Dwight D. Eisenhower wurde als Zeuge Jehovas erzogen. Alle Eisenhower-Jungen verließen die Religion der Zeugen Jehovas und stellten sich offen gegen wichtige Aspekte der Wachtturm-Lehre.

Dennoch bemühten sich die Eisenhowers, das volle Ausmaß der Wachtturm-Tätigkeit ihrer Mutter und der Angehörigen zu verbergen. Die Gründe dafür erörtert ein neues Werk von Dr. Jerry Bergman vom Northwest State College, Ohio, der besonders für sein Buch über die seelische Gesundheit der Zeugen Jehovas bekannt ist.

Warum Präsident Eisenhower seine Erziehung als Zeuge Jehovas verbarg

Dr. Jerry Bergman, Northwest State College, Ohio

Dwight D. EisenhowerÜbersicht

Es wird, auch in maßgeblichen Werken über ihn, allgemein berichtet, dass Präsident Eisenhower als River Brethren von Eltern erzogen wurde, die aktive Glieder der River Brethren-Kirche waren. Tatsächlich wurde Dwight D. Eisenhower als Zeuge Jehovas erzogen, eine Sekte, die man bis 1931 allgemein als Russelliten oder Bibelforscher bezeichnete. Seine Mutter war seit 1895, als Dwight fünf Jahre alt war, bis zu ihrem Tode in der Sekte tätig. Eisenhowers Vater war gleichfalls ein aktives Mitglied, obwohl er sich nach 1915 schließlich nicht mehr als Zeuge betrachtete.

Alle Eisenhower-Jungen verließen die Religion der Zeugen Jehovas und stellten sich offen gegen wichtige Aspekte der Wachtturm-Lehre, obwohl einige der Werte, die sie aus ihren Bibelstudien mitbekamen, sie wahrscheinlich das ganze Leben lang beeinflussten. Einige Wachtturm-Werte spiegeln sich vielleicht sogar in Dwights Erklärungen in seinem späteren Leben gegen den Krieg wider. Dennoch bemühten sich die Eisenhowers, das volle Ausmaß der Wachtturm-Tätigkeit ihrer Mutter und der Angehörigen zu verbergen, obwohl sie gelegentlich ihre Zugehörigkeit zu ihnen zugaben. Die Gründe, warum die Eisenhower-Jungen sich große Mühe gaben, ihre frühe Wachtturm-Verbindung zu verbergen, sollen hier erörtert werden.

Einführung

Die Geschichte der religiösen Erziehung der Eisenhower-Jungen ist von entscheidender Bedeutung, wenn man sowohl den Wachtturm als auch die Jungen selbst verstehen möchte. Der vorherrschendste Einfluss im Hause Eisenhower seit der Zeit, als die Jungen noch klein waren, war der der Wachtturm-Theologie und ihres Glaubenssystems. Beide Eltern waren während der meisten der prägenden Jahre ihrer Kinder sehr engagiert und sehr der Wachtturm-Theologie verpflichtet. Ida übernahm wahrscheinlich die Führung in religiöser Hinsicht, und David Eisenhower wurde später von vielen Wachtturm-Lehren enttäuscht; dennoch beeinflusste ihn die Religion im späteren Leben.

Als sie erwachsen waren, folgte keiner der Eisenhower-Jungen offiziell den Wachtturm-Lehren und ihrer Theologie; sie versuchten sogar, ihre Erziehung als Zeugen Jehovas zu verbergen. Der älteste Sohn Arthur sagte einmal, er könne die religiösen Dogmen seiner Eltern nicht akzeptieren, obwohl er die Religion seiner Mutter" im Herzen habe (Kornitzer, 1955:64).

Obwohl keiner der Jungen von Frau Eisenhower in der Wahrheit" war, wie sie und andere Zeugen das nannten, hoffte sie, sie würden eines Tages auch die Religion annehmen, in der sie erzogen worden waren. Sie lehnten offen das meiste der Wachtturm-Theologie und der medizinischen Vorstellungen ab, besonders ihre Eschatologie und die millennaristischen Lehren. Dennoch beeinflusste sie ihre Erziehung als Zeugen ganz eindeutig. Noch im späteren Leben mochte Dwight den informellen Kirchendienst" mit dem eindringlichen Singen und dem eindringlichen Predigen", mit dem er aufgewachsen war (Dodd, 1963:233). Ida unterstützte sie verhältnismäßig während der meisten Zeit ihrer Berufskarrieren und sagte oft, sie sei stolz auf sie und auf das, was sie erreicht hätten, auch wenn dies gegen ihren Wachtturm-Glauben verstieß.

Der Hintergrund der Eisenhower-Familie

Geboren am 14. Oktober 1890 in Denison, Texas, wurde Dwight D. Eisenhower der vierunddreißigste Präsident der Vereinigten Staaten. Er diente zwei Amtszeiten lang, von 1953 bis 1961. Seine Eltern, David und Ida Eisenhower, besaßen ein einfaches, zweigeschossiges Holzhaus auf der South 4th Street in Abilene, Kansas. Ida, eine genügsame, hart arbeitende Frau, pflanzte einen großen Garten auf ihrem knapp fünf Morgen großen Land, in dem vieles von dem, was die Familie brauchte, wuchs. Neal behauptete, die Eisenhowers konnten nur deshalb ihre wachsende Familie ernähren, weil sie diese kleine Farm hatten, auf der es auch Kühe, Hühner, ein Rauchhaus, Obstbäume und einen großen Gemüsegarten gab (Neal, 1984). Dwight und seine fünf Brüder (Arthur [geb. 1886], Roy [geb. 1892], Earl [geb. 1898] und Milton [geb. 1899] sowie David] wuchsen in Abilene, Kansas, auf.

Die Werte der Eltern von Dwight Ike" Eisenhower und ihrer familiären Umgebung spiegelten sich in dem enormen Erfolg all ihrer Kinder wider. Der wahrscheinlich vorherrschendste Einfluss im Hause Eisenhower war die Religion, vor allem Jehovas Zeugen (bis 1931 als Bibelforscher bekannt) und in einem geringeren Maße die River Brethren (Dodd, 1994).

Beide Elternteile waren während der meisten der prägenden Jahre der Eisenhower-Kinder in der Wachtturm-Religion tätig. Eisenhowers Mutter, Ida Eisenhower, erklärte, sie habe 1895 begonnen, sich beim Wachtturm zu engagieren, als sie 34 und Dwight gerade einmal fünf Jahre alt war (Cole, 1955:190). Ida wurde 1898 getauft, was bedeutet, dass sie ab da als Zeugin Jehovas diente.

Überdies war Idas Engagement bei den Zeugen nicht bloß ein Liebäugeln, wie einige behaupteten, sie war vielmehr 50 Jahre lang ein treues Mitglied der Zeugen Jehovas" (Fleming 1955:1). Mit Dwights Worten hatte sie eine unbeugsame Anhänglichkeit an ihre religiösen Überzeugungen". Gemäß den Worten des gegenwärtigen Wachtturm-Präsidenten Milton G. Henschel war Ida Eisenhower eine der tatkräftigsten [Wachtturm-] Predigerinnen in Abilene" (Fleming, 1955:1). Die Wachtturm-Gesellschaft übte einen entscheidenden religiösen Einfluss auf Dwight aus -- bis 1914, als er auf die Militärakademie West Point ging (Dodd, 1959; Eisenhower, 1969).

Der River Brethren-Hintergrund von Ikes Eltern

Ida wuchs im Shenandoah Valley in Virginia auf und ging ursprünglich zur lutherischen Kirche. Hutchinson kam zu dem Schluss, Ida habe seit den frühesten Jahren ein Interesse an Religion" gezeigt (1954:364). Als Schulmädchen studierte Ida die Bibel ausgiebig und zitierte auswendig daraus -- einmal lernte sie innerhalb von sechs Monaten 1365 Bibelverse auswendig, eine Tatsache, die mehrere ihrer Söhne voller Stolz anführten (Neal, 1984:13). Die Bücher der Sonntagsschule in der lutherischen Kirche in Mount Sidney nahe Staunton, Virginia, enthalten immer noch die Aufzeichnungen, wie sie die Bibel auswendig lernte.

Eisenhowers Eltern trafen sich, als sie beide Studenten an einem kleinen College der United Brethren in Lecompton, Kansas, der Lane University, waren. Nachdem sie in Lecompton an 23. September 1885 heirateten, verließen sie beide das College (Hatch, 1944). Obwohl sie jeweils nur ein Semester vollendeten, blieb in beiden der Wunsch nach Bildung erhalten -- und spiegelte sich in der großen Unterstützung bei der Erziehung ihrer Söhne wider (Kornitzer, 1955). Offensichtlich war es Idas Ehemann, der sie in die Gruppe einführte, die landläufig die River Brethren genannt wurden, und zwar zum Teil deswegen, weil viele seiner Verwandten zu dieser Gruppe gehörten.

