"Zeugen Jehovas" - ein Name, der es nicht ganz trifft.
Eher noch hätten sie sich „Zeugen der Manipulation“ nennen müssen - zumindest wäre damit der Wahrheitsgehalt bei Betrachtung der Namensgebung ausreichend Erkenntnis gezollt worden.

Als katholisches Mädchen einer Großfamilie geboren, fand ich unsere Weihnachtsfeste immer wunderbar. Es ähnelte einem Tauschbazar, wo Fragen, wie „Hey, komm‘ lass tauschen ... ich nehm‘ Deinen Pac-Man von Atari und Du kriegst meinen Puppenkoffer“ jedes Jahr aufs Neue auftauchten. Bis eben zum Jahr 1985, als wir das erste Mal kein Weihnachten mehr feierten und ich Heiligabend inmitten einer Zeugenschar verbrachte, deren Kinder ein eigens aufgeführtes Stück über den Fund von Moses im Weidenkorb „aufführte“.

Ein für mich sehr seltsames Weihnachten. Es fehlten die Plätzchen, es fehlte der Christbaum, es fehlte überhaupt alles, was mit dem Fest zu tun hatte, das ich immer in Zusammenhang mit einer „heilen Familie“ ansah. Man muss mir diese naive Sicht insofern verzeihen, als dass ich gerade erst den 10. Geburtstag gefeiert hatte (ach ja, „Geburtstage“ .... des Satans heiliges Fest). Was auch immer. Ich habe sicherlich nichts Großartiges durch die nicht stattgefundenen Geburtstage, Weihnachtsfeiern, Silvester- und Karnevalsfeten verpasst. Ich war ja gerade erst im Begriff, meine Kindheit zu verlassen. Wie sollte ich da Unterschiede wahrnehmen, gar erkennen?

Heute, gerade erst 30 Jahre alt geworden, arbeite ich als Redakteurin, auch teils als Drehbuch-Autorin für unqualitative Sender wie RTL oder Sat.1 und als Herausgeberin eines Frauenmagazins, dass sich der Satire verpflichtet hat.

Man möge denken „och toll, die hat aber den Ausstieg gut verkraftet“.

Was soll ich dem Mutmaßer darauf antworten? Die Wahrheit? Übrigens ein Wort, das ich bis heute auf den Tod nicht leiden kann. „Die Wahrheit“.

Welche Gruppierung auf diesem kleinen Planeten im Universum maßt sich an, die „Wahrheit“ zu besitzen? Von Sprengstoffgürteln tragenden Terroristen in Flugzeugen einmal abgesehen und ja, eben jenen, die den Wachtturmgürtel am Leibe tragen, um damit unbehelligt ahnungslose Leute frühmorgens aus den Federn wecken, indem solch intelligente Fragen gestellt werden, wie „Glauben Sie an das Paradies?“

Ja, natürlich glaube ich an das Paradies. Aber ich glaube auch an das Gegenteil: an die Hölle auf Erden. Und der Königreichssaal ist der prädestinierte Ort für allerlei Zusammenkünfte seelisch kranker, psychisch und physisch gestörter Persönlichkeiten, die sich durch selbsternannte Beförderungen in möglichst seriösen Bankkaufmannklamotten („Dienstamtsgehilfe“, „Ältester“, „Rechtskomitee“) dazu auserkoren fühlen, andere Menschen in die gleiche Finsternis zu locken, aus der sie sich leider nicht befreien konnten.

Nun ja, es begann damit, dass meine katholisch/evangelischen Eltern ihren besten Freund durch Krebs verloren. Tragisch - sicher.

Tragischer aber, dass jener sich kurz vor seinem Tode mit Zeugen Jehovas in Verbindung gesetzt hatte. Demnach, schnell wie unsere kleinen Hirnwäsche-Schäfchen sind, hatten sie auch gleich die Beerdigungsansprache für sich beansprucht. Und genau die - ja, die Beerdigungsansprache - war es, die in meiner Mutter plötzlich reges Interesse für die Thematik „Zeugen Jehovas“ aufkeimen ließ. Ich kann mich noch genau erinnern, wann der erste Tag war, als wir einen Zeugen Jehovas zu Hause hatten. Meine Mutter hatte Kuchen gebacken und Kaffee gekocht.

