben steht, bedeutet es, man befindet sich in der Nähe Gottes, vor seinem Thron. Den Zeugen ist die Problematik dieser Formulierung bekannt. Deswegen geben sie folgende Erklärung:

"Wenn von ihnen gesagt wird, dass sie "vor dem Thron und vor dem Lamm" stehen, so deutet das nicht unbedingt auf einen Ort, sondern auf einem Zustand der Anerkennung hin. (Vergleiche Offenbarung 6:17; Lukas 21:36). Der Ausdruck "vor dem Thron" (griechisch: enopion tou thronou; buchstäblich: "in Sicht des Thrones") setzt nicht voraus, dass sie im Himmel sind. Ihre Stellung ist einfach "in Sicht" Gottes, der uns sagt, dass er die Menschensöhne vom Himmel aus sieht (Ps. 11:4; vergleiche Matthäus 25:31-33; Lukas 1:74, 75; Apostelgeschichte 10:33)." ("Unterredungen anhand der Schriften", Seite 212)

Nehmen wir an, der Ausdruck wäre so zu verstehen. Dann müsste man diesen Ausdruck, um glaubwürdig und widerspruchsfrei zu bleiben, in der Offenbarung durchgängig so verstehen. Gemäß dem Bibelbuch der Offenbarung befinden sich:

Gemäß Auslegung der Zeugen-Gemeinde befinden sich all diese Gruppen im Himmel. Um widerspruchsfrei in der eigenen Auslegung zu sein, müssten all dies Gruppe auf der Erde sein. Das trifft aber nur auf die "große Volksmenge" zu.

Zusammenfassung

Das Gleichnis von den "Schafen" und "Böcken"

in Matthäus 25

Jesus Christus spricht in Matthäus 25:31-40 vom "Weltgericht", in dem er Menschen wie ein Hirte trennen wird. Die "Schafe" sind die guten Menschen, die das ewige Leben ererben werden. Die "Böcke" gehen leer aus. In Matthäus 25:34-40 spricht Jesus Christus zu den Schafen:

"... Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet worden seid, erbt das Königreich, das von der Grundlegung der Welt für euch bereitet ist. Denn ich wurde hungrig, und ihr gabt mir etwas zu essen; ich wurde durstig, und ihr gabt mir etwas zu trinken. Ich war ein Fremder, und ihr nahmt mich gastfreundlich auf, nackt, und ihr bekleidetet mich. Ich wurde krank, und ihr saht nach mir. Ich war im Gefängnis, und ihr kamt zu mir". Dann werden ihn die Gerechten antworten und sagen:" Herr, wann sahen wir dich hungrig und speisten dich oder durstig und gaben dir etwas zu trinken? Wann sahen wir dich als einen Fremden und nahmen dich gastfreundlich auf oder nackt und bekleideten dich? Wann sahen wir dich krank oder im Gefängnis und kamen zu dir? Und der König wird ihnen erwidern und sagen: "Wahrlich, ich sage euch: In dem Maße, wie ihr es einem der Geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan."

Die Zeugen-Gemeinde interpretiert den "König" als Jesus Christus, die "Schafe" sind die Personen, die irdische Hoffnung haben, diese sind identisch mit den "anderen Schafe" aus Johannes Kapitel 10 und diese wiederum sind identisch mit der "großen Volksmenge" aus Offenbarung Kapitel 7.

Die "Böcke" sind die Personen, die keine ZJ sind; diese werden in Harmagedon vernichtet. Die "Brüder", von denen Jesus spricht, sind die Glieder der 144.000, die noch auf der Erde leben, auch "Überrest" genannt. Für all diese Erklärungen fehlt jedoch der Schriftbeweis.

Wie sind überhaupt Jesu Worte zu verstehen? Auch hier ist die Frage berechtigt: Spricht Jesus von zwei Klassen? Wie geht überhaupt aus diesen Passagen hervor, dass die "Schafe" die "anderen Schafe" oder die "große Volksmenge" sind? Wie geht aus der Passage hervor, dass die "Brüder Jesu" die 144.000 sind und himmlische Hoffnung haben?

In dem Gleichnis werden die "Schafe" wie folgt beschrieben: Als Erben des Königreichs, Vers 34; als Gerechte, Vers 37; und sie bekommen als Belohnung "ewiges Leben", Vers 46. Jetzt muss man nur noch herausfinden, wer anhand der Bibel hier angesprochen wird. Erben können nur die sein, die "Kinder Gottes" sind. Weiter heißt es in dem Gleichnis, die "Schafe" seien die "Gerechten" und sie ererbten "ewiges Leben".

Auch das widerspricht den Auslegungen der Zeugen, denn sie glauben nicht, dass diejenigen, die irdisches Leben erlangen, heute in vollem biblischen Ausmaß zum ewigen Leben gerechtgesprochen werden. Man lehrt, dass man erst am Ende der "Tausendjahrherrschaft" und erst, wenn man die "Schlussprüfung" besteht, ewiges Leben und vollständige Gerechtsprechung erlangt, nicht aufgrund des Loskaufsopfer Jesu Christi, sondern durch erlangte Vollkommenheit.

Vielen ZJ ist diese Lehre nicht bekannt.

Aber sie wird bis heute so vertreten. Über das Gleichnis in Matthäus Kapitel 25 wiederum heißt es, dass die Nationen nach der großen Drangsal, also vor der "Tausendjahrherrschaft" in, "Schafe" und "Böcke" getrennt werden.

Anscheinend ist ihnen noch nicht aufgefallen, dass zu diesem Zeitpunkt die Schafe schon "Gerechte" sind und dass sie "ewiges Leben" schon geschenkt bekommen haben. Somit widersprechen sich ihre eigenen Lehren, deren wirkliche Tragweiten sie selbst nicht erkennen.

Noch als letzter Punkt das Argument der Zeugen, dass hier von zwei verschieden Gruppen gesprochen wird. Einmal von den "Schafen" mit irdischer Hoffnung und von den "Brüdern Jesu" mit himmlischer Hoffnung. Nehmen wir an, es ist so, durch welchen Schriftbeweis kann man diese Gruppen entschlüsseln? Eine der eigenen Auslegungsrichtlinien besagt, dass man die symbolischen Ausdrücke nicht selbst ausleget , sondern die Bibel dafür sprechen lässt.

Kann die Zeugen-Gemeinde je zwei Bibelstellen vorlegen, die klipp und klar aussagen, dass die "Schafe" irdischen Leben in Aussicht haben, und die "Brüder Jesu" himmlische Hoffnung haben?

Das Thema des Gleichnisses ist das Weltgericht. Aus diesem Gericht werden Sieger und Verlierer herausgehen. Was muss ein Christ tun, um die Anerkennung Gottes zu haben?

 Gemäß der Bibel werden wahre Christen auf Grund ihrer Liebe erkannt (Johannes 13:34,35). Wenn ein Christ keine Liebe hat, so nützt ihm überhaupt nichts (1. Korinther 13:1-13). Was will also Jesus Christus betonen? Es ist die praktizierte Nächstenliebe, die uns als wahre Christen und als "Schafe" auszeichnet. An wem sollen wir diese Nächstenliebe üben? Die Antwort ist eindeutig: gemäß der Bibel kennt die Nächstenliebe keine ethischen Grenzen, sie ist nicht limitiert auf den "Überrest" der 144.000.

Wahre Nächstenliebe muss an allen Menschen in unserem Umfeld praktiziert werden. Und mit all diesen Menschen "sympathisiert" Jesus Christus, mit den Armen, mit den Kranken, mit den Hungernden, mit den Durstigen, mit dem Obdachlosen und mit denen in Gefängnissen.

Eine Liebe, die ethische Grenzen kennt, ist keine Liebe mehr.

Die Auslegung der Zeugen geht noch weiter; sie meinen, die "Schafe", die Masse der ZJ, müsse den "Überrest" unterstützen, und das wäre das Maß, an dem das Überleben gemessen wird.

Die Unterstützung sieht so aus: man muss bedingungslos lehrmäßig alles anerkennen und vor allem von Haus zu Haus predigen gehen.

Statt die kraftvollen Worte Jesu weiterzugeben, so wie man sie in der Bibel finden kann, "vergewaltigen" sie seine Worte und versuchen, ihr System zu stützen.

Zusammenfassung

Jesu Gleichnis vom "vortrefflichen Hirten"

Johannes Kapitel 10

In dem Gleichnis vom "vortrefflichen Hirten" in Johannes Kapitel 10 spricht Jesus von den "Schafen" und von "anderen Schafen". Die Zeugen sehen darin einen Beweis für ihre Theorie, dass es zwei verschiedene Klassen gibt. Die eine befindet sich in der Hürde, die 144.000, und die andere Klasse befindet sich außerhalb der Hürde, die "große Volksmenge". Bevor man sich an diesen Text begibt, sollte man sich folgende Fragen stellen.

