Eine sehr elitäre Gruppe, von einem Deutschen namens Bernhard gegründet, der sich dann mit Künstlernamen 'Abdruschin' nannte. Eine, ja, eine Geheimlehre, die bestimmte Folgen für das Leben hat: Vegetarisch und so weiter. Ist nicht mein Ding, aber ich finde sie auch nicht furchtbar bedrohlich.-

Susanne Schara: Was mich wundert, ist, die Menschen sind ja in der Regel nicht dumm und sagen auch im nachhinein, dass sie sich eigentlich alle nicht erklären können, wie sie in eine solche Abhängigkeit geraten konnte. Herr Stoffel, bei Ihnen in der Neuapostolischen Kirche war das ähnlich. Wie kommt es, dass Sie so lange dabei geblieben sind? Sie sagten am Anfang: Es war so schön warm da und ich hatte auch ein bisschen Angst. Aber das kann es nicht allein gewesen sein.

Dr. Olaf Stoffel: Also, ich habe mich da auch wissenschaftlich damit befasst was mich und andere Menschen dazu bewogen hat, in eine problematische religiöse Gruppe zu gehen. Und wir haben auch durch unsere Selbsthilfearbeit Kontakt zu den Psychatrien anderer Institutionen, und meine Überzeugung ist es, dass man eine gewisse psychische Disposition mitbringt. Damit meine ich, wenn ich von meinem Elternhaus her ausgehe, dass man im Elternhaus etwas vermisst hat an Zuwendung, an Liebe und Geborgenheit, das man dort in der Gruppe meint wiederzufinden, in die man dann letztendlich einsteigt. Und diese psychische Disposition führt dazu, dass man letztendlich auch emotional an die Gruppe gebunden ist, weil die Gruppe ein Elternersatz ist und man dann diesen Führern nachfolgt ohne zu reflektieren, was man sich letztendlich damit antut.

Susanne Scharra: Und dazu kommen dann noch ganz bestimmte Mechanismen, wie sie bei der Stange gehalten werden. Sie haben das in Ihrem Buch, glaube ich, auch ausgeführt. Ich habe in dem Beitrag jetzt auch gehört, da gibt es ein Kerzeninszenarium zum Beispiel oder in Ihrem Buch stehen andere Dinge noch drin: Schlafentzug. Was sind denn das für Sachen?

Dr. Olaf Stoffel: Das sind alles manipulative Techniken, die dazu führen, dass man seinen Verstand nicht richtig einsetzt. In dem Beitrag wurden die Kerzen angesprochen. Ich bin überzeugt davon, dass man die Kerzen eingesetzt hat, um diese Dame zu manipulieren, um ihr zu zeigen: Bei uns ist alles in Ordnung, da ist Harmonie, wir würdigen dich. Das ist eine Technik, die viele Gruppen einsetzen. Sie bringen ihren Mitgliedern eine Pseudowertschätzung entgegen, sagen ihnen: Wir brauchen dich. Du bist wichtig für unsere Arbeit. Du sollst das letzte Schaf um Mitternacht herbeibringen, damit das Weltende kommen kann. Und diese Wertschätzung ist etwas, was alle Menschen brauchen. Das macht Sekten, sage ich mal, so attraktiv. Schlafentzug bewirkt, dass Menschen nicht mehr richtig reflektieren können.

Susanne Scharra: Und das war bei Ihnen auch so? Sie haben wirklich Tag und Nacht praktisch für die Sekte gearbeitet und kaum noch geschlafen?

Dr. Olaf Stoffel: Also so, so extrem war es jetzt nicht. Ich hatte ja meinen Beruf schon, aber ich war jeden Tag unterwegs für die Gemeinschaft, habe neue Mitglieder geworben, habe Mitglieder betreut, zum Schluss etwa 120 Mitglieder in der Neuapostolischen Kirche, und dadurch habe ich auch viele gedankliche Prozesse verdrängt. Und das hat mich letztendlich so lange drin gehalten.

Susanne Scharra: Aber halten wir mal fest, wenn man die Strukturen durchschaut fällt es leichter, den Verführungen der Sekte zu widerstehen. Man muss es aber schaffen, wenn man drin ist, aus den Fängen der Sekte wieder rauszukommen, den Ausstieg also schaffen. Olaf Stoffel hat es geschafft. Er kann uns Tipps geben. Gleich reden wir weiter.

(Musik)

Susanne Scharra: Thema <<LEBEN HEUTE>> über Sekten. Bei uns laufen die Telefoneheiss. Ganz viele Hörer rufen an und wollen Dinge wissen, zum Beispiel, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der Sekte 'Universelles Leben' und dieser Ökoladen-Kette 'Gut zum Leben'. Herr Lemhöfer, Weltanschauungsbeauftragter der Katholischen Kirche, wissen Sie etwas darüber?

Lutz Lemhöfer: Einen Zusammenhang gibt es. Die Höfe 'Gut zum Leben' zählen zu den sogenannten Christus-Betrieben des 'Universellen Lebens'. Sie sind rechtlich selbständig; nicht identisch mit dem Verein. Aber man kann sagen, dass deren Erlöse sicherlich auch dem 'Universellen Leben' zugute kommen und dass sie versuchen, nach Grundsätzen des 'Universellen Lebens' ihre Arbeit zu gestalten.

Susanne Scharra: Also, Sie würden auch sagen: Auch das ist eine sektiererische Gruppe. Oder...