Irrationale Überzeugung Nr. 4: Die Vorstellung, dass es schrecklich und katastrophal ist, wenn die Dinge nicht so sind, wie man sie gerne haben möchte.

Es ist einfach erstaunlich, wie viele Millionen Menschen auf dieser Erde empört und unglücklich darüber sind, dass die Realität nicht so ist, wie sie es sich wünschen, bzw. dass die Welt so ist, wie sie ist. Dass sich diese Leute ausgesprochen frustriert fühlen, wenn sie nicht bekommen, was sie wollen, ist nur natürlich. Aber dass sie sich durch diese Frustration in tiefe anhaltende Depressionen oder in ungeheure Wut versetzen lassen, ist aus mehreren Gründen ganz und gar unvernünftig:

1. Wenn die Umstände und die Menschen nicht so sind, wie wir sie gern hätten, wird die Forderung, dass sie anders sein sollen, sie wohl kaum verändern. Manchmal wird es die Menschen sogar ermutigen, sich noch schlechter zu benehmen.

2. Die Tatsache, dass kleine Kinder, die über eine geringe Fähigkeit zu philosophischem Denken verfügen, oft unfähig sind, unvermeidbare Frustrationen zu tolerieren, beweist kaum, dass wir es nicht können. Wir können es - wenn wir nur halb so fleißig daran arbeiten, die grimmige Realität zu akzeptieren, wie wir uns gewöhnlich zu überzeugen suchen, dass wir es nicht können. Ich habe Hunderte von Fällen gesammelt, die zeigen, dass die Menschen ungewöhnliche medizinische Probleme, Behinderungen und andere »grausame« Umstände akzeptieren können und dabei nicht in Katastrophenstimmung verfallen und daran arbeiten, sich anzupassen. Wenn ich die Zeit dazu finde, werde ich diese als Buch veröffentlichen mit dem Titel Accepting the Inevitable (das Unvermeidliche akzeptieren).

3. Obwohl es dem ersten Eindruck nach beachtliche Beweise dafür zu geben scheint, dass die Hypothese John Dollards, Neal Millers und ihrer Kollegen stichhaltig ist und Frustration oft zu Aggression führt, wird eine ausführlichere Überprüfung der Beweise zeigen - wie Nicholas Pastore und Magda Arnold angedeutet haben -, dass es nicht die Frustration selbst ist, die Feindschaft und Aggression wirklich »verursacht«, sondern die subjektive und moralische Einstellung gegenüber dieser Frustration . So werden Personen, die zwanzig Minuten lang in der Kälte auf einen Bus warten, nur damit dieser schließlich an ihnen vorbeifährt, nicht besonders feindselig reagieren, wenn sie a) entdecken, dass der Bus defekt ist. Sie werden jedoch fast immer wütend, wenn sie b) sehen, dass der Busfahrer mit einem höhnischen Grinsen grundlos an ihnen vorbeifährt. Doch in beiden Fällen können sie nicht mit dem Bus fahren und sind gleichermaßen frustriert.

4. In ähnlicher Weise haben Experimente gezeigt, dass wir selbst physischen Schmerz nicht nur in Relation zur Intensität des schmerzhaften Reizes erleben und darauf reagieren, sondern in großem Ausmaß in Relation zu den subjektiven, individuellen, einstellungsbedingten Vorurteilen der Person, die den Reiz erfährt. Die Fälle, in denen Fußballspieler trotz gebrochener Kippen weiterspielen, Zeigen die Macht menschlichen Willens bei der Überwindung von Schmerzen. Daher ist es gleichgültig, wie sehr wir von jemandem frustriert werden oder ob wir um etwas beraubt werden, das wir sehr stark wollen, gewöhnlich müssen wir nicht wütend und depressiv werden wegen dieses Mangels, wenn wir unsere Präferenz nicht als bittere Notwendigkeit definieren.

Statt sich über die frustrierenden Aspekte des Lebens bzw. über die reale oder eingebildete Ungerechtigkeit der Welt in unvernünftiger Weise aufzuregen, sollte sich der rationale Mensch folgende Einstellungen zu eigen machen:

(1) Er sollte zu unterscheiden suchen, ob frustrierende oder schmerzhafte Situationen objektiv schlecht sind oder ob er sich ihre irritierenden Aspekte bloß einbildet bzw. diese übertreibt. Sind bestimmte Zustände objektiv abzulehnen, dann sollte er dieser Tatsache ruhig ins Auge sehen und sich um Veränderung dieser Zustände bemühen. Ist es ihm gegenwärtig unmöglich, die genannten Zustände zu verändern oder zu beseitigen, sollte er lernen, sie zu akzeptieren bzw. sich nut ihnen abzufinden.

(2) Insbesondere sollte er sich seine eigene Tendenz bewusst machen, unvermeidliche negative Situationen zu Katastrophen aufzubauschen, sich einzureden: »0 Gott! Wie schrecklich ist diese Situation - ich kann sie unmöglich ertragen!« Er sollte diesen Hang, überall Katastrophen zu wittern, in Frage stellen und bekämpfen und seine internalisierten Sätze folgendermaßen abändern: »Es ist bedauerlich, dass die Umstände so frustrierend sind. Aber das bringt mich nicht um; ich bin imstande, unter diesen unerfreulichen, aber nicht katastrophalen Umständen zu leben!«

(3) Wann immer es möglich ist, sollte er versuchen, aus frustrierenden Situationen das Beste zu machen, d.h. aus ihnen zu lernen, sie als Herausforderung zu akzeptieren, sie sinnvoll in sein Leben zu integrieren.

(4) Wenn ihn physische Empfindungen wie Kopfschmerzen irritieren, sollte er sein Bestes tun, um sie loszuwerden; ist dies nicht möglich, sollte er versuchen, sie aus dem Bewusstsein zu verdrängen bzw. sich davon abzulenken. So kann er sich etwa auf andere, angenehmere Aspekte des Lebens konzentrieren (wie Lesen oder Pingpong-Spielen), bis die unangenehmen Empfindungen von selbst vergehen. Er sollte versuchen, unvermeidliche Unannehmlichkeiten und Ärgernisse zu akzeptieren und sie nicht noch schlimmer zu machen, indem er sich darüber ärgert, dass er sich ärgert (und dadurch seinen ursprünglichen Zorn verdoppelt oder verdreifacht).