Jesus spricht hier doch gar nicht von den 144.000, geschweige denn von zwei verschieden Klassen. Er spricht von sich als dem "vortrefflichen" Hirten. "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht durch die Tür in die Schafhürde hineingeht, sondern anderswo hineinsteigt, der ist ein Dieb und ein Plünderer. Wer aber durch die Tür hineingeht, ist Hirte der Schafe. Diesem öffnet der Türhüter, und die Schafe hören auf seine Stimme, und er ruft seine eigenen Schafe beim Namen und führt sie hinaus. Wenn er die Seinen alle hinausgelassen hat, geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen. Einem Fremden werden sie keineswegs folgen, sondern werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme von Fremden nicht kennen"

Jesus sagte ihnen dies in bildlicher Rede; doch erkannten sie nicht, was die Dinge bedeuteten, die er ihnen sagte. Daher sprach Jesus wieder:

"Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ich bin die Tür der Schafe. Alle die, die an meiner Statt gekommen sind, sind Diebe und Plünderer; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin Tür; jeder, der durch mich eintritt, wird gerettet werden, und er wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen und zu schlachten und zu vernichten. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Fülle haben könnten. Ich bin der vortreffliche Hirte; der vortreffliche Hirte gibt seine Seele zugunsten der Schafe hin. Der Lohnarbeiter, der kein Hirte ist und dem die Schafe nicht zu eigen sind, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe die Schafe und flieht - und der Wolf reißt sie weg und zerstreut sie -, weil er ein Lohnarbeiter ist und sich nicht um die Schafe kümmert. Ich bin der vortreffliche Hirte, und ich kenne meine Schafe, und meine Schafe kennen mich, so wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe meine Seele zugunsten der Schafe hin. Und ich habe andere Schafe, die nicht aus dieser Hürde sind; auch diese muss ich bringen, und sie werden auf meine Stimme hören, und sie werden eine Herde werden unter einem Hirten n Hirten", der die "Schafe" und die "anderen Schafe" in die Hürde einsammelt. Obwohl der Zeugen-Gemeinde für ihre Auslegung jeglicher Schriftbeweis fehlt, wurde dieses Gleichnis des öfteren in ihrer Literatur als Beweis für die "Zwei-Klassen-Theorie" herangezogen, wie im WT, 15.10.1980, Seite 26 und im WT, 15.5.1984, Seite 15-20,31.

Bibelkommentatoren erklären die "anderen Schafe" sinngemäß wie folgt: Die "anderen Schafe" sind eine Andeutung auf die "weltweite Sendung" Jesu; nicht nur die Israeliten, sondern in Übereinstimmung mit 1. Mose 12:3 und Epheser 2:12 sollten alle Nationen aus Jesu Hirtentätigkeit nutzten ziehen (Wuppertaler Studienbibel, Kommentar zu Johannes Teil 1, Seite 304ff). Die Schafe, die "nicht aus dieser Hürde sind", sind wahrscheinlich eine Andeutung auf die Heiden, zu denen Jesus seine Jünger sandte (Matthäus 28:19; Lukas 24:47; Apostelgeschichte 1:8). Auch diese sollten in das Heilswerk Jesu einbezogen werden.

Der Ausdruck "die anderen Schafe" ist kein "Gummiband", das man ausdehnen kann, wie man möchte, solange man seriöse Auslegung betreiben möchte.

Gemäß der Zeugen-Auslegung behauptet man, die "anderen Schafe" befänden sich nicht in der Hürde, weil in der Hürde die Plätze auf 144.000 limitiert seien.

Was hatte Jesus gesagt?

"Ich bin die Tür; jeder, der durch mich einritt, der wird gerettet werden."

Also, wenn ein "Schaf" in die Hürde möchte, muss es durch die Tür. Ist es durch die Tür durchgegangen, befindet er sich in der Hürde und kann nach Jesu Worten gerettet werden.

Da nun die "anderen Schafen" nach der Zeugen-Auslegung sich nicht in der Hürde befinden, sind sie auch nicht durch die Tür durchgegangen; dass sie dadurch nicht gerettet werden können, ist ihnen anscheinend noch nicht klargeworden.

Kann man hier noch von seriöser Bibelauslegung reden?

Zusammenfassung

Sind nur 144.000 "Kinder -" bzw. "Söhne Gottes"

Die Zeugen-Gemeinde lehrt, dass nur die 144.000 sich rechtens "Kinder Gottes" nennen dürfen.

Die Glieder der "großen Volksmenge sind nur zukünftige "Kinder Gottes".

Man wird sich zurecht fragen: Wo steht dies in der Bibel?

Wie schon erwähnt wurde, glauben ZJ an ihre Organisation als den Mitteilungskanal Gottes. Was von der Organisation kommt, kommt von Gott. Die Anweisungen dieser Organisation sind für sie Anweisungen Gottes, diesen gilt es bedingungslos zu gehorchen. Die Lehren ihrer Organisation sind die Lehren Gottes, die ein ZJ nicht in Frage stellen darf. Unwichtig dabei ist, ob all diese Lehren richtig oder verkehrt sind.

So muss ein ZJ auch hinnehmen, dass nur die 144.000 sich rechtens nach WT-Bibel Auslegung "Kinder Gottes" nennen dürfen.

Die Masse der ZJ, also 99,8%, darf sich nicht als "Kinder Gottes" bezeichnen.

In der Regel reagieren ZJ auf diesen Punkt auf zwei verschiedene Wegen: Leugnung und Rationalisierung. Leugnung, in dem sie sagen, sie hätten so etwas noch nie gehört bzw. ihre Organisation lehre dies bestimmt nicht. Rationalisierung, in dem sie mit vielen Kunstgriffen versuchen, der Bibel eine Aussage nach eigenem Gefallen abzuringen.

Die Literatur der Wachtturm Gesellschaft sagt über "Kinder Gottes" folgendes:

"Im Gegensatz dazu werden Menschen, die, an Christus Glauben ausüben und Geistgesalbte werden, "Gottes Kinder" genannt (Joh 1:12; Rö 8:16)." ("Einsichten ... Band 2, Seite 59)

Hier ist wohl nicht wörtlich von den 144.000 die, Rede, aber es ist die Lehre der Zeugen, dass der Ausdruck "Geistgesalbte" exklusiv nur auf die 144.000 anzuwenden ist ("Einsichten ... Band 2", Seite 859).

(Wenn dies richtig wäre gäbe es auch nichtgesalbte Christen. Kann etwa jemand "durch den" oder "in dem heiligen Geist" reden, ohne damit "gesalbt" zu ein (1. Korinther 12:3)? Überhaupt: Gibt es in der Bibel den Ausdruck "geistgesalbte Christen"?

Auch der Ausdruck "Söhne Gottes", darf nur auf die 144.000 angewendet werden. Nur sie seien wiedergeboren und im vollen biblischen Sinne gerechtgesprochen ("Einsichten ... Band 2", Seite 970).

Was sagen uns aber nun die Verse in der Bibel, in denen die Ausdrücke "Kinder - " bzw. "Söhne Gottes" vorkommen? Wird in irgendeinem dieser Verse von einer Begrenzung auf 144.000 geredet? Diese Verse sollte man näher untersuchen, wobei korrekte exegetische Schlüsse gezogen werden sollten.

Johannes 1:12: "So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Befugnis, Kinder Gottes zu werden, weil sie Glauben an seinen Namen ausübten."

Wer hat das Recht, sich ein "Kind Gottes" zu nennen? Aus diesem Vers geht doch hervor, dass "so viele ihn (Jesus Christus) aber aufnahmen", sich "Kinder Gottes" nennen dürfen. Ist hier eine Beschränkung auf 144.000 die Rede? Vielmehr heißt es doch, "so viele" und nicht nur 144.000, "die ihn aufnahmen". Dieser Vers begründet den Anspruch von jedem, der an den Namen Jesu glaubt, sich ein "Kind Gottes" nennen zu dürfen. Mehr will uns dieser Vers nicht sagen.

Römer 8:14: "Denn alle, die durch Gottes Geist geleitet werden, diese sind Söhne Gottes."

Auch diese Passage lässt eine Einschränkung auf nur 144.000 nicht erkennen. Es ist von "allen" die Rede, "die durch Gottes Geist geleitet werden". Es ist auch vernünftig, dass sich alle durch den Geist Gottes leiten lassen müssen. Paulus spricht von der Frucht des Geistes, Eigenschaften, die alle Christen haben sollten (Galater 5:22-25). Gott gibt seinen heiligen Geist allen, die bereit sind, ihm zu gehorchen (Apostelgeschichte 5:32).

1. Johannes 3:1, 2, 10: "Seht, was für eine Liebe uns der Vater erwiesen hat, dass wir Kinder Gottes genannt werden sollten; und solche sind wir. Darum kennt die, Welt uns nicht, weil sie ihn nicht kennengelernt hat. Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, aber noch ist nicht offenbar gemacht worden, was wir sein werden. Wir wissen, dass, wann immer er offenbar gemacht wird, wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn so sehen, wir er ist... Hieran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels erkennbar: Jeder, der nicht Gerechtigkeit übt, stammt nicht von Gott noch der, der seinen Bruder nicht liebt."