Weder David noch Ida engagierten sich jemals stark in dieser Sekte, obwohl oft fälschlich gesagt wird, Ida und David Eisenhower [seien] River Brethren" gewesen (Miller, 1987:77-78). Davids Vater Jacob und seine Brüder Ira und Abraham waren Mitglieder, aber Ikes Cousin, Reverend Ray L. Witter, der Sohn von A. L. Witter, behauptete, obwohl Ida und David mehrere Jahre lang die Gottesdienste der Brethren besuchten, sei keiner von ihnen Mitglied gewesen. Sie hätten auch nicht für eine längere Zeit die Gottesdienste besucht (Miller, 1987:77-78; Dodd, 1959:221).

HausEin enger Freund der Familie, R. C. Tonkin, erklärte sogar, seiner Kenntnis nach [hätte] niemand aus der Familie je die River Brethren-Kirche besucht" (Tonkin, 1952:48). Sowohl die Kirchenbücher als auch mündliche Überlieferung zeigen, dass Dwight etwa um das Jahr 1906 weniger als ein Jahr lang dorthin ging (Sider, 1994). Zur Beachtung: Der Begriff River Brethren wird landfäufig in der Literatur über Präsident Eisenhower gebraucht, aber der offiziell registrierte Name während des Bürgerkriegs und danach ist The Brethren in Christ Church. Der Begriff River Brethren wird hier verwendet, weil praktisch alle Hinweise auf Eisenhowers Religion ihn verwenden. Der Begriff setzte sich durch, weil die ersten Kirchen in der Nähe von Flüssen lagen.

Die Hinweise, dass Dwight vielleicht gelegentlich in die Sonntagsschule der River Brethren Church in Abilene ging, beinhalten auch die Behauptung von John Dayhoff (der in den Kirchenbüchern von 1906 als Klassenkamerad Dwights geführt wird), er sei mit ihm zur Sonntagsschule gegangen. Als Dwight gemäß der Klassenlehrerin Ida Hoffman dorthin ging, schien er offensichtlich nie aufzupassen oder sich für die Lektionen zu interessieren" (Davis, 1952:49). Drei der Eisenhower-Kinder, darunter auch Dwight, werden in den Aufzeichnungen von 1906 der Sonntagsschule der Brethren in Abilene, Kansas, geführt, aber ihre Eltern werden nicht erwähnt. Dass die drei Jungen aufgelistet wurden, ging wohl teilweise auf den Einfluss von Jacob, Dwights Großvater, zurück, einem aktiven Geistlichen der River Brethren-Kirche bis zu seinem Tode im Mai 1906.

Als Davids Onkel Abraham, ein autodidaktischer Veterinär, beschloss, Wanderprediger zu werden, vermietete er sein Haus an David mit der Maßgabe, dass Jacob dort wohnen konnte (Lyon, 1974; Dodd, 1963). David Eisenhowers Familie zog darauf in Abrahams Haus in der 201 Southeast Fourth Street. David stand durch seine Beschäftigung in der Bella Springs-Molkerei, die der Kirche gehörte, mit den River Brethren in Verbindung. Er arbeitete seit seinem Umzug nach Abilene in der Molkerei, bis er in Rente ging (Ambrose, 1983:19-20).

Die vielen anderen Angehörigen und Freunde, die zu den River Brethren gehörten, hatten wahrscheinlich auch Einfluss auf Dwights religiöse Entwicklung. Physisch und seelisch umgaben ihn Tanten, Onkel, Großväter und ein Urgroßvater, von denen die meisten Laienglieder oder Prediger in einer der Brethren- oder Holiness-Sekten waren (Dodd, 1994). Gladys Dodd kam zu dem Schluss, die Brethren, denen sich Dwight bei einer Gelegenheit zur Anbetung anschloss, seien ein Klüngel gewesen, zusammengehalten durch die Bande einzigartigen Auftretens und Taufweisen, die Abneigung gegen den Krieg und dergleichen" (Dodd, 1994:1).

Warum sich die Eisenhowers dem Wachtturm anschlossen

Ein wichtiger Katalysator, der bei Dwights Eltern bewirkte, dass sie die River Brethren verließen und sich dem Wachtturm anschlossen, hatte mit Ikes acht Monate altem Bruder Paul zu tun, der im Jahre 1895 an Diphtherie starb. Diese Tragödie schmetterte die Eisenhowers nieder, und die theologische Erklärung der River Brethren, Paul sei im Himmel, stellte sie nicht zufrieden. Zu jener Zeit konnten drei Frauen aus der Nachbarschaft die Eisenhowers mit der Hoffnung trösten, sie würden ihren Sohn bald wiedersehen. Dieser Trost war die Lehre der Russelliten, der Tod sei bloß ein Schlaf und alle in den Gräbern würden bald auferweckt werden. 1895 wurde gelehrt, diese Auferstehung käme in der neuen Welt, die vor 1914 zu erwarten sei, damals nur noch neun Jahre entfernt (Gruss, 1976). Die drei Frauen -- Clara Witt, Mary Thayer und Emma Holland -- verkauften Ida eine Reihe von Buchbänden, die damals die Bezeichnung Millennium-Tagesanbruch-Reihe trugen (später in Schriftstudien umbenannt), sowie ein Abonnement auf Zion's Watch Tower and Herald of Christ's Presence, heute Der Wachtturm. Ida engagierte sich schon bald und nahm auf ihren Mann Einfluss, sich ihr kurze Zeit später anzuschließen.

David und Idas Interesse an Harmagedon (der Krieg, von dem der Wachtturm lehrt, dass Gott in ihm alle Bösen, d.h. alle Nichtzeugen, vernichten wird) und der bevorstehenden Wiederkehr Christi wurden stark durch die Wachtturm-Beschäftigung mit Endzeitereignissen beeinflusst, insbesondere dem Datum für Harmagedon. Möglicherweise hatten auch andere Bekannte neben den Wachtturm-Anhängern ein Interesse an der Vorhersage von Endzeitdaten, darunter auch ihre Onkel Abraham und Ira, die beide offensichtlich von den Spekulationen über Endzeitdaten der evangelikalen Sekte namens Hephzibah Faith Missionary Association aus Tabor, Iowa, beeinflusst wurden (Dodd, 1994:2).

Dodd kam nach ihrer ausgedehnten Untersuchung des religiösen Engagements der Eisenhower-Familie zu dem Schluss, dass Ida schon sehr bald eine treue und hingegebene Zeugin wurde und sich bis zu ihrem Tod aktiv als Kolporteurin [Missionarin] für die Wachtturm-Gesellschaft betätigte" (Dodd, 1959:245). Schon bald war die Religion die Kraft, die das Leben eines jeden in dem Holzhaus der Eisenhowers in Abilene bestimmte (Kornitzer, 1955:134). Dwight Eisenhowers Glaube wurzelte in dem biblischen Erbe seiner Eltern", und die Erziehung der Eisenhower-Jungen war durchdrungen" von Religion (Fox 1969:907; Lyon, 1974:38).

FamilieDie Eisenhowers hielten in ihrem Salon wöchentliche Wachtturm-Treffen ab, wo die Jungen der Reihe nach aus den Wachtturm-Publikationen und der Bibel vorlasen und darüber sprachen. Dwight Eisenhower war auch an diesen Studien beteiligt -- er behauptete, er habe die Bibel zweimal vollständig durchgelesen, noch bevor er achtzehn Jahre alt war (Jameson, 1969:9). Ambrose kam zu dem Schluss, das Ausmaß des religiösen Engagements der Eisenhower-Jungen sei so weitreichend gewesen, dass...

... David vor den Mahlzeiten aus der Bibel vorlas und dann um einen Segen bat. Nach dem Essen zog er wieder die Bibel hervor. Als die Jungen alt genug waren, waren sie mit dem Lesen an der Reihe. Ida organisierte Zusammenkünfte der [...] Wachtturm-Gesellschaft; man traf sich sonntags in ihrem Salon. Sie spielte Klavier und führte das Singen an. Weder David noch Ida rauchten jemals oder tranken, spielten Karten, fluchten oder spielten um Geld (Ambrose 1983:19-20)

Diese Erziehung hatte zweifellos einen entscheidenden Einfluss auf alle Eisenhower-Jungen. R. G. Tonkin schätzte, als die Eisenhower-Jungen noch klein waren, habe die Größe der Studiengruppe etwa fünfzehn Personen" betragen (1952:48).