Ich fragte „kommt Oma heute“? Sie: „Nein, Oma nicht. Aber zwei Zeugen Jehovas“.

Ich war schockiert - und das mit meinem gerade mal 10jährigen Lebensjubiläum, wusste ich doch, dass Zeugen Jehovas „nix feiern dürfen“. Schrecklicher Gedanke für eine 10Jährige, die alle Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke den biblischen Bach runter fließen sah, hatte sie sich doch schon Wünsche, wie „Chrystal-Barbie“ und „Skateboard“ geäußert.

Was ich tat? Ich setzte mich hinzu.

Eine grauhaarige Tante, mit Bibel und „Paradiesbuch“ bewaffnet, die ich nicht kannte, wollte von mir „Oma Kamps“ genannt werden. Ich fand es etwas irritierend, diese Fremde „Oma“ zu nennen, da ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Meine Mutter aber schien wie auf Planet Alpha Centauri von jeglicher Realitätswahrnehmung weit entfernt zu sein.

(Heute denke ich, dass sie wenigstens einmal in ihrem Leben einen guten Joint hätte rauchen müssen, um zu wissen, wie schnell jemand Visionen hat und mal eben ein Bibelbuch schreiben kann, dass noch 3000 Jahre später gelesen werden würde).

Es folgten also Stunden, in denen meine Mutter plötzlich aufmerksam zuhörte, was denn die Möchtegern-Oma aus der Bibel erzählte. Ich, gerade erst mit einer „1“ im Fach Religion gekürt, meinte natürlich, mein Wissen beisteuern zu müssen. Momente, in denen meine Religionslehrerin immer sagte „Toll, Elly. Dass Du so was weißt. Super“, wurden mit „Nein, das ist ganz verkehrt. Es gibt kein Kreuz. Zur Kirche zu gehen, ist eine Sünde. Und überhaupt, werden alle Weltmenschen mal sterben“.

Das fand ich aber nun gar nicht prickelnd.

Ich hatte bis dato immer gedacht, Jesus sei wie ein Kumpel, zu dem man mal nur beten braucht, und schon, ist Gott da, der einem aus der Patsche hilft. Und jetzt ist plötzlich von Tod die Rede? Und dass die alle sterben? Meine besten Freunde? Meine Klassenkameraden und sogar meine Religionslehrerin?“

„Haben die denn Krebs?“, fragte ich.

„Nein, sie haben den Satan in sich“, hörte ich gegen mein Trommelfell prallen.

„Ob das nicht das Gleiche sei?“

Als Antwort wurde ich auf mein Zimmer geschickt.

Mein Vater sah das wohl ähnlich, denn er stellte in allen nachfolgenden Treffen meiner Mutter mit Zeugen Jehovas den Fernseher so laut, dass man nur noch Stadiongegröle und Borussia-Mönchengladbach-Fangekreische hörte, statt all die braven Dinge aus dem Paradiesbuch zu lernen, die uns „Oma Kamps“ doch beibringen wollte. Und die „Oma“ war schockiert über das Verhalten meines Vaters, wollte er doch lieber wissen, wie Borussia gegen Schalke spielt, statt sich vorzustellen, wie Kinder von Nichthippies auf Wiesen mit Löwen und Grizzlybären spielen.

Aber der rebellische Zustand meines Vaters dauerte nur so lange an, bis dass mein Vater eines Tages selbst mit Zeugen Jehovas zu tun hatte. Und nachdem man ihm in einer schwachen Stunde erwischte, als „Mann der Mitverbundenen“ Kuchen und Kaffee servierte (was für einen Handwerker wohl das Gleiche sein muss, als böte man einem Bodybuilder Anabolika an), war auch mein Vater mit dem Wachtturm-Virus infiziert.