Auch in diesen Versen, kann man beim besten Willen nicht erkennen, dass hier die Kinder Gottes auf nur 144.000 beschränkt werden sollen. Es gibt nur zwei Varianten gemäß diesen Versen: Entweder man ist ein "Kind Gottes" oder man ist ein "Kind des Teufels". Folgende Voraussetzungen wird in diesen Versen genannt, um ein Kind Gottes" zu werden, nämlich "Gerechtigkeit zu üben" und seinen "Bruder zu lieben". Es widerstrebt jeder Vernunft, dies nur auf 144.000 zu beschränken, vielmehr sollte dies auf alle Christen zutreffen.

Matthäus 5:9: "Glücklich sind die Friedsamen, da sie "Söhne Gottes" genannt werden."

Dies ist ein Zitat aus der Bergpredigt, es sind die Worte Jesu. Auch hier ist von keiner Limitierung auf 144.000 die Rede. Vielmehr sagt Jesus, dass friedsame Menschen "Söhne Gottes" werden dürfen. Sollen nicht alle Christen friedsam sein? Mit welchem Schriftbeweis lässt sich eine Limitierung auf 144.000 rechtfertigen?

Zusammenfassung

Sind nur 144.000 gerechtgesprochen?

Die Gerechtsprechungs- bzw. die Rechtfertigungslehre ist eine Schlüssellehre der Bibel.

Was versteht man darunter? Die Erklärung der Wachtturm Gesellschaft:

"Außerdem werden die griechischen Wörter jedoch noch in einem besonderen Sinn gebraucht, nämlich um einen Akt Gottes zu bezeichnen, durch den jemand für schuldlos erklärt wird (Apg 13:38, 39; Rö 8:33), und auch den Akt Gottes, jemand in der Lauterkeit für vollkommen zu erklären, und des Rechts auf Leben für würdig zu beurteilen..." ("Einsichten ... Band 2", Seite 872)

Die Erklärung ist korrekt.

Von Natur aus sind wir alle Sünder. Man kann sich noch so sehr anstrengen, Fehler macht nun mal jeder. Wer sündigt, empfindet Schuld, sofern sein Gewissen intakt ist. Wahrlich, ein ungenehmes Gefühl. Dieses Schuldigsein vor Gott erkannten schon Kain und Abel, und deswegen brachten sie Gott Opfer dar, um ihn zu "besänftigen". Was können wir heute tun, um vor Gott "schuldlos erklärt zu werden"?

"Darum sei euch kund, Brüder, dass euch durch diesen (Jesus Christus) Vergebung der Sünden verkündigt wird und dass von allen Dingen, von denen ihr durch das Gesetz Mose nicht schuldlos gesprochen werden konntet, jeder, der glaubt, durch diesen schuldlos gesprochen wird." (Apostelgeschichte 13:38,39).

Heute müssen wir zur "Besänftigung" Gottes keine buchstäblichen Opfer mehr darbringen. Die Bibel sagt, "jeder der glaubt", nämlich an das Opfer Jesu Christi, wird von Gott für schuldlos erklärt.

Diese "Schuldloserklärung" oder Gerechtsprechung ist nicht und kann auch nicht auf 144.000 beschränkt werden.

Jeder Mensch sündigt (Römer 5:12), somit muss auch jedem die Möglichkeit gegeben werden, schuldlos erklärt zu werden. Daraus folgt, dass auch jeder die Möglichkeit haben muss, vor Gott gerechtgesprochen zu werden. Eine Limitierung auf 144.000 widerstrebt jeder Vernunft, ansonsten müsste sich ja der Rest der Menschheit mit Gewissensbissen herumplagen und könnte niemals inneren Frieden mit Gott finden. Gemäß der Bibel bewirkt die göttliche Gerechtsprechung:

Schon allein die positiven Folgen der Gerechtsprechung, kann ein liebevoller Gott nicht auf 144.000 limitieren. Es ist doch der innere Wunsch jedes Christen, Frieden mit Gott zu haben, von seinem Zorn beschützt zu werden und das ewige Leben zu erlangen.

Die Gerechtsprechung erlangt man gemäß der Bibel:

All dies nur auf 144.000 zu beschränken, widerspricht den biblischen Aussagen. Tatsächlich beschränkt die Wachtturm-Gesellschaft die volle biblische Gerechtsprechung auf nur 144.000.

"Angesichts der Aussicht auf himmlisches Leben, die sie als Nachfolger Christi haben, ist buchstäbliche Vollkommenheit des Organismus nicht wirklich erforderlich (1 Kor. 15:42-44,50; Heb 3:1; 1 Petr. 1:3,4). Dadurch, dass sie gerechtgesprochen werden, dass ihnen Gerechtigkeit "angerechnet" wird, ist den rechtlichen Forderungen Gottes Genüge getan, und er nimmt die an Sohnes Statt Angenommenen in den "neuen Bund" auf , der durch das Blut Jesu Christi in Kraft gesetzt wurde (Luk 22:20; Mat 26:28)." ("Einsichten ... Band 1", Seite 874)

Auch hier ist wohl wörtlich nicht von den 144.000 die Rede, aber dies bezieht sich nur auf die 144.000. Nach der Auslegung der Zeugen erhalten nur sie himmlisches Leben ("Unterredungen anhand der Schriften", Seite 211).

Und nur sie befinden sich in dem "neuen Bund" ("Einsichten ... Band 1", Seite 448).

Daraus folgt, dass der Rest der ZJ nicht in den Genuss der vollen biblischen Gerechtsprechung gelangt, da sie nicht in den "neuen Bund" aufgenommen werden.

Das Verwirrspiel der Wachtturm-Gesellschaft geht aber nun weiter, indem sie behauptet, dass es auch andere Gerechte und eine andere Form der Gerechtsprechung gibt. Diese wäre dann auf den Rest der ZJ anzuwenden, die nicht zu den 144.000 gehören.

"Andere Gerechte. In einem Gleichnis Jesu, das von der Zeit seines Kommens in Königreichsherrlichkeit handelt, werden mit Schafen verglichene Personen als "Gerechte" bezeichnet (Mat 25:31-46). Bemerkenswerterweise werden dies "Gerechten" jedoch in dem Gleichnis als eine getrennte Gruppe dargestellt, die sich von denen unterscheidet, die Jesus "meine Brüder" nennt (Mat 25:34,37,40,46; vgl. Heb 2:10,11). Da diese schafähnlichen Menschen den geistigen "Brüdern" Christi beistehen und so ihren Glauben an ihn beweisen, werden sie von Gott gesegnet und "Gerechte" genannt. Wie Abraham werden sie gerechtgesprochen als Freunde Gottes (Jak. 2:23). Ihr gerechter Stand wird für sie Überleben bedeuten, wenn die "Böcke" in die "ewige Abschneidung" weggehen (Mat 25:46)... Die Glieder der "großen Volksmenge" die, die "große Drangsal" überlebt, sind noch nicht zum Leben gerechtgesprochen, d.h. noch nicht des Rechts auf ewiges Leben auf der Erde für würdig erklärt worden..." ("Einsichten ... Band 1", Seite 874ff)

Wo steht in der Bibel geschrieben, dass es zwei verschiedene Arten der Gerechtsprechung gibt?

Der einzige Beweistext, der hier angeführt wird, ist Jakobus 2:23; dieser soll nun auf den Rest der ZJ angewendet werden.

Bevor man sich an diesen Text wagt, sollte man den Zusammenhang lesen. Dieser Brief ist adressiert an "die zwölf Stämme Israels". Die Zeugen-Gemeinde versteht darunter das "geistige Israel Gottes", das auf die 144.000 Personen beschränkt ist ("Einsichten ... Band 1", Seite 1246ff). In Jakobus 2:18, 20-24 heißt es dann.

"Dennoch wird jemand sagen: "Du hast Glauben, und ich habe Werke. Zeig mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich werde dir meinen Glauben durch meine Werke zeigen."... Möchtest du wissen, du leerer Mensch, dass der Glaube ohne Werke untätig ist? Wurde nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerechtgesprochen, nachdem er Isaak, seinen Sohn, auf dem Altar dargebracht hatte? Du siehst, dass sein Glaube mit seinen Werken zusammenwirkte, und durch seine Werke wurde sein Glaube vollkommen gemacht, und das Schriftwort wurde erfüllt, welches sagt: "Abraham setzte Glauben in Jehova, und es wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet", und er wurde "Freund Jehovas" genannt. Ihr seht, dass ein Mensch durch Werke gerechtgesprochen wird und nicht durch Glauben allein".

Der Zusammenhang zeigt doch, dass diese Worte an die damals lebenden Christen gerichtet worden sind. Und die damals lebenden Christen hatten himmlische Hoffnung, was man ja bekannter Weise anerkennt. Wenn dem so ist, spricht Jakobus folglich über die volle Gerechtsprechung (und keine zweite untergeordnete) für Christen, denn diese waren die Empfänger seines Briefes. Wenn die Zeugen-Gemeinde meint, in diesen Versen werde von einer "anderen Gerechtsprechung" geredet, so ist dies nur durch die Missachtung des Zusammenhangs möglich.