Die Wachtturm-Anhänger kamen bis 1915 im Hause der Eisenhowers zusammen, als das Wachstum der örtlichen Versammlung sie dazu zwang, einen Saal für die Gottesdienste zu mieten. Später wurde in Abilene ein großes Haus für die Wachtturm-Zusammenkünfte (ein Königreichssaal, wie er jetzt heißt) gebaut (Dodd, 1959:244). Die Zusammensetzung der Russelliten-Gruppe in Abilene wird von Dodd folgendermaßen beschrieben:

Mary Thayer brachten den Wachtturm den Eisenhowers als erste nahe. Diese Gemeinschaft bildete zusammen mit L. D. Toliver und den R. O. Southworths den Kern der Versammlung der Russelliten in Abilene. Von 1896 bis 1915 kamen die Bibelforscher ... am Sonntagnachmittag im Hause der Eisenhowers zusammen. Während der meisten Zeit dieser zwanzig Jahre diente David Eisenhower (und gelegentlich L.D. Toliver) der Klasse als Bibelstudienleiter oder Ältester", wie die Gruppe ihren Führer nannte (1959: 236)


Ida blieb ihr ganzes Leben lang im Wachtturm tätig. In einem Brief an eine Mitzeugin stellte Ida fest, sie sei seit sechsundneunzig [1896] in der Wahrheit und [ich] ... bin es immer noch ... es war für mich ein Trost ... Naomi Engle bleibt [sic] bei mir, und sie ist auch eine Zeugin, so bin ich guter Hoffnung [sic]" (Fleming, 1955:3; Cole, 1955:192).

Der religiöse Hintergrund von Dwights Vater

Dwight wurde auch von den religiösen Vorstellungen seines Vaters, David Eisenhower, beeinflusst. Obwohl er als Kleinkind bei den River Brethren erzogen wurde und für kurze Zeit zu den Lutheranern und dann später vor und während seiner Collegezeit zur Methodistenkirche ging, bekehrte er sich ein paar Jahre nach seiner Frau zum Wachtturm. David Eisenhower diente dem Wachtturm viele Jahre lang als Ältester und Bibelstudienleiter, eine Rolle, in der er sich gelegentlich mit L. D. Toliver abwechselte (Dodd, 1959:225). Neal behauptete sogar, dass David Eisenhower durch den Wachtturm zum Mystizismus" gebracht wurde, weil er eine riesige Wandkarte" der ägyptischen Pyramiden benutzte, um die Zukunft vorherzusagen. David lehrte seine Jungen, als sie aufwuchsen, von dieser Karte die Endzeittheologie der Wachtturm-Gesellschaft. Die drei mal einsachtzig Meter große Karte enthielt nach David Prophezeiungen für die Zukunft wie auch die Bestätigung biblischer Ereignisse. Fasziniert von der bizarren Zeichnung ... verbrachte [Dwight] Stunden damit, Davids Schöpfung zu studieren" (Neal, 1984:13).

Diese Pyramidenkarte zeigte die [Große] Pyramide von Gizeh in Ägypten; es handelte sich dabei tatsächlich um eine zentrale Lehre der Bibelforscher (Dodd, 1959:242). Die Karte wurde von der Wachtturm-Gesellschaft erstmals in der Millennium-Tagesanbruch-Reihe, Band 1, im Jahre 1898 veröffentlicht. Später war dann eine Wandkarten-große Version erhältlich. Die Karte spielte in der Wachtturm-Theologie für über 35 Jahre eine hervorragende Rolle und hatte für David eine solche Bedeutung, dass ...

... seine religiösen Überzeugungen in Form einer eindrucksvollen (einsfünfzig oder einsachtzig Meter hohen, drei Meter breiten) Wandkarte der ägyptischen Pyramiden Gestalt annahmen, mit deren Hilfe er zu seiner eigenen Zufriedenheit bewies, dass die Maße der Pyramiden -- äußere Abmessungen, innere Gänge, Winkel der Kammern usw. -- spätere biblische Ereignisse und andere Dinge, die noch in der Zukunft lagen, vorhersagten. Wie zu erwarten, faszinierte diese Vorführung seine Kinder; die Karte wurde zu einem der am meisten geschätzten Besitztümer der Familie (Lyon, 1974:38)

Russell entnahm viele seiner Prophezeiungen der Pyramide, insbesondere das Jahr 1914, zu dem das Ende der Welt erwartet wurde (Franz, 1993:20). Die Pyramide fand auch bei der Bestätigung der Wachtturm-Lehre von den Zeitaltern Verwendung. Earl Eisenhower behauptete, sei Vater habe die Karte benutzt, als er zum Wachtturm gehörte, um zu seiner eigenen Zufriedenheit [zu beweisen], dass die Bibel mit ihrer Prophetie Recht hatte" (Kornitzer, 1955:136).

Die Pyramide war von solch entscheidender Bedeutung für die frühe Wachtturm-Theologie, dass eine riesige, drei Meter hohe Betonpyramide als passender Grabstein für C. T. Russell ausgesucht wurde, als er starb. Sie steht immer noch in der Nähe von Russells Grab nahe Pittsburgh, Pennsylvania. Russell verurteilte den Mystizismus ausdrücklich als Dämonismus und lehrte, die Pyramide habe nichts mit Mystizismus zu tun, sondern sie sei eine zweite Offenbarung, eine Bibel in Stein", die den Bericht der Heiligen Schrift sowohl ergänzte als auch bestätigte (Russell, 1904: 313-376).

Einige Jahre später verurteilte der zweite Wachtturm-Präsident, Joseph F. Rutherford, die Pyramidenlehre mit eindeutigen Worten, eine der vielen Lehränderungen, die zu mehreren Wachtturm-Spaltungen führte (Rutherford, 1928; Dodd, 1959:243). Dodd bemerkte, die Karte sei noch 1944 im Hause [der Eisenhowers] gewesen, aber im Jahre 1957 konnte sie sie weder im Haus noch im Eisenhower-Museum in der Nähe ausmachen. Sie erfuhr, dass die Karte und andere Wachtturm-Werte beseitigt worden waren (Dodd, 1959:242-243). Dodd kam zu dem Schluss, die Wachtturm-Gegenstände seien wahrscheinlich von der Familie vernichtet worden, um die Peinlichkeit wegen des Engagements der Eltern bei den Zeugen Jehovas zu mindern. Davids Hingabe an den Wachtturm änderte sich schließlich, und später wurde er ein offener Gegner.

Dodd kommt zu dem Schluss, 1919 sei David Eisenhowers Interesse an Russell eindeutig verblasst". Vor seinem Tod im Jahre 1942 soll er die Lehre Russells widerrufen" haben. (1959:224). In einem Brief an Edward Ford erklärte David, ein Faktor, der seine Desillusion über den Wachtturm hervorgerufen habe, sei der Fehlschlag der Prophezeiungen über das Ende der Welt einschließlich der Jahre 1914 und 1915 gewesen (Ford, 1995). Nachdem er die Wachtturm-Gemeinschaft aufgab, sei David, so behauptet sein Sohn Arthur, ein Erforscher der Bibel geblieben, und seine religiösen Lesegewohnheiten seien auf die Bibel oder alles, was mit ihr in Zusammenhang stand, beschränkt gewesen", aber er las keine Wachtturm-Literatur. Obwohl die Bibel den Mittelpunkt in David Eisenhowers Denken einnahm, habe sein Vater, fügte Milton hinzu, auch Geschichtsberichte, seriöse Zeitschriften, Zeitungen und religiöse Literatur" gelesen (Kornitzer, 1955: 261).

Edgar Eisenhower erklärte, dass sein Vater zum Teil deshalb den Wachtturm verlassen habe, weil er nicht mehr mit der reinen Wachtturm-Lehre einverstanden sein konnte, die so sehr ein Teil ihres Denkens war." Seine Söhne behaupteten später steif und fest, David habe seine Frau vor allem deshalb bei den Wachtturm-Aktivitäten begleitet, um ihr zu gefallen. Wachtturm-Berichte nennen gewöhnlich nur Ida als Zeugin und stützen damit den Schluss, dass David den Wachtturm nach 1915 verlassen habe.

David Eisenhower starb im März 1942 im Alter von 78 Jahren. Idas Pflegerin, Naomi Engle, eine willensstarke Zeugin, regelte eine Zeugen-Jehovas-Beerdigung für David, auch wenn er vor seinem Tode klargestellt hatte, dass er kein Wachtturm-Anhänger mehr war" (Miller, 1987:80). Das Begräbnis wurde von dem Zeugen James L. Thayer durchgeführt; ihm stand ein weiterer Zeuge, Fred K. Southworth, zur Seite.