„Solche freundlichen Leute habe ich ja noch nie kennen gelernt ...“

„Ja ja ... freundlich, sage ich mir heute. Die vorgetäuschte Verhaltensweise von Sektenmitgliedern. So freundlich, dass heute die Straßenseite gewechselt wird, wenn sie einem begegnen und man sich nur einen Haarspalt breit vorstellen kann, wie sich ein Aussätziger in der Lepra-Kolonie in Südindien fühlen muss.

Plötzlich waren sie es beide. Meine Eltern! Eben halt Zeugen Jehovas. Und wir Kinder wurden allesamt mitgeschleppt.

Was tat ich? Ein vorlautes Kind, das stets meinte, „die Eltern haben immer Recht“? Na, ich glaubte ihnen. Wie alle, die wir in diesen Mauern aufgewachsen sind. Erwachsene haben halt immer Recht. Punkt.

Es kam wie es kommen musste. Meine Klassenkameraden luden mich nicht mehr ein, weil ich sie ja nun auch nicht mehr einladen durfte. Geburtstage gab’s ja nun mal nicht mehr. Karneval verbrachte ich als Depressive und Weihnachten beneidete ich im Fernsehen die Waltons.

Trotz meiner angeborenen Skepsis, fing ich immer mehr an, mich bei den Zeugen zu profilieren. Meine Religionsnote „1“ in der Schule (die einzige „1“) musste irgendwie ersetzt werden - also ging ich hin und fand „Freunde“. Freunde bei den Zeugen Jehovas. „Freunde“, die alle drei Wochen bei meinen Eltern mit der Bibel auftauchten und ihnen in ihre eigens von Gott mitgegebene Erziehungsgewalt der kleinen Elly „reinredeten“. Was meine Eltern bis heute nicht wissen ist, dass ich immer an der Türe gelauscht habe. Und das war wahrlich interessant, als knapp 13jährige, eh schon mit der Pubertät überforderten Fastjugendlichen, die unter allen möglichen Krisen leidet, an der Türe mit anhören zu müssen, wie die eigenen Eltern sich gegen einen verschwören. Und ich einen Ältesten zu meinem Vater sagen hörte

„Wer sein Kind liebt, der züchtigt es.“

Uiuiui.

„Züchtigung“.

Das fand ich aber überhaupt nicht irgendwie lieb von Gott, dass er mir so was durch meine Eltern antun lassen wollte. Aus Protest betete ich an diesem Abend nicht.

Und was hatte ich denn Schlimmes gemacht?

Ich verstand es nicht.

Ich habe jeden Tag mindestens 3 gute Taten vollbracht .... kleine Vogelbabies gerettet, wütende Briefe an die Robbenschlächter in Grönland geschrieben, und jeden auf dem Schulhof verteidigt, der sich nicht wehren konnte, bin trotz roter Birne mit Wachtturmtasche und Zeugen an meiner Seite, an die Türen meiner Klassenkameraden und habe ihnen was aus der Bibel erzählt, was man mit Gelächter am nächsten Tag auf dem Schulhof quittierte.

Ja, irgendwie war ich sehr sehr anders, stellte ich plötzlich fest.

Die bösen Weltmenschen mochten mich plötzlich nicht mehr (inklusive meiner Religionslehrerin) und ich wurde behandelt wie Luft. Aber die Zeugen mochten mich ebenfalls nicht. Wo gehörte ich hin?

Eine kleine Querulantin war ich, jawohl. Und dann auch noch eine, die gerne schwarze Sachen trug (einfach nur, weil ich meinte, damit schlanker zu wirken, aber mir wurde potenzieller Satanismus vorgeworfen). Ja, und meine Eltern? Die mochten mich anscheinend auch nicht, hatten sie doch den Ältesten versprochen, mich zu züchtigen.

Und dieses Versprechen endete damit, dass ich mich noch mit 16 Jahren im Kleiderschrank versteckte, aus Angst, mein Vater würde noch einmal auf die Idee kommen, mich innerhalb von 20 Minuten zum zweiten Mal windelweich zu prügeln und man zwei Wochen lang alle blauen Flecken auf dem Körper sehen würde, die ich bei Nachfragen von Kollegen in meiner ersten Ausbildung entschuldigte mit „ich bin die Treppe runter gefallen“ (ich fand diese Ausrede nahezu perfekt, hatte sie doch den Sinn, zumindest einen wachsamen Menschen in meiner weltlichen Umgebung darauf aufmerksam zu machen, dass ich irgendwie Hilfe brauchte). Aber die Hilfe kam nie.

Ja, ich fand wirklich wahre Freunde, finden Sie nicht auch?

Ich konnte es nach den Schlägen und dem Heulkrampf im Kleiderschrank kaum abwarten, mit Grizzlybären zu spielen - glauben Sie mir das.

Mein Kleiderschrank war mein Paradies. Oh ja. Da fand er mich nämlich nicht.

Ich hatte das unglaubliche Glück, Eltern zu haben, die zu ihrem Kind standen.

Ich hatte das ungeheure Glück, Menschen zu begegnen, die mir nach meinem Austritt Briefe schrieben, wie „Hoffentlich krepierst Du elendig“ - oh ja. Aus der Feder einer Zeugin Jehovas, die mir in einem Brief Rosamunde-Pilcher-mäßig schrieb, wie toll es alle einmal im Paradiese haben werden und beim Tee und Kuchen (da haben wir ihn mal wieder - den Kuchen) sich fragen „Könnt Ihr Euch noch an diese Elly erinnern?“

„Nein, nicht mehr so richtig. Ist das nicht die, die sich die Haare schwarz färbte und die Gott in Harmagedon vernichtet hat?“

Ich weiß nicht, aber ich denke, Sie stimmen mir zu, wenn ich sage, dass ich einer ungemein liebevollen Religion angehörte, die ihren Kindern das mit auf den Weg gibt, was von Nöten ist, um die Welt zu retten.

Wie ich mich fühlte?

Fragen Sie mich doch bitte gleich, wie in 4 Wochen das Wetter auf Madagaskar wird und Sie haben annähernd ein Gefühl dessen, wie ich mich fühlte.

Das eigentlich Traurige an der Sache war, dass ich irgendwie stinkwütend auf „Gott“ wurde. Ich dachte, „Hey, wieso lässt Du so was in Deinem Namen machen“?

Und wieso lässt Du zu, dass ein paar Psychopathen in Amerika hingehen und behaupten, sie würden direkt mit Dir kommunizieren und sind die Leitende Körperschaft, beeinflussen damit alle 4 Millionen Anhänger und Du lässt sie einfach so gewähren.

Und er antwortete mir nicht direkt. Er ist da eher etwas zurückhaltend und gab mir die Antwort in Form eines solch erkennenden und klaren Verstandes, dass ich mich selbst davor erschrak. Ich begann sie zu sehen. Das, was jeden Zeugen Jehovas einen Zeugen Jehovas sein und werden lässt: die Manipulation.

Ich sah und beobachtete sie schon mit 14 Jahren in einem Königreichssaal. Einem Alter, wo Gleichaltrige dem Dr. Sommer-Team schreiben, wieso sie mit Pickeln bestraft werden und was das ist, was sie so nervös werden lässt, wenn sie „diesen einen Jungen“ in der Schule immer sehen. Ich indes bekam meine aufkeimenden Fragen mit biblischen Gleichnissen beantwortet: Menschen, die anderen nicht vom Paradies erzählen, laden „Blutschande“ auf sich. Jawohl. Drohungen - die haben schon unter Adolf und dem Reichspropagandaminister gewirkt. Wieso sollten sich Charles Taze Russels Fans nicht dem anschließen?

Denn Eines tat ich schon von Kleinkindbeinen an immer: an Gott glauben.

Noch bevor die Zeugen sich den Kuchen meiner Mutter einverleibten.

Gott konnte mir niemand nehmen. Auch nicht die Zeugen.

Vielmehr hatte ich die Überzeugung gewonnen, dass Gott einem die Erkenntnis gibt, sobald Du begreifst, dass er das, was er jedem zum Geschenk machte, den freien Willen, als das Wichtigste erachtet, was er einem Menschen geben kann.

Und ja, den habe ich mir bis heute bewahrt. Gott ist mein Freund. Einer, der mir Kraft gab, mit 18 Jahren, all diese gestörten Patienten, die nie in eine Psychiatrie eingewiesen wurden und statt dessen von Tür zu Türe den Wachtturm und ihre eigens hergestellte Literatur anzupreisen, zu verlassen.

Und soll ich Ihnen etwas möglicherweise schockierend Blasphemisches sagen?

Genau in einem solchen Moment, wenn man nur noch mit sich und Gott alleine ist, lernt man ihn wirklich und wahrhaftig kennen.

Wenn keine 100 „Brüder“ und „Schwestern“ (die einem die „Vernichtung“ wünschen) sowie das Galgenquartett „Rechtskomitee“ einem sagt, was man zu tun hat. Wenn da nichts mehr ist, was Angst macht, weil man alles schon erfahren hat, was Ängste entstehen lässt. Wenn man wirklich ganz alleine mit sich ist, dann hat man wirklich das Gefühl, dass „er“ existiert. Und dass all diese „falschen Propheten“ vor denen ZJ warnen, diese selbst sind. Sie warnen mit diesen Bibelzitaten eigentlich vor sich selbst - aber „befangen“ wie ein Interessierter nun mal ist, sieht er das nicht. Er wird schon von Gott durch diese Handlanger des Verderbens, der Manipulation und der Gehirnwäsche darauf hingewiesen. Aber man ist blind. Man findet „Worte“ und „Kuchen“ besser als das, was tatsächlich in der Bibel geschrieben steht. Wenn der Wachtturm einem die Bibel erklärt, wozu sie selbst dann noch lesen?

Und ich kann sie beruhigen...

Ich habe jede wichtige Bibelstelle mit originalen Schriftstücken verglichen. Die „Neue-Welt-Übersetzung“ ist eine Zeugen-Jehovas-Bibel und sie haben sie Wort für Wort so verändert, dass sie nichts mehr mit dem Original zu tun hat, auch wenn man Ihnen das noch so oft eingehämmert hat und eintrichtern wollte. Fangen Sie selbst an zu LESEN. Nicht nur zu hören und in gemütlicher Runde darüber zu plaudern, weil Sie glauben, dass es Ihnen „Freunde“ erzählen.

Befreien Sie Ihre Synapsen von dem Gedankengut, was Ihnen Bibel-Laien „wissenschaftlich“ darlegen.

Beginnen Sie wirklich zu sehen und Sie werden feststellen, dass Gott ein liebevoller Gott ist. Keiner, der „seine Gläubigen“ gegeneinander aufhetzt, um sie mit „Todes- und Vernichtungsgedanken“ auf seine Seite zu ziehen. Und kein Gott, der Eltern dazu bringt, ihre Kinder zu schlagen. Wäre dies tatsächlich die Wahrheit, so würde ich „diesen Gott“ nicht wollen. Denn Kinder sind das Wertvollste, was wir besitzen. Ich habe selbst eines. Einen wundervollen Jungen, dem ich beigebracht habe, selbständig zu denken und zu sehen und zu beoachten, was um ihn herum passiert. Ein Kind, dass wirklich noch unbefangen ist in seinem Glauben an das Gute. Und das nehme ich ihm niemals mit Worten, wie „Du bist böse und Du wirst schon sehen, was Du davon hast.“

Es ist nicht gut, wenn sich eine 16Jährige vor ihrem Vater im Kleiderschrank verstecken muss. Und nein, es ist auch nicht gut, wenn Menschen, die glaubten, wirkliche Freunde gefunden zu haben, von diesen gemieden und zum „zukünftigen Tod“ verdammt werden.

Wenn das wahr wäre, wissen Sie, was Sie damit aussagen?

Dass Jesus dafür gestorben ist, dass paranoide Leute hingehen und seinen Namen mit Titelüberschriften des „Erwachet!“ und „Wachtturms“ missbrauchen.

Man braucht für eine Sekte drei Fundamente:

1. Eine Ideologie, die die Schwachen, Kranken und psychisch Labilen anzieht (denn davon gab es immer und wird es immer mehr geben , als die „Reichen“ und „Gesunden“ und „Zufriedenen“

2. Fantasiereiche „Strafen“ für Nichtgehorsame (Rechtskomitee, Bruder-gegen-Bruder-Zeugenaussagen, Hierarchie in der Familienstruktur und Gemeinschaftsentzug)

3. Eine höhere Macht, die über alles Gewalt hat und „alles sieht“ ... in diesem Falle, haben die Zeugen Jehovas einfach „Gott“ genommen, weil er massentauglich ist.

Wann wachen Sie auf?

„Erwachet!“ ist die Mehrzahl. Nicht der Singular an Sie als einzelner individueller Mensch gerichtete Botschaft. Eben eine, die massen- und somit sekten- und mitgliedsfördernd ist.

Wenn mir meine Mutter heute sagt: „Du hast ja die Wahrheit verlassen.“

Dann antworte ich: „Ich habe sie soeben erst gefunden.“

Oder glauben Sie im Ernst, dass Gott, als vollkommene Institution, das Verhalten von Zeugen Jehovas billigen würde?

Menschen, die entgegen den Ratschlägen Jesus handeln? Das, wofür sein Sohn gestorben ist? Für die Liebe? Was ist Liebe? Etwa das...

Hey, die Gebrüder Grimm haben es nicht geschafft, Märchen aufrecht zu erhalten, wieso glauben Sie es denn den Zeugen Jehovas? Weil „Kranke“ gerne Märchen glauben. Es lenkt sie von der Realität und dem daraus resultierenden Handlungszwang ab, etwas aus eigener Kraft dagegen tun zu müssen. Wenn es „das Böse“ wirklich gibt, dann „muss ich ja nix tun, außer an Gott zu glauben, statt mich selbst zu hinterfragen?“ Na aber Hallo. So eine Story fand Jesus nicht mal bei den Pharisäern toll. Jesus würde heute, statt Tempelvorhänger durchzureißen, alle Stühle in Kongress-Sälen von Zeugen Jehovas umkippen. Die die sich Gerechtigkeit anmaßen. Was unterscheidet diese von jenen, die schon Jesus nicht leiden konnte?

Wissen Sie, was ich mir anmaße? Zu Gott ein vertrautes Verhältnis zu haben. Mit der Stunde meines Austretens ist er erst wirklich aufgetaucht und hat mir Rückhalt gegeben. In Stunden, in denen ich unbefangen in der Bibel gelesen habe (nicht der Zeugen-Bibel) - und ich ihn Salomo like um „Weisheit“ gebeten habe.

Ja, die hat er mir gegeben ... und zwar in vollem Umfang. Sehend. Fühlend. Wissend.

Wenn sich ein ehemaliger Zeuge nicht im Laufe der Zeit von den Doktrinen der Wachtturmgesellschaft befreit, ist er nicht besser als die Piloten, die ein WTC ansteuern, um Menschen ins Unglück und in den Tod zu stürzen. Und als Betthupferl gibt’s noch den Tod obendrein und das „Paradies“ (wie bei den Muslimen, die aber ein wenig sexueller orientiert sind, weil sie auf 1000 Jungfrauen hoffen, die ihnen nach ihrem Selbstmordattentat entgegenjubeln“)

Und das, was sie tun würden, wenn Gott sie fragen würde: „Hast Du geliebt?“

Und lassen wir Gott mal aus dem menschlichen Dramatik-Spektakel heraus, dass sich nur einen Flohsprung von dem entfernt, was Sie allabendlich in „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“ als miserable Soap aufgehalst bekommen, es aber tagtäglich in Königreichssälen von Zeugen Jehovas beobachten können (ich habe übrigens niemals mehr wieder intrigantere Menschen als dort getroffen).

Gott ist fair.

Und Fairness ist etwas, dass nie mit dem Tod endet.

Denken Sie drüber nach und lesen Sie zur Abwechslung wirklich einmal in der Bibel, statt im „Paradiesbuch“.