Wenn man des weiteren behauptet, die "anderen Schafe" würden nur zum "Überleben" gerechtgesprochen werden, können sie dies anhand der Bibel nicht beweisen. In dem Zitat wird wohl Matthäus 25:46 erwähnt, aber beim besten Willen kann dies nicht als ernstgemeinte Stütze für ihre Aussagen betrachtet werden.

"Und diese werden in dies ewige Abschneidung weggehen, die Gerechten aber in das ewige Leben"

Wie Äpfel und Birnen nicht das gleiche sind, so sind das "ewige Leben" und das "Überleben" nicht das gleiche. Die Passage spricht hier von der Gerechtsprechung zum "ewigen Leben" und nicht "Überleben"...

Zusammenfassung

Sind nur 144.000 wiedergeboren etc.?

Die Klasse der 144.000 genießt Segnungen oder Privilegien, die einem "Durchschnittszeugen" versagt werden. Die Wachtturm-Gesellschaft lehrt, dass nur auf die Klasse der 144.000, und nur auf sie, folgendes zutrifft (deswegen auch das Thema dieser Abhandlung): Das ZENTRALE Dogma der ZJ ...).

Nur sie:

Gerade der letzte Punkt hat unter ZJ starkes Unbehagen ausgelöst.

Diese Liste ist nicht komplett. Eine komplette Liste befindet sich im Sachverzeichnis des "Einsichtenbuchs" ("Einsichten ... Band 2", Seite 1400).

Abgesehen von den scheinbaren Beweisstellen in der Offenbarung werden in all den angeführten Bibelstellen keine Andeutungen über die 144.000 gemacht.

Kann man hier noch von korrekter Auslegung reden? Welche Privilegien haben die "anderen Schafe" überhaupt gemäß der Bibel? Welchen Nutzen ziehen sie überhaupt aus dem Loskaufsopfer Jesu?

Nicht einmal eine "Wiedergeburt" wird ihnen zugestanden. Im Einsichten-Buch heißt es:

"Weil sie auf die gute Botschaft hören und Glauben ausüben, werden sie zu Miterben des Sohnes Gottes berufen (Römer 8:17; Hebräer 3:1), aufgrund ihres Glaubens an das Lösegeld von Gott "gerechtgesprochen" (Römer 5:1,2) und auf diese Weise "durch das Wort der Wahrheit hervorgebracht" (Jakobus 1:18), indem sie als getaufte Christen "wiedergeboren" werden, d.h. durch Gott als seine Söhne gezeugt oder hervorgebracht werden mit der Aussicht auf geistiges Leben im Himmel (Jo 3:3; 1Pe 1:3,4;). Sie haben nicht einen Geist der Sklaverei - eine Folge der Übertretung Adams - empfangen, sondern "einen Geist der Annahme an Sohnes Statt", durch den sie ausrufen: "Abba, Vater!" . ("Einsichten ... Band 2", Seite 970)

Auch hier ist einzig und allein von den 144.000 die Rede, was die Zeugen-Gemeinde bestimmt nicht in Frage stellen wird. Die Wiedergeburt wird nur ihnen zugestanden.

Die Argumentation dazu ist wirklich "einleuchtend". Diese Personen glauben an die gute Botschaft, üben Glauben aus, werden getauft und werden somit wiedergeboren. Machen dies nicht Millionen von Christen auch? Wo ist hier in all den scheinbaren Beweistexten von 144.000 die Rede? Was lehrt uns die Bibel eigentlich über die Wiedergeburt?

Anhand der angeführten Bibelstellen kann jeder dies nachprüfen.

Die Zeugen-Gemeinde lehrt, dass die Wiedergeburt ein Prozess ist, durch den man himmlisches Leben erlangt ("Unterredungen anhand der Schriften", Seite 424ff).

Was zunächst einmal richtig ist, aber eine Begrenzung auf 144.000 kann man in der ganzen Bibel nicht finden. Außerdem gibt es für Christen, wie später noch gezeigt wird, nur eine Hoffnung.

Vielmehr zeigt die Bibel doch, dass jeder Christ wiedergeboren sein muss, um Gott zu gefallen. Dies schließt ein positive Veränderung der Persönlichkeit des einzelnen ein sowie den Glauben an Jesus Christus. Trifft das nicht auf alle Christen zu? Wenn die Wiedergeburt essentiell für die Rettung ist, werden nur 144.000 gerettet? Auch hier verrennt man sich in viele Widersprüche, solange man an die Buchstäblichkeit der Zahl 144.000 glaubt und nur ihnen die Wiedergeburt zugesteht. In 1. Johannes 5:1 heißt es:

"Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren worden, und jeder, der den liebt, der das Geborenwerden veranlasst hat, liebt den, der aus jenem geboren worden ist."

Deutlicher geht es überhaupt nicht! Glaubst du, lieber Leser, dass Jesus der Christus ist? Wenn ja, dann bist du gemäß der Bibel aus Gott geboren, du musst es nur noch annehmen.

Wenn jemand trotz aller Vernunft meint, dieses beziehe sich nur auf die 144.000, dann ist er den biblischen Beweis schuldig.

Zusammenfassung

Die überwältigende Legitimation

Viele der Gegenargumente sind der Zeugen-Gemeinde bekannt; so bekannt, dass sie es vermeidet, darauf einzugehen.

Allein die biblisch-historische Tatsache, dass es zu Lebzeiten des Apostel Johannes mit größter Sicherheit mehr als 144.000 Christen gab, ist äußerst vernichtend.

Nach WTG Theorie wäre dann schon damals die Zahl für die himmlische Berufung voll, und Gott hätte damals, also zu Ende des ersten Jahrhunderts und nicht 1935, das Licht heller scheinen lassen müssen, damit der Weg für eine irdische Klasse erkannt wurde.

In ihren Beweisargumenten verrennt sie sich in einen Widerspruch nach dem anderen. Den korrekten exegetischen biblischen Beweis für ihr Dogma der 144.000 konnte sie bis heute nicht vorlegen.

Trotz dieser mangelnden Beweise nimmt die Legitimation der 144.000 oder des auf der Erde lebenden "Überrests", (die WTG nennt diese Personengruppe auch "treuer und verständiger Sklave") regelrecht gigantische Ausmaße an. Im WT vom 01.03.1981 auf der Seite 27 befindet sich eine Aufzählung drüber. In diesem WT heißt es dann:

"Eine überwältigende Legitimation. Der "treue und verständige Sklave" verfügt über Fülle von Legitimationsausweisen. In der nachstehenden Liste wird ein Teil der biblischen und prophetischen Bezeichnungen aufgeführt, die sich seit 1919 auf den Überrest der gesalbten Nachfolger Jesu Christi beziehen oder durch die er dargestellt wird: 1. Noahs Frau, 1. Mose 7:7; 2. Engel, die zu Lot gesandt wurden, 1. Mose 19:15; 3. Rebekka, 1. Mose 24:64; 4. Joseph und Benjamin, 1. Mose 45:14; 5. Zurückgelassene Ähren 3. Mose 19:9; ... 79. Jehovas Zeugen, Jes 43:10."

Es werden tatsächlich 79 Beispiele aus der Bibel zitiert, die den Überrest der 144.000 seit 1919 darstellen sollten. Aus keinem der zitierten Verse geht deutlich hervor, dass von den 144.000 die Rede ist; geschweige denn vom "Überrest"; geschweige denn, dass sich dies seit 1919 an ihnen erfüllt.

Solche überwältigenden Legitimationsbeweise kann man nur einem Publikum servieren, das nicht mehr nachdenken darf.

Eine Prüfung dieser Verse ergab, dass diese Verse absolut gar nichts beweisen. Die schon fast krankhafte Legitimationssucht der WTG hat bis heute kein Ende gefunden. Z. B. liest man in 1. Mose 7:7:

"Da ging Noah hinein und seine Söhne und seine Frau und die Frauen seiner Söhne mit ihm in die Arche, vor den Wassern der Sintflut."

Aus Noahs Frau wird wie durch ein Wunder der "Überrest" der 144.000 seit 1919, wahrlich ein Wunder! Die 78 weiteren Beispiele sollen den Leser erspart bleiben, auch sie beweisen nichts.

Zusammenfassung

Die Argumentation gegen das Dogma der 144.000 und die Schriftbeweise der WTG für ihre Lehre: Was soll man nun glauben? Das muss jeder selbst mit seinem Gewissen entscheiden.

Für einen ZJ ist es bestimmt nicht einfach, das Dogma der 144.000 über Bord zuwerfen, zumal dann das "Problem" entsteht, dass nun die ganze Bibel auf ihn anwendbar ist. Es entstehen Fragen (ein Nicht-ZJ mag das wohl nicht nachvollziehen können), die ihn belasten werden. Doch in allem, was man glaubt, sollte man sich durch Gottes Wort, und nur durch Gottes Wort, leiten lassen. Und nur durch ein intensives Studium der Bibel werden sich diese Fragen nun beantworten lassen. Diesen Suchenden soll durch die nächsten Seiten Hilfe geboten werden, wobei nur auf die häufigsten Fragen eingegangen wird. (Die Antworten erheben keinen Anspruch auf Vollkommenheit!)