Probleme wegen der Wachtturm-Zugehörigkeit der Eisenhowers tauchen auf

Die Wachtturm-Zugehörigkeit der Eisenhowers schuf viele familiäre Konflikte. Die Russelliten lehrten, dass die Brethren und alle anderen Kirchen nicht in Gottes Gunst standen. Ihr zweiter Präsident, der Rechtsanwalt Joseph F. Rutherford (1916-1942), griff bösartig alle Religionen mit Slogans wie Religion ist eine Schlinge und Gimpelfang" an (Dodd, 1959). Der Wachtturm unter Rutherford lehrte sogar, alle Priester und Geistliche seien des Teufels und führten ihre Herden in die ewige Verdammnis (Bergman, 1999). Als Ergebnis dieser und anderer Lehren beobachtete Dodd, dass die River Brethren und andere Religionsgemeinschaften zur Jahrhundertwende...

... fanatische Gegner des Russellismus waren. Noch 1913 ... gab der evangelikale Visitor ein Pamphlet mit dem Titel Die gotteslästerliche Religion, die die Vernichtung Jesu Christi lehrt" als bis dahin beste Publikation gegen den Russellismus" heraus, und der Herausgeber dachte, jeder Prediger der River Brethren sollte es lesen. 1928 schrieb einer der Prediger der Brethren, Abraham Eisenhower (Davids Bruder), an den evangelikalen Visitor bezüglich des Russellismus: Oh, törichter Unsinn. Es ist des Teufels Asbestdecke, die Realität einer Verurteilung zum Höllenfeuer zu verdecken. Das Wort Gottes wird diese infame Lüge beiseite reißen und die Tatsache eines Lebens nach dem Tode offenbaren." Diese deutliche Erklärung gab die allgemeine Ansicht der meisten Eisenhowers wieder (Dodd, 1959:246)

Die River Brethren haben viel mit den Mennoniten gemeinsam, und beide wurden einmal wegen ihres einfachen Lebensstils und ihrer Kleidung die schlichten Menschen" genannt. Obwohl die Sekte sich erneuert hat und bereits im frühen 20. Jahrhundert nicht mehr wie früher einmal großes Gewicht auf Einzelheiten wie die Kleidung legte, war sie im 19. Jahrhundert doch noch vergleichsweise streng. Die Ehe konnte nur durch den Tod aufgelöst werden, harte körperliche Arbeit war eine Haupttugend, und noch nach der Jahrhundertwende durften die Mitglieder weder Tabak rauchen noch anbauen.

Die frühen Wachtturm-Lehren waren denen der River Brethren in mancherlei Hinsicht ähnlich. Beide haben sich in wichtigen Punkten geändert, seit die Eisenhowers im Jahre 1895 Mitglieder wurden (Dodd, 1959). Überdies war eine Anzahl River Brethren zu Anhängern Russells geworden" (Dodd, 1959:234). Obwohl es insbesondere in der Lehre wichtige Unterschiede gab, war beiden Gruppen gemeinsam, dass sie pietistische, konservative Sekten waren, die, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, gegen den Krieg waren. Beide Sekten betonten auch die Wichtigkeit eines Bibelstusiums, beide verurteilten viele weltliche Gewohnheiten, und beide waren stark an Endzeitprophezeiungen und Eschatologie interessiert.

Versuche, den Wachtturm-Hintergrund zu verbergen

Dwights religiöser Hintergrund wird von vielen Autoren diskutiert, aber die meisten enthalten viele Fehlinformationen. Die Fehlinformation über die Religion der Eltern Dwights wird noch durch die Tatsache verschlimmert, dass viele Eisenhower-Biografien und sogar Schriften der Eisenhower-Söhne es oft ablehnten, völlig und aufrichtig die tatsächliche religiöse Zugehörigkeit ihrer Eltern anzuerkennen (Fleming, 1955:1; Eisenhower, 1969). In einer Sammlung persönlicher Erinnerungen gab Edgar Eisenhower nur zu:

Die religiösen Interessen unserer Eltern wandten sich einer Sekte zu, die als Bibelforscher bekannt ist. Die Zusammenkünfte wurden in unserem Hause abgehalten, und jeder legte die Bibellektionen für sich selbst aus. Mutter spielte Klavier, und sie sangen vor und nach jeder Zusammenkunft Choräle. Es war eine richtige Gebetsversammlung im alten Stil. Sie sprachen mit Gott, lasen aus der Bibel, und jeder bekam die Möglichkeit, sein Verhältnis zu Ihm zu erklären. Ihre Vorstellungen von Religion waren direkt und einfach. Ich habe weder diese Bibellektionen vergessen, noch den Einfluss, den sie auf mein Leben hatten. Einfache Menschen nahten sich auf einfache Weise Gott. Wir haben das nicht vergessen können, weil Mutter diese Glaubensbekenntnisse tief in unser Gedächtnis einbrannte. Auch als ich erwachsen war, endete jeder Brief, den ich bis zu dem Tag, an dem sie starb, von ihr bekam, mit einem Abschnitt aus der Bibel (McCullun, 1960:21)

Selbst Präsident Eisenhowers geistiger Mentor und enger Freund, Billy Graham, wurde zu dem Glauben verführt, Eisenhowers Eltern seien River Brethren [gewesen], eine kleine, aber hingebungsvoll fromme Gruppe in der Tradition der Mennoniten." Viele Autoren beziehen sich auf den Wachtturmglauben nur als Fundamentalisten" oder Bibelforscher", wobei der letzte Begriff nur bis 1931 auf die Zeugen Jehovas Anwendung fand (Beschloss, 1990; Knorr, 1955). Lyon erklärte sogar:

Das besondere Wesen der Religion ist unsicher. Die Eltern scheinen die River Brethren für eine naivere und strengere Sekte verlassen zu haben, etwas, das als Bibelforscher bezeichnet wird, und später tendierten sie zu der evangelikalen Sekte der Zeugen Jehovas (Lyon, 1974:38)

Bela Kornitzer erwähnt nur, dass die Eisenhowers Bibelforscher" waren, fundamentalistische religiöse Überzeugungen" hatten und die Schriften Pastor Russells" studierten. Er erwähnt aber nicht, dass Russell der Wachtturm-Gründer war (1955:14, 22, 32). (Als Russell im Jahre 1916 starb, wurden seine Schriften fast sofort durch die des neuen Präsidenten, Richter" J. F. Rutherford, ersetzt. Das führte zu mehreren größeren Spaltungen in der Bewegung und ihre Umwandlung in die Zeugen Jehovas).

Sogar Werke, in denen eine ausführliche Diskussion der religiösen Erziehung Eisenhowers enthalten ist, wie das Buch des eben genannten Bela Kornitzer, erörtern vorranging seinen religiösen Hintergrund bei den River Brethren, der, wenn überhaupt, auf Dwight in erster Linie nur während seiner Vorschulzeit Einfluss hatte.

Ein Artikel von Drew Pearson erklärte, Präsident Eisenhowers Mutter habe einmal biblische Traktate für die Zeugen Jehovas verkauft" und unterstellte damit, sie habe nur mit den Zeugen liebäugelt und sei niemals fest engagiert gewesen (1956:6). Edmund Fuller und David Green merken an, nachdem sie behaupteten, Eisenhowers Eltern seien River Brethren gewesen, dass der Großvater des Präsidenten Reverend Jacob Eisenhower gewesen war, ein Geistlicher bei den Brethren, und dass die religiöse Belehrung der Eisenhower-Jungen streng, fundamentalistisch und irgendwie puritanisch war. Sie wurden gut in der Bibel geschult" (1968:213).

Sogar noch üblicher ist es, den Namen der vorherrschenden Religion, in der Dwight erzogen wurde, und seine Bedeutung für die prägenden Jahre der Eisenhower-Jungen einfach wegzulassen. (Siehe beispielsweise Larson, 1968). In einem der detailliertesten Geschichtsberichte über Eisenhowers frühe Jahre sagte Davis nur, dass Ida später ein noch 'primitiveres' und starreres Christentum gesucht" habe als die River Brethren, wobei der Leser damit in der Luft hängt, was für eine Gruppe das sein könnte (1952:111). Eine ausgedehnte Suche des Autors in den wichtigen Aufbewahrungsorten der Briefe und Papiere von Präsident Eisenhower offenbarte, dass er so gut wie nichts über seine Empfindungen über den Wachtturm oder auch nur über Religion im Allgemeinen geschrieben hatte außer dem hier Besprochenen.

Der Wachtturm-Hintergrund der Eisenhower-Jungen ist nicht sehr bekannt oder anerkannt -- wahrscheinlich zum Teil auch zurückzuführen auf den Zwiespalt, den damals und auch heute noch viele Menschen gegen den Wachtturm fühlen (Sellers, 1990). Diesen Antagonismus veranschaulicht die Wortwahl eines Zitates, in dem behauptet wird, Ida sei spät in ihrem Leben "zu allem Überfluss noch ein Mitglied der als Zeugen Jehovas bekannten Sekte..." geworden (Gunther, 1951:52).

