Im Jahre 1983 erschien im Verlag Commentary Press, Atlanta, ein Buch eines ehemaligen Vollzeitpredigers der Zeugen Jehovas, “The Gentile Times Reconsidered“, in Erstauflage.

Die Endzeitberechnung dieser Religionsgemeinschaft stützt sich unter anderem auf ein behauptetes Datum 607 v.u.Z. für die Eroberung und den Fall Jerusalems durch das neubabylonische Reich. Carl Olof Jonsson, dem erwähnten Prediger, waren Zweifel an der Validität des Datums gekommen.

Im Verlauf seiner Nachforschungen fand er deutliche Belege für das auch von Wissenschaftlern favorisierte Datum 587 v.u.Z. Seine Abhandlung, die er daraufhin schrieb, wurde Gegenstand eines Briefwechsels mit der Weltzentrale der Wachtturm-Gesellschaft in Brooklyn. Die Geschichte der Abhandlung und der Briefwechsel sind hier mit ausdrücklicher Erlaubnis Jonssons dokumentiert. Dies geschieht nicht, um irgendwelche Personen bloßzustellen. Deshalb sind auch nicht immer alle Zeugen mit Namen genannt. Wir glauben vielmehr, daß es sich hierbei um ein Musterbeispiel dafür handelt, wohin Organisationsdenken und Festhalten an überkommenen Lehren ohne sichere biblische Basis eine Religionsgemeinschaft führen können, so daß am Ende menschliche Dogmen wichtiger werden als die Fakten.

Dies ist um so trauriger, als man den meisten Zeugen Jehovas das aufrichtige Bemühen, Gott zu dienen, gewiß nicht absprechen kann. Glaubens- und Gewissensfreiheit sind aber nie Kollektiv-, sondern Individualrechte, und auch die Bibel spricht davon, daß jeder für sich selbst steht oder fällt (Römer 14:4). Doch die meisten Zeugen machen von diesen Rechten insofern keinen Gebrauch, als sie, wie man sie gelehrt hat, sich von vornherein mit Fakten, die das Glaubensgebäude ihrer Organisation ins Wanken bringen könnten, erst gar nicht befassen — im Endeffekt gar nicht befassen dürfen, wenn sie nicht selbst in den Ruch der Rebellion und Abtrünnigkeit kommen wollen.

Nur: das von Jonsson vorgelegte Material widerspricht der Bibel nicht einmal, es stützt und erhöht sie vielmehr noch. Für ihn spitzte sich die Überschrift dieses Buches, „Fakten oder Dogmen“, letztlich auf die Frage zu: Loyalität zur Organisation oder Loyalität zur Bibel und Festhalten an der eigenen Gewissensentscheidung? Das ist denn auch der Grundtenor des hier veröffentlichten Hintergrundberichts und Briefwechsels, den wir, durch einen anderen Schrifttyp unterschieden, nur sparsam kommentiert haben, da wir der Meinung sind, daß er für sich selbst spricht.

Für den interessierten Leser sei noch darauf hingewiesen, daß Jonssons Buch auch in deutscher Sprache vorliegt, es ist unter dem Titel Die Zeiten der Nationen, näher betrachtet erschienen und im Buchhandel erhältlich. Es ist unsere Hoffnung, daß sowohl das Buch selbst als auch der vorliegende Briefwechsel so manchen aufrichtigen Menschen, auch unter Jehovas Zeugen, zum Nachdenken veranlaßt.

Fakten oder Dogmen?