Fragen die sich nun Zeugen Jehovas stellen mögen

"Als sie das nun hörten, ging es ihnen wie ein Stich durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den übrigen Aposteln: „Männer, Brüder, was sollen wir tun?'" Apostelgeschichte 2:37 NWÜ

Fällt einmal die Buchstäblichkeit der Zahl 144.000, und somit auch die Zweiklassen-Theorie der WTG, entsteht eine recht unangenehme Situation für den einzelnen ZJ. Eine erdrückende Lawine von Fragen entsteht, die unangenehmste Frage ist:

Kommen alle in den Himmel?

Den ZJ wird regelrecht die Hoffnung auf ein himmlisches Leben abspenstig gemacht. Einem Neuling wird jeder "himmlischer" Gedanke ausgeredet. Die Argumentation sieht so aus: nur 144.000 kommen in den Himmel, diese Zahl ist seit 1935 voll, und außerdem ist es auf der Erde um vieles schöner.

Sie können ewig für immer im Paradies auf der Erde leben, und dann werden einem die schönsten Aussichten ausgemalt und durch die farbigen Bilder in der Literatur der ZJ "schmackhaft" gemacht.

Gleichzeitig wird dann scharf geschossen, und andere christliche Religionen werden diskreditiert, weil sie ihren Angehörigen diese wunderbare Hoffnung in ihren Kirchen nicht vermittelt haben.

Damit wollen sie den Eindruck erwecken, dass nur bei den ZJ solch eine schöne irdische Hoffnung verkündigt wird. Wie schon auf vorhergehenden Seiten beschrieben wurde, spricht die Bibel nur von einer Hoffnung. Diese Hoffnung wird als himmlische Hoffnung beschrieben.

Die Frage ist nun berechtigt: Was nun - ein zukünftiges Leben im Himmel, wo ich mich schon auf ein irdisches Paradies eingestellt habe?

Warum hat Gott überhaupt dann die Erde gemacht?

Wenn man schließlich in den Himmel kommt, warum hat er die materiellen Geschöpfe gemacht?

Man muss sich bei solchen Fragen im klaren sein: unser "Wissen ist Stückwerk" (1. Korinther 13:9 Luther). Das bedeutet, Gott hat uns noch lange nicht alles offenbart, was er tun wird, und wie viele Ereignisse im Detail aussehen werden.

Einige sehen darin den Schwachpunkt der Bibel; es ist aber kein Schwachpunkt, sondern es ist von Gott gewollt. So wie der Magen eines Neugeborenen mit einem Schnitzel und Salat überfordert wäre, so wären wir auch mit den vielen Dingen überfordert, die noch vor uns stehen.

Gott hat sein Vorsatz langsam, sozusagen tröpfchenweise, den Menschen offenbart. Adam wusste nur so viel, wie für ihn nötig war zu wissen. Das trifft auch auf Abraham, David und viele andere zu. Wobei die Erkenntnis Gottes durch die Offenbarung Jesu Christi auf der Erde einen Höhepunkt erreichte, er vermittelte uns ein Wissensniveau, das bis heute für uns gültig ist. In Hebräer 1:1,2 heißt es:

"Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vorvätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat"(Hebräer 1:1, 2).

Jesus Christus hat somit als Gottes Mitteilungskanal zu den Menschen geredet. Er selbst sagte seinen Jüngern nur das Wichtigste, "ich habe euch noch viel sagen aber ihr vermögt es nicht zu ertragen". Und als seine Jünger ihn fragten: "... stellst du in dieser Zeit für Israel das Königreich wieder her?" (Apostelgeschichte 1:6), sagte er ihnen mehr oder weniger: Kümmert euch um wichtigere Dinge, und seid Zeugen von mir (Apostelgeschichte 1:7, 8).

Um jetzt zu dieser Frage zu kommen, muss man so ausholen, damit man erkennt, dass die Bibel uns die Fragen, die für uns wichtig sind, deutlich, überdeutlich beantwortet. Fragen, die nur unseren Horizont erweitern würden, aber momentan für uns nicht wichtig sind, tangiert sie, wie man so schön sagt, nur peripher (am Rande).

Es mag einige erstaunen: nicht einmal der Apostel Johannes wusste im Detail seine Bestimmung, in 1. Johannes 3:2 heißt es:

"Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist."(Luther).

Der 1. Johannesbrief ist eines der letzten Bibelbücher, die uns offenbart wurden. Diesen Brief schrieb Johannes um 98 u.Z. nach der Offenbarung, diese wurde 96 u.Z. geschrieben. Trotz der vielen Visionen, die er sehen durfte, hatte er immer noch kein detailliertes Wissen über seine Endbestimmung.

Interessant!

Wenn selbst der Apostel Johannes nicht detailliert wusste, was mit ihm geschehen würde, lieber Leser, was wollen wir heute erwarten. Wollen wir erwarten und fordern, mehr zu wissen? Können wir nicht warten? Gottes Wort hat uns nicht im Unklaren gelassen, um das Wesentliche zu wissen. Es ist nicht notwendig, auf die verschiedenen eschatologischen Modelle der einzelnen Religionen einzugehen, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben. Ein Gott der Liebe wird alles zum Guten lenken. Sei es, die Probleme der Menschheit zu lösen; sei es, alles Leid auszulöschen.

Allein der Begriff "Himmel" hat so viele Bedeutungen in der Bibel. Viele christliche Religionen lehren ein Friedensreich auf der Erde (die Zeugen verschweigen dies oder wissen es nicht).

Nur als Beispiel das Glaubensbekenntnis der Katholiken ist ein Bekenntnis zu diesem Friedensreich Gottes.

"... er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
zu richten die Lebenden und die Toten;
seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
... Wir erwarten die Auferstehung der Toten
und das Leben der kommenden Welt. Amen"

Dasselbe lehren die Protestanten, die Adventisten, die Mormonen, die Neuapostolische Kirche und viele andere.

Natürlich haben viele davon nichts gehört und haben nun das Gefühl, die WTG allein habe ihnen die notwendige Erkenntnis gegeben. Was ohne Zweifel stimmen mag. Aber auf der anderen Seite haben sie ihren Pastor oder Pfarrer nie gefragt, und somit nie ihrer Religion die Möglichkeit gegeben, ihnen das Lehrgebäude ihrer Kirche zu erklären. In so einem Fall darf man doch nicht den Fehler auf die Kirchen abschieben!

Das Friedensreich ist ein Bestandteil der guten Botschaft. Dass es eine kommende Welt geben wird, in der die Menschen leben werden, ist eigentlich theologisch gesehen nichts Neues. Nur die Konzepte und Modelle weichen voneinander ab, und das liegt vor allem daran, dass unsere Erkenntnis nur "Stückwerk" ist und die Bibel keine detaillierten Angaben macht. Anhand der Bibel wissen wir folgendes:

Über die Frage was für einen Körper man dann bekommt, und wie dies detailliert aussieht, kann man nur Vermutungen anstellen, Vermutungen, die einem am Ende doch nicht weiterbringen und nur Streitigkeiten entfachen.

Das Wesentliche ist, wir bekommen ewiges Leben, ein Leben in einer zukünftigen Welt, deren Herrscher Jesus Christus ist, genauso wie es die der WTG so verhasste katholische Kirche in ihrem Glaubensbekenntnis lehrt.

Wird es eine himmlische Regierung geben?

Die nächste Frage steht immer noch in Verbindung mit der Hoffnung auf himmlisches Leben. Die WTG lehrt, dass die 144.000 in den Himmel kommen um dort über die Erde zu regieren.

Es mag einige jetzt überraschen: der schlüssige Schriftbeweis fehlt.

Die Schriftstellen, die die WTG zitiert, halten einer korrekten Auslegung nicht stand. Wenn es eine einzige Weltregierung gibt, dann muss sie sich auch dort befinden, wo ihre Untertanen sind, nämlich auf der Erde.

Das wäre erst einmal menschliche Logik.

Zuerst zu den Beweistexten der Zeugen-Gemeinde, die den Ort der Regierung in die Himmel lokalisieren möchte. Offenbarung 5:9,10:

"Du bist geschlachtet worden, mit deinem Blut hast du für Gott Personen aus jedem Stamm und jeder Zunge und jedem Volk und jeder Nation erkauft, und du hast sie zu einem Königtum und zu Priestern für unseren Gott gemacht, uns sie werden als Königtum und zu Priestern für unseren Gott gemacht, und sie werden als Könige über die Erde regieren."(Nach Offenbarung 14:1-3 beläuft sich die Zahl dieser "von der Erde Erkauften", die zusammen mit dem Lamm auf dem himmlischen Berg Zion regieren werden, auf 144.000) "("Unterredungen anhand der Schriften", Seite 256)

Der Kommentar zu dieser Bibelpassage muss erst einmal bewiesen werden. Durch welchen Schriftbeweis darf man den Berg Zion als einen himmlischen Berg Zion auslegen? Die Bibel spricht in Offenbarung 14:1 vom "Berg Zion" und nicht vom himmlischen "Berg Zion"? Wie geht aus der Bibelstelle hervor, dass diese Regierung sich im unsichtbaren Himmel befindet? Wie geht aus der Schriftstelle hervor, dass hier von den 144.000 die Rede ist, wenn doch in der Passage die Zahl überhaupt nicht vorkommt?