Darstellungen der Eisenhower'schen Familiengeschichte wiederholen gewöhnlich die Behauptung, Dwights Eltern seien River Brethren gewesen oder hätten nicht direkt mit dem Wachtturm zu tun gehabt (Miller, 1944). Typisch dafür ist ein Artikel in Time, in dem nur erklärt wurde, dass Ikes Eltern zu den River Brethren [gehörten], einer Mennonitensekte", wobei noch hinzugefügt wurde, dass die Eisenhowers den Söhnen zusammen mit ihrer Frömmigkeit das Glaubensbekenntnis an einen selbstlaufenden Individualismus" mitgaben (Time, 4. April 1969:20). Eine andere Darstellung behauptet, die Eltern Eisenhowers seien Mitglieder einer protestantischen Sekte namens River Brethren gewesen und hätten die Kinder in einer altertümlichen Atmosphäre puritanischer Moralvorstellungen erzogen. Gebet und Bibellesen seien ein täglicher Teil ihres Lebens gewesen. Gewalt sei verboten gewesen, obwohl man einen solchen Erlass in einer Familie mit sechs Jungen reichlich schwer durchsetzen konnte (Whitney, 1967:311).

Warum die Eisenhower-Jungen versuchten, ihre Wachtturm-Vergangenheit zu verbergen

Gemäß Pearson suchte David Eisenhower, mit seiner religiösen Herkunft konfrontiert, nach einem...

... behutsamen Weg, den Familiennamen von dieser Verbindung frei zu machen. Er ist sich der Tatsache bewusst, dass Jehovas Zeugen nicht an den Fahnengruß oder den Dienst mit der Waffe glauben. Gleichzeitig möchte er nicht voreingenommen gegen irgendeine Sekte erscheinen. Sowohl Ike als auch sein Bruder Milton haben das Problem mit geistlichen Ratgebern erörtert. Aber sie haben keinen rechten Weg gefunden, Ida Eisenhowers Beziehung zu Jehovas Zeugen zu dementieren, ohne die Sekte zu beleidigen und vielleicht den Vorwurf religiöser Voreingenommenheit auf sich zu ziehen (Pearson, 1956:6)

Pearson fügt noch die oft wiederholte Behauptung hinzu, dass Ida auf ihre alten Tage von einer Pflegerin beeinflusst wurde, die der Sekte angehörte. Biblisch gesinnt, wie sie war, stimmte die alte Frau Eisenhower freudig zu, den Zeugen Jehovas zu helfen, biblische Traktate zu verbreiten. Eigentlich waren beide Elternteile Dwights ergebene Mitglieder einer kleinen Sekte namens River Brethren" (Pearson, 1956:6). Ironischerweise sagte Jack Anderson in einer Drew Pearson-Kolumne, die nur drei Monate zuvor veröffentlicht wurde, Ike [sei] merkwürdig empfindlich wegen der Religion seiner Eltern. Sie waren Zeugen Jehovas, obwohl die autorisierten Biografien sie 'River Brethren' nennen..."

Sowohl Dwight als auch sein Bruder Milton prüften das Manuskript von Bela Kornitzers Buch Story of the Five Eisenhower Brothers [Die Geschichte der fünf Eisenhower-Brüder]. Später bat Milton Kornitzer privat darum, einen Hinweis auf die Mitgliedschaft seiner Eltern in der Zeugensekte zu streichen (Anderson, 1956:16b). In einem der letzten Interviews, das die Familie gab, sagte Milton nur, sie seien als Fundamentalisten erzogen worden. Mutter und Vater kannten die Bibel von vorne bis hinten" (Zitiert in Freeze, 1975:25). Die Wachtturm-Gesellschaft reagierte auf diese übliche Auslassung folgendermaßen:

Obwohl die Zeitschrift Time behauptete, Ida Stover Eisenhower sei ein Mitglied der River Brethren, einer Mennonitensekte, gewesen, hat sie damit nur ihre ständige Vorgehensweise fortgeführt, Jehovas Zeugen in allem, was sie betrifft, zu verunglimpfen. Sie gehörte nie zu den River Brethren. Sie war eine Zeugin Jehovas. Das erste Studium der Zeitschrift Watchtower in Abilene, Kansas, begann in ihrem Haus im Jahre 1895. Ihr Haus war bis 1915, als man einen Saal erwarb, Versammlungsort. Sie blieb eine Verkündigerin der Zeugen Jehovas bis zum Jahre 1942, als ihre nachlassende Gesundheit sie untätig werden ließ; doch sie war weiterhin eine treue Anhängerin (Knorr, 1946:7)

Kornitzer bemühte sich ausdrücklich darum, die Quelle der Größe" Dwight Eisenhowers zu bestimmen. Er kam zu dem Schluss, dass sie von seiner Familie und ihren Wertvorstellungen käme. Mit Dwights Worten war seine Mutter tiefreligiös". Einmal erklärte er, dass seine Mutter...

... von einer örtlichen Gruppe angezogen wurde, die als Die Bibelklasse bekannt war. In dieser Gruppe, wo es keine Geistlichen gab, war sie glücklich. Die Sonntagszusammenkünfte wurden immer in den Häusern der Mitglieder abgehalten, auch unsere. Das ungewöhnliche Gottesdienstprogramm beinhaltete Choräle, bei denen meine Mutter Klavier spielte, und Gebete. Die übrige Zeit widmete man sich einem Gruppengespräch über ein ausgewähltes Kapitel der Bibel (1967:305)

Obwohl die Gruppe vor 1931 das Etikett Bibelforscher bevorzugte, studierte man, wenn man zusammenkam, gewöhnlich nicht die Bibel, sondern erstrangig Wachtturm-Publikationen.

Im frühen 20. Jahrhundert standen eine Buchreihe namens Schriftstudien, geschrieben von C.T. Russell und seiner Frau, sowie die laufenden Ausgaben der Zeitschrift The Watchtower im Mittelpunkt des Studiums. Die Eisenhower-Jungen wichen dem Thema ihrer religiösen Erziehung gewöhnlich aus, doch Dwight Eisenhower gab einmal offen zu, dass es sich bei der Gruppe, der seine Eltern angehörten, um Jehovas Zeugen handelte:

Schließlich gab es so eine lose Gemeinschaft mit ähnlichen Gruppen im ganzen Land ... hauptsächlich durch das Abonnement einer religiösen Monatsschrift, des Watchtower. Nachdem ich von zu Hause weg und in die Armee gegangen war, wurden diese Gruppen enger zusammengefasst, und schließlich nahmen sie die Bezeichnung Jehovas Zeugen an (1967:305)

Eisenhower fügt dann hinzu: Sie waren wahre Kriegsgegner aus Gewissensgründen. Obwohl keiner ihrer Söhne ihre Überzeugung in diesem Punkt teilte, weigerte sie sich, uns ihre Überzeugungen aufzudrängen, so wie sie sich auch weigerte, ihre eigenen zu ändern" (1967:305). Umgekehrt war Dwights Mutter nicht glücklich, dass ihre Söhne Wachtturm-Glaubenssätze verletzten, insbesondere die Einstellung gegenüber dem Krieg.

Viele Berichterstatter nannten Dwights Mutter eine religiöse Pazifistin" (siehe beispielsweise das Life Magazine, 1969), wie es auch Dwight tat. Die Wachtturm-Gesellschaft hat gerichtlich feststellen lassen, sie seien keine Pazifisten, sondern Verweigerer aus Gewissensgründen, die sich nur Kriegen widersetzten, die von Menschen begonnen und geführt werden. Die Wachtturm-Gesellschaft lehrt, dass die Beteiligung am Krieg, wenn es denn nicht einer ist, von dem Gott wünscht, dass wir ihn führen, nicht nur ein Vergehen gegen Gottes Gesetz sei, man solle nicht töten" und man solle seinen Nächsten lieben", sondern dass sie auch verkehrt sei, weil die Wachtturm-Lehre dies als unrechten Gebrauch der Zeit in diesen letzten Tagen vor Harmagedon betrachtet. Sie lehrte ihre Anhänger, es sei deren Aufgabe, vor dem Ende noch andere zu bekehren -- jenem Ende, von dem die Wachtturm-Gesellschaft schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts lehrt, es stünde unmittelbar bevor". Mit ihren Worten sind sie bedingte Pazifisten", obwohl die Wachtturm-Gesellschaft aus pazifistischen Gründen oft gegen alle Kriege argumentiert. Mit Dwights Worten war seine Mutter aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen gegen den Militarismus" (Kornitzer, 1955:87).

