Floating. Das sind sog. "Flashbacks" zurück in die Denkweise, die Gefühlswelt und den Kontext des jeweiligen Kultes, die oft begleitet sind von euphorischen Zuständen.

Das Gefühl überflüssig und wertlos zu sein, nicht gebraucht zu werden. Ehemalige haben eine Gruppierung verlassen, in der sie "wichtige" Aufgaben und Ziele zu erfüllen hatten, die sie in ständiger Aktivität hielten. Sie vermissen die Gipfelerlebnisse und den Antrieb, die durch die Intensität der Gruppendynamik hervorgerufen wurden.

Perspektivlosigkeit. Ehemalige wissen nach ihrem Austritt nicht, was sie in "dieser Welt" wollen und sollen. Es müssen oft mühsam neue, diesmal eigene Zukunftsperspektiven erarbeitet werden.

Verlegenheit. Das ist eine Auswirkung der Unfähigkeit, über ihre Kulterfahrungen zu sprechen; zu erklären, wie und warum sie einem Kult beigetreten sind, und was sie während der ganzen Zeit dort gemacht haben. Eine gewisse Leichtigkeit im Umgang mit anderen Menschen oder beruflichen Situationen geht ihnen dadurch verloren.

Schuldgefühle. Zum einen fühlen sich Ehemalige schuldig, überhaupt der Gruppierung beigetreten zu sein und später selbst Menschen rekrutiert zu haben. Zum anderen schämen sie sich für die Dinge, die sie während ihrer Mitgliedschaft getan haben.

Sorge um die zurückgebliebenen Gruppenmitglieder und evtl. Angehörigen und Trauer um den Verlust der Gemeinschaft. Trauer auch um den Verlust des sinnvollen Engagements für "große" Aufgaben und hohe Ziele, z.B. Einsatz für den Weltfrieden oder das baldige Gottesreich.

Misstrauen gegenüber ihrer sozialen Umgebung, gegen organisierte Religion (wenn sie einem religiösen Kult angehörten) und Organisationen generell. Dies beinhaltet aber auch Mißtrauen gegenüber ihren eigenen Fähigkeiten wahrzunehmen, ob und wann sie erneut manipuliert werden. Nachdem sie mehr über Manipulationstechniken und psychologische Modelle erfahren haben; können sie wieder klarer differenzieren und ihrer inneren Stimme vertrauen lernen.

Isolationsempfindungen. Ehemalige haben oft das Gefühle, daß keiner verstehen kann, was sie durchgemacht haben. Dies bezieht sich besonders auf ihre Familien.

"Schwarz und Weiß", also die Tendenz, nur in Extremen zu denken, wie es im Kult üblich war. Ehemalige müssen erneut lernen, auch die Grautöne, Farben wahrzunehmen, um der Komplexität des Daseins gerecht werden zu können.

Unfähigkeit eigene Entscheidungen zu treffen. Der Verlust der Selbstbestimmung in derartigen Organisationen führt oft zu einer Entscheidungsunfähigkeit. Dieses Unvermögen ist ein Beleg für die Abhängigkeit und Unselbständigkeit, die im Kult gefördert wurde.

Kommunikationsstörungen. Diese entstehen v.a. durch die im Kult eingesetzte Technik der "Manipulation der Sprache", die bewirkt, daß Kulterfahrungen nur in der jeweiligen kultspezifischen Sprache verbalisiert werden können und somit von Nichtmitgliedern nicht verstanden werden.

Entfremdungsgefühle gegenüber früheren Freunden (vor der Kultmitgliedschaft) und der eigenen Familie aufgrund der für Außenstehenden schwer nachvollziehbaren Kulterfahrung und den o.g. Kommunikationsstörungen.

Ungelöste Familienprobleme, alles wird "spiritualisiert". Diese Verhaltensweise hält manchmal recht lange an. Ehemalige sollten darin ermutigt werden, nach logischen Erklärungen für Ereignisse und Erlebnisse zu suchen, um ihre irrationale, oft "magische" Denkweise loslassen zu können.

Schwaches Selbstvertrauen, geringe Selbstachtung. Das resultiert aus ihren Kulterfahrungen, in denen sie als nutzlos, schuldig und schwach dargestellt wurden. Sie trauen sich kaum zu, eine eigene Meinung zu äußern. Dies ist die Auswirkung des gezielten manipulativen Einsatzes von Lob und Tadel im Kult.

Abhängigkeit und die Gefahr einer "Abhängigkeitsverlagerung". Oft versuchen Ehemalige die Leidensphase nach einem Kultaustritt abzukürzen, indem sie sich z.B. vorschnell in eine Partnerschaft begeben, oder sich einer neuen Religionsgemeinschaft anschließen.

Probleme mit der eigenen Sexualität und mit der Sexualmoral generell, speziell aber der Verlust des Zugangs zum eigenen Körper.

Furcht und Angst  davor, daß das, was der jeweilige Kult im Falle eines Ausstiegs an schlimmen Konsequenzen prophezeit hat, auch tatsächlich eintreten wird. Sie haben das Gefühl, versagt zu haben und deshalb (von Gott, Satan, Geistern, Dämonen) bestraft werden zu müssen.

Religiöse Angstsymptome. Einige Ehemalige erleben Halluzinationen und hören Stimmen, die als "Zeichen und Wunder" verstanden und je nach persönlicher Situation interpretiert werden.

Wut und Ärger gegenüber der Gruppe und/oder gegenüber dem Kultführer. Nicht selten richten sie diese Wut auch gegen sich selbst.

Depressionen, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Dissoziation. Auch dieser Zustand wurde vom Kult gefördert. In diesen Phasen befindet sich der Ehemalige nicht mehr in Kontakt mit der Realität oder den ihn umgebenden Personen. Er ist dann unfähig zu kommunizieren. Auf Außenstehende wirkt er wie jemand, der "ganz weit weg, ganz woanders ist".

Schlafstörungen und Alpträume, spirituelle und philosophische Fragen/Probleme. Die Weltanschauung und die Werte des jeweiligen Kultes haben sich als nicht tragfähig erwiesen. Eine neue, eigene Wertewelt muß gefunden werden.

Recovery From Cults, teilweise entnommen aus Langone, M.D. & American Family Foundation (1993)