Wenn man in der Bibel etwas in symbolischer Sprache liest, sollte man doch nicht selbst die Bibel auslegen, sondern: die Bibel muss sich selbst auslegen ("Unterredungen anhand der Schriften", Seite 234). Das wird hier einfach unterlassen.

Die Argumentation der WTG hat "zwei Säulen": diese Personen sind "von der Erde erkauft", Offenbarung 14:3, und sie regieren "über die Erde", Offenbarung 5:9,10. Wenn dem so ist, so können sie wohl kaum auf der Erde sein, nur wenn man im Himmel ist, kann man "über die Erde" regieren, und "von der Erde erkauft" sein.

Die Argumentation ist fadenscheinig, wenn die deutsche Bundesregierung über die Deutschen regiert, bedeutet dies auch nicht, dass sie sich jetzt im Himmel befindet.

Und außerdem ist das griechische Wort "epi" einfach falsch und tendenziös übersetzt wurden. Dieses Wort bedeutet "auf" und nicht "über"; für die Zeugen muss es einfach "über" heißen, sonst zerstört es ihre ganze Theologie. Wortwörtlich sagt der Urtext: "... und sie werden herrschen auf der Erde" (Offenbarung 5:10).

Der Ausdruck "über die Erde" ist somit nicht korrekt, auch wenn andere Übersetzungen dies genauso übersetzten wie die Wachtturm-Bibel. Am Ende zählt nur das, was der Urtext sagen möchte.

Der Übersetzer kann sich auch nicht entschuldigen, einen Fehler gemacht zu haben, denn in Offenbarung 10:2 wird der griechische Ausdruck "epi tes ges" korrekt mit "auf der Erde" wiedergeben.

Nun zum zweiten Argument und scheinbaren Schriftbeweis: diese Könige wurden "von der Erde erkauft". Auch hier treibt falsche Analogie ihr Unwesen. Wie geht aus diesem Vers hervor, dass sie nun im Himmel sind; wo steht das in der Bibel? Dieser Ausdruck will doch nur sagen, dass Jesus Christus unvollkommene Menschen auf der Erde durch sein Loskaufopfer freigekauft hat.

Das ist genauso unlogisch, wie wenn man jemanden aus dem Gefängnis durch eine Kaution freikauft und nun behauptet, dass dieser sich nicht mehr auf der Erde, sondern nun auf dem Mond befindet. Es ist die gleiche Analogie, die die WTG hier verwendet. Die Bibel will uns nur sagen: sie stammen von der "Erde", aus dem Menschengeschlecht. Dies Formulierung kommt des öfteren in der Bibel vor, in Matthäus 20:28; Apostelgeschichte 20:28; Römer 3:24-2; 1. Korinther 6:20, 7:23; Epheser 1:7; Kolosser 1:14; 1. Johannes 1:7, 2:2. All diese Verse unterstreichen den Gedanken, dass Christen durch das Opfer Jesu erkauft worden sind. Von nur 144.000 ist in keinem der Verse die Rede. Und dass diese "von der Erde" erkauft wurden, geht auch nicht anders, die Engel benötigen kein Loskaufsopfer Jesu; es ist das Menschengeschlecht, das der Sündenvergebung benötigt.

Nun die Gegenseite. Diejenigen, die auf eine Regierung hier auf der Erde verweisen, argumentieren auf folgende Art: Auch sie stützen sich auf Offenbarung 5:9,10, wobei sie hervorheben, dass diese Könige und Priester "auf der Erde regieren werden". Sie verweisen darauf, dass eine Regierung dort präsent sein muss, wo auch die Untertanen sich befinden. Sie verweisen darauf, dass Jesus sichtbar auf die Erde zurückkommen wird. Und in Hebräer 1:6 finden sie eine Stütze für ihre Vermutung:

"Wenn er aber seinen Erstgeborenen wiederum in die bewohnte Erde einführt, sagt er: ..."

Wenn Jesus "wiederum in die bewohnte Erde" eingeführt wird, kann er wohl kaum im Himmel sein und über die Erde regieren.

Sie argumentieren weiter, das himmlische "Jerusalem" würde auf die Erde herunterkommen (Offenbarung 21:10).

Für diejenigen, die so argumentieren, sieht die biblische Beweislage relativ besser aus.

Bei all diesen Überlegungen handelt es sich nur um "Stückwerk", wenn der "Vollkommene" gekommen ist, werden wir mehr erfahren. Somit muss man Fragen wie, ob nun alle Regenten werden und wenn das so ist, dann gebe es ja keine Untertanen, auf die Zukunft verlegen, wenn der "Vollkommene" gekommen ist. C. T. Russell jedenfalls sah kein Problem in dieser Frage, denn er meinte, dass genügend Menschen auferstehen werden, die dann aus der göttlichen Regierung Nutzen ziehen könnten und somit Untertanen werden. Er glaubte, dass alle zu seiner Zeit lebenden Bibelforscher zukünftige Regenten werden würden.

Diese ganze Diskussion kann in ein "theologisches Pingpong" ausarten, wobei niemand gewinnen wird. Christen sollten sich vor jedem nicht angebrachten Dogmatismus hüten.

Dogmatisch können bibeltreue Christen nur über die Dinge sein, über die die Bibel selbst dogmatisch ist, und das sind relativ wenig Dinge.

Das Christsein entscheidet sich nicht an der Frage : Gibt es nun eine himmlische Regierung oder eine irdische Regierung? Auch in dieser Hinsicht sagt uns die Bibel das Wesentliche: Es gibt eine Regierung, es gibt ein Friedensreich auf der Erde, es wird keinen Tod und kein Leid geben. Und über diese Dinge können wir ganz sicher sein; mehr werden wir in der Zukunft erfahren.

Darf ich am Abendmahl teilnehmen?

ZJ feiern einmal im Jahr das Abendmahl, an dem Tag, der dem 14. Nissan des jüdischen Kalender entspricht. Bei dieser Gelegenheit dürfen nur die Glieder der 144.000 von den Symbolen nehmen.

Unter den ZJ bekennen sich ca. 8600 Personen zu dieser Gruppe, und nur sie nehmen von den Symbolen.

Die Zeugen-Gemeinde argumentiert, dass Gott nur mit den 144.000 einen Bund für ein Königreich geschlossen habe, wobei der Schriftbeweis Lukas 22-28-30 ist:

"Ihr seid es, die in meinen Prüfungen mit mir durchgehalten haben; und ich mache einen Bund mit Euch, so wie mein Vater einen Bund mit mir gemacht hat, für ein Königreich, damit ihr an meinem Tisch in meinem Königreich esst und trinkt und auf Thronen sitzt, um die zwölf Stämme Israels zu richten."

Der Zusammenhang zeigt, dass Jesus diese Worte an seine APOSTEL richtete. Das ganze Kapitel in Lukas 22 beweist diese Feststellung. Er sagte zu seinen 11 treuen Jüngern, "ihr seid es", "einen Bund mit Euch" und "damit ihr".

Wenn dem so ist, auf welche Personen bezieht sich dieser Bund? Wäre es exegetisch zulässig, den Bund, den Gott mit Jesus gemacht hat, auf 144.000 zu erweitern? Wäre es exegetisch zulässig, den Bund den Jesu mit seinen 11 treuen Jüngern machte, auf 144.000 zu erweitern?

Der Zusammenhang dieser Bibelstelle zeigt auch, dass diese Worte nicht während und in Verbindung mit dem Abendmahl gesprochen wurden, sondern nach dem Abendmahl, als sich die Jünger gestritten hatten, wer der Größte sei. Die WTG erweitert tatsächlich diesen Bund auf die 144.000, die Begründung ist folgende:

"Wer nimmt von dem Brot und dem Wein? Wer nahm an dem Abendmahl teil, das Jesus kurz vor seinem Tod einsetzte? Seine 11 treuen Nachfolger, zu denen er sagte: "Ich mache einen Bund mit euch, so wie mein Vater einen Bund mit mir gemacht hat, für ein Königreich"(Luk. 22:29). Sie alle waren eingeladen worden, mit Christus an seinem himmlischen Königreich teilzuhaben (Joh. 14:2,3). Somit sollten alle, die heute von dem Brot nehmen, ebenfalls Personen sein, die Christus in diesen "Bund für ein Königreich" aufnimmt. Wie viele sollten davon nehmen? Jesus sagte, dass nur eine "kleine Herde" das himmlische Königreich als Belohnung empfangen würde (Luk. 12:32). Die Gesamtzahl sollte sich auf 144.000 belaufen (Offb. 14:1-3). Mit der Auswahl der Glieder dieser Gruppe wurde im Jahre 33 u. Z. begonnen. Demnach müssten es heute nur noch wenige sein, die davon nehmen." (RS:172)

Wie geht schlüssig aus der Bibel hervor, dass es ein himmlisches Königreich geben wird?

Mit welchem Schriftbeweis erweitern sie Worte Jesu an seine Jünger in Lukas 22:29 auf die 144.000?

Wie geht aus der Bibel hervor, dass nur tatsächlich 144.000 von den Symbolen nehmen dürfen?

Wenn mit der Auswahl dieser 144.000 im Jahre 33 u. Z. begonnen wurde, dann war mit größter Sicherheit die Zahl zu Lebzeiten des Johannes zu Ende des ersten Jahrhunderts voll. Wie können dann heute einige davon auf der Erde leben? Warum lehrt uns die Bibel und die Geschichte nicht, dass zum Ende des ersten Jahrhunderts nur ein Teil der Gläubigen von den Symbolen genommen hat?

Wo ist der Schriftbeweis für folgende Aussage der WTG: "Somit sollen alle, die heute von dem Brot und dem Wein nehmen, ebenfalls Personen sein, die Christus in diesen "Bund für ein Königreich" aufnimmt"?

Wie geht aus Lukas 12:32 hervor, dass hier von einem himmlischem Königreich geredet wird? Und mit welchem Schriftbeweis darf man die "kleine Herde" mit den 144.000 und denjenigen Personen verbinden, die von den Symbolen nehmen dürfen?

Wo sind all die Schriftbeweise?

Der Sinn und Zweck des Abendmahls ist ein Bekennen zu Christus. Ein Erinnern und ein Bekennen, dass nur durch sein Opfer ewiges Leben möglich ist.

Vier Texte in der Bibel berichten uns von dem Abendmahl: Matthäus 26:26-29; Markus 14:22-25; Lukas 22:15-20; 1. Korinther 11:23-34. Wie geht aus all den Versen hervor, dass nur der Überrest der 144.000 von den Symbolen nehmen darf? Jesus sagte:

"Tut dies immer wieder zur Erinnerung an mich... Dieser Becher bedeutet den neuen Bund kraft meines Blutes, dass zu euren Gunsten vergossen werden wird"(Lukas 22:19,20).

Und auch die anderen Verse beweisen nicht die These der WTG. Vielmehr müsste man herausfinden: Wer ist überhaupt in dem Neuen Bund? Und sollen sich nicht alle Christen an Jesus Christus erinnern? Macht es überhaupt Sinn, wenn die Teilname am Abendmahl zur Erinnerung an Jesus geschehen soll, dies dann auf 144.000 zu beschränken?

Geht man näher auf den "Neuen Bund" ein, so wird eine Begrenzung regelrecht unchristlich. In der Parallelstelle in Matthäus 26:28:

"Denn dies bedeutet mein Blut des Bundes, das zugunsten vieler zur Vergebung der Sünden vergossen werden wird."

Und in Römer 11:27 heißt es:

"Und dies ist meinerseits der Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehme."

Der "neue Bund" hat also mit der Sündenvergebung zu tun, wodurch man sich Gott nähern darf und sein Volk wird (Hebräer 8:10; 12:124). Dass dies auf nur 144.000 beschränkt sein soll, stellt die ganze biblische Botschaft auf den Kopf.

Schließlich muss die Frage nach der Teilnahme am Abendmahl jeder selbst entscheiden (Johannes 6:53,54).

Bedenkliche Methoden

"Nehmt euch vor den falschen Propheten in acht, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie raubgierige Wölfe." Matthäus 6:15 NWÜ

Nachdem nun das Für und Wider einer Lehre der WTG (Wachtturm-Gesellschaft) breit dargelegt wurde, mag ein Nicht-ZJ sich fragen. Warum glauben ZJ dieses Dogma, obwohl die Bibel als Ganze diesem eindeutig widerspricht?

Das fragen sich viele ehemalige ZJ.

Warum dauert es Jahre und Jahrzehnte, bis man dem Irrtum auf den Grund gegangen ist? Und warum vertreten ZJ so hartnäckig eine Lehre, die sie mit keiner Stelle der Bibel beweisen können?

Der Hauptgrund liegt darin, auf welche Art und Weise Argumente dargebracht werden, um irgendwelche Behauptungen zu stützen. Ein ZJ erwartet von seiner Religion, dass sich alles auf die Bibel stützt. Natürlich werden Verse zitiert und erklärt, aber diesen Erklärungen fehlt es des öfteren an Substanz, wie bis jetzt bewiesen worden ist.

Kann es nicht sein, dass ZJ manipuliert werden?

Wenn dies der Fall wäre, so würde sich vieles erklären. Es ist interessant, dass die meisten ZJ von den Lehren ihrer Organisation voll und ganz überzeugt sind. Sie übernehmen nicht nur die Argumentation ihrer Organisation, sondern auch ihre Argumentationstechniken. Und einige dieser Techniken werden hier nun aufgeführt. Nicht jede Argumentationstechnik ist unseriös, aber wenn jemand etwas schlecht beweisen kann, kommt es vor, dass bedenkliche Methoden angewendet. Einige der ungültigen Methoden und einige Beispiele sind folgende:

* Falschdarstellungen:

Die WTG behauptet, dass die nominellen Kirchen lehren, dass alle Christen in den Himmel kommen und dass sie nicht an das irdische Friedensreich glauben. All dies ist eine Falschdarstellung der Tatsachen. Wenn man sich aber bewusst ist, dass auch andere christliche Religionen auf ein Friedensreich auf der Erde hoffen, wird man sich dann zu recht fragen: Wie verstehen sie die Zahl 144.000, und warum glauben sie nicht an die Buchstäblichkeit der Zahl?

* Eine Argumentation, die sich auf eine unbewiesene Aussagen stützt. Man geht von einer Überlegung aus, die selbst noch gar nicht bewiesen ist, und baut seine zukünftige Argumentation darauf auf (so etwas ist ein klassischer Zirkelschluss):

Davon gibt es wirklich eine ganze Menge. Ein Beispiel mag genügen: Der Berg Zion in Offenbarung 14:1 ist im Himmel, somit befinden sich auch die 144.000 im Himmel. Bevor man so etwas behauptet, muss man bibelgemäß erklären, ob dies ein irdisches oder himmlisches Zion ist, und dann kann man weiter argumentieren.

* Falsche Analogie, wenn Ähnlichkeiten bestehen, aber nicht diejenigen, die zur Stützung einer Argumentation notwendig ist:

Die "Schafe" aus dem Gleichnis in Matthäus Kapitel 25 werden zum Überleben gerechtgesprochen, Beweistext Matthäus 25:46. Dort ist aber nicht vom Überleben, sondern vom ewigen Leben die Rede. Beide Mal ist wohl vom Leben die Rede, aber trotzdem passen diese Aussagen nicht zusammen.

* Das Herbeiführen eines "falschen Dilemmas":

Wenn alle in den Himmel kommen, ja wer soll dann noch auf der Erde leben? Oder auf der Erde ist es doch viel schöner, warum wollen sie in den Himmel? Oder die Zahl 144.000 muss buchstäblich verstanden werden, sonst kann man dies nicht in Übereinstimmung bringen, dass die Erde zu einem Paradies umgestaltet wird.

* Ad hominem Angriff; der Angriff auf die Person, statt auf die Argumente einzugehen:

Diejenigen, die nicht mehr an die Buchstäblichkeit der Zahl 144.000 glauben, sind "Abtrünnige", möchten ihre "Brüder geistig schlagen" und sind nun in geistiger Finsternis.

Das war nur eine kleine Übersicht von Beispielen für die Argumentationstechniken der WTG, Techniken, die bedenklich sind.

Orwellsche Welt der ZJ - Indoktrination und Subordination

Man kann bestimmt nicht sagen, dass alle ZJ alles kritiklos hinnehmen, was ihre Organisation lehrt. Aber man kann es bestimmt von der Masse der ZJ sagen. Woran liegt das? Zum einem werden sie Opfer der Argumentationstechniken ihrer Organisation, die sie dann voll und ganz übernehmen, weil sie überzeugt sind, dass sie im Recht wären.

Leider realisieren sie nicht, dass ihr Denken in Bahnen gelenkt wird, die einfach unbiblisch, unvernünftig und unmenschlich sind. Ein weiterer Grund, warum ZJ all die Lehren ihrer Organisation kritiklos hinnehmen, liegt darin, dass ihnen gar nichts anderes übrigbleibt. Die WTG, vertreten durch den "treuen und verständigen Sklaven", vertreten durch die "leitende Körperschaft", wünscht, dass man all die Lehren glaubt, die sie vertritt.

Davon hängt eine "anerkannte Mitverbundenheit" ab. Diese Formulierung bedeutet: Wer irgendwelche Lehren anzweifelt und aus Gewissensgründen nicht glauben kann, auch wenn er eindeutige biblische Beweise dafür hat, wird dafür ausgeschlossen. Unter ZJ ist der Ausschluss und das Stigma eines Ausgeschlossenen das Schlimmste, was einem passieren kann.

Kein ZJ darf mit einem Ausgeschlossenen mehr reden, macht er es, kann man ihn dafür auch ausschließen. Wenn man einen ZJ auf der Straße trifft, wird man nicht mehr gegrüßt, alle soziale Kontakte müssen sofort abgebrochen werden. Für den einzelnen ZJ ist dies natürlich hart, zumal sein soziales Umfeld sich nur auf ZJ beschränkt und nach Lehre der WTG beschränken muss. Schon der Gedanke an den Zustand des Ausgeschlossenseins produziert sehr reale Ängste.

Und letzten Endes ist es die Angst, die einen so gefügig macht.

Fragen, die Substanz verraten, sind der WTG sehr unangenehm. Das trifft auch auf die Person zu, die diese Fragen stellt. Zum Teil beantworten sie gar nicht die Fragen, die ihnen zugesandt wurden. Und wenn sie die Fragen beantworten, werden Schritte unternommen, die vielen nicht bekannt sind.

Die Versammlung bzw. die Ältestenschaft wird schriftlich oder mündlich über diese Person informiert, und wenn die Fragen berechtigte Zweifel verraten, werden diese Personen ohne ihr Wissen genauer beobachtet.

"Big Brother Is Watching You".

Das erinnert wirklich an eine Orwellsche Welt. Wenn der Kreisaufseher kommt, wird unter den Ältesten besprochen, wer kritisch ist, wer Fragen hat - womit sie die ausfindig machen wollen, die ihnen gefährlich sind.

Stellt man Fragen an die Ältesten am Ort, also Fragen mit Substanz, so wird dies oftmals ignoriert; bleibt man hartnäckig, wird eine Unterredung mit zwei Ältesten arrangiert, wobei die Zahl zwei wichtig ist, man braucht nämlich zwei Zeugen um eine Exkommunikation zu legitimieren.

Bei diesen Gesprächen geht es nur darum, die WT-Lehre zu verteidigen, auf sachliche und biblische Argumente, die dem Fragesteller Gewissensnot verursachen, wird überhaupt nicht eingegangen.

Zu guter Letzt wird man jedem Fragesteller, somit auch gefährlichen Zweiflern an der WTLehre, ein Ultimatum stellen: anerkenne die WT-Lehre: alles OK, wenn du sie nicht anerkennst, wirst du ausgeschlossen.

Zehntausende solcher Fälle bestätigen, dass dies die Wahrheit ist und nichts anderes als die Wahrheit, auch wenn Vertreter der WTG in der Öffentlichkeit andere Statements abgeben, "public relation statements".

Warum reagiert eine Organisation so heftig gegen Personen, die ihren Lehren nicht mehr zustimmen können? So eine Verhaltensweise ist ein Produkt und die logische Konsequenz ihres Anspruches. Viele ZJ wissen gar nicht, was ihre Organisation beansprucht. Sie beansprucht, wie die nachfolgenden Zitate zeigen werden, dass nur diese Organisation die Bibel versteht, nur sie ist der Mitteilungskanal Gottes, der göttliche Prophet und Stellvertreter Gottes hier auf der Erde. Keiner dieser Ansprüche lässt sich durch zwei Bibelstellen beweisen. Aufbauend auf einem biblisch unbeweisbaren Anspruch, verlangen sie folgendes von ihren "Schäfchen": Man muss in jeder Hinsicht alles akzeptieren, was diese Organisation lehrt und wie sie handelt:

"Beeile dich, Gottes sichtbare theokratische Organisation, die seinen König Jesus Christus vertritt, herauszufinden. Das ist zur Bewahrung des Lebens unerlässlich. Wenn du sie dann herausgefunden hast, solltest du sie in jeder Hinsicht akzeptieren." (WT 15.01.1968:47)

Die ZJ müssen vorbehaltlos alles glauben:

"Wenn wir Jehova und die Organisation seines Volkes lieben, werden wir nicht misstrauisch sein, sondern werden, wie die Bibel sagt "alles glauben", nämlich alles, was "Der Wachtturm" darreicht..." ("Zum Predigtdienst befähigt", Seite 156)

Und wage es bloß nicht, etwas in Frage zu stellen, auch wenn man biblisch recht hat:

"Daher ist der Wille des Sklaven der Wille Jehovas. Rebellion gegen den Sklaven ist Rebellion gegen Gott." (WT 01.08.1956, Seite 474)

Wenn man gerettet werden möchte, muss man in diese Organisation kommen, und folglich alles glauben:

"Während das Zeugnis heute noch die Einladung enthält, zu Jehovas Organisation zu kommen, um gerettet zu werden... " (WT 15.04.1982, Seite 21)

Davon abgesehen, dass für all diese Behauptungen bis heute auch nur eine einzige Bibelstelle zum Beweis fehlt, entbehrt es jeder Vernunft und Menschlichkeit.

Somit werden ZJ total geistig von ihrer Organisation gefangengenommen und müssen ihr Ich abgeben.

So einen Vorgang nennt man Indoktrination und Subordination.

Indoktrination insofern, da das Denken des einzeln beeinflusst bzw. ihm abgenommen wird, unter Androhung des Zornes Gottes, der Schriftbeweis fehlt aber.

Subordination insofern, weil totaler Gehorsam und Unterordnung verlangt werden, die eigentlich nur Gott und Christus zustehen. Wie unvollkommene Menschen solche Ansprüche stellen können, ist ein Rätsel. All diese Vorgehensweisen der WTG sind somit bedenklich.

Nachwort

All diese Ausführungen mögen einen ZJ sehr erschüttert haben. Was er damit anfängt, muss er selbst entscheiden. Auch der Autor ist interessiert an der biblischen Wahrheit. Sollte er irgendwie unkorrekt argumentiert oder zitiert haben, bittet er um Rückmeldung, damit in den zukünftigen Ausgaben dieses Buches Änderungen vorgenommen werden können.

Die Frage, ob jetzt die 144.000 so zu verstehen sind, wie es die WTG lehrt oder nicht, muss jeder selbst entscheiden. Man kann davon ausgehen, dass Glaubensfragen nur durch die Bibel und nur durch die Bibel allein beantwortet werden können, wobei die Beweisführung nicht durch vereinzelte und sowieso schwer zu verstehenden Verse herbeizuführen ist.

Das Dogma der 144.000 ist der WTG so wichtig, so dass ihre ganze Theologie und Hierarchie darauf aufgebaut ist.

Dieser Aufbau wird nur durch drei Verse in der Offenbarung rechtfertigt, über die die WTG im Laufe ihres 100 - Jährigen Bestehens schon öfter ihre Meinung geändert hat.

Theologisch gesehen ist nicht die Buchstäblichkeit der Zahl so katastrophal - andere Religionen glauben auch an die Buchstäblichkeit dieser Zahl, wobei sie andere Konzepte haben - sondern dass die ganze Bibel in erster Linie für die 144.000 geschrieben worden sei und auf sie anzuwenden wäre.

Dadurch wird die Masse der ZJ des Christentums und der Gemeinschaft unseres Herrn Jesus Christus beraubt, da sie weder voll gerechtgesprochen noch wiedergeboren noch geheiligt sind, noch Jesus Christus als Mittler betrachten, noch am Abendmahl teilnehmen dürfen, wobei es für all diese Einschränkungen keine Schriftbeweise gibt - keinen einzigen.

Ist das Dogma der 144.000 antichristlich? Einige bejahen dies, wobei so viele Auslegungen der WTG an den Haaren beigezogen sind und von Personen "zubereitet" werden, denen es an der notwendigen Sorgfalt einfach fehlt; wobei dies einfach paradox ist, denn ihre eigene Religion lehrt Respekt vor der Bibel, zumal ihre eigenen Auslegungsrichtlinien im Ansatz ja richtig sind.

Einige mögen hoffen, dass die WTG ihr Dogma der 144.000 revidiert; das ist unwahrscheinlich. So unwahrscheinlich, wie die katholische Kirche von ihrer Marienverehrung abweichen wird. Vor allem muss ein ZJ lernen, die Bibel mit anderen Augen zu lesen, und vor allem muss er die Aussagen des WT und deren andere Schriften nach korrekten Schriftbeweisen hinterfragen. Er wird schnell merken, dass das Licht für ihn immer heller wird.

In Namen Jesu ist jede falsche Lehre zum Vernichten verurteilt. Alle Falschlehren sollen ihre Verblendung und Anziehungskraft verlieren. Alle Menschen sollen zur Freiheit und Erkenntnis Jesu kommen und Jesus Blut mache sie frei von jeder Bindung und Verblendung. Jeder Mensch soll in deinen Namen erkennen wer Gottes Sohn ist und Gottes Gnade durch Jesu Kreuz annehmen. Amen.

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