Jehovas Zeugen hielten sich damals auch von jeder politischen Betätigung fern, weil sie glaubten -- und dies heute noch lehren --, dass das bald aufzurichtende Königreich Gottes auf Erden -- das Tausendjahrreich -- die einzige Lösung für alle weltlichen Probleme sei (Kornitzer, 1955:276). Mit Milton Eisenhowers Worten waren seine Eltern als gute Zeugen Jehovas mehr um das Tausendjahrreich besorgt, das leider nicht zu ihrer Zeit gekommen war, als sie es um zeitgenössische soziale Einrichtungen waren" (Kornitzer, 1955:278). Alle Eisenhower-Jungen stimmten auf diesem Gebiet nicht mit der Wachtturm-Sichtweise überein. Milton erklärte auch, seine Eltern seien weitab der Politik, aber ... als ich älter wurde, hatte ich viele Gespräche mit ihnen in dem fruchtlosen Versuch, ihnen zu zeigen, dass sie unrecht hatten" (Kornitzer, 1955:277). Natürlich war es Ida und, bis er ging, David als Wachtturm-Anhängern nicht erlaubt, sich politisch zu betätigen -- selbst die Teilnahme an Wahlen führte in den 1940er Jahren zu einem Ausschluss.

Oft wird Idas angeblicher Pazifismus als Grund für ihre gegnerische Einstellung gegenüber Ikes Militärkarriere angegeben, wo der eigentliche Grund doch die Wachtturm-Theologie war. Ein Beispiel war ihre Reaktion darauf, als er im Sommer 1911 von zu Hause weg und auf die Militärakademie West Point ging, wie von Pickett berichtet. Damals waren Dwights...

... Mutter und der zwölf Jahre alte Bruder Milton die einzigen Angehörigen, die sich von ihm verabschiedeten. Seine Mutter war nicht in der Lage, irgend etwas zu sagen, wie sich Milton erinnerte: "Ich ging mit Mutter aus dem westlichen Vorbau heraus, als Ike sich auf den Weg in die Stadt machte, seinen Koffer in der Hand, um den Zug zu nehmen. Mutter stand da wie ein steinernes Standbild, und ich stand direkt neben ihr, bis Ike nicht mehr zu sehen war. Dann kam sie herein und ging auf ihr Zimmer und plärrte" (Pickett, 1995:8)

Alden Hatch schilderte die Bestürzung Idas darüber, dass Dwight nach West Point gegangen war -- die so weit ging, dass sie hoffte, er werde die Aufnahmeprüfung nicht schaffen, so dass er nicht dableiben könne --, und behauptet dann, der Grund dafür sei ihre Abscheu gegenüber dem Krieg" (Hatch, 1944:21). Ida war tatsächlich aus mehreren Gründen dagegen, und folglich verbarg sie vor ihren Söhnen ihren geschwächten Glauben" und den Kummer", den es ihr bereitete, dass Ike eine Militärkarriere anstrebte. Die Verlegenheit der Eisenhower-Söhne wegen des Engagements ihrer Eltern beim Wachtturm kommt lebhaft in der folgenden Darstellung zum Vorschein:

Sowohl Ida als auch David, insbesondere aber Ida, waren begeisterte Leser des Watchtower, und zum Zeitpunkt des Todes von Ida gab es davon eine fünfzigjährige Sammlung im Haus an der South East Fourth Street. Die Publikation war von 1896 bis 1946 per Post gekommen. Es war Milton, der die fast fünfzigjährige Sammlung der vermutlich ihm peinlichen Zeitschriften zusammenband und sie aus dem Eisenhower-Haus wegschaffte -- aus den Augen der Reporter. Er gab sie einer Nachbarin, die eine Zeugin war (Miller, 1987:79).

Die Nachbarin war die Frau von James L. Thayer, eine der Frauen, die ursprünglich Frau Eisenhower bekehrt hatten. Dass man die Wachtturm-Literatur, die Karten und andere Wachtturm-Dinge von Dwights Eltern loswerden wollte, war nur ein Anzeichen für die vielen Konflikte, in denen die Eisenhower-Jungen wegen der esoterischen Religion der Eltern standen. Diese Konflikte sind vielleicht ein Grund, warum keiner von ihnen Mitglied beim Wachtturm oder in einer fundamentalistischen Kirche wurde.

Eine weitere Darstellung veranschaulicht die Tendenz der Presse, es zu vermeiden, die Wachtturm-Mitgliedschaft der Eltern Eisenhowers offen zu benennen. Als Ike 1915 seinen Abschluss auf der West Point-Militärakademie machte, gab ihm seine Mutter eine Ausgabe der American Standard Version der Bibel, die von den Wachtturm-Leuten benutzt wurde, weil sie durchgängig den Begriff Jehova" anstelle von Gott verwendete. Als Ike seinen Amtseid zur zweiten Amtsperiode leistete, wurde diese Bibel verwendet (Siehe das Foto in der London Daily News vom 2. Februar 1957:1). Die Presseberichte über diese Darstellung zitierten jedoch gewöhnlich nicht die Worte, die der Präsident tatsächlich las: Gesegnet ist die Nation, deren Gott Jehova ist"; vielmehr wurde statt Jehova" der Begriff Herr" eingesetzt. Die Wachtturm-Gesellschaft kam zu dem Schluss, dass dieses Falschzitat der Versuch war, Präsident Eisenhower vom Glauben seiner Eltern zu entfremden, indem ein Begriff nicht verwendet wurde, der zu der Zeit eng mit der Zeugen Jehovas-Sekte in Verbindung gebracht wurde (Knorr, 1957:323-324).

Warum waren die Eisenhowers (und die Presse) so zurückhaltend damit, ehrlich die Religion der Eltern offenzulegen? Ein Grund wird aus einem Artikel ersichtlich, der in der offiziellen Wachtturm-Publikation Awake! veröffentlicht wurde:

Am 11. September 1946 verstarb Frau Ida Stover Eisenhower in Abilene, Kansas. Die private Trauerfeier fand im Hause statt, und die Beerdigung wurde von einem Armeekaplan aus Ft. Riley durchgeführt. Respektierte man damit Frau Eisenhower? Sargträger waren drei Angehörige der American Legion und drei Veteranen der Weltkriege. War das angemessen? ... Im Jahre 1942 starb ihr Ehemann, der auch zu den Zeugen Jehovas gehörte. Ein Zeuge Jehovas hielt die Ansprache bei der Beerdigung. Frau I. S. Eisenhower glaubte wie alle Zeugen Jehovas, dass die Religion eine Falle ist und dass die Geistlichkeit ganz allgemein, auch Armeekapläne, Heuchler sind. Sie hegte keinen besonderen Stolz für General Ike"; sie war gegen seine Berufung nach West Point. Es war eine grobe Missachtung der Verstorbenen, dass ein Armeekaplan die Beerdigung leitete.

Apropos Sargträger. Insbesondere die American Legion und auch die Veteranen der Weltkriege sind wiederholt Rädelsführer in Pöbelgewaltaktionen gegen Jehovas Zeugen. Man könnte Hunderte von Begebenheiten anführen, aber beispielhaft ist die, die sich am Sonntag vor dem Tode von Frau Eisenhower im nahen Iowa abspielte. Dort sprengten die Kriegsveteranen eine öffentliche Bibelzusammenkunft der Zeugen Jehovas mit viel körperlicher Gewalt. Es kann dann ja wohl kaum als passend bezeichnet werden, wenn solche Leute als Sargträger agieren! Nur der Tod hinderte die Leiche von Frau Eisenhower daran, sich von einer Beerdigung zu entfernen, die so sehr all das missachtete, wofür sie eingetreten war (Knorr, 1946:7)

Leider wurde in diesem Artikel nicht erörtert, wie Wachtturmlehren und -politik über Militärdienst, Erziehung und Engagement in "falscher Religion" zu den im gerade angeführten Zitat bemerkten Konflikten beitrugen. Dwights religiöse Orientierung als Erwachsener wurde als "gemäßigt und tolerant, einfach und fest" beschrieben; ganz im Gegensatz zu der konfrontativen, streitsüchtigen Wachtturm-Sekte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Fox, 1969:907).

Weitere Gründe für den Mangel der Presse und der Eisenhower-Jungen an Ehrlichkeit über ihren Wachtturm-Hintergrund sind die Verlegenheit wegen des Wachtturm-Widerstandes gegen den Fahnengruß und alle patriotischen Tätigkeiten, gegen Impfungen und gegen die Medizin im Allgemeinen, die Bazillentheorie und das Eintreten für viele wirkungslose medizinische Kuren" wie die Phrenologie, Radiosolarkompressen, Radiästhesie, Radionik, Irisdiagnose, die Pampelmusenkur, und die unerschütterliche Gegnerschaft gegen die Verwendung von Aluminiumkochgeschirr und die Fluoridierung von Trinkwasser. Dwight Eisenhower hatte gute Gründe, seinen Wachtturm-Hintergrund zu verbergen, als er sich um die Präsidentschaft bewarb. Roy bemerkte, dass Eisenhowers religiöser Hintergrund von einigen dazu benutzt wurde, um zu argumentieren, er sei nicht als Präsident geeignet:

Sowohl Eisenhower als auch Stevenson wurden von einigen Protestanten ... wegen ihrer religiösen Bindungen heftig herausgefordert. Die Zugehörigkeit von Eisenhowers Mutter zu den Zeugen Jehovas wurde ausgeschlachtet, um den Kandidaten der Republikaner als antichristlichen Sektierer" und als Feind des Patriotismus" erscheinen zu lassen (Roy, 1953)

Die These, dass die Eisenhower-Jungen durch die Wachtturm-Zugehörigkeit ihrer Eltern peinlich berührt waren, wird durch das Problem gestützt, das sich entwickelte, als die Wachtturm-Gesellschaft versuchte, Frau Eisenhowers Namen zu ihrem Vorteil auszuschlachten. Ein Grund für die Besorgnis der Eisenhower-Jungen lag darin, dass Jehovas Zeugen insbesondere zur Jahrhundertwende generell von den meisten Kirchen und der Gesellschaft im Allgemeinen verachtet wurden. So gut wie keine Akademiker waren Mitglieder, und selbst heute ist der Bildungsgrad noch extrem niedrig, er ist mit am tiefsten von allen Religionsgemeinschaften (Cosmin and Lachman, 1993). Ein Problem, vor dem nach Edgar Eisenhower die Eisenhower-Jungen in den 1940er Jahren standen, war, dass die tiefe, aufrichtige, sogar evangelikale religiöse Inbrunst" ihrer Mutter von der Wachtturm-Gesellschaft dazu benutzt wurde, sie noch im Alter aus[zu]nutzen" (Kornitzer, 1955: 139).

Diese Sorge veranlasste Edgar, im Jahre 1944 einen Brief an die Zeugin Jehovas zu schreiben, die seine Mutter pflegte, als sie 82 Jahre alt war. Damals war es Praxis, dass alle Mitglieder, jung und alt -- und dafür sind Jehovas Zeugen bekannt, dass sie dies noch heute tun -- von Tür zu Tür gingen und an den Straßenecken Zeugnis gaben", in erster Linie durch die Abgabe von Literatur. Edgar glaubte offenkundig, dass der Name Eisenhower in diesem Werk ausgeschlachtet wurde, und lehnte es ab, dass seine Mutter aus dem Haus geholt und dazu benutzt wurde, religiöse [Wachtturm-]Literatur zu verteilen" (Kornitzer, 1955:139). Edgar fügte hinzu, dass er zu kämpfen bereit" war, dass seine Mutter das Recht hatte, weiterhin zu glauben, was sie für richtig hielt, aber ... sie konnte leicht und verkehrterweise beeinflusst werden, jeden Dienst auszuführen, der ihr als hilfreich zum Vorteil der religiösen Überzeugungen" der Wachtturm-Gesellschaft vor Augen geführt wurde (Kornitzer, 1955:139). Er bemühte sich darum, dass seine Mutter nicht mehr...

... von Ort zu Ort mitgenommen und als die Mutter von General Eisenhower zur Schau gestellt würde -- aus dem alleinigen Grund, jemanden zu beeinflussen suchen [die Wachtturm-Glaubenssätze anzunehmen] ... Ich will, dass Mutter abgeschirmt und beschützt und nicht ausgebeutet oder zur Schau gestellt wird ... Mutters Haus sollte nur engen Freunden und Angehörigen vorbehalten bleiben und ... kein Fremder sollte in dem Haus leben dürfen, wer er auch sei... (Kornitzer, 1955:139)

Dieses Problem wurde schließlich dadurch gelöst, dass die Zeugin Jehovas, die damals für Ida Eisenhower sorgte, Naomi Engle, eine lebenslange Freundin Idas und sicher keine Fremde für sie, aus dem Haus komplimentiert und durch eine Nichtzeugin, eine gewisse Frau Robinson, ersetzt wurde. Hätte Edgar Einwände gehabt, wenn Ida den Namen Eisenhower für eine Sache wie Bildung, Gesundheit oder selbst für eine Kirche wie die Lutheraner oder die Methodisten benutzt hätte? Ein Teil dessen, wogegen er Einwände hatte, war, dass er glaubte, die Wachtturm-Gesellschaft beute sie aus, ein Glaubensgebäude zu verbreiten, das er und seine Brüder standhaft und öffentlich ablehnten, d.h. die Wachtturm-Theologie vom Tausendjährigen Reich.

Starb Ida Eisenhower als Zeugin Jehovas?

Die meisten Historiker, die über die Religion der Eisenhowers Untersuchungen anstellten, haben sich, da so wenige Originaldokumente existieren, auf Interviews mit Personen gestützt, die David und Ida kannten" (Branigar 1994:1). Bei der großen Menge verfügbarer Informationen muss man entscheiden, welche Schlüsse historisch zutreffend sind -- manchmal kein leichtes Unterfangen. Eine der verlässlichsten Quellen ist Gladys Dodds These, weil sie Dutzende von persönlichen Interviews mit der Familie, aus der sie viele selbst kannte, benutzte, um den religiösen Hintergrund der Eisenhower-Familie in den späten 1950er Jahren zu untersuchen. Leider sind einige Wachtturm-Quellen fragwürdig.

Dr. Holt, der Direktor der Dwight D. Eisenhower-Bibliothek in Abilene, Kansas, weist darauf hin, dass die Wachtturm-Gesellschaft vielleicht darin verwickelt ist, Dokumente als echt auszugeben, die offensichtlich Fälschungen sind (1999). Speziell Interviews mit Familienangehörigen hat J. Earl Endacott geführt, ehemaliger Kurator der Eisenhower-Bibliothek. Sie haben zu dem Schluss geführt, dass es ein Vorfall aus dem Jahre 1944 war, der die Entlassung der Pflegerin von Ida, Frau Engle, die damals eine aktive Zeugin Jehovas war, nach sich zog.

Die Quelle dieser Information war Frau Robinson, Idas Pflegerin, nachdem Frau Engle entlassen wurde. Sie behauptete, dass Engle und eine weitere Zeugin Ida hereinlegten, so dass sie mehrmals unter dem Vorwand, sie bleibe dadurch in Übung", ihre Unterschrift auf ein Blankopapier setzte. Gemäß Frau Robinson wurde die am besten lesbare Unterschrift aus dem Blatt ausgeschnitten und unter einen Brief an Herrn Boeckel geklebt, den nicht Frau Eisenhower, sondern Frau Engle geschrieben hatte. Endacott kam zu dem Schluss, Engle habe größere Loyalität gegenüber den Zeugen" gehabt als gegenüber den Eisenhowers, mit denen sie entfernt verwandt war. Später erzählte Ida Frau Robinson in einem lichten Moment, was passiert war, und gab ihr das Blatt mit dem ausgeschnittenen Namen. Als die Eisenhower-Stiftung das Haus übernahm, erzählte mir Frau Robinson die Geschichte und gab mir das Blatt, das ich immer noch habe" (Endacott, N.D.).

Dieser Brief, den sie angeblich schrieb, war an Richard Boeckel gerichtet, einen jungen Mann, der Zeuge Jehovas geworden war, als er noch in der Armee war (Boeckel, 1980). Im August 1944 besuchte einen Wachtturm-Kongress in Denver, wo er Lotta Thayer, Idas Nachbarin aus Abilene, traf. Im Gespräch mit ihr erklärte Boeckel die Schwierigkeit, in einer militärischen Umgebung ein Zeuge Jehovas zu sein. Angeblich sagte Thayer ihm darauf, dass ihre Nachbarin General Eisenhowers Mutter sei, und fügte hinzu, sie sei eine Zeugin Jehovas". Sie fragte Boeckel, ob er ihr gerne schreiben wollte (Knorr, 1980:24-29). Boeckel schrieb an Ida, und in einem Teil des Briefes, den Ida ihm vorgeblich zurückschrieb, hieß es:

Eine Freundin, die von der Theokratischen Versammlung der Vereinten Verkündiger der Zeugen Jehovas zurückkam, erzählte mir, dass sie Sie dort getroffen habe. Ich freue mich mit Ihnen, dass Sie das Vorrecht hatten, diesen Kongreß zu besuchen. In den vergangenen Jahren hatte ich viele Male das große Glück, diese Zusammenkünfte der treuen Verkündiger des Namens Jehovas und seines glorreichen Königreiches, das in Kürze seine reichen Segnungen über die ganze Erde ausgießen wird, zu besuchen. Meine Freundin erzählte mir auch, dass Sie gern einen Brief von der Mutter General Eisenhowers hätten, von der man Ihnen sagte, dass sie eine Zeugin Jehovas sei. Das bin ich wirklich, und ich betrachte es als ein wunderbares Vorrecht, mit [anderen Zeugen] verbunden zu sein. Im allgemeinen habe ich solche Wünsche nicht erfüllt, weil ich nicht so sehr ins Rampenlicht gerückt werden möchte. Da Sie jedoch ein Mensch guten Willens gegenüber Jehova Gott und seiner glorreichen Theokratie sind, schreibe ich Ihnen sehr gern ... Es war schon immer mein Wunsch und mein Bemühen, meine Söhne im Glauben und in der Ehrfurcht vor ihrem Schöpfer zu erziehen. Ich bete darum, dass sie alle ihre Hoffnung auf die neue Welt setzen, deren Mittelpunkt das Königreich ist, um das alle guten Menschen während der vergangenen 2 000 Jahre gebetet haben. Ich glaube, dass sich Dwight, mein dritter Sohn, immer bemühen wird, in Treue das zu tun, was er als seine Pflicht ansieht. Ich erwähne ihn besonders deshalb, weil Sie sich ausdrücklich für ihn interessieren. Als Mutter General Eisenhowers und als Zeuge (das bin ich seit 49 Jahren) von und für den großen Gott Jehova der Heerscharen schreibe ich Ihnen gern und möchte Sie als Mitarbeiter derer, die die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu haben", zur Treue ermuntern. (Zitiert in Cole, 1955:194-195)

Um Boeckel zu ermuntern, Wachtturm-Lehren anzunehmen, wurden in dem Brief mehrere laufende Ereignisse erwähnt, die, wie die Wachtturm-Gesellschaft damals lehrte, ein Beweis dafür waren, dass Harmagedon sehr bald da wäre. Der Brief schloss: Sicher bedeutet dies, dass sehr bald die glorreiche Theokratie, das seit langem verheißene Königreich Jehovas, . . . die ganze Erde beherrschen und vielfältige Segnungen auf alle Völker ausgießen wird, die guten Willens Ihm gegenüber sind. Alle anderen werden beseitigt [in Harmagedon getötet]. Nochmals dränge ich Dich, diesen 'obrigkeitlichen Gewalten' und der Neuen Welt, die jetzt so nah ist, gegenüber treu zu sein". Der Brief datierte vom 20 August 1944, hatte offenbar die Unterschrift Ida Eisenhower" darunter geklebt und schloss mit: In der Hoffnung auf die neue Welt und als Kämpfer für sie sendet Ihnen herzliche Grüße..." (Cole, 1955:191).

Dieser Brief von Ida Eisenhower, schloss Endacott, war nicht mit den Worten Idas verfasst, die damals kaum ihren eigenen Namen schreiben konnte" und offenbar, obwohl körperlich gesund, nicht immer geistig präsent war. Ihr Gedächtnis begann sie zu verlassen, kurz nachdem ihr Mann starb, und war gelegentlich so schlecht, dass sie sich nicht einmal an die Namen ihrer eigenen Söhne erinnern konnte (Eisenhower, 1974:188). Überdies ist der Brief sehr gut abgefasst -- im Gegensatz zu dem Brief, den sie mit eigener Hand, 1943 datiert, schrieb (siehe Cole 1955). Als die Eisenhower-Söhne von dieser Begebenheit (schließlich veröffentlichte ein Reporter den mutmaßlich von Ida Eisenhower an Herrn Boeckel geschriebenen Brief) und weiteren ähnlichen Begebenheiten erfuhren, schrieben sie an Engle, sie nütze Ida aus (Kornitzer 1955). Der Brief wurde von Engle einfach ignoriert, und darauf wurde Milton die Aufgabe übertragen, sie zu entlassen. Zu der Zeit stellte Milton die Nichtzeugin Frau Robinson an. Sie sollte die Pflege von Ida übernehmen.

Man sollte meinen, dass Richard Boeckel sofort misstrauisch geworden wäre, als er den Brief mit der offensichtlich darunter geklebten Unterschrift von Frau Eisenhower erhielt. Er hätte sich versichern sollen, dass der Brief echt war, ehe er Behauptungen aufstellte, er habe einen Brief von Ida Eisenhower erhalten. Seine Geschichte und eine Reproduktion des Briefes wurde in Marley Coles Buch Jehovas Zeugen und anderen Quellen abgedruckt, und Boeckel wiederholte die Behauptungen über den Brief in seinem Lebensbericht im Watchtower vom 15. Oktober 1980 [deutsch: Wachtturm, 15. Januar 1981]. Mindestens haben die Wachtturm-Gesellschaft, Herr Boeckel und Marley Cole einen Brief vorgelegt, der offenkundig unbestätigt ist. Falls der Brief von Frau Eisenhower als echt bestätigt wird, sollte die Behauptung, dass er gefälscht ist, im Keim erstickt werden. Bis heute hat die Wachtturm-Gesellschaft mehrere Anfragen zu dieser Sache nicht beantwortet. Das Eisenhower-Museum hat sich einverstanden erklärt, einen Handschriftenexperten zur Untersuchung des Briefes zu bezahlen, aber alle Versuche, mit der Wachtturm-Gesellschaft zusammenzuarbeiten, sind bis dato fehlgeschlagen.

Merle Miller berichtete eine Erfahrung bezüglich Boeckel und dieses Briefes, die die Ironie des Glaubens der Mutter Eisenhowers preisgibt:

Einmal, als Boeckel sich weigerte, wie es ein guter Zeuge tun muss, vor seinen Vorgesetzten in Fort Warren zu salutieren, sagte er, "dass er ein Zeuge Jehovas sei und seine Weigerung sich auf mein Verständnis der Bibel gründet". Ein Offizier sagte angeblich: "General Eisenhower sollte euch Zeugen Jehovas alle in eine Reihe stellen und erschießen!" Boeckel sagte darauf, wieder gemäß Wachtturm: "Glauben Sie, er würde seine eigene Mutter erschießen?" Was soll das heißen?" Ich langte in meine Tasche, nahm Schwester Eisenhowers Brief heraus und gab ihn ihm ... Er las den Brief ... [und] gab ihn mir zurück. "Kehren Sie zur Mannschaft zurück", sagte der Offizier. "Ich möchte mit der Mutter des Generals keine Schwierigkeiten bekommen." (Miller, 1987:79)

Der Verdacht, dass der Brief eine Fälschung ist, wird auch durch eine Wachtturm-Lehre namens Theokratische Kriegsführung genährt. Theokratische Kriegsführung bedeutet im Wesentlichen, dass es richtig ist, die Wahrheit Leuten vorzuenthalten, die darauf kein Recht haben", um die Wachtturm-Interessen zu fördern (Reed, 1992; Franz, 1971:1060-1061). Reed definiert die Theokratische Kriegsführung als die Billigung, wenn nötig, Außenstehende anzulügen", und auch Außenstehende zu täuschen, um die Wachtturm-Interessen zu fördern (Reed, 1995:40). Mit den Worten Kotwalls lehrt der Wachtturm, dass die Bibel es gutheißt, wenn im Interesse ihrer Religion gelogen und getäuscht wird" (Kotwall, 1997:1). Jehovas Zeugen lügen nicht immer direkt, aber sie lügen oft gemäß der Gerichtsdefinition -- sie erzählen nicht die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit", was heißt, dass ein Gericht die ganze Geschichte hören will, keine Halbwahrheiten oder Täuschungen (Bergman 1998). In den Worten von Raines bedeutet Theokratische Kriegsführung in der Praxis Täuschung", um die Interessen von Gottes Volk" zu schützen und zu fördern, besonders die von Gottes Organisation, dem Wachtturm" (Raines, 1996:20).

Dennoch fand ich keine Beweise dafür, dass ein Elternteil kein treuer Wachtturm-Anhänger war, als die Eisenhower-Jungen aufwuchsen. Wenn Frau Eisenhowers Loyalität zur Wachtturm-Gesellschaft im Alter nachließ, änderte dies nichts an der Tatsache, dass ihre Jungen als Zeugen erzogen wurden, aber es würde uns helfen, Ida Eisenhower besser zu verstehen.

Zusammenfassend verließ Ida wahrscheinlich nicht die Zeugen, sie betrachtete sich immer noch als eine. Es gibt einen Grund für den Schluss, dass Ida Eisenhower etwa zu derselben Zeit weitere Briefe verschickte, als sie sich vor Boeckel angeblich als Zeugin bezeichnete: Es gibt einen handgeschriebenen Brief an die Mitzeugin H. I. Lawson aus Long Island, N.Y., aus dem Jahr 1943 (Cole, 1955). Auch dieser Brief könnte wohl eine Fälschung sein, aber keiner hat sich bis jetzt dahingehend